|
Komm näher mein Sohn. Du fürchtest dich? Aber nicht doch. Ich bin doch bloß
ein alter gebrechlicher Mann. Meine Augen machen dir Angst? Es ist eine alte
Verletzung, ich weiß es muss ein fürchterlicher Anblick sein – nicht wahr? Zum
Glück muss ich es nicht mehr sehen…
Jaja, es hat auch Vorteile blind zu sein. Man sieht andere Dinge. Wertvollere
Dinge. Mächtigere Dinge. DU willst sie auch sehen? Oh du wirst. Glaub mir du
wirst. Denn Du wurdest auserwählt um zu sehen, auserwählt um zu verstehen. Ich
werde dir alles zeigen was ich erblicke, alles.
Doch zuerst will ich dir etwas erzählen, mein Sohn. Es ist die Geschichte
unserer Vergangenheit, auch der Deinen. Und es ist die Geschichte deiner
Zukunft. Deiner Bestimmung.
Über die Entstehung dieser Welt wissen wir wenig. Es gibt mehrere
Geschichten. Manche sind finster und schrecklich, andere voller Licht und
Sonnenschein.
Zwei jedoch finde ich besonders interessant. Diese will ich dir erzählen.
Im Anfang war Nichts. Und es war überall und nirgends. Leere beherrschte eine
Ewigkeit der Finsternis. Es war Nichts. Und es war Ordnung. Und diese Ordnung
nannte sich selbst Aeon.
Doch dann, an einem Punkt inmitten der Ewigkeit geschah das wohl
Unwahrscheinlichste, das man sich vorstellen kann. Aus dem Nichts entstand ein
Gedanke. Und aus dem Gedanken formte sich ein Wort. Das Wort war Syt. Wie von
unendlicher Energie durchflutet begann Syt sich auszubreiten. Es nahm Gestalt an
und erschuf Materie, Raum und Zeit. Von dem einen zentralen Punkt inmitten der
Leere aus begann Syt immer weiter vorzudringen und Aeon mehr und mehr zu
mindern.
Doch Aeon erkannte in Syt den Demiurgon und das Chaos, das in seiner Schöpfung
war und so begann er sich gegen die unaufhaltsame Krankheit zu wehren. Aeon
begann in die Schöpfung Syts einzufließen und alles Geschaffene der
ursprünglichen Leere und Ordnung wieder zuzuführen.
Und so begann ein unaufhaltsamer Kampf zwischen Syt und Aeon. Materie begann
sich zu formen und erneut zu zerfallen, alles geschaffene strebte zurück in die
Leere. Der Kampf dauerte ewige Zeiten und völliges Chaos erfüllte mehr und mehr
die Welt.
Doch dann mit einem Male erkannten Aeon und Syt, dass sie inzwischen so sehr
ineinander verflochten waren, dass ein SEIN des einen ohne den anderen nicht
mehr erdenkbar war. Und ein Gleichgewicht zwischen Leere und Fülle, Nacht und
Tag, Tod und Geburt, Ordnung und Chaos stellte sich ein. Und im Zentrum dieser
neuen Dualität, jedoch auch im Zentrum dieses ewigen Streites entstand Terra –
Die Welt.
Du findest diese Geschichte zu komplex? Zu abstrakt? Nun gut vielleicht
gefällt dir diese besser:
Die Welt wie wir sie kennen begann mit einem Kampf. Dem Kampf der Giganten.
Auf der einen Seite ward Syt, die Herrin des Lichts, des Lebens, der Geburt und
auf der anderen war Aeon, der Herr der Nacht, der Leere und der Vernichtung.
Aeon beneidete Syt, da sie eine Macht besaß die größer war als jede andere: die
Macht zu schaffen. Und so fasste er das Ziel seine Schwester zu vernichten. Aeon
war bewaffnet mit einem mächtigen Schwert, das er Nor nannte, was soviel
bedeutet wie Nacht und einem Stab der den Namen Nemrog trug, was Vergessen
heißt. Syt auf der anderen Seite trug in ihrer Linken eine goldene Kugel, der
sie den Namen Vala, gleich Sonne, gab und in ihrer rechten eine silberne die sie
selbst Luun, gleich Mond, nannte.
Aeon begann den Kampf, indem mit Nor gegen Syt schlug und wo das mächtige
Schwert gezogen ward hinterließ es tiefste Finsternis. Doch Syt streckte dem
Schwert die helle Kugel Luun entgegen. Nor drang in die Kugel ein, doch
vermochte sie nicht zu spalten, Luun ihrerseits vermochte es nicht das
eingedrungene Schwert mit ihrer Hitze zu vernichten und so verschmolzen die
beiden und keiner konnte den Kampf für sich gewinnen.
Erzürnt über den Verlust Luuns nahm Syt die Kugel Vala, die heller und mächtiger
war als ihre Schwester und warf sie gegen Aeon. Und Vala verfehlte ihr Ziel
nicht. Aeon versuchte mit Nemrog sich Valas zu erwehren doch in der Hitze der
gleißenden Kugel barst der Stab und Vala bohrte sich mitten ins Herz Aeons, und
die Leere ward nicht mehr.
Doch das Kopfstück Nemrogs, ein Smaragd namens Narma - in manchen Mythen auch
Mandra genannt -, dessen größte Macht die
Hinterlist war, flog, nachdem der Stab geborsten, weiter gen Syt und bohrte sich
ins Herz der Edlen.
Schwerst verletzt und mit etlichen Wunden stürzten Syt und Aeon sodann hernieder
und ihre ohnmächtigen Leiber verschmolzen zu einer riesigen Wüste.
Doch aus den Wunden, die sie sich geschlagen hatten quoll weiterhin ihr
unsterbliches Blut, das Mana, und überzog das ganze Land. Und aus dem Mana
erstand neues Leben.
Manche Wesen waren erfüllt vom weißen Blute der Syt und manche vom schwarzen
Mana des Aeon, doch die meisten trugen und tragen heute noch das eine wie das
andere in sich. Und wie die Giganten vor ewigen Zeiten kämpfen auch wir noch
heute, jeder von uns, sogar in sich selbst, diesen Ewigen Kampf wohl bis in alle
Ewigkeit. Verschiedenste Völker waren aus dem Mana entstanden und bevölkerten
bald die gesamte Welt.
Doch dann an einem besonderen Tag, den wir noch heute den
Sternenfall Valas
nennen, kam es, dass Vala auf die Erde blickte und sich entschloss einem großen
Krieg zwischen allen Völkern Terras ein
Ende zu setzen. Sie wollte vollbringen was sie vor Ewigkeiten begonnen hatte.
Sie bäumte all ihre Macht auf und erstrahlte in ihrem vollen tödlich heißen
Glanz am Himmel. Tausende Funken sprühte sie in alle Richtungen. Manche fliegen
noch heute in die Ewigkeit der Leere hinaus. Wir nennen sie Sterne, die
Verirrten. Die meisten von Valas Funken jedoch fielen auf die Erde herab und 10
Tage lang regnete es Flammen. Jeder von Nemrogs alten Splittern wurde von den
Flammen getroffen und verbrannt, auf dass die Vergessenheit von der Welt weichen
sollte. Darauf folgte ein Zeitalter der Dunkelheit und des Vergessens.
Doch die Wunden der schlafenden Schöpfer waren wieder aufgebrochen und neues Mana quoll aus ihnen hervor. Und in diesen Quellen, an verschiedensten
Stellen der Welt, wurden Kinder geboren: Die Blutsgeborenen.
Syt brachte ebenso viele Kinder wie Aeon hervor. Da sie alle nur aus dem Blut
eines der beiden Schöpfer entstanden, nennen wir sie auch die Reinen. Sie selbst
jedoch nennen sich die Hierophanten.
In ihrer jeweiligen Gestalt waren sie alle anders, doch eines hatten sie alle
gemeinsam: Sie waren göttlich.
Jedes dieser Wesen hat die Macht Mana zu trinken und daraus Einblick in die
Wahrheit zu bekommen. Sie haben die Macht mit dem Blut ihrer Eltern die Völker
der Welt zu inspirieren und zu beherrschen, selbst neues zu schaffen und
geschaffenes zu verändern.
Du hast die Wahrheit bereits erkannt nicht wahr mein Sohn? Du hast Recht. Wie
solltest du auch anders. Du bist einer der Hierophanten. Und daher ist es deine
Bestimmung zu herrschen. Du wirst ein großer Herrscher sein, ein König, ein
Gott. Das Volk wird der Macht des Manas nicht widerstehen.
Um ein mächtiger Herrscher zu sein musst du dein Mana mehren, du musst neue
Quellen des Blutes finden und wenn du mächtig genug bist wirst du dich über die
anderen Hierophanten erheben und du wirst die Anhänger des falschen Schöpfers
besiegen und den Kampf zwischen Hell und Dunkel in dem auch du ein Teil nun bist
entscheiden und dann wird endlich Ordnung sein und Friede.
(Daniel, 2003)
|
|