Prüfungsarbeit aus der Facultas
Limbologicae et SphaerologicaeErneut ist es mir eine
außerordentliche Freude unserer geneigten Leserschaft im folgenden einen
Artikel präsentieren zu dürfen, welcher die leicht revidierte Fassung
einer Prüfungsarbeit an unserer Academia darstellt. Wie bereits in vorigen
Opera gilt, dass sich die geschätzte Leserin von dieser Arbeit keine
hochtrabenden und neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse erwarten mag,
sondern anhand dieses Skriptes die Qualität der Arbeiten an der Academia
Limbologica ermessen und diese Arbeit im speziellen als Maßstab
heranziehen kann.
Schreiben Sie eine Abhandlung zum unten angegebenen Thema. Sie
sollen dabei beide Seiten wertneutral darstellen und alle wichtigen
Argumente - Pro und Contra - berücksichtigen. Empfehlenswert ist der
rohalsche Stil mit Rede und Gegenrede.
In der frei zu haltenden Schlussbetrachtung wird eine Darlegung ihrer
eigenen Ansichten erwartet. Minimum sind 2 eng beschriebene Seiten. Eine
Nutzung der Bibliothek mag hilfreich sein, ist jedoch nicht zwingend
vonnöten. Wenn aus Werken direkt oder indirekt zitiert wird, sind diese
als Fußnote zu nennen und die Zitate im Text eindeutig als solche
kenntlich zu machen.
Spätester Abgabetermin ist der dritte Tag nach Erhalt der Prüfungsaufgabe.
Thema:
"Die Magie ist eine Kunst deren Lehre und Ausübung strengsten
Restriktionen unterliegen sollte."
(gestellt von Magister extraordinarius Thundar
Hurlemanoff)
Die Hohe Ars Arkana ist eine Begabung der nur im Auge Hesindes
ausgezeichneten Geschöpfe. Es ist eine Spezies, die ausgewählt worden war,
die Tore jenseits des einfachen menschlichen Geistes und die Geheimnisse
des Mysteriums zu ergründen.
Dieser Text soll an diesem Faktum keinerlei Zweifel anlasten, Sinn des
Scripts lautet vielmehr wie folgt:
Der Magie Lehre und Kunde ist eine Kunst, die von vielerlei Gesetzen
geprägt sei oder nicht.
Doch kann jene Frage, ob es denn tatsächlich so ist, nicht ohne
Observatio beider Aspekte, pro et contra, gestellt werden.
Ad Primum muss – und es sei hier im Rahmen dieser Arbeit nur kurz erwähnt
– die Magie in ihrem Grundwesen erklärt werden, wenngleich die paar Zeilen
hier gar lächerlich erscheinen im Hinblick auf die Unendlichkeit dieses
Mysteriums. Nichtsdestotrotz will ich mein Bestes tun.
Die Magie in ihrer reinen Form ist geordnet und doch nicht. Sie bewegt
sich frei im Limbus, jenem unendlichen Raum zwischen den Sphären und den
Sternen. Kann eine Macht, die die Grenzen zwischen Chaos und Ordnung
darstellt, denn wahrhaft erfassbar sein?
Die Ars Arkana weist und lehrt uns, dass dem so ist, durch Formeln und
Sprüche wird die Kraft geformt und geleitet und schließlich ihrem Ziel,
der Manifestation, zugeführt. Deshalb werde ich die Frage erneut, in
abgewandelter Form stellen:
Ist die Macht in ihrer reinsten Form erfassbar und kann sie
beherrscht werden?
Und hierin kommt nun der Kern des Ganzen auf, in ihrer momentanen Form,
in Betracht der Unendlichkeit, ist sie wohl erfassbar und nicht. Die
Matrix, das Gefüge des Ganzen, bindet und leitet die Macht und doch wird
es nie ein Ende haben. De facto: kann eine Kraft, ein Gefüge, welches
begrenzt ist und doch unendlich fließt, gebunden werden in ihrer reinsten
urtypischen Form?
Die Ars Mathematica lehrt uns ein selbiges, durch simples Formelwissen
und Arithmetik und Geometrie. Der Theorie nach ist die Macht durch sich
selbst gebunden und in einen ewigen Fluss gezwungen.
Lieber Leser, der Sinn dieser Einleitung liegt nicht darin verwirrend
zu scheinen, vielmehr soll es die Nicht-Fassbarkeit des Ganzen
verdeutlichen und für den weiteren Verlauf des Scriptes zielführend sein.
Denn das Ganze ist unfassbar und doch kann es zu Eingriffen kommen. Die
Matrix baut sich durch ein Netz von astralen Fäden auf und kann eben durch
sein Paradoxon, der Unregelmäßigkeit in der Ordnung, von sterblichen Wesen
erfasst werden.
Die Differenz zwischen den verschiedenen Arten von Wesen kommt nun in
diesem Zusammenhang durch die unterschiedliche Anwendung der Magie auf.
Deshalb erneut die Frage:
Ist die unendliche Magie greifbar durch den begrenzten Verstand der
Sterblichen?
Wiederum nur in ihrer ganz speziellen Form. Begrenzt wie der Verstand
eines Wesens ist ebenso die Wirkung der Magie durch dessen Eingreifen.
So komme ich zur ersten Weiche dieses Scriptes:
Die Magie in ihrer reinen Form ist ungebändigt, fließt nach ihrer
chaotischen Weise, unberechenbar, nach einem alten Rhythmus. Das Wirken
der Menschen in der Magie stellt ein eingeschränktes Bildnis der wahren
ursprünglichen und typischen Form der Macht dar. Dies ist unausweichlich,
denn je größer und näher dem origio das Wirken liegt, umso größer sind
auch die Gefahren in ihr.
Auch kann das Wesen der Magie die Arkane Macht niemals zur Gänze
begreifen. Deshalb ist es unumgänglich, die Flüsse des arkanen Stromes in
strenger Form zu rufen.
Zur Belegung, dass es dennoch Wesenheiten gibt, die ohne jede Anrufung die
Magie zu formen vermögen und in keinen Konflikt mit dem übermächtigen
Strom kommen, seien hier ad exemplum die gens albiensis genannt.
Die Elfen allein sind der Magie fähig ohne Regeln und Gesetzte, ja nicht
einmal Formeln und Sprüche kennen sie, in welchen die Macht gebunden ist.
Die Überlieferungen von Elfensprüchen stammen zum Teil aus alten Zeiten
und zum anderen sind es abgewandelte Formen von menschlichen
Zauberfähigen.
Der Vorteil einer solchen magica praktika mag wohl darin liegen, dass
weder lange Studien durchgeführt werden müssen, noch muss der Zaubernde
sich irgendwelche Gedanken über die Auswirkungen seines Tuns machen.
Der Nachteil einer solchen Praxis liegt an dem geringen Wissen und der
gleichsam niedrigen Theorie. Man kann mit keinerlei Gewissen an sein
Wirken herangehen, da einem schier und einfach das Wissen dazu fehlt.
Hingegen wird die Schule der menschlichen Magier, so ich diese in
comparatio mit den ‚Elfen’ so klassifiziert nennen darf, von Moral,
Gildengesetz und purem Formelwissen eingeschränkt.
Zum einen scheint dies schlecht, da die wahre Form der Magica hierdurch
nie zum Ausdruck gebracht wird. Bei den Elfen ist uns ja selbiges durch
ihre Art Freizauberei bekannt, welche die quasi reinste Art der gewirkten
Magie darstellt.
Doch werden die Fäden und Muster dem Gefüge derart entrissen und in
eine eigene Form gezwungen, dass der Zauber eine eigenständige Matrix
aufgebaut hat. Zum einen lobenswert dieser Versuch der Nachstellung eines
Gefüges, welcher danach trachtet Ganzes als Teil des Ganzen zu sein. Zum
anderen hoffnungslos, da der Teil des Ganzen niemals das Ganze sein kann.
Ein Sterblicher, so er nicht Gefahr laufen will, von der ihn
durchfließenden Macht selbst ergriffen zu werden, hat sich an gewisse
Restriktionen zu halten.
Was die Lehre und Ausbildung und Einschulung in die Ars Magica
betrifft, scheiden sich wiederum die Geister.
Dass jedoch während der grundlegenden Ausbildung und darüber hinaus ein
Schüler stets Disziplin und Fleiß zeigen muss, ist einem jedem klar,
jedoch in welcher Härte und Ausführung und ob Moral und Gewissen dazu
unbedingt vonnöten sind, ist ein Gebiet der Magierphilosophen.
Wohl ist die Metapher zielführend, die besagt, dass die Ars Magica ein
zweischneidiges Schwert sei.
Denn zum einen bedeutet eine große arkane Begabung die Fähigkeit anderen
zu Schutze zu verhelfen und Heil und Segen zu bringen, zum anderen gibt es
die Gefahr, dass einem eben jene Macht verführen mag. Über die Tragweite
etwaiger Verführungen will ich mich nicht weiter äußern...
Dennoch bleibt die Frage offen, ob ein gutes Gewissen ganz im Sinne der
Forschung und des Fortschrittes steht.
Man denke sich wie denn die ersten anatomischen Studien gemacht worden
wären, hätte nicht einst ein Medicus gegen die Gebote des Herren Boron
verstoßen.
Dass man einen Schüler von Unbekanntem und Ungewissen fernzuhalten
versucht, ist insofern verständlich, da der Geist eines solchen Eleven
möglicherweise nicht die ausreichende Reife aufweist.
Entgegenzustellen ist diesem Beispiel, dass wohl durch die einfachen
Gedankenschritte und nicht durch die komplexeren profilierter und
gestandener Magi etwaige Klauseln und Anormalitäten erkannt werden, die
für das Auge eines sich in hohen Formeln bewegenden Magus nicht sichtbar
oder scheinbar von Unwichtigkeit sind.
Einem jenem kann nun beiderseits die große Macht, die sich ihm bietet,
zu Kopfe steigen, wie auch kann es ihn abschrecken oder ihn auf dem
rechten Maße halten.
Gewissen kann in diesem Kontext zweifach definiert werden.
Es ist zum einen das Bewusstsein zwischen Gut und Böse zu unterscheiden
und sich nach moralischen Prinzipien zu entscheiden, welche, wie vorhin
erwähnt, nicht immer im Sinne der Forschung stehen.
Zum anderen hat es eine Bedeutung, die annähernd mit Wissen
gleichzusetzen ist. Dies bedeutet nicht moralische Grundsätze, sondern
vielmehr das Bewusstsein, was mit der Magie getan wird, dies jedoch in
objektiver Betrachtung, welche ganz im Sinne der Forschung steht.
Dies kann weitergeführt werden im Vergleich zwischen Praxis und
Theorie.
Eben in der Theorie ist ein objektives Handlungsbewusstsein vonnöten, um
einen korrekten Ablauf einer Zauberwirkung genauestens zu berechnen.
Die Theorie mag natürlich auch, und dies trifft meistens zu, im Rahmen
einer moralischen Educatio gelehrt werden. Hierbei mag der Eleve in eine
ganz gewisse Richtung geleitet werden, welche gerade für unentschlossene,
schwache Gemüter hilfreich sein kann. Ebenso in der Praxis eine
Richtungsweiche, die vom allgemeinen Gebrauch zwar ablenkt, aber in Causa
der Spezialisierung nur zielführend ist.
Betreffend der Praxis kann und muss gesagt werden, dass sie mehr denn
je Restriktionen unterliegen muss und ich mich nicht darüber hinaussehe,
hierzu einen Conterpart zu nennen, da es schlichtweg unumgänglich ist, bei
Anwendung der Artis Magicarum gewisse Aspekte zu betrachten und zu
umgehen.
Und da die Theorie die Krone der Praxis ist, halte ich es mit dieser
ebenso.
Abschließend sei noch erwähnt, dass als einer der bedeutenden Punkte
der Ars Magica und deren rechten Anwendung noch die Reinheit und Stärke
des Geistes vonnöten ist.
Frei von Störungen und Krankheiten sei das Bewusstsein des Magus.
Nicht unerwähnt sollen wichtige Prinzipien in der Lehre und vor allem
im Erlernen der Magie bleiben. Stetige Wiederholung ist die Pflicht eines
jeden Magus, denn sie bedeutet die einwandfreie Praxis und Umsetzung des
gelehrten Wissens.
Ebenso muss der Lehrende erst Demut vor der Hohen Kunst beweisen, sich der
besonderen Auswahl, welcher er unterliegt, bewusst sein und sich mit all
seinem Trachten für diese einsetzen, denn erst derjenige, der Demut vor
der Magie bewiesen hat, sich ihr unterworfen und ihre unendliche Macht zu
respektieren begonnen hat, kann die Meisterschaft in ihr antreten.
Auch ist die Ars Magica eine Wissenschaft, die nur der seelisch Gestärkte
erwählen sollten. So einer nicht die Gabe der Konzentration besitzt, sich
mit all seinem Willen der Studie widmet oder widmen kann, soll er es
bleiben lassen. Auch muss man gehörige Entschlossenheit zeigen um im
Angesicht der astralen Manifestation nicht wankelmütig zu werden. Was man
einmal angefangen hat, muss auch zu Ende gebracht werden und dies vermag
wahrlich nur ein starker Charakter.
Rein von Störungen und Krankheiten sei der Geist des Zöglings, denn sie
bedeuten mitsamt dem magischem Potential eine nicht zu unterschätzende
Bedrohung.
Es ließen sich gewisslich noch dutzende Beispiele nennen, wie man die
Lehre der Hohen Magie anzutreten hätte, doch verzichte ich auf derlei
endlose Auflistungen und will mich mit einem Gruß und einer Empfehlung an
alle ehrbaren Eleven der Magie wenden, der Hohen Magisterin zu danken ob
der Möglichkeiten, die in ihnen ruhen und sie IHR zu
Ehren auch anzuwenden!
Essenz dieses langwierigen und schwierigen Exzerpts, der Anwendung der
Magie, sei hier das Ende:
Die Ars Magica, deren origio im Chaos gebundener Ordnung liegt, kann und
muss strengsten Restriktionen unterliegen, die von dringender Not sind, um
etwaigen Gefahren gewissentlich begegnen zu können. Wissen und Gewissen
heißen die zwei entscheidenden Gesetze der Anwendung der Höchsten Aller
Künste. Honore te Hesinde!
Scolar Ucurian ya Enstronzo
von: Marco Dworschak Erschienen in Opus no. 165 am 4.8.2002 als Reaktion oder Fortsetzung zu Prüfungsarbeit aus der Facultas Sumui Transformatoricae, Fachgebiet Herbarium und Bestiarium.
Reaktion auf „Testament des
Magisters Kormeadh Baramo entdeckt!“
Reaktion zu Opus no. 164 -
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Ich wollte euch nur meine Hochachtung und meinen Dank aussprechen. Ich
denke es war ein sehr wohl überlegter Schritt dieses Testament gerade zu
diesen Zeiten zu publizieren.
Möge es einigen als Warnung dienen ihre leichtfertigen Worte zu
überdenken, ich war zutiefst schockiert als ich las, was ihr von jenem
jungen Burschen gehört habt, und hoffe doch, dass ihr nur das stilistische
Mittel der Übertreibung gebrauchtet.
Adeptus maior Darnok von: Marco Dworschak Erschienen in Opus no. 165 am 4.8.2002 als Reaktion oder Fortsetzung zu Testament des Magisters Kormeadh Baramo entdeckt!. |