ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
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Die Dunkle Pforte
Weitere Erkenntnisse in Zusammenhang mit der Bibliothek

Mittlerweile dürfte auch der letzte Zweifler überzeugt, die letzte Fragende zum Schweigen gebracht worden sein. Zumindest waren sich alle Anwesenden einig, als es bei der letzten Sitzung des Akademierates darum ging, den Ursprung der dunklen Pforte im uns bisher verborgen gebliebenen Untergeschoß unserer Bibliothek zu klären (Der Opus berichtete in Ausgabe XIV - Stille Halle, Dunkle Pforte). Das Tor, welches Meisterin Sheddja, Meister Achmed und meine Wenigkeit am Ende der Treppen entdeckt hatten war definitiv dämonischen Ursprungs - und wir konnten uns alle recht gut vorstellen, in welche Domäne das dämonische Wirken fiel.
Und doch blieben noch einige Fragen ungeklärt, welche ich nun dem geneigten Leser zu erläutern versuche:
Da war ad primum einmal die Frage nach dem Kellergeschoß überhaupt, also wann es erbaut wurde, von wem und wie weit es sich erstreckt; auf Zweck und Ziel der unterderischen Bauten würden wir wahrscheinlich noch früh genug und wohl eher unfreiwillig stoßen. Die ersten Fragen ließen sich durch das zu Rate ziehen eines zwergischen Baumeisters aus Methumis klären, wenn dieser auch einige Zeit brauchte, bis er uns folgendes mitteilen konnte: Die Kelleranlagen unserer Akademie waren früher wohl das Fundament eines weitaus größeren Gebäudes, als es heute besteht. Was Väterchen Xendrasch allerdings mit "früher" meinte, das versetzte uns alle ins Staunen, denn er selbst konnte seine Stammbaum nicht so weit zurück verfolgen; er datierte die Erbauung des Kellergeschoßes auf "die Herrschaft des dreizehnmal verfluchten güldenen Gottdrachen". "Auf jeden Fall", so meinte er weiters, "sind Echsen am Bau beteiligt gewesen." Leider war es Väterchen Xendrasch nicht möglich, die Ausmaße des Kellergeschoßes genau zu bestimmen, doch er vermutete, dass - wie bereits oben erwähnt - das Fundament weitaus größer sei als die jetzige Akademie.
Ad secundum stellte sich uns die Frage nach der Beschaffenheit jener dunklen Pforte, welche mit dem Namen eines Niederen Dämonen aus der Domäne des Herren der Rache in Zhayad-Glyphen beschriftet war. Auch hier konnte uns Väterchen Xendrasch teilweise behilflich sein, denn er wusste zu sagen, dass jene Pforte erst im Nachhinein an eben dieser Stelle angebracht worden war. Was uns also noch zu tun blieb, war ein mühsames Durchsuchen all der Aufzeichnungen aus vergangener Zeit, welche den Umbau unseres Akademiegebäudes betrafen. Hochwürden Argelia schien selbst dabei auf HESindes Beistand vertrauen zu können und so hielten wir bereits nach drei Stunden anstrengender Suche im Chaos unserer Behilfs-Bibliothek das gesuchte Buch in Händen. Wie wir diesem entnehmen konnten, wurde das Portal während der Zeit der Magierkriege erbaut. Damals haben sich - so die schriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Akademieleiters - einige schreckliche Vorfälle in der Räumlichkeiten der Bibliothek ereignet (von einem dieser Vorfälle wurde in Opus no. 6 - "Das Grauen in der Bibliothek" berichtet), sodass man sich gezwungen sah einige Artefakte und Bücher in periculo per academiam sicher zu verwahren. Wie wir weiters folgerten, wurde also diese Pforte zum Schutze der Akademie errichtet und der Zugang zu ihr offensichtlich zugemauert - der darüberliegende Raum allerdings weiterhin als Bibliothek genützt.
Diese Erkenntnisse brachten uns schon einen Schritt weiter, doch zufriedenstellend war das Ergebnis noch lange nicht. Und so richtete sich unsere dritte Frage auf das Schloss der Pforte, ergo also auf den schmalen Spalt in ihrer Mitte.

Hier ist eine kurze Anmerkung in puncto Zeitdauer unserer Forschungen notwendig, denn hatten wir bis jetzt all unsere Erkentnisse in etwa einer Woche erfahren, so sollte uns das nun Folgende weitaus länger beschäftigen. Während der gesamten Zeit, in welcher Meisterin Sheddja und Meister Achmed mit mir gemeinsam das Geheimnis der H-S-T Glyphen und des darunter liegenden schmalen Spaltes in der Pforte zu lüften versuchten, schien uns eine unsichtbare Macht daran hindern zu wollen. Und zu allem Überfluss verweigerte uns auch noch Meister Barius, welchen wir als Spezialisten für dämonische Angelegenheiten um Rat fragten, jedwede Hilfe. Er schien etwas zu wissen, was er uns - noch - nicht preisgeben will, und es brauchte einige zeitaufwendige Gespräche, um ihn zumindest von der Sinnhaftigkeit unserer Forschungen zu überzeugen.

Doch kehren wir zu der eigentlichen Fragestellung zurück: Wie hatten die Magi et Magae zur Zeit der Errichtung dieser Pforte dieselbe versiegelt und dadurch das dahinter Liegende vor unerwünschten Eindringlingen - und was fast noch wichtiger scheint - sich selbst vor dem, was sich jenseits der Pforte verbarg, geschützt? Nun, es musste sich wohl - wie bereits erwähnt - um eine dämonische Art der Sicherung handeln, welche jedoch selbst für Dämonologen ein beträchtliches Hindernis darstellen sollte. Es brauchte einige Zeit der Überlegung, etliche Diskussionen und zwei weitere magische Analysen der Pforte bis wir es endlich herausgefunden hatten. Es war ein raffiniertes System der Sicherung, welches nur wahrhaft machtvollen Magi et Magae erlauben sollte, die Pforte zu öffnen, auf dass sie genug KRAFT besaßen, das dahinter Liegende zu bewältigen. Man benötigt ein Paraphernalia, welches - sobald man es in den schmalen Spalt am unteren Teil der Pforte steckt - dieselbe zur Öffnung freigibt, wie wir vermuten. Und allem Anschein nach handelt es sich bei besagtem Paraphernalia - dies teilten uns wohl die drei H-S-T Glyphen und das Bild eines Schwertes mit - um das SCHWERT DES HESHTHOT.
Dem Leser sei noch berichtet, dass Meister Barius auf das Ergebnis unserer Forschungen einzig und alleine mit einem Kopfnicken und einem "So holt mich die Vergangenheit nun doch wieder ein." reagierte.
Möge HESinde uns Weisheit schenken!

 

Großmeister Erilarion Androstaal

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 18 am 16.5.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Stille Halle, Dunkle Pforte.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte.


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