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Leserbrief zu De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I
Sehr geehrte Collegae,
in der letzten Ausgabe (X.) vom 20. Efferd 29 n.H. habe ich mit wachsendem
Ärger den Artikel des Collega R. Ambrosius, "De Mysteriis Filiarum et Filiorum
Satuariae I" gelesen. Ich bitte Sie nun um die Gelegenheit den geschätzten Lesern
des OPUS - einer ausgezeichneten, normalerweise sehr differenziert berichtenden
Zeitschrift - einige, meiner Meinung nach dringend nötige, Anmerkungen zu dem oben
genannten Artikel darstellen zu können.
Mit freundlichen Grüßen und großem Dank für die Ihnen entstandene
Mühe,
Thundar Hurlemanoff
Werter Collegus Ambrosius,
Mir ist nicht ganz klar, womit Ihr eigentlich Eure, von Euch so viel
beschworene "Studienzeit" verbracht habt. Weder erscheint der Stil in dem Ihr
Euer Traktat verfaßtet ("..., welche sich selbst geneigt zu nennen 'Kinder
Satuarias'") noch der Inhalt einem Magus unserer Zeit angemessen. Ihr scheint mir bei
Euren Studien nicht über die Märchenerzähler auf den Marktplätzen und das übliche
Kneipengeschwätz hinausgekommen zu sein, haltet Euch aber offensichtlich dennoch für
kompetent genug, einen Aufsatz darüber in einer anerkannten Fachzeitschrift für Magie zu
veröffentlichen.
Immerhin muß man Euch zu Gute halten, daß Euch eine - zumindest nach meinem Wissen -
vollständige Aufzählung der sogenannten Hexen"flüche" gelungen ist. Das
erscheint mir allerdings auch schon das einzige, was man an Positivem über Euer Werk
sagen kann.
Allein Eure Einleitung zeugt von Eurer Ignoranz und Intoleranz. Ihr
schreibt "...über die verwerfliche ... Fluchmagie" und später über
"verabscheuungswürdige Flüche" und über "diesen verwerflichen ... Zweig
der Magie...".
Was, so frage ich Euch, ist denn der Unterschied zwischen einem S CHWARZ
UND ROT und dem von Euch
beschriebenem "Todesfluch"? Wo liegt er denn beim "Hexenschuß" und
dem - auch und gerade von weißen Akademien wie der Halle des Lebens zu Norburg -
gelehrten GLIEDERSCHMERZEN NADELSTICH? Erscheint es Euch nicht seltsam die Töchter
Satuarias und ihre Magie als verabscheuungswürdig zu brandmarken, aber nicht das gleiche
Maß bei den "Gildenmagiern" oder den Elfen anzulegen? Kennen wir Magier nicht
viel grauenvollere Formeln? Sind uns nicht dero fünf mal mehr zu eigen als den Hexen?
Zeigt nicht vielmehr die Lehrpraxis zu Perricum, einer der anerkanntesten Akademien
überhaupt, daß selbst so vermeintlich "böse" Zauber wie der HEPTAGON und der ERINNERUNG VERLASSE DICH ihre "Daseinsberechtigung" haben? Ja ist es denn nicht vielmehr so,
daß nicht der Zauber, sondern höchstens der Wirkende "verdammungswürdig" sein
kann?
Ich wiederhole daher: Ihr seid schlicht und ergreifend ein Ignorant. Ein
Pseudowissenschaftler. Ohne Blick fürs Ganze laßt Ihr Euch, wie ein unerfahrener
Heisspund, zu vorschnellen Schlüssen und Äußerungen hinreißen.
So Ihr Euch die Wirkungen und Auswirkungen der Hexenzauber - auch der sogenannten
"Flüche" - angesehen hättet und Ihre Gefahren für Leib, Leben und Seele der
Verfluchten analysieren würdet, werter Rukus Ambrosius, so wäre Euch aufgefallen, daß
diese - selbst wenn man die segensreiche Magica Curativa außer Acht läßt - oft sehr
gering und auch bei den Flüchen meist nur von begrenzter Dauer sind.
Ich sage Euch: Nur weil Ihr diese Art der Magie nicht versteht verdammt Ihr sie - aus
Unwissenheit also! Aus einer Art Neid und Furcht vor dem Unbekanntem heraus verleugnet Ihr
sie als "verwerflich" und "verabscheuungswürdig".
Ihr seid bei Euren "Wirtshausumfragen" aber nicht einmal so weit gegangen, zu
erkunden, warum denn ausgerechnet dieser oder jener das Opfer eines Fluches wurde. Diese
werden ja nicht willkürlich getroffen. Aufgrund dieser, Eurer Schlampigkeit, blieb Euch
natürlich verschlossen, daß einem solchen Fluch oft die Mißhandlung anderen Lebens -
sei es nun Mensch, Tier oder gar der Pflanzenwelt - durch das spätere Fluchopfer
vorangeht. Sicherlich ist Euch wenigstens geläufig, daß die Töchter Satuarias Sumu in
der Gestalt Satuarias verehren; den meisten von ihnen gilt sie ja als lebensspendendes
Prinzip, weswegen sich auch viele der Heilkunst zuwenden.
Auch dies ist ein Indiz gegen
die angebliche Bösartigkeit der von Euch so verleumderisch angeklagten Hexen. Aber
zurück zum Thema: Fast immer besteht ja ein besonders enger Kontakt der Hexen zu Tieren -
insbesondere zu Ihren Familiari - weswegen der folgende Vergleich nicht zu weit hergeholt
erscheinen mag:
Stellt Euch einmal vor, Ihre betretet DAS Sinnbild für den Hort von Wissen - eine
Bibliothek; dort erblickt Ihr jemanden, der - Euch körperlich weit überlegen - aus
reinem Mutwillen heraus, ohne Not, Seiten aus den Büchern reißt und verbrennt. Was
würdet Ihr wohl tun? Und nun fragt Euch selbst: Was ist wohl vor den Göttern - gleich ob
nun Rashtullah, den Zwölfen oder Satuaria - der größere Frevel: Mensch und Tier zu
quälen, die Schöpfung also mit Füßen zu treten, oder ein Buch zu zerstören?
Erkennt endlich Eure Ignoranz und versucht Euch zu ändern, so Ihr könnt.
In der langen Zeit, in der ich jetzt auf Wanderschaft bin, galt es nur einmal einer
bösartigen Hexe Einhalt zu gebieten - Gildenmagier hatten dagegen regelmäßig Ihre Hand
im Spiel. Das soll kein Freibrief für Hexen sein - versteht mich nicht falsch - ich will
damit nur sagen: Überall gibt es Böse und Gute - und die meisten sind beides zugleich.
Durchaus interessant erschienen mir hingegen Eure Überlegungen zur Einteilung der Flüche
in Magica Mutanda, Controllaria & Transformatorica. Allein, es erscheint mir, als
vergeßt Ihr über allem theoretisieren die magische Praxis. Wie ich annehme aus
Fahrlässigkeit und wahrscheinlich nicht aus böswilliger Absicht "vergeßt" Ihr
nämlich Eure Thesen zu verwerfen oder zumindest als bloße Theorie in Frage zu stellen.
Wie jedem Magus, der schon einmal in die Verlegenheit kam ein "Fluchopfer"
behandeln zu müssen, bekannt sein dürfte, läßt sich ein Ende der Wirkung des
"Fluches" vermittels eines BEHERRSCHUNGEN BRECHEN
herbeiführen. Und das absolut unabhängig davon, in welche "Hauptgruppe" Ihr,
werter Rukus Ambrosius, denselben einteilt.
Wir können meinethalben bei solchen "Flüchen", wie dem Hagel herbeirufenden
oder dem Ernten vernichtenden, darüber disputieren, ob eure Einteilung sinnvoll
erscheint; bei dem "Hagelfluch" handelt es sich meiner Meinung nach um eine
elementare Entladung und der "Erntefluch" könnte (ebenso wie die
Viehverstümmelung - die übrigens von allen Hexen die mir bekannt sind vehement abgelehnt
wird) dämonische Komponenten enthalten. Bei sämtlichen anderen jedoch erscheint mir Eure
Einteilung überflüssig und ist als irreführend abzulehnen, da unerfahrene Collegae
ansonsten verleitet werden könnten, ihre Kraft für unwirksame Zauber zu vergeuden. Warum
sollte man also krampfhaft versuchen eine - aus Sicht des Praktikers - unsinnige, weil
überflüssige Klassifikation zu "erschaffen"?
Damit nicht der Eindruck aufkommt, daß hier ein Esel den anderen Langohr
schimpft:
Mein Wissen zu diesem Themenbereich ziehe ich aus der engen, freundschaftlichen Beziehung,
die ich zu einem Hexenzirkel des Blautanns pflege, aus den Gesprächen mit meiner
Weggefährtin Nedime Navratil und der Analyse einiger wirkender "Flüche" -
genannt seien hier vor allem der "Hexenschuß" und der Pech bringende
"Fluch" ebenso wie der Canon, der sein Opfer mit Warzen verunstaltet.
Aus diesen Gesprächen ist mir auch bekannt, daß es - ähnlich wie bei einigen
"unserer" Sprüche - möglich ist, der Wirkung Permanenz zu verleihen, was
anscheinend aber stets mit einer durch das Opfer zu erfüllenden Aufgabe verbunden ist.
Bei Erfüllung soll die Fluchwirkung beendet sein.
Wie Ihnen, werter Collegus, mit Sicherheit nicht entgangen sein dürfte,
habe ich auch Bedenken gegenüber dem Ausdruck "Fluch". Ein Fluch ist
schließlich eigentlich etwas, was aus dem Zorn heraus gegen einen anderen ausgestoßen
wird. Dieses spontane "ausstoßen" ist zwar - wie mir versichert wurde - den
Töchtern Satuarias durchaus möglich, allein sie vermeiden es, da es sie ungleich mehr an
Kraft zu kosten scheint. Insofern ist diese Bezeichnung leicht irreführend.
Mit kollegialen Grüßen,
Thundar Hurlemanoff
Absolvent der Academia Arcomagica
Scholaque Arcania Puniensis
- zur Zeit auf Reisen -
Post bitte an: elementarist@geocities.com von: Florian Kreuzinger Erschienen in Opus no. 11 am 28.3.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - 1.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Leserbrief zu De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - Responsum.
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