Durische Postille

Sonderkohorte "Wüstensturm"
13. Woche des 1. Jahres

"Allweiser Herrscher, wir haben neue Kunde aus dem Süden."

Der Kurier war vor dem Thron des Imperators auf ein Knie gesunken und hielt seinen Kopf tief gesenkt. Staub bedeckte nicht nur seine Stiefel, sondern reichte ihm beinahe bis zum Hals hinauf, ebenso dehnte und senkte sich sein Brustkorb unter den schweren Atemzügen. Zweifelsohne war dieser Mann länger als einen Tag geritten und sein Zustand ließ jenen seines Reittiers nur vermuten.

Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete ihm der Imperator, weiter zu sprechen.

"Hebeseth, die Finsternis im Süden, führt weiter einen gnadenlosen Krieg gegen seine Nachbarn. Vor allem das Reich Keltaraun musste bis dato einen hohen Blutzoll bezahlen. Der feige Herrscher Hebeseths schickt Sklaven als lebende Schutzschilde in die Front und macht auch nicht vor Frauen und Kindern halt."

Asmodeus Äternitas I, Herr des Äternisches Imperiums, erhob sich langsam. Sein Blick war starr gen Süden gerichtet, als er sprach:

"Wir haben lange genug diesem Treiben zugesehen. Ein Herrscher über Menschen, jener Rasse, welcher wie keiner anderen das Gute in die Wiege gelegt wird, ein Herrscher, der solch Grauen verbreitet und gebietet, ist ein Feind des Lichts. Und damit ein Feind des Äternischen Imperiums. Niemand soll sagen, dass Wir nicht an der Seite jener stritten, welche wider die Finsternis kämpften."

Er ging zwei Schritte auf den Kurier zu.

"Erhebt euch. Wir geben euch den Befehl, einen Trupp in dreifacher Kohortengröße umgehend zusammen zu stellen. Rekrutiert Unsere besten Männer und Frauen dafür. Übernehmt die Führung über diese Einheit und marschiert umgehend gen Süden. Bringt die Fackel des Lichts zu den gepeinigten Völkern und das allesverzehrende reinigende Feuer unter die Truppen Hebeseths!"

Äternisches Imperium


Nolothnor ist Ogerfrei!
13. Woche des 1. Jahres

Hiermit wird allen Elbenreichen kundgetan, dass Mampf, der Oger, welcher für den Tod von Spähern verschiedenster Völker verantwortlich war, von einem Noholin Gardetrupp gejagt und hingerichtet wurde.

Auch wenn die Jagd anders verlief als gedacht (der Oger floh nicht, wie es einem denkenden Wesen zuzutrauen wäre) und dadurch über 50 der Nachtalben, welche den Oger einkreisten, von diesem zerfetzt wurden, so war dieses Opfer nicht umsonst, denn Nolothnor ist nun wieder von allen freien Völkern zu bereisen.

Der Schädel des riesenhaften Ogers wird in die Hauptstadt Ashnad Zhul gebracht und wird dort als neuer Thronsessel dienen, um alle Welt zu lehren, dass Entschlossenheit und Zusammenhalt stets über schiere Kraft und scheinbare Überlegenheit siegen.

Gehört, gesehen und aufgezeichnet in Nolothnor, nun Provinz des Reiches der Dunkelalben

Karmanthi


Spiel der Wüste
12. Woche des 1. Jahres

„Illyria!“.... wo bist du Schwester am Ende meiner Tage.
„Fent.... du bist so...“ er stockte und blicke auf Knien zu seinem älteren Bruder hinab. „Gib mir deine Hand.“
Blut war überall um sie herum. Blut das aus Fents Körper rann. Der Speer des Wüstenkriegers steckte tief in seiner Brust. Die Rüstung ebenso durchstoßen wie der Brustkorb.
Sein Atem trat nur noch rasselnd aus seinem weit geöffneten Mund. Viel zu sehr erinnerte Tellin der Anblick an einen ausgeweideten Fisch am trockenen Land der verzweifelt an der Luft erstickte und um sein Leben rang.
Er nahm die Hand seines Bruders sanft in die seine. Der Nebel war bereits aus seinen Augen getreten. Dunkel und von tiefem Schmerz erfüllt starrte Fent ihn an. Der Tod war unausweichlich.

Hinter sich hörte er die Schritte und das leise Klirren der Waffen und Rüstungen seiner Kameradinnen und Kameraden die in ihrer Anteilnahme Abstand nahmen um den beiden Brüdern Raum für den Abschied zu geben.
Irgendwo war ein Schluchzen zu hören.

„Tellin mein....“ ein krampfartgies Röcheln durchzog Fents Körper. „Tellin... Illyria unsere Schwester... sie reitet... pass...“
Ein eiserner Knoten in Tellins Brust. Sein großer Bruder war ihm stets so unüberwindbar erschienen. Ein talentierter Mann des Schwertes. Er hatte immer auf ihn und seine Schwester geachtet. Es war nicht Recht, dass er so grausam aus ihrer Mitte gerissen wurde.
Tränen ließen seinen Blick zu einem verschwommenen Etwas werden. Um sich herum sah er nur Tote. Wüstenkrieger der Garde des Archonten von Hebeseth und die Leichen seiner Freunde, seiner Einheit, seiner Garde Keltarauns.
Leichen, sonnenverbrannte Erde und eine endlose Wüstenei.

„Ich... kann nicht... bitte... sag ihr, dass es mir leid tut. Ich wollte ihr das nicht antun.
Ich will nicht von dieser Welt gehen ohne, dass sie weiß.... daß sie für immer in meinem Herzen ist.“

Tellin starrte seinen Bruder an. Fent bäumte sich auf. Blut mit kleinen Bläschen quoll aus seinem Mund. Er wollte noch etwas sagen. Tellin packte den Älteren in einer festen Umarmung. Er spürte wie sich die Muskeln des Sterbenden verkrampften. Fest und fester. Wie Knoten aus Stahl. Und dann erschlafften. Ein warmer, säuerlich, salziger Geruch von Blut und Pisse stieg in flirrende Hitze der verdorrten Einöde.
Erschlafft für immer.

Tellin wollte schreien. Seinen ganzen Schmerz hinaus schreien. Fent tot. Seine Schwester weit fort auf einem Ritt in den Wahnsinn. Seine Einheit und er.... die dritte Schlacht in der dritten Woche seit ihrem Aufbruch. Und an anderen Stellen des Reiches fielen immer wieder die Heerscharen der Wüste ein. Der Sand spuckte sie aus. Endlose Heerscharen des Archontats Hebeseth.

Sie gewonnen Schlacht um Schlacht und verloren dennoch den Krieg.
Wo waren all die Völker die sich Freiheit auf die Fahnen geschrieben hatten?!
Wo waren all die Reiche die ihre eigene Souveränität verlangten? Hier marschierten, kämpften und starben er und seine Freunde und diesem von den Göttern verlassenen Meer aus Sand alleine. Gegen einen Aggressor dessen Soldaten so zahlreich waren wie die Dünen in der Wüste.
Einsamkeit

Der Schmerz der in seinem Inneren wütete stahl ihm jede Kraft. Kein Schrei kam über seine aufgerissenen Lippen.
Stille

Môr`Kishai Keltaraun


Sporenmahl
12. Woche des 1. Jahres

Dieses Leben sollte mit Mahmud bis zum Ende nicht gnädig sein.

Vor Jahren schon wer er unverhofft in die Sklaverei abgerutscht und schuftete dort Jahr ein Jahr aus in den großen Steinschneidereien Hebeseths, bis ihm Kreuz und Finger schon krumm wurden.

Dann, vor einigen Wochen, als klar war dass er zum Arbeiten nichts mehr taugen würde, wurde er zu einer der Sklavenjägereinheiten gebracht, um dort gegen seinen Willen an vorderster Front andere, jüngere für jene Dienste einzufangen, die ihn selbst zum Krüppel gemacht hatten.

Als diese Jäger jedoch vor zwei Wochen von einem Haufen Schlangen bedroht wurden, erkaufte Mahmud sich seine Freiheit durch sein Flötenspiel, mit dem er den Angriff abwehrte und von den schlechten, aber dennoch zu ihrem Wort stehenden Männern Hebeseths freigelassen wurde.

Ach süße Freiheit, nach Jahren habe ich dich wieder!

Er rannte, rannte so schnell er konnte, um jemanden zu finden, der ihm Unterschlupf gewähren möge. Jemandem, dem er alles verraten könnte, was er gesehen und gehört habe. Jemandem, der all seine Brüder und Schwestern, Vettern und Freunde aus den Klauen des schäbigen Archonten befreien könnte, wenn er ihm sein Wissen offenbarte.

Doch kaum auf freiem Fuß erblickte er aus dem Augenwinkel eine schemenhafte Gestalt. Kurz trafen sich die Blicke, und dem Schlangenbeschwörer wurde sofort bewusst, dass die Spore lediglich aus einem Grund aus den weiten der Steppe aufgetaucht war: ihm sein Fleisch von den Knochen zu reißen. Als der Augenblick verstrichen war, stürmte die Spore auf Mahmud los. Da der Schlangenbeschwörer von den langen Strapazen der letzten Jahre ausgezerrt war, waren auch die letzten Kraftreserven aufgebraucht und die Spore riss ihn zu Boden. Sie vergrub seine groben Hauer im Nacken des Hebesethers. Das Letzte, das man von dem Schlangenbeschwörer hörte, war ein kurzes Aufschreien. Sein Röcheln ging im Schmatzen der Spore unter. Und nach nur kurzer Zeit erinnerte lediglich ein liebevoll gehäuteter Schädel im Staub der Steppe an den Menschling.

Dieses Leben sollte mit Mahmud bis zum Ende nicht gnädig sein. Und sein Schicksal würden nun noch viele weitere Teilen...

Archontat Hebeseth


Ein kleines Örtchen in Homber...
11. Woche des 1. Jahres

Es ist ein verregneter Tag und düstere, Unwetter beladene Wolken ziehen vom peitschenden Wind getrieben über den Himmel. Aus dem Regenschleier verdichten sich die Umrisse einer größeren Truppe, die auf das Örtchen Nebelmoor zuhält, das direkt neben dem gleichnamigen Sumpfgebiet liegt.

Der etwas abgerissenen Truppe eilt bereits ein schlechter Ruf voraus, denn auf dem Weg bis nach Nebelmoor blieb kaum ein Dorf von ihren gierigen Händen verschont und so erklingt auch hier bald der Ruf, dass sich der ungeschlachte Söldnerhaufen dem Dorf nähere.

Hektische Betriebsamkeit bricht aus und allenorts sieht man plötzlich schwer gerüstete, kleinwüchsige Krieger, deren meist schwarzes Haupthaar zu kunstvollen, kleinen Zöpfchen geflochten ist, durch das Örtchen eilen. An manchen Stellen bricht lautes Geschrei aus, als die zwergischen Krieger wenig sanft die Bewohner des Örtchens zusammen treiben und – nur von einer Handvoll Kämpfer begleitet – in Richtung der Berge losmarschieren lässt. Die restlichen, schwarz gerüsteten Kämpfer mit dem Wappen Zharr‘ Moroths auf ihren Schilden formieren sich um eine kleine Garnison am Fusse eine Hügels, die den Zwergen bis dato als Quartier diente. Lautes Scheppern ist zu vernehmen und das Klirren von splitternden Tonkrügen hallt den Söldnern entgegen, als diese sich Nebelmoor weiter nähern.

Barsche Befehle in der polternden, rauen Sprache der Zwerge werden gebrüllt und die zwergischen Krieger sammeln sich zu einer kleinen, sauber geformten Schlachtreihe.

„Schwarze Garde!“, brüllt da ein Zwerg, dem man den Veteranen zahlreicher Schlachten bereits auf grosse Entfernung ansehen kann, „Formation einnehmen. Lasst dieses dreckige Söldnerpack eure Äxte und Hämmer schmecken. Zerschmettert ihre Knochen, zerhackt ihre Gliedmassen und noch im Sterben will ich sehen, wie eure Waffen ihre Rüstungen zermalmen.“

Noch während er diese Worte an die versammelten Krieger brüllt, rennt ein weiterer Zwerg mit schnellen Schritten aus der kleinen Garnison, und ordnet sich atemlos in die Reihen der Krieger ein. Nur wenige Sekunden später ertönt ein tosendes Fauchen und mit atemberaubender Gewalt schiesst eine riesige Stichflamme aus der Garnison, die mit gierigem Knistern an allen Ecken und Enden auf das nasse Holz übergreift und es knackend verschlingt.

„Kein Weg zurück, Schwarze Garde – Vorwärts!“ und wie ein Mann setzt sich die kurze Schlachtreihe der Zwerge in Bewegung, um der Söldnerhorde entgegen zu treten…

Zharr’ Moroth