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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Ende oder Anfang in Terrenor 2. Woche des 5. Jahres Das kleine Drachenboot lag schwer im Wasser, die Segel waren notdürftig geflickt und Wasser scheint durch mehrere Stellen ins Innere zu dringen. Die Hälfte der Mannschaft war permanent dabei, Wasser in Holzeimern aus dem Schiff zu kippen. Vorne neben dem kunstvoll geschnitzten Drachenkopf stand ein, in der Tracht der Corsaren gekleideter Mann, mit einem großen Krummschwert an der Seite. Ab und an brüllte er einen Befehl, doch meistens schaute er nur ungeduldig zu den näherkommenden Kaianlagen. Selbst aus der Ferne konnte man spüren, dass hier jemand außergewöhnliches in die Hauptstadt des alten Imperiums kam. Gul Jacambar, einst der größte und gefürchteste Corsar, der die südlichen Meere beherrscht, die Flotten des alten Imperiums genarrt und die Küsten mit Beutezügen heimgesucht hatte; wiedergeboren, um die alten Fehler der Vergangenheit zu sühnen und die Bestimmung des Chakaranda zu erfüllen.
Schwere tief schwarze Wolken hingen über der Stadt und Nacht herrschte in den Gassen und Häusern. Die Dunkelheit schien nicht nur das Sonnelicht fernzuhalten, sondern auch alle Geräusche wie Watte zu dämpfen. Mit letzter Kraft und einem dumpfen Knall stieß das Schiff gegen den Kai. Der ganzen Mannschaft war die Erschöpfung der letzten Wochen anzusehen. Nur der Kapitän sprang elegant und mit einem Lächeln, als ob ihm dieser Schritt tiefe Befriedigung bereiten würde, auf den Kai. Ohne zu wissen warum wichen die Leute vor ihm zurück. Die Wachmannschaften und Sklavenwächter, unfähig anzugreifen, standen wie zu Stein erstarrt und beobachten, wie Gul Jacambar alleine und nur mit dem Krummschwert an seiner Seite an ihnen vorbei in die Stadt marschierte. Einige Sklaven, die Gunst der Stunde nutzen, ergriffen den einen oder anderen Wächter und warfen sie ins Hafenbecken. Vereinzelt brach Jubel aus und einige Menschen, die wie Priester gekleidet waren, musterten den Gul und warfen sich anschließend vor ihm zu Boden.
Obwohl er noch nie die Straßen Terrenors betrat, schien er ganz genau zu wissen, wohin er sich wenden musste. Die Präsenz seines Gegners war für ihn so deutlich zu spüren, wie für andere die Fluten des Monsuns, die sich alljährlich über den Mogullanden ergießen.
Keine Wache, keine Wesen der Hölle wagte es, sich dem unerwünschten Besucher in den Weg zu stellen. So kam er ungehindert am großen Forum an. Die Trümmer des alten Kaiserpalastes nahmen die komplette Südseite ein und dort war er. An sein Schicksal gebunden oder sich an einen letzten Hoffnungsschimmer klammernd lag Ashar'Zar in Mitten der Ruine des Kaiserpalastes und wartete auf IHN.
Mensch, Waffe der Götter und wiedererweckter Verschlinger der Menschheit standen sich für einige endlos erscheinende Momente gegenüber. Dann verneigte sich Gul Jacambar langsam aber deutlich vor dem riesigen Drachen. Obwohl er wusste, dass dies sein Feind ist, die Nemesis Terras und die Bosheit in Person, so war er einst ein Kind Valuns und eine solche gewaltige Existenz zu beenden, erfüllte ihn mit Trauer. Wer weiß, was diese Seele hätte leisten können, wenn sie der Versuchung der Mandra nicht nachgegeben hätte.
Auch Ashar’Zar schien seinem Gegner, der so unwirklich neben ihm wirkte, Respekt zu zollen. Schließlich zog Gul Jacambar Chakaranda, die Klinge der Mogul, Geschenk der Götter und hielt die Klinge gen Himmel. Geizendes Sonnenlicht strahlte von der Klinge in alle Richtungen aus. Es war, als ob die Sonne in Mitten des sonst so dunklen Forums aufgehen würde.
Wer das Schauspiel bisher beobachtet hatte, musste seine Augen abwenden. Die kleine Sonnesphäre wuchs und nährte sich dem Drachen. Als der Rand der Lichtkugel die blauen Schuppen des Drachen berührte, stieg grauer Nebel auf. Schmerz durchzuckte den monströsen Körper Ashar’Zars. Dann verhüllte das Licht den Drachen komplett und als ob Drache und sein Gegner aus dieser Welt entfernt worden wären, erklangt kein weiterer Laut aus der Kugel. Still und starr verweilte sie auf dem riesigen Platz in Mitten Terrenors. Nur ab und zu durchfuhr ein Beben die sonst so markelose Oberfläche und das Licht wurde für einen Moment schwächer.
Plötzlich dehnte sich die Sphäre wie bei einer Explosion aus, die Ränder schossen schnell wie Pfeile über die Trümmerlandschaft des Forums. Panisch stoben die Gaffenden in alle Richtungen davon. Doch so plötzlich wie es angefangen hatte, stoppte die Lichtmauer. Das komplette Forum lag jetzt unter der Lichtkuppel. Noch einmal glomm die Sphäre, auf und als ob sie Vala ein Zeichen geben wollte, durchbrachen ihre Strahlen den wolkenverhangenen Himmel. Und Vala antwortete, ihre Strahlen vereinigten sich mit denen ihrer kleinen Schwester.
Dann, als ob alles Licht hinauf zum Himmel strömen würde, löste sich die Lichtkuppel auf.
Als die ersten Schaulustigen sich benommen, ob des Geschehenen ihre Augen rieben, war die Sphäre verschwunden, verschwunden ebenfalls alle von ihr eingeschlossenen Gebäude, Palast, Forum, Villen. Vor ihnen erstreckte sich ein flacher, unberührter, leerer Platz, der im warmen Sonnelichte Valas, Frieden und Schutz ausstrahlte. Nur in der Mitte des Platzes stand immer noch der alte schwarze Obelisk, einst Zeichen der alten Macht der Nekromanden. Doch, die Umstehenden mussten die Augen zusammenkneifen, in dem Obelisken steckte ein silbrig glänzendes Schwert und dort wo Schwert auf Stein trafen, entsprang eine kleine Quelle dem Obelisken und sprudelte zu Boden. Am Rande des kleinen Sees hatten bereits die ersten Grashalme ihre Hälse gen Himmel gestreckt. Die dunkle Macht Terrenors schien mit dem Ende Ashar’Zars gebrochen und zumindest für dieses Zeitalter war der Schatten vertrieben.
Überraschend erhob sich neben dem Obelisken Gul Jacambar. Wie Fetzen hingen die Reste seiner Kleidung an seinem Körper, doch ansonsten schien er keinerlei Wunden davon getragen zu haben.Trotzdem unternahm keiner den Versuch sich dem Mann zu nähern oder auch sonst einen Fuß auf den Platz zu setzten. Alle warteten auf ein Zeichen, eine Regung.
Die Zeit schien stehen geblieben sein. Da erhob der zerlumpte Mann sich und mit einer Stimme, die nicht von dieser Welt zu kommen schien, hoch, und mit einem Klang, der an eine Mischung aus Harfen und Trompeten erinnerte, schallte sie über den Platz, über die Stadt, ja über die gesamte Regione Terrenor:
„Kinder Valuns, Ashar’Zar, der Verführer eurer Seelen ist nicht mehr! Er, der sich dunkler Prophet nannte hat euch und viele eurer Geschwister verführt. Nach seinem Befehl, habt ihr den Weg des Gleichgewichtes verlassen und habt eure eigenen Brüder und Schwestern getötet. Doch noch ist es nicht zu spät für eure Seelen! Erkennt eure Schuld und euer Fehl. Verlasst die dunklen Pfade der Zerstörung und kehrt zurück in die Mitte Valuns. Jetzt und hier, wird euch noch eine letzte Möglichkeit gegeben. Nutzt sie oder sterbt mit eurem sogenannten Herren!“
Als ob Vala seine Worte verdeutlichen würde, brach die Wolkendecke überall über der Stadt auf und Licht fiel wieder auf die gesamte Stadt, die wie aus einem tiefen Schlaf erwachte.
Als ob die Verzauberung gebrochen war, brandete Jubel am Rand des Platzes aus. Die Menschen die jahrelang unter der Knechtschaft der Dunkelheit zu leiden hatten, fasten neuen Mut, warfen das Joch der Unterdrücker ab und marschierten gegen ihre alten Herren.
Zur gleichen Zeit bezogen mehrere Heere ihre Stellungen vor der Stadt, bereit der Herrschaft der dunklen Drachen und der Echsen ein Ende zu bereiten. ...
Notiert und übergeben von den Schreibern des Reiches Arcanar
Reich Arcanar
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