Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Hinter den Mauern Schwertlands...
26. Woche des 5. Jahres

Lange hatte Gharuk Khetakh den Aufmarsch der Truppen beobachtet. Innerlich musste er grinsen. Der Plan Snagas und Baraks war voll aufgegangen. Beide hatten schon lange vermutet, dass die Verblendeten nichts besseres zu tun haben würden und dass ihnen nichts klügeres einfallen würde, als über die Erbel in die Orklande zu ziehen. Und nun hatten sie die Feinde taktisch ausmanövriert - sie, die dummen Orks, die nur draufhauen können und die, wiel Palan Corax einst sagte, nur zum kämpfen da sind - sie hatten die achso überlegenen Taktiker und Generäle der Feinde reingelegt.
Nach der Rückkehr Baraks war ihm klar, dass er gefehlt hatte und so hatte er ihm umgehend angeboten, für die Orks in den Tod zu gehen - dies würde nun also geschehen.
Kurz ließ er seinen Blick abschweifen auf das Objekt, weswegen sie gekommen. Das Liber lag inmitten des Orklagers hinter den Mauern, noch immer bedeckt durch eine rauhe Decke. Ein bestialischer Gestank ging von ihm aus, denn kurzerhand hatte er die Stelle zu jenem Platz erklärt, an dem die Orks ihre Notdurft verrichten sollten. So war es inzwischen schon zu einem Ritual geworden, dass jeder Ork, der das Liber passierte, darauf urinierte und es danach verächtlich bespuckte.

Inzwischen waren die feindlichen Truppen in Stellung gegangen, bereits Worte gewechselt worden. Doch auch er hatte etwas zu sagen:

"Hervanal, Fyr Ashmor, Alte Armee, Dämonen - ihr törichten Wesen! Ein zweites Mal kommt ihr zu spät! Zu lange hadertet ihr in Edenbronn, den Feind als Schlachtlamm vor Augen, doch ihr ward zu blind, es zu sehen und wartetet zu, bis er zu stark war. Und nun seid ihr wieder einmal zu spät - der Lauf der Geschichte scheint sich zu wiederholen.
Hervanal! Ihr sprachet davon, dass sich nach Palan Corax Tod ein Schleier von euren Augen löste - nun denn scheint ihr noch viele Schleier vor eurem Auge zu haben, denn klar zu sehen vermögt ihr immer noch nicht. Ward euer Handel in der Vergangenheit durch Palan Corax bestimmt, scheinen nun andere Geister eure Flüsterer zu sein. Fahrt ihr so fort, so werdet ihr in zukünftigen Tagen zu einem jener Kaiser gehören, die in Vergessenheit geraten sind.
Fyr Ashmor! Dreimal verschonten wir euch, in Ostwacht, in Fürthen und auch hier in Schwertland ließen wir sogar das Abbild Cryl Jalas selbst am Leben. Wieder einmal glaubten wir euren Worten, als ihr versprachet, abzuziehen und in eure Heimat zurück zu kehren. Der Verstand Baraks riet ihm davon ab, doch sein Herz gab euch eine letzte Chance. Noch habt ihr diese.
Alte Armee! Nach der ersten Schlacht zu Schwertland stellten wir uns vor euch und schützten euch, als Wingan euch Heimat und Boden nahm, boten wir euch Hilfe an, als die Diener Narmas aufmarschierten ermöglichten wir euch neue Ländereien in Fürthen und Westgard und eure alte Heimat in Rashum. Und dies soll nun der elfische Dank dafür sein?! Nun denn, dann seid euch gewiß, dass Barak eines Tages persönlich bei euch vorbeischauen wird, um sich ebenso wie ihr bei euch zu bedanken!
Und nun zu euch, Dämonen des Aeon-a-Thon! Stets habt ihr uns Orks nur als Diener gesehen, als eure Sklaven, die vorrausschreiten als Schlachtlamm und Wegbereiter eurer Herrschaft. Doch ihr scheint unterschätzt zu haben, wie lange ihr nicht mit uns Orks gesprochen habt, wie lange ihr geschwiegen habt. Wir Orks sind zu einem eigenständigen Volk erwachsen, mit eigenem Glauben, eigenem Ehrgefühl, eigenen Zielen. Glaubt ihr denn, wir haben all die Äonen lang nur darauf geharrt, dass ihr wiederkehrt? Glaubt ihr, wir haben jeden Tag bange verbracht und inständig gehofft, dass es nun denn so weit sei? Als ihr wiedergekehrt seid, da war eure Rolle gegenüber den Orks nach all den Jahren eine andere - doch ihr habt das nicht verstanden, habt es nicht gesehen, wolltet es nicht sehen. Wir wären nicht die ersten Söhne, sie sich von ihrem Vater abwenden, weil dieser ein Tyrann ist. Euer Versagen hier ist alleine euch selbst zuzuschreiben!

So kommt nun, ihr Aaasgeier - ein leichter Sieg wird das am heutigen Tage hier in Schwertland nicht werden, das versprech ich auch, so wahr ich Gharuk Khetakh, "Drokâz Shugra-Azgash" bin.


Blutpfad-Clan


 (c) 2003-2004 Markus Penz