Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Verspätete Senatssitzung beginnt mit Ausrufung des Ausnahmezustands!!!
28. Woche des 5. Jahres

Aus den Gazetten des Reiches, diesmal dem "Reichsboten":

Lymnopolis – Über der strahlenden Stadt Lymnerias lag eine drückende Hitze, kein Lüftchen wehte, die Sonne brannte erbarmungslos auf die staubigen Straßen und Gassen der größten Metropole des Reiches. Mensch und Tier litten unter der Sonnenglut und zogen sich sorgsam in die weißgetünchten Häuser oder unter die schattenspendenden Baumgruppen zurück, um in den kühleren Abendstunden ihr Tagwerk zu Ende zu führen. Allein das unermüdliche Zirpen der Grillen erfüllte die sonst wie ausgestorbene Stadt.
So verwunderte es auch nicht, dass sich zu der erwartungsvoll entgegengesehenen ersten Senatssitzung nach der Machtergreifung des neuen Imperators nur wenig Bürger aufgerafft hatten, um die traditionelle Rede des Caesaren vor der Oberschicht Telyms und den Vertretern der Stadt Lymnopolis mit anzuhören. Die trotz der widrigen Umstände Erschienen beugten sich erschöpft und müde auf den Zuhörerrängen vor dem monumentalen Senatsgebäude und erwarteten träge, nun schon seit Stunden der prallen Sonne ausgesetzt, die mit unerbittlicher Härte vom wolkenfreien Himmel auf sie hernieder schien, die Ankunft des neuen Herrschers.
Dieser hatte sich deutlich Zeit gelassen: Hatten Abgesandte des Imperialen Officiums in den frühen Morgenstunden zunächst angekündigt, Caesar Gratiorus I. werde aufgrund von Informationen über einen geplanten Anschlag auf die Sitzung zum Schutze der Senatoren überhaupt nicht erscheinen, wurde diese Nachricht in den späten Nachmittag Stunden endlich revidiert. Gegen Abend, so hieß es, würde der Imperator erscheinen, und seine erste Rede vor dem Patriziat und den Vertretern der Bürge Telyms halten – doch solle bei dieser Ansprache des Caesaren, die seit Ewigkeiten nach denselben traditionellen Riten abläuft, alles anders werden, so wie bei Imperator Gratiorus ja auch bisher alles anders gewesen war.
Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der schläfrigen Metropole und plötzlich strömten, gespannt und erwartungsvoll auf das, was denn da vom Imperator kommen möge, unzählbar viele Scharen an Bürgen herbei, um diesem großen Ereignis beizuwohnen, dass später als eine einschneidende Zäsur in der Historie des Imperiums bezeichnet werden sollte.
Und dann kam er auch, der große Imperator, von vielen Bürgern als heiliger, von Lymneria selbst erwählter Herrscher verehrt, von so vielen als machtgieriger Tyrann verachtet, von den meisten aber aufgrund seiner unbarmherzigen Härte gegen seine Untergebenen gefürchtet:
Von Westen her, an der Spitze seiner im strammen Gleichschritt marschierenden Leibgarde, von der untergehenden, blutroten Sonnenscheibe in goldenes Licht getaucht fuhr er, der unbestreitbar mächtigste und umstrittenste Mann des Imperiums, in seinem blitzenden Streitwagen, von vier schneeweißen Hengsten gezogen, auf dem Haupt den Lorbeerkranz des alten Caesaren, gehüllt in eine blendende Toga durch die raunenden Mengen, die sich auf den Straßen der Hauptstadt eingefunden hatte, direkt auf die mächtigen Mauern der Oberstadt und das in ihr befindliche Senatsgebäude zu.
Dort wurden die schweren Steinportale zum ersten Mal seit 38 Jahren für den Einzug des neuen Imperators knirschend geöffnet und auch die Senatoren konnten ihre Anspannung nicht verbergen, als sie schon von weitem dem triumphalen Zug des Gratiorus erkennen konnten. Bereits jetzt konnte man ein Bruch der Tradition verzeichnen, waren doch fast alle hochrangigen Offiziere des Reiches, fast die gesamte Admiralität von Ocaná und auch zahlreiche Vertreter der Telymischen Reichsgeneralität eingetroffen und salutierten nun alle gleichzeitig ihrem obersten Befehlshaber.
Als denn der neue Herrscher da Podium des Redners bestieg, wirkte er seltsam müde und alt, fasste sich dann und hub mit schmetternder Stimme an:
„Senatoren, altehrwürdige Wächter des Imperiums,

Wir haben Euch schwere Kunden zu überbringen:
Die Grenzen des Reiches wurden auf schändliche wie heimtückische Weise von Meistern der Hinterlist und der Doppelzüngigkeit berannt. Noch in den letzten Tagen drang eine große Kriegsflotte des verruchten Kalifats in unsere Hoheitsgewässer ein und griff ohne Grund die dort patrouillierenden Flottenverbände an, die bereits eine freie Durchfahrt garantiert hatten, da man den Offizieren schwor, das Kalifat hege nie feindliche Pläne gegenüber unserem Volk und seinem Reich.
Die Flotte des Wortbrechers konnte nur unter größten Anstrengungen in den Fluten des Tyrenos versenkt werden, jedoch verloren einige ehrbaren Soldaten im mutigen Kampf für die Sache Lymnerias Ihr Leben.

Doch dies ist dem lügnerischen Hund im Westen nicht genug! Weitere Bürger Telyms will er morden in seiner wahnhaften Gier nach Blut, will sie schlachten wie die Schweine und zerreißen wie ein Wolf! Unserer von ihm selbst geladene Gesandtschaft zu den Spielen zu Terrenor, zu denen wir die beliebtesten und berühmtesten Gladiatoren des gesamten Reiches entsandten, droht nun der Tod, lässt der blutsaufende Barbar doch alle in seinem Namen geladenen Gäste dieser Festspiele gnadenlos und gewissenlos von seinen todbringenden Schergen hinrichten!

Die Grenzen des Imperiums wurden verletzt, die Rechte seiner Legaten mit räudigen Füßen getreten! Niemals kann auch nur ein Bürger des Imperiums wieder ruhig schlafen, niemals kann auch nur ein Händler seine Ware anpreisen, nie ein Soldat seinen Dienst verrichten, ohne an diesen sündhaften Verstoß der guten Gesetze Lymnerias zu denken! Nie kann irgendein aufrechter Mann des Reiches einen Bissen zu sich nehmen, ohne dem Reich des Kalifen Rache zu schwören die begangenen und die zu begehenden Untaten!!! Das Reich der Göttin wurde gefordert, wurde bedroht, wurde mit dem Blut seiner eigenen Bürger verlacht. Nie wieder kann Frieden herrschen zwischen uns und den Besatzern Terrenors!

Senatoren des Reiches, hiermit verhänge ich das Kriegsrecht über alle Gestade, Länder, Flüsse, Seen und Berge, Meere und Felder die zu heutiger und in zukünftiger Stunde zum Hoheitsgebiet des Reiches gezählt werden! Die Generalität sowie die Admiralität ist informiert, unsere Truppen werden zum Gefecht bereit gemacht, die Schiffe vom Stapel gelassen, die Werber ausgesandt. Zu dieser Stunde strömen die Legionen an die Grenze des Reiches, um Ihr Leben für die Verteidigung der Heimat zu geben. Jeder Bürger ist zu den Waffen zu rufen! Jetzt und immerdar wird der Schlachtruf ergehen: Kalif vom Westreich, wir kommen!“


Imperium Lymneriae


 (c) 2003-2004 Markus Penz