ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
4. Phex im 32. Götterlauf nach Hal
CLXVIII. Ausgabe


Elfen und die Hexalogie der Elemente

Traktatus von Thorn Fjordson und Travian Norfold,
Schule der Hellsicht zu Thorwal, 30 Hal

In Verbindung mit Elfen im allgemeinen und elfischer Magie im besonderen stößt man nicht nur in den Kreisen der traditionellen Gildenmagie sondern auch bei Collegae, die eine eher "elfisch" geprägte Einstellung zur Magie für sich in Anspruch nehmen immer wieder auf einen scheinbar selbstverständlichen Zusammenhang von Elfen und Elementarismus. Die Begründung dieses Zusammenhangs besteht zumeist aus drei Argumenten, auf die wir im folgenden eingehen möchten.

Erstes Argument

Das erste Argument besagt, dass wir fast sicher davon ausgehen können, dass die Hochelfen nicht nur Elementartheorien kannten, sondern dass sich fast ihr gesamtes Magiewirken an der Hexalogie der Elemente orientierte, wie man insbesondere an den legendären, elementar zugeordneten Städten der Hochelfen sehen kann. Von der elementaren Affinität der Hochelfen auf die heutigen Elfenvölker zu schließen ist dann nicht nur eine Möglichkeit, sondern geradezu unumgänglich.

Erwiderung: Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass die Hochelfen ein System der Elemente kannten und vermutlich sogar zu elementaren Transitionen von Zaubern in der Lage waren. Allerdings gestaltet sich eine Einschätzung der Bedeutung des Elementarismus der Hochelfen schwieriger als auf den ersten Blick angenommen:

Interessanterweise wird nämlich die elementare Zuordnung zumindest bei jenen beiden Hochelfenstädten, über die dank der Expedition des Herrn Phileasson Foggwulf mehr bekannt geworden ist, fragwürdig. Der Himmelsturm wurde von den Hochelfen offenbar ganz und gar nicht als Verkörperung des Elementes Eis gesehen, ganz zu schweigen davon, dass er gar als elementare Stadt des Eises konzipiert worden war. Vielmehr ging es laut der Rekonstruktion der Phileasson-Expedition darum, dass die Stadt alle Elemente in Harmonie vereinigte, weshalb sie als ein Geschenk von Pyr, der damals für die Elfen ein Gott und der Herr der Elemente war (und den wir als den Alten Drachen Pyrdacor kennen), verstanden wurde: Unter dem Himmelsturm befinden sich offenbar vulkanische Aktivitäten (Feuer) und Geysire, mittels denen heißes Wasser und heiße Luft zum Beheizen des Turmes genutzt wurde. Der Turm selbst besteht zum großen Teil aus Felsen (Erz), Eis umgibt ihn und fruchtbare Erde (Humus) hatten die Elfen mitgebracht, um im Turm Gärten anzulegen. (Anmerkung: Es gibt durchaus Hinweise darauf, dass für die Hohen Elfen Pyrdacor tatsächlich der Herr aller Elemente war und nicht nur, wie es unserem heutigen Wissensstand entspricht, über vier Elemente herrschte.)

Tie'Shianna wiederum, die allgemein als die Stadt des Elementes Erz gilt, wurde erbaut, bevor es die Wüste Khom überhaupt gab, die für die Gelehrten heute der Grund dafür ist, Tie'Shianna als die Stadt des Erzes zu sehen.

Außer vom Himmelsturm und Tie'Shianna, über die einigermaßen Klarheit besteht, wissen wir von Simyala, das sich im heutigen Reichsforst befindet. Allerdings muss man bei der Zuordnung dieser Stadt zum Element Humus bedenken, dass zu der Zeit als sie erbaut wurde wohl der größte Teil des aventurischen Kontinentes von Wäldern bedeckt war. Von der Lokalisation dieser Stadt in einem Waldgebiet schon auf die "Stadt des Humus" zu schließen, ist also in Anbetracht dieser Tatsache nicht unbedingt nahe liegend.

Von den anderen drei Städten aber, zwei davon angeblich im Neunaugen- und im Yslisee gelegen, die dritte gar, als die "Stadt der Luft" völlig unauffindbar, gibt es keinerlei Hinweise. Deshalb halte ich es für sinnvoller und auch wissenschaftlicher, diese einstweilen für reine Spekulation zu halten. Umso mehr, als der einzige Grund, der ihre Existenz rechtfertigen würde, eine von Gildenmagiern lange nach dem Untergang des Hochelfenreiches entworfene Theorie ist, die sich aus der Vorliebe eben jener Gildenmagier für elementare Zuordnungen speist.

Fazit: Wie gesagt, damit soll nicht abgestritten werden, dass die Hochelfen eine Theorie und ein System der sechs Elemente kannten, jedoch ergibt sich bei näherem Hinsehen, dass eine so allumfassende Deutung dieser Vermutung, wie sie von Gildenmagiern nur allzu gern unternommen wird, auf wackligen Füßen steht.

Nun ist aber die Annahme zu untersuchen, dass, weil die Hochelfen - eine wie stark auch immer ausgeprägte - Elementartheorie kannten, dies auch auf ihre Nachfahren zutreffen müsse.

Zweites Argument

Dies führt direkt zu dem zweiten Argument, dass nämlich die heutigen Elfenvölker die Affinität zu den Elementen und das Wissen über sie von ihren hochelfischen Vorfahren überliefert bekommen oder einfach übernommen haben.

Erwiderung: Unserer Meinung nach lassen die Vertreter des zweiten Argumentes die Ereignisse der Geschichte der Elfen ein wenig außer acht. Wir wollen deshalb zunächst diese Geschichte in kurzer Form erläutern.

Wie uns das Wissen um die Geschichte der Elfenvölker, insbesondere die Erkenntnisse der Phileasson-Expedition lehren, waren die Elfen, die aus dem Licht geboren wurden jenes Volk, das wir heute noch als die Waldelfen kennen. Diese haben ihre heimatlichen Wälder in der langen und tragischen Geschichte der Elfenvölker als einzige niemals verlassen. Jene anderen aber, aus denen später die Auelfen und die Firnelfen hervorgehen sollten, breiteten sich über die Welt aus und wurden zu den Hohen Elfen oder Hochelfen, wie wir sie heute nennen. Sie erbauten Städte von legendärer Pracht, wie das gleißende Tie'Shianna oder Ometheons Himmelsturm. Aber aus der Macht und Pracht der Hochelfen erwuchs Hoffahrt, und als einige der Himmelsturm-Elfen dies erkannten, flohen sie vor der Vermessenheit ihrer Väter ins ewige Eis. Aus ihnen entstand das Volk der Firnelfen. Auch der Namenlose wurde durch jene Hoffahrt auf den Plan gerufen, und schließlich sahen sich auch die anderen Hochelfen gezwungen, ihre prächtigen Städte aufzugeben, und die Überlebenden flohen zurück in die Gebiete, die sie am Anfang bewohnt hatten. Einige wurden von den Waldelfen aufgenommen, andere gründeten in der Au neue Ansiedlungen, bemühten sich, ihr ursprüngliches Leben wieder zu finden und die hochelfische Vermessenheit zu vergessen.

Wenn wir uns also mit der These beschäftigen, die heutigen Elfenvölker hätten das Wissen um die Hexalogie der Elemente einfach von den Hochelfen übernommen, müssen wir uns vor Augen halten, dass die heutigen Elfen nicht etwa einfach die verblasste Nachkommenschaft der Hochelfen sind, die die eigentlichen Elfen gewesen seien, wie vielfach falsch angenommen wird. Was die eigentlichen Elfen natürlicherweise und schon immer sind, kann man am Volk der Waldelfen sehen, wie es noch heute in den Salamandersteinen lebt. Die Hochelfen waren die schlimmste Verzerrung und Entstellung der eigentlichen Elfen, die aus dem Licht geboren waren und sich durch ihre Träume selbst geschaffen hatten, wie es heißt. Es gibt sogar die unserer Meinung nur zu nahe liegende Auffassung, dass die Hochelfen entstanden, als die Elfen badoc wurden und mehr von der Welt besitzen und großartigere Dinge schaffen wollten - als sie Wachstum ohne Maß wurden.

Die Hochelfen waren zutiefst badoc, und so ist es nur einleuchtend, dass die Vorfahren der heutigen Au- und Firnelfen eine ganze Menge von ihrem hochelfischen Erbe aufgeben mussten, um wieder "echte" Elfen zu werden, um also zu einer ursprünglicheren Lebensweise zurückzukehren. Vor allem mussten sie dazu jene Fähigkeiten und Formen von Wissen aufgeben, die insbesondere die Macht und damit auch die Hoffahrt der Hochelfen ausgemacht hatten: Magietheorie, Artefaktmagie und Elementartheorie und -magie. Und gerade was der Umgang der Hochelfen mit den Elementen angeht, deuten die neuesten Erkenntnisse darauf hin, wie badoc jene die Elemente quasi magisch ausgebeutet haben. Dass dies nichts mit dem Umgang der heutigen Elfen mit ihrer Umwelt zu tun hat, braucht nicht besonders betont zu werden. Mir erscheint es deshalb nur zu einleuchtend, dass die Vorfahren der heutigen Au- und Firnelfen nicht nur auf diese Ausbeutung verzichteten, sondern auf jeglichen Zugriff auf die Elemente; und dass sie damit gleichsam auch ein Konzept von Elementarismus insgesamt aufgegeben haben - denn wozu sollten sie dieses denn dann überhaupt brauchen?

Fazit: Der unreflektierte Bezug zu der hochelfischen Vergangenheit ist unserer Meinung nach unangebracht. Nur, weil die Hochelfen einmal Pyrdacor verehrten und angeblich (siehe oben) elementar zugeordnete Städte besaßen, sagt das noch nicht allzu viel über die heutigen Elfen aus, wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen sie zu den Völkern wurden, die sie heute sind. Es ist also unzulässig, etwas, das die Hochelfen kannten oder konnten automatisch auch den heutigen Elfen zuzuschreiben.

Drittes Argument

Diese Entgegnung könnte nun allerdings ein drittes Argument auf den Plan rufen, das davon ausgeht, dass die Elfen sozusagen durch ihr "Elfsein" natürlicherweise und schon immer eine Affinität zu den Elementen besessen haben und dass es deshalb unsinnig ist, diesbezüglich zwischen Hochelfen und heutigen Elfen zu unterscheiden, wie verschieden diese auch sonst sein mochten. Die Affinität auch der heutigen Elfenvölker könne man schon allein daran sehen, dass sowohl ihre Lebensräume als auch ihre Zauber sehr elementar geprägt seien.

Erwiderung: Um sich mit diesem Argument näher auseinanderzusetzen, erscheint es uns sinnvoll zu untersuchen, was es überhaupt bedeutet, die Welt aus sechs verschiedenen Elementen zusammengesetzt zu betrachten. Dies hieße nämlich, in einer Umgebung, die dem Augenschein nach z.B. aus einem ganz bestimmten und an sich einmaligen Baum, Gras und einem kleinen Bach mit Steinen darin besteht, sechs (oder in diesem Beispiel vier) zugrunde liegende "Bausteine", die sich nur in einzigartig und besonders erscheinenden Gegebenheiten in der Welt äußern, auszumachen. Diese Betrachtung stellt unserer Meinung nach immer einen Abstraktionsvorgang und eine Zergliederung der Welt dar. (Die Auswirkungen solch einer Zergliederung bestehen beispielsweise darin, dass einem Elementaristen, der sich einem Element besonders zugewandt hat, das entgegengesetzte Element schwerer zugänglich ist.)

Abstraktion setzt immer eine Distanz des Subjektes zum Objekt, also zu seiner Umgebung voraus, die ein Elf nicht besitzt. Denn die Elfen - zumindest jene, die sich ihre Ursprünglichkeit bewahrt oder sie nach dem Fall der Hochelfen wiedererlangt haben - befinden sich in einer derart unmittelbaren Nähe zu ihrer Umwelt, dass sie diese immer als ein Ganzes, tief mit ihnen Verbundenes wahrnehmen, deren vielfältige Zeichen und Stimmen sie zu verstehen in der Lage sind - und dies wären sie nicht, wenn sie jene Distanz einnehmen könnten, die für die Abstraktion unumgänglich ist. Wundern wir Menschen uns nicht immer über die überragenden Sinne und die katzengleiche Körperbeherrschung der Elfen? Dies ist das tiefe Geheimnis dieser Fähigkeiten, auch wenn es uns, eben weil wir Menschen sind, schwer fällt, dies zu verstehen. Und warum gelten weiter jene Elfen ihrem Volk als badoc, die menschliches Wissen erworben und sich mit menschlichen Magietheorien beschäftigt haben? Weil sie mit dem Erlangen der Fähigkeit zur Abstraktion in eine Distanz zu ihrer Umgebung getreten sind, die ihnen das wahre elfische Sein verwehrt.

Weil er nicht von seiner konkreten Umwelt abstrahiert, spielt es demnach bei jener Verbundenheit für den Elfen überhaupt keine Rolle, welche Elemente sich in der Umgebung befinden. Für einen Waldelfen ist die Umgebung, in der er lebt nicht eine von vielen Formen des Elementes Humus, sondern es ist beispielsweise der "Wald-in-dem-Regen-auf-Biberdämme-fällt", der seine ganz speziellen Eigenarten hat und für sich einmalig und besonders ist. Für einen Auelfen ist sein Lebensraum nicht aus den Elementen Wasser und Humus zusammengesetzt, sondern es ist bala (Sumpf), biunda oder biundra (Au, fruchtbares Grasland), dana (baumlose Au), dene (feuchte Niederung), dir (Hain, Auwald), diundya (gelb-grünes Grasland) und was der Ausdrücke noch mehr sein mögen.

Die Vorstellung, dass die gesamte greifbare, erfahrbare Welt aus sechs verschiedenen "Bausteinen" zusammengesetzt ist, ist für einen in Theorie, Abstraktion und Zergliederung geschulten Magier und wahrscheinlich ebenso auf einer anderen, gefühlsmäßigeren Ebene für einen menschlichen Druiden etwas durchaus Einleuchtendes. Jedoch keinesfalls für einen Elfen, wie wir der festen Überzeugung sind.

Unserer Meinung nach muss man sich, will man als Gildenmagier Aussagen über die Elfen allgemein oder elfische Magie treffen, vor Augen halten, dass man dabei immer von den gildenmagischen Voraussetzungen für die Betrachtung magischer Phänomene und Handlungen ausgeht, also von Selbstverständlichkeiten, die sich nicht aus der Natur der Sache, sondern aus der Natur des Betrachters ergeben. Nimmt man dies ernst, ergibt sich die Einsicht, dass nicht alles, was in unseren gildenmagischen Augen wie eine elementare Affinität aussieht, auch tatsächlich eine ist; beispielsweise die gerne als Bestätigung für das dritte Argument angeführte elementare Affinität der Lebensumwelten der verschiedenen Elfenvölker.

Die Firnelfen leben nun einmal in einer Gegend, in der natürlicherweise das Element Eis häufig vorkommt, ebenso wie das Element Humus in der Lebensumwelt der Waldelfen, und entsprechend ist auch das Zauberwirken dieser Völker auf die besonderen Bedingungen und Widrigkeiten ihrer Umgebung eingestellt. Für einen in elementaristischem Denken geschulten Gildenmagier mag es deshalb nur einleuchtend sein anzunehmen, dass z.B. METAMORPHO GLETSCHERKALT oder der Waldelfenspruch ÜBER WIPFEL, ÜBER KLEE elementar zugeordnete Sprüche sind. Ist es nicht aber ebenso vorstellbar, dass diese so erscheinen, sich aber in Wirklichkeit nicht auf die zugeordneten Elemente, sondern schlicht und einfach auf die Erfordernisse der Lebensumwelt der Elfen beziehen? (Wir halten es im übrigen durchaus für vorstellbar, dass beide Sprüche einer ursprünglich hochelfischen elementaren Hexalogie entstammen, dass sie aber dennoch für die heutigen Elfen keine elementar zugeordneten Sprüche mehr sind.)

Wir müssen noch hinzufügen, dass uns - entgegen eines durch die obigen Ausführungen zur Abstraktion möglicherweise entstandenen Eindrucks - wohl bewusst ist, dass auch für einen Elementaristen durchaus nicht jede Umgebung, in der sich "sein" Element befindet, gleich ist. Aber dennoch ist die Verschiedenheit, die ein Elementarist in unterschiedlichen Umgebungen empfindet eine grundlegend andere als bei einem Elfen. Ein Magier, der sich beispielsweise dem Element Humus verschrieben hat, wird nämlich die Nähe zu seinem Element sowohl in einem Tannenwald im hohen Norden wie auch in einem Regenwald auf den Waldinseln empfinden können. Ein Waldelf aber, der eine tiefe Verbundenheit mit seinen heimatlichen Wäldern der Salamandra empfindet, wird sich in einem solchen südlichen Regenwald nicht weniger verloren und entwurzelt fühlen als in der Khomwüste oder den zerklüfteten Berghängen des Raschtulswalles. Ähnlich bei einem Auelfen, der in einem Pfahldorf auf einem See aufgewachsen ist und zum ersten Mal das Meer dem Sieben Winde ansichtig wird. Bei beiden kann also von einer echten Affinität zum Element Humus bzw. Wasser nicht die Rede sein.

Vielmehr haben Elfen wohl eine Affinität zu der speziellen Umgebung, in der sie aufgewachsen sind und die sie kennen. Wenn in dieser Umgebung ein Element nun in größerem Maße vorhanden ist als die anderen, so ist das schlicht Zufall, der sich aus gewissen geographischen Gesetzmäßigkeiten der Welt ergibt!

Fazit: Die Einschätzung, gewisse Elfenzauber seien elementar zugeordnet bzw. die Elfen hätten eine Affinität zum Elementarismus, sagt also eher etwas über denjenigen aus, der eine solche These aufstellt und auch über die Lebensumwelt des Elfen - nicht aber über Elfen und deren Magie selber!

Unsere These ist: Elfen kennen nicht die Elemente, sondern die jeweilige Umgebung, in der sie leben - und das ist ein großer Unterschied. Weil eine wie auch immer geartete Elementartheorie - ob die akademische der Magier oder die eher emotionale der Druiden - eine Abstraktionsleistung voraussetzt, die Elfen gar nicht leisten können. Und wenn sie sie zu leisten im Stande wären, wären sie badoc (und jene wenigen Elfenmagister, die wir kennen, sind in den Augen ihrer Brüder auch nichts anderes).

Abschluss

Uns scheint es zusammenfassend aufgrund obiger Ausführungen wahrscheinlich, dass erstens die Waldelfen als die am ehesten ursprünglichen Elfen nie eine Theorie der Elemente kannten und auch heute nicht kennen, dass zweitens die Hochelfen eine solche Theorie entweder im eingeschränkten oder im vollen Maße durchaus besaßen und dass drittens alles dafür spricht, dass sowohl die Firnelfen als auch die Auelfen, als sie sich von ihrer hochelfischen Verblendung abwendeten, damit zugleich die Beschäftigung mit der Elementartheorie aufgaben. Die Auelfen deshalb, weil sie sich zu ihren waldelfischen Verwandten flüchteten und danach trachteten, das alte Leben, für das jenes der Waldelfen das Vorbild gab, wieder aufzunehmen, und die Firnelfen sowohl aus einem ähnlichen Grund als auch, weil sie sich von allen Elfenvölkern am vehementesten von den Göttern und damit auch von Pyr, dem Herrn der Elemente abwendeten und es zu ihrer Art machten, sich einzig auf ihre Gemeinschaft zu verlassen.

Nach der theoretischen Darlegung unserer Entgegnung möchten wir zum Abschluss noch eine Vertreterin jenes Volkes zu Wort kommen lassen, über das wir all diese Überlegungen angestellt haben, und die das, worum es uns geht, um so vieles schöner und klarer zu sagen vermochte. Magister Norfold durfte ihr während seines Forschungsaufenthaltes in Gerasim einmal bei der "Belehrung" eines Jüngeren zuhören:

"Die telora sind merkwürdige Wesen. Stell dir vor: Nur sehr wenige von ihnen haben überhaupt die Kraft des mandra, und diese müssen das Wirken mühsam aus Büchern lernen. Sie haben viele verschiedene Götter und ein jeder Gott verlangt etwas anderes und unterschiedliches von ihnen, und so können sie es niemals allen von ihnen recht machen. Kein Wunder, dass sie davon ganz durcheinander werden.

Die telora meinen, die Welt mit ihrem Geist erkennen zu können, anstatt sie mit ihren Sinnen und ihrem Körper zu erfahren und zu erleben. Dabei kommen sie natürlich auf merkwürdige Ideen. Stell dir vor, sie behaupten gar, dass der Bach-der-durch-stilles-Gras-wandert das gleiche ist wie der springende Fluss Kvill in den Salamandra oder wie der große See Alavi im Norden oder sogar wie ein Regentropfen auf einem Grashalm oder der Nebel, der sich in den Stunden der Dämmerung über die Au legt. Und sie sagen, dass das Blatt einer Bauschbinse in der Au das gleiche ist wie eine alte Tanne in den Bergen oder eine Lilienblüte in einem Garten der telora oder ein Moosbett auf einer Lichtung und sogar das gleiche ist wie der Uferschlamm zwischen dem Schilf oder ein Borkenkäfer in einer Fichte oder gar ein stolzer ronra [Waldlöwe] aus den Wäldern der Salamandra! Dies kann wohl nur ein telora-Zauberer glauben, der nie einen Fuß vor die steinernen Gebäude seiner Stadt gesetzt hat.

Sie sehen nicht, dass die Welt ein Ganzes ist und an jedem Ort eigen und unverwechselbar, dass es gilt, auf das zu hören, was die Welt selbst mit ihren unzähligen Stimmen zu sagen hat und nicht, was in den Büchern steht oder was ein kluger Geist sich in seiner Studierstube zurecht denkt."

(Calaya Nachthauch zu ihrem Schüler Lorindion Felerian Sonnentanz,
gehört in Gerasim)

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Korrespondenz aus dem Káhet Ni Kemi

Für die geneigte Leser- und Leserinnenschaft in der Fremde berichtet Dr. Enrico Radan Barmin.

Provinz Hápet aufgegeben!

Wie die Kanzlei des Káhet Ni Kemi heute kundtat, wird die in der Bucht von Port Corrad liegende Provinz Hápet zum 1. Efferd 30 S.G. aus diversen Gründen als kem'sches Cronland aufgegeben.
Zum einen sah Ihre Majstät, Nisut Peri III., die enormen Kosten zur Aufrechterhaltung der Besatzung nicht länger als tragbar an, zumal der strategische Vorteil eines Hafens auf der Insel durch den eingebrochenen Osthandel längst keiner mehr war.
Zum anderen wären in den kommenden Monden verstärkte militärische Anstrengungen notwendig geworden um Hápet weiter für das Káhet zu sichern, denn die Schergen des unsäglichen Honak-Ketzers hatten ihrerseits vor wenigen Monden einen Stützpunkt im Westen der Insel errichtet, um die Schifffahrt zu ihrer Kolonie Port Corrad zu sichern. Ein Ausgreifen der al'anfanischen Eroberungsstrategie auf den Ostteil der Insel war damit sehr wahrscheinlich geworden. "Hápet ist nicht das Blut einer einzigen kem'schen Soldatin wert", bekräftigte auch Gardekriegsherrin Chanya Al'Mout'pekeret ihre Abneigung gegen einen sinnlosen Verteidigungskampf so viele Meilen nördlich des kem'schen Kernlandes.
Unmittelbar nach Bekanntgabe dieses Erlasses sind auf Hápet die ersten Maßnahmen zur vollständigen Zerstörung der Infrastruktur sowie zur Evakuierung der Insel in Angriff genommen worden, am Abend des 15. Rondra stand bereits ein Großteil der Stadt Khorim in Flammen. Die Bevölkerung unter Baron Alrik Al'Mansour soll schnellstens ins Kernland zurückgebracht werden und dort in der neugeschaffenen Provinz Jalob Jábet mit Land und Aufbauhilfe unterstützt werden.
Doch wird der geringfügige Verlust wertlosen Landes durch einen Gewinn ungleich größerer Art mehr als nur aufgewogen: Wie weiter bekannt gegeben wurde, gibt der Erzfeind Al'Anfa im Gegenzug zur Räumung Hápets den "Raben von Peri" an das Káhet zurück. Die wundertätige, aus dem Basalt des Vulkans Záw gefertigte Rabenstatue soll der Legende nach vom Heiligen Laguan selbst dem Basalthaus der süd-tárethoner Stadt gestiftet worden sein und war im Zuge der Flucht der al'anfanischen Besatzungstruppen aus dem Königinnenreich von diesen geraubt worden.

Kem'sche Truppen am Jalob

Im Rondra-Mond des Jahres 30 S.G. haben Ordenstruppen des Heiligen Laguan und Seesöldlinge der kem'schen Flotte an zwei strategisch wichtigen Punkten im Waldmenschengebiet am Jalob mit dem Bau von Forts begonnen. Auf einer Insel in der Jalobmündung errichteten die Seesöldlinge das Wehrdorf Wereset, während die Ordenskrieger und -kriegerinnen auf dem Dämmerrücken Fort Resyt errichtet haben. Das Fort kontrolliert sowohl den Unterlauf des Jalob als auch den Balungu-Fluss und soll zusammen mit dem Stützpunkt Wereset das Eindringen von Gesindel in das Herz des Reiches verhindern. Von dort aus kam es in den letzten Monden vermehrt zu Übergriffen auf die inneren Provinzen des Reiches, da sich die Eingeborenen mehr und mehr unwillig zeigten, die Piraten von der Jalob-Mündung fernzuhalten, und, im Gegenteil, diesen oftmals gegen Bestechungsgeschenke den Weg ins Innere der Mark wiesen.
Im nächsten Mond werden kem'sche Truppen vorrangig das Aufstöbern und Vernichten von Räuberlagern an der Grenze des Reichs zum Waldmenschengebiet und die Sicherung der neugeschaffenen Provinz Jalob Jábet als Aufgabe haben.

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Der Mond birgt mehr Mythen
Antwort für Klugheitszauberer Rashid El Dschafar

Reaktion zu "Mada - Götterkind oder Dämon", Opus no. 167 - den Artikel einsehen...

Yah möchte sein gesammeltes Reisewissen mit Klugheitszauberer teilen. Träume sprachen zu mir: Es ist klar, dass Nordbrüder so glauben wie Ihr sagt: Sie sind die ältesten Weltenwanderer, sie schritten schon, als die größten Geister keine Angst hatten an ihrer Seite zu sein. Ob Liska Welpen geschaffen hat oder eure Götter ein Mysterium ist gleich - nur zwei Arten ein- und dieselbe Geschichte zu erzählen. Auf jeden Fall hat die Opfernde sich gegeben, denen Macht zu geben, die nicht in Albaran hausen. Das ist schlecht, da es böse Geister zu uns ließ, das ist gut, weil sie uns Macht gab auch selbst die Welt neu zu bestimmen, das ist schlecht, weil wir damit gut aufpassen müssen - und Klugheitszauberer wollen oft Bündnis machen mit bösen Geistern in letzten Jahren - das ist großer Fehler. Soweit hast du mit Klugheitswissen ganz recht, aber weise Schlange hatte Grund dem Mensch zu zeigen, wie man Rituale vollzieht. Denn eure Götter sind fern und haben weit weg, in anderen Welten andere Kräfte gefunden. Damit macht ihr angebliche Wundertaten und zeigt überstolz wie ihr damit umgehen könnt, aber die dreizehn Fernen haben viele Machtgeister oder wie ihr sagt Götter verbannt. Ihr könnt das sehen in großer Drachenburg, wo Klugheitszauberer fast Gefühlszauberer sind. Dort zeigt euch altes Ding Himmel voll mit Geistersternen, die heute nicht mehr da sind. Das macht aber nichts, denn diese Übergeister oder Götter haben erst durch den Mond neue Macht erlangt. Götter können das nicht. Deswegen kann auch keiner eurer Gebetesprecher Zauber machen - Zauberkraft oder Wunderkraft - immer ein Entweder - Oder. Orkgott Tratsch, Nivesengeister, Goblinglaube, ist alles gleich: Denn ihre Götter haben keine Wunderkraft - das ist wieso ihre Gläubigen so oft Zauberkraft kriegen und ihr so wenig oft. Es gibt viel mehr Schamanen, als Klugheitszauberer. Das ist so, weil Götter, als kein Elementarherrscher da war, sich das Zeug nehmen konnten. Deswegen ist große Schlange von anderer Welt gekommen - weil Brüder und Schwestern Angst hatten, dass Menschen von ihnen wegschauen wegen neuen Wundern, deswegen tun sie, als gehöre ihnen die Ritualkraft - tut sie aber nicht. Aber ihr trotzdem glaubt, dass es nur Götter mit Wunderkraft gibt - das ist falsch! Wieso wohl haben Echsen, Elfen, Orks, Nivesen, Mohas, Goblins und andere so viel Magie in dem Volke - weil andere Götter, die verfügen über Zauberkraft ihnen die geben. Das wollte ich nur Klugheitszauberer sagen, aber ob Mond guter oder böser Geist ist, kann, glaube ich, nicht bestimmt sein. Vielmehr Mond nicht lebendiger Gott, vielleicht Ausgestoßener oder nur Werkzeug, denn ich weiß, dass Tratsch kann ihn rot machen, dass böse Geister ihn dunkel machen können, dass aber auch grauer Fuchsgott von euch kann ihn lenken. Vielleicht ist Mada wie bei uns eine Ritenkeule: Jedes Geisterwesen kann sie benutzen, wenn er sich nur genug anstrengt oder aber Mada auch heimatloser Geist, den man als Freund gewinnen muss.

So denkt Yah, Schamane aus den Dampfwäldern

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Reactio zu „Mada - Götterkind oder Dämon?“
Reaktion zu Opus no. 167 - den Artikel einsehen...

An den unbekannten Autor, der es nicht wagte, seinen Namen unter dieses schmäherische Pamphlet zu setzen!

Ihr schreibt in eurem Artikel, dass ihr nach Fragen über Mada sucht und doch, so kommt es mir vor, wollt ihr Mada als dämonisch stigmatisieren. Ihr stellt selber die Frage "Götterkind oder Dämon?" und führt dann nur großteils Beispiele für ihre Dämonisierung an! Ich kann Euch nur davon abraten, auf solchen aufrührerischen Gedanken zu wandeln - nur zu sehr sind mir die Ketzereien eines Marbon Brandon über Visar noch im Gedächtnis und lest was aus ihm geworden ist!

Fügt und akzeptiert die 12 Götter und ihre Kinder so wie sie sind - so wie es uns das Silem-Horas-Edikt uns dank göttlicher Kraft mitgeteilt hat, um uns Sterblichen die Kraft und die Hoffnung zu geben. Mada ist nunmal ein Götterkind, wenn auch ein aufrührerischeres! Solltet ihr je einen Almadi allein eine solche Frage stellen, hofft, dass er nicht zu Mada betet und ihr kommt vielleicht lebend davon. Seid versichert, wenn ich sogar von einer Stärkung des Mada-Glaubens spreche - vor allem in Punin! (auch wenn manch Verrückte von einem Mada-Wunder sprechen, dass dort stattgefunden haben soll...)

Außerdem solltet ihr in solch schweren Zeiten wie diesen nicht an der Allmacht der Götter kratzen - jetzt da das Volk im Glauben an die Götter bestärkt werden muss. Mit Zauberei und Hexenwerk ist in letzter Zeit schon genug Unglück angestellt worden, da hilft es nicht, dass ihr es sogar noch weiter dämonisiert. Somit hoffen wir weiter, dass Mada zwar büßt, uns allerdings nach wie vor gewogen ist...

Vereint mit den Göttern werden wir siegen!

Boronan von Wulfenbrand,
Absolvent der Akademie von Licht und Dunkelheit zu Nostria

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In dieser Ausgabe

Impressum

Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
* Markus Penz
1.9.2002

Eigene Artikel sind sehr willkommen!
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