De
Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I
Mein lieber Thundar Hurlemanoff...
Geschätzter Collegus, Nun, da ich den ersten Teil meiner
Beitragsreihe über die Geheimnisse der sogenannten Kinder Satuarias zu einem für meine
Begriffe befriedigenden Abschluß gebracht habe, will ich mir die Zeit nehmen, mich Eurer
Kritik und den von Euch vertretenen Ansichten über dieses Gebiet zuzuwenden.
Zunächst sei einmal grundsätzlich festgehalten, daß Ihr und die von Euch vertretene
Meinung nicht den geringsten Einfluß auf die Entstehung der einzelnen Artikel meiner
Beitragsreihe hattet. Ich halte die Fluchmagie der Hexen und Hexer nach wie vor für
verwerflich, aus den von mir bereits angeführten Gründen. Dies heißt jedoch nicht, und
dieses kleine, jedoch durchaus beachtenswerte Detail scheint Ihr mir in Euren
Anschuldigungen meiner Person gegenüber bisher stets vernachlässigt zu haben, daß ich
die potentiellen Praktizierer der satuarischen Fluchmagie für grundsätzlich bösartig
und verabscheuungswürdig halten würde. Dies ist keineswegs der Fall. Ich achte die
sogenannten Kinder Satuarias durchaus, denn auch unter ihnen gibt es nicht wenige, die der
Göttin höchst wohlgefällige Taten zu verrichten imstande sind. Doch wo dieser in
gewisser Hinsicht durchaus faszinierende aber in seinem Wesen doch oftmals viel zu
ungestüm und unbedacht handelnde Menschenschlag vom Pfad der Göttin abzuweichen und sich
seinen ureigensten Rachegelüsten hinzugeben pflegt, um die ihm von der Göttin gegebene
Kraft mit Hilfe fragwürdiger Unterstützung aus der Sechsten Sphäre man ist geneigt zu
sagen gleichsam zu pervertieren, da erlaube ich mir mit aller Entschiedenheit, dies
kritisieren und meinem Unmut darüber Ausdruck verleihen zu dürfen.
Den von Euch beschrittenen Weg, die satuarische Gemeinschaft von den gewißlich durch
Gildenmagier aufgestellten Regeln ausnehmen zu wollen, halte ich für sehr gefährlich,
denn wie, so frage ich, ist für Euch die Existenz des Codex Albyricus zu
erklären und zu rechtfertigen, wenn dieser nur dort in Eurem Sinne zur rechtmäßigen
Anwendung kommen könnte, wo ein Angehöriger der großen Gilden gegen die in diesem
Gesetzeswerk festgelegten Richtlinien und Regeln zu verstoßen sich herabgelassen hat? Ihr
habt bereits deutlich gemacht, daß Ihr es ablehnt, Eure Meinung für Euch zu behalten, da
ihr fürchtet, ein solches Verhalten möge zu nichts führen. Nun, ich denke, Euer
Beharren auf diesen Euren durchaus als fragwürdig zu bezeichnenden Ansichten wird Euch
sogar ganz gewiß zu etwas führen; ich frage mich allerdings, ob es wirklich dieses Ziel
sein kann, das Ihr durch Euren beständig zwischen Wagemut und Leichtsinn schwankenden
Starrsinn anzusteuern strebt...
Nun, wie dem auch sei. Zumindest war ich recht erfreut, aus Eurem Munde zu hören, oder
vielmehr aus Eurer Hand zu lesen, daß Euch meine Beitragsreihe am Ende doch zumindest
anteilig im positiven Sinne zu begeistern vermochte. Doch woher nehmt Ihr das Recht, meine
Arbeitsweise als lächerlich und meine Forschungen als oberflächlich zu verreißen? Was
soll das? Ich betone nochmals, daß ich sämtliche in meiner Beitragsreihe präsentierten
Informationen aus mir seit Jahren als zuverlässig bekannten Quellen bezogen habe. Wenn
ich gelegentlich auf den Volksglauben verwies, so geschah dies nicht, um daraus Wissen
abzuleiten, sondern um innerhalb des weit verbreiteten Aberglaubens Wahrheit von Fiktion
zu scheiden.
Daß ich mich nicht auf anerkannte und in Auszügen sicherlich hervorragende bereits
existente Werke über das von mir behandelte Themengebiet beziehe, hat seinen einfachen
Grund darin, daß ich die dort präsentierten Wahrheiten für unvollkommen und
anzweifelbar halte und ihnen in meiner abschließenden These ja auch teilweise mit
erheblichem Nachdruck widersprochen habe. Denken will ich lehren, nicht Gedachtes. Wäre
ich mit der bisher über das von mir untersuchte Gebiet erschienenen Literatur zufrieden
gewesen, warum wohl hätte ich weiter forschen und meine eigenen Theorien entwickeln und
veröffentlichen sollen?
Wenn ich auch mit all diesen Euren unberechtigten und allein
in Eurem subjektiven Empfinden begründet liegenden Unterstellungen durchaus noch leben
kann, so seid Ihr im weiteren Verlauf Eurer Ausführungen doch deutlich zu weit gegangen
und ich muß einen sofortigen Widerruf und eine formelle Entschuldigung Eurerseits
einfordern. Ihr hattet den boshaften Nerv, eine von mir gemachte Aussage, für die ich mit
meiner Ehre als Wissenschaftler auf dem Gebiet der arkanen Künste einzustehen
angekündigt hatte, als falsch und irreführend anzuprangern. Ich spreche natürlich über
Eure unhaltbaren Äußerungen über die Schwierigkeit des Brechens eines satuarischen
Fluches im Vergleich zu dem diesen Phänomenen verwandten Zauber aus dem Bereich der
Magica Controllaria. Niemals habe ich letzteren als 'vergleichsweise einfach' zu brechen
bezeichnet. Jedoch kann ich nur erneut versichern, daß ein jeder Hexenfluch im Mindesten
ebenso schwer, im Falle einer permanenten Wirkung jedoch noch um einiges schwerer zu
brechen ist. Ich will Euch Eure Erkenntnisse über den bewußten Zauber gar nicht
absprechen, werter Collegus, aber Euer Wissen über die satuarische Fluchmagie scheint
noch aus einer Zeit zu stammen, in der die Gildenmagier glaubten, ein Hexenkessel sei
einer Hexe wichtigstes Artefakt und ein Zirkel entfalte seine Kraft aus der ganzheitlich
durch Sieben teilbaren Anzahl seiner Mitglieder. Hättet Ihr Eure Nase einmal etwas mehr
aus Euren schlauen Büchern heraus genommen und hinein in das von Euch so sehr verachtete
wahre Leben gesteckt, so hättet Ihr eigentlich bemerken müssen, daß derlei Aussagen
inzwischen unhaltbar geworden und die Euch bekannten Einzelheiten über die satuarische
Fluchmagie veraltet und unvollständig sind. Ich kann nur von Herzen hoffen, daß der
geneigte Leser einem studierten Magus, der einen großen Teil seines akademischen Lebens
in die Erforschung eben dieser Phänomene investiert hat, mehr Glauben schenken wird, als
einem vom Ehrgeiz gepackten Möchtegern, der sich zwar vortrefflich darauf versteht, ihm
Zugetragenes durch intensiven Vergleich mit ihm bekannten Halbwahrheiten zu zerreden, sich
jedoch gegenüber jedweder tatsächlichen Erkenntnis grundsätzlich zu verschließen
pflegt. Ich erwarte, nein ich fordere, daß Ihr Euren Fehler eingesteht und Eure
gegenüber meinen Aussagen in Opposition stehenden Ausführungen öffentlich widerruft.
Solltet Ihr diesem, meinem Verlangen nicht nachzukommen gewillt sein, müßte ich mich
gezwungen sehen, von Euch Satisfaktion zu verlangen! Doch um Euch und meiner geneigten
Leserschaft zu beweisen, daß ich durchaus der objektiven Betrachtungsweise eines meine
Werke kritisierenden, literarischen Beitrages fähig bin, will ich nicht verhehlen, daß
Euer Kommentar auch einen äußerst interessanten Gedanken beinhaltet, nämlich den
bezüglich eines möglichen permanenten Kraftverlustes beim Brechen von Flüchen mit
permanenter Wirkung. Dies ist in der Tat eine Frage, der nachzugehen ich mir aufgrund
dieser Eurer Anregung für die nächsten Götterläufe verstärkt vorgenommen habe.
Auch Eure ergänzenden Äußerungen zur Edelsteinmagie als Schutz vor satuarischen
Flüchen will ich durchaus nicht als überflüssig abtun, jedoch liegt ihr Wert zweifellos
eher im Bereich des magietheoretischen Dranges nach Vollständigkeit als im praktischen
Nutzen, den der geneigte Leser, so er denn Wert auf einen wirklich wirksamen Schutz vor
Hexerei legt, daraus ziehen könnte.
Ich hoffe, daß unsere weiteren Dispute, an denen ich die geneigte Leserschaft nur
nochmals auffordern kann, sich zahlreich zu beteiligen, weniger Grund zu Ereiferung und
Unmut bieten und von Eurer Seite her in einem angemesseneren Tone geführt werden mögen.
Mit kollegialen Grüßen,
Rukus Ambrosius, Magus von: Frank Brosow Erschienen in Opus no. 15 am 25.4.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Ad Responsum atque De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - Partum 3.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Leserbrief: Ad De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I. |