Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

 

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Bangen um die Thesis des Materialia Reversum

Als ich vor ungefähr einer Woche meiner Kollega, Meisterin Sheddja, zusagte ihr beim Suchen der fehlenden Dokumente des im letzten Opus erwähnten Zaubers (Materialia Reversum - Innendrin sei Aussenrum) zu helfen, da wusste ich noch nicht mit welchen Strapazen dies verbunden ist.
An jenem Vormittag erteilte ich zwei Scolaren gerade Unterricht, als mich Meisterin Sheddja um meine Mithilfe bat. Da ich die zwei Neulinge sowieso in den Gebrauch und die Ordnung der Bibliothek einführen wollte, kam ich dieser Bitte natürlich gerne nach - denn ein Scolar hat sich um die Reinhaltung und Aufrechterhaltung der Ordnung der Bibliothek zu kümmern. (Ich will in diesem Zusammenhang auf die in der 2. Ausgabe des Opus erwähnten Zwölf Verhaltensgrundsätze der Scolaren an der Academia verweisen.)
So saßen Meisterin Sheddja und ich also in einem Studierkämmerchen mit Blick auf die Bibliothek beisammen und diskutierten eifrigst über unsere Vermutungen in Bezug auf die Thesis des Zaubers, welche ja irgendwo in der Bibliothek zu finden sein musste, während sich die zwei Scolaren einen Überblick über den Bestand der Bibliothek verschafften.
Es waren bereits einige Stunden vergangen, in denen die zwei Scolaren noch nicht fündig geworden waren, da betrat ein kurz vor dem Abschluss stehender Studioso die Bibliothek, setzte sich an einen Tisch und begann an seiner Abschrift des Hilffreychen Leytfaden des Wandernden Adepten weiterzuarbeiten (denn es ist Brauch, dass sich einjeder Adept seine eigene Ausgabe derjenigen Bücher kopiert, welche er mit auf den Weg bekommt). Meisterin Sheddja und ich sahen auf, der Studioso grüßte mit einem Kopfnicken und begann seine Arbeit. Ich war gerade dabei mit meinen Ausführungen fortzufahren, als mein Blick nochmals den Studioso streifte. Und bei Hesinde, was musste ich da sehen:
Er benutzte ein auf der Rückseite leeres Pergament als Lesezeichen. Sofort machte ich Meisterin Sheddja darauf aufmerksam, die aufstand, wohl um den Adepten zur eindringlichen Belehrung in das Kämmerchen zu holen. Meisterin Sheddja war gerade am Tisch angekommen und fasste den Adepten am Arm, als dieser durch ihre Berührung aufschreckte und aus Versehen das Tintenfässchen umwarf - wie sollte er Meisterin Sheddja auch kommen hören? Sogleich sprang er auf, nahm das Pergamentstück und wollte damit den Tintenfleck aufwischen.
Als er da das Pergamentstück hochhielt, erkannte ich mit Schreck das auf der Vorderseite des Pergaments Geschriebene: "Materiala Reversum" stand da in verzierten Lettern. Ich reagierte so schnell ich konnte, sprang auf und rief ihnen zu. Natürlich hatten mich die beiden nicht gehört - wie sollten sie auch - und so eilte ich zum Tisch, wild gestikulierend. Doch beide hatten mir jetzt den Rücken zugedreht und so kam ich nur noch rechtzeitig um das Schlimmste zu verhindern.
Ich riss das Pergament vom Tisch und damit aus dem Tintenfleck und wollte gerade zu einigen mahnenden Worten ansetzen, als mir in den Sinn kam, dass der Studioso meine Ermahnungen nicht verstehen würde.
Nachdem wir gemeinsam die Bibliothek verlassen hatten, konnte uns der völlig verblüffte Studioso den Aufbewahrungsort der restlichen Pergamentstücke nennen. Das in Tinte getauchte Stück wird zur Zeit noch von Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar mittels einer besonderen Methode bearbeitet, inwieweit man die Thesis des Zaubers aber noch abzuleiten vermag, wage ich zur Zeit nicht zu sagen.

Großmeister Erilarion Androstaal

von: Philipp Schumacher & Markus Penz
Erschienen in Opus no. 3 am 31.1.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu MATERIALIA REVERSUM.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: SILENTIUM.

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