Versuch einer allgemeinen Betrachtung der Magie der Elfen gegeben zu Gerasim im Hesindemond 25 Hal, Das Ergebnis vielmonatiger Erforschung und umfangreicher Befragung von Ortsansässigen des Elfenvolkes über das Wesen der elfischen Magie, dargelegt nach bestem Wissen und Gewissen zum Verständnisse und zur Aufklärung der verehrten Collegae und aller Interessierten als Versuch einer allgemeinen Betrachtung der Magie der Elfen von Magus Travian Norfold, Schule der Hellsicht zu Thorwal Elfen sind bekanntlich die einzigen
kulturschaffenden Lebewesen in Aventurien, die allesamt 'magiebegabt' sind. Die Fähigkeit
zum Wirken von Magie tritt bei ihnen nicht wie bei Menschen vereinzelt in mehr oder
weniger starkem Maße auf, sondern gehört originär zu ihrem Wesen. Man könnte deshalb
auch sagen, Elfen verfügen nicht über Magie, sie sind Magie, sie leben in Magie,
Magie gehört zu ihrem Sein. Ein wesentliches Merkmal der Gildenmagie ist, dass deren Canti im Grunde genommen unabhängig vom Magus (von dessen Persönlichkeit und seiner momentanen seelischen Verfassung beispielsweise) und der Umgebung oder Umwelt gewirkt werden: dass sie in bezug auf die reale Welt - jener Teil der Physis [vgl. M.ex. R. Windfeder], der unserer sinnlichen Anschauung zugänglich ist - inhaltsleer sind. Das Wirkungsgeschehen in der Gildenmagie spielt sich auf einer eigenen spezifischen Ebene ab. Die sogenannten canti metamagici, in denen es um ein Wirkungsgeschehen geht, das allein auf diese Ebene abzielt - nämlich als Ziel nicht die Manipulation der dinglichen Welt hat, sondern die eines anderen astralen Geflechtes, einer Matrix -, sind zwar die klarsten Beispiele dafür, man könnte aber sagen, dass sich in ihnen das Wesen der Gildenmagie am besten zeigt. Zwar unterliegt beispielsweise der Cantus TRANSVERSALIS TELEPORT der conditio, dass der Magus schon einmal am zu erreichenden Ort gewesen sein muss, doch ist dies lediglich ein formales Kriterium - sowohl die Versetzung an einen anderen Ort als auch die Umkehrung von Zaubern durch den REVERSALIS REVIDUM, den klassischen cantus metamagicus, sind an sich völlig inhaltsleer - ihre Realität in der Welt erhalten diese Zauber nur durch die Ausführung selbst in der Wirkung, die sie hervorbringen. Das heißt: diese Zauber stellen lediglich eine Form zur Verfügbarmachung der dinglichen Welt dar. Gildenmagische Zauber haben eigentlich nur auf der magischen Ebene - auf der Ebene der structura magica sphaerae tertiae - Bedeutung und Wirklichkeit, nicht aber auf der sinnlich anschaulichen Ebene. Dort zeigt sich zwar schließlich ihre Wirkung - direkt haben diese Zauber jedoch mit dieser Ebene nichts zu tun. Anders bei elfischer Magie. Elfische Magie kann niemals unabhängig von
der Umgebung und dem wirkenden Individuum sein oder betrachtet werden. Für Elfen gibt es
schlicht eine solche Trennung zwischen sichtbarer Welt und davon abgegrenzter unsichtbarer,
aber sichtbar zu machender matrix magica nicht, nicht einmal eine Vorstellung einer
solchen Matrix oder von einer Trennung innerhalb der Welt, von einer Einteilung oder
Aufspaltung der Welt. Ein Elf, der 'zaubert', nimmt jedoch keine Unterbrechung im Kontinuum
seines Seins und Tuns vor, wie genannte Einschätzung der Gildenmagier implizieren würde.
Das elfische Wirken von Magie entspringt einer Konsonanz, einer Harmonie zwischen drei
Komponenten, durch die für einen Elfen Welt - und zwar als Einheit -
repräsentiert wird: das SELBST SEIN - das Wesen und Sein des Elfen, das WELT SEIN - das
Wesen und Sein der Umgebung, in der er sich befindet, und der WILLE als GESCHEHEN
(lassen), der den Impuls zum Wirken des Zaubers gibt. Diese Konsonanz (etwa: harmonisches
Zusammenklingen / Zusammenwirken / Zusammenstimmen) wird von den Elfen als mandra
bezeichnet, oft auch übersetzt mit "natürlicher Fluss der Magie", dem die taubra
(die gildenmagische Form der Magie), das willkürliche und nach Verfügung über die
magische Matrix und die dingliche Welt strebende magische Eingreifen entgegengesetzt ist. Mandra
ist ein sich Hineingeben in das und ein Leben im magischen Sein seiner selbst und der
Welt. Außerdem wird ersichtlich, dass es eigentlich bei elfischer Magie keine
klare Trennung zwischen dem Umgang mit den elfischen 'Zaubern' und 'Freizauberei' gibt.
Freizauberei ist demnach auch nicht einfach auf eine besondere Bewanderung oder Erfahrung
des Elfen im Umgang mit Magie zurückzuführen, sondern ist immer das Ergebnis einer
besonderen Harmonie der drei Komponenten von Welt - deshalb, so könnte man sagen,
ist in principio jeder Elf zur Freizauberei "in der Lage". Jedoch, oder:
denn das besondere Zusammenstimmen ist nicht einer besonders großen Zauberkraft oder potentia
zu verdanken, sondern einem besonderen Geschehen bzw. einem besonderen in-der-Welt-Sein
des Elfen - was das gleiche bedeutet - und über das der Elf niemals 'verfügen'
kann. Was die Ausführungen dieser Abhandlung nun für den gildenmagischen Umgang mit elfischer Magie bedeuten, sollte nicht zu übersehen sein: die Magie der Elfen ist nicht einfach eine andere Interpretation der vermeintlich objektiven vires astralae, wie wir Gildenmagier sie definieren, also eines continuum astralum, das in der Welt einen eigenen, spezifischen Platz einnimmt - was die oft vertretene Meinung unter Gildenmagiern ist -, sondern ist nur möglich in einer eigenen Wirklichkeit von Welt gedacht. (Hierbei erlaube ich mir, auf den Tractatus De Natura Magiculturae des verehrten Magus Reiju Windfeder hinzuweisen, der mir für eine weitergehende Beschäftigung mit letztgenannter Klarstellung mehr als geeignet erscheint.) Ad revisionem: "Zauberkräfte der Natur" de Tamara (etiam "Commentariolus ad Tamarae 'Zauberkräfte der Natur'" von M. Travian Norfold, Gerasim 24 Hal, non publicatus); "Getreulicher Ehrfahrungsbericht von den abenteuerlichen Reisen mit Phileasson Foggwulf" von Ihrer Gnaden Shaya Ayshasdottir, Thorwal 17 Hal; "De cantis magicae clarobservantiae cum commentariis ad cantos clarobservantiam albium de Magister Salandrion Farnion Finkenfarn" von M. Orlan v. Ysilia, Arcanes Institut zu Punin MIX BF Cum gratia magna: Mondglanz Eichenfeld, Leiterin der Magischen Akademie und Schule der drei Völker zu Gerasim; sowie besonders Calaya Nachthauch, Lorindion Felerian Sonnentanz und Dariala Licht-in-den-Wassern Erschienen in Opus no. 88 am 24.12.2000. |
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