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Durische Postille |
Der Abstieg 6. Woche des 1. Jahres Fester umklammert Marlana Schwertgriff und Fackel, ringsum tanzende Schatten an den Wänden dieser finstren Gruft. Stets gaukeln sie Bewegung vor, wo hoffentlich keine ist, offenbaren und verbergen zugleich Höhlungen zu beiden Seiten. Weitere Gänge? Grabkammern? Marlana hat keine Zeit, sich umzusehen, denn die seltsame Kreatur wankt weiter in die Tiefe. Schnell huscht sie ihr nach.
Nicht nur Könige und Heroen ihres Volkes fanden hier ihre letzte Ruhe, auch finstere Gestalten wie der grausame König Llerwyn Schädeltrinker, der hier irgendwo mitsamt seinen Blutknappen eingemauert wurde. Nach seinem Tod, versteht sich. Ihr Urgroßvater hatte seine Schreckensherrschaft als Kind noch mit- und überlebt, und seine Geschichten.... Marlana schüttelt sich unwillkürlich. Kein Wunder, daß seit damals niemand mehr diese Kammern betreten hat. Und wenn in den alten Legenden Wahrheit steckt, so waren diese Hügelgräber schon vor ihrem Volk hier, Äonen schlummernd, ungenannte Schrecken in der Tiefe.
Abrupt bleibt Marlana stehen. Ein gemeißelter Torbogen, über und über mit alten Runen bedeckt. Eine Warnung: Hier endet der bekannte Bereich.
'Oder zumindest damals bekannt, als hier noch unsere Könige zu Gabe gelegt wurden und Priester die alten Riten vollzogen,' schießt es ihr durch den Kopf. Die Kreatur will noch tiefer hinab, schlurft auf den Torbogen zu. Marlana schluckt ihre Angst hinunter, versucht das Zittern ihrer Hände durch schiere Willenskraft zu beenden. Drei schnelle Schritte, der unheimliche Durchgang ist durchschritten, vor ihr öffnet sich der gähnende Schlund. Nein, nur ein weiterer Gang. Und Treppen, Treppen in die Tiefe...
(Gerücht)
Babys, Immer eine freudige Überraschung? 5. Woche des 1. Jahres Jusuf Alvorada ibn Tschern ben Schlendri von Ahn, der Sternendeuter stand auf seinem Turm und blickte besorgt durch sein Schaurohr.
Heute Nacht würde das Sternbild des Wyvern sich mit dem Kreuz der Erneuerung im dritten Haus begegnen.
Noch einmal ging er zu seinem Schreibtisch und studierte die alten Schriften. Es bestand kein Zweifel, dieses Sternbild welches nur alle paar Jahrzehnte so am Himmel zu sehen war, hatte bisher immer den Beginn der Brutzeit der Niederdrachen eingeleitet. Da sie in den letzten hundert Jahren ungestört und ohne Feind ihr Dasein gefristet hatten, würden wohl viele der Weibchen zur brüten schreiten.
Er würde diese Botschaft seinem Herren überbringen müssen. Bedauerlicherweise waren in den neuen Provinzen einige der Wyrmer gesehen worden. Viele der Begegnungen hatten mit personellen und materiellem Verlusten geendet.
Etwa zur gleichen Zeit, irgendwo tief in den Finterwäldern:
Mit einem klatschen prallte der verdrehte und blutüberströmte Leib eines Mannes auf den erdigen Boden der Höhle. Das Tatzelwurmweibchen schob ihn zu den übrigen Leichen, welche sich bereits in der Höhle befanden und je nach Verwesungsgrad mehr oder weniger die Luft verpesteten.
Dann wandte sie den Schädel zu ihrem Gelege. Acht braune, mannskopfgroße ledrige Eier lagen in ihrem Hort aus glitzerndem Krimskrams, welches für den Tatzelwurm wohl einen Schatz darstellen mochten. Zärtlich rückte der mächtige Schädel die Eier zurecht. Aus den Eiern konnte man bereits leise Geräusche vernehmen. Ein ruhiges, fast zärtliches Grollen stieg aus der Kehle der Mutter. Sie spürte, dass es keine Frage von Tagen mehr war, bis der Nachwuchs schlüpfen würde. Besorgt blickte sie noch einmal auf die Toten. Würde das Fleisch reichen um den Hunger der Nestlinge zu stillen? Die Alte wurde unruhig. Schließlich entschloss sie sich doch noch einmal auf die Jagt zu gehen. Die Weichhäuter waren langsam und nicht sehr wehrhaft, wenn man sie alleine erwischte. Weniger anstrengend zu erlegen als das übliche Wild. So zog sie noch einmal aus um Beute zu machen...
(Gerücht)
Flächenbrand 5. Woche des 1. Jahres Seit Wochen hatte sich die ausgemergelte Gestalt des Eremiten nun schon in der Nähe der schwärenden Aufschüttung herumgetrieben. Immer wieder erhaschte er Blicke auf die drohnenhaften Gestalten die durch die Tunnel ein und aus gingen. Rund um den Krater war das Erdreich flächendeckend mit einem fadenartigen Geflecht überwuchert, das seinen Radius täglich um mehrere Meter vergrößerte. Schließlich konnte das Klappergestell sich nicht länger gedulden und beschloss, sich die "Siedlung" dieser seltsamen Kreaturen aus der Nähe anzusehen. Also wartete der Eremit bis zum Einbruch der Dunkelheit und machte sich dann verstohlen auf den Weg zum Krater. Schon nach wenigen Metern fand sein Spähgang jedoch ein abruptes Ende, als der, abgelenkt von den Stimmen in seinem Kopf, mit einer der Drohnen zusammenstieß. Die tumben Augen der Kreatur richteten sich auf ihn und er dachte sein letztes Stündlein hätte geschlagen, doch plötzlich erstarrte die Kreatur, starrte in die Luft und keuchte etwas das wie "MAR-LA-NA!" klang. Wie erstarrt verweilte auch der Eremit an eben jenem Flecken den sein hagerer Hintern sich als Ruhestatt auserkoren hatte als die Kreatur ihn "überraschte". Denn er hatte die Laute nicht nur mit seinen Ohren vernommen, nein, auch IN seinem Kopf waren sie erklungen, zusammen mit dem Bild von einer jungen Frau, gerüstet wie eine Abenteurerin und die Hand abwartend am Schwertgriff. Gerade als der Eremit sich in Sicherheit wähnte, drangen weitere Laute durch den Äther: "HER-SCHA" zusammen mit dem Bild eines gähnenden Schlunds der sich zwischen zwei überwucherten Steinstatuen in die Tiefe wandt ...
(Gerücht)
Bedenket der Wälder! 5. Woche des 1. Jahres Botschaft an die Führer der freien Völker Duriens, habet Teil an der alten Weisheit des Bundes:
Ihr aufstrebenden Völker, die ihr euch aus der Asche vergangener Zeitalter erhebt um euch an einem neuen Morgen zu erheben; Ihr aufstrebenden Völker, die ihr euch Denkmäler eurer Schaffenskraft und eures Mutes erbaut; Ihr aufstrebenden Völker, die ihr Städte und Häuser errichtet; Ihr aufstrebenden Völker die ihr Bäume fällt und Eisen schmiedet.
Bedenket der Wälder!
Sie sind der Ursprung der Welt Durien. Der Atem des Erdherzens wird durch die Wälder vollzogen und in den Wurzeln der Bäume sammelt die Weltenseele ihre Lebenskraft. Wenn ihr die Bäume für eure Bauwerke fällt, so nehmt ihr Durien ein Teil ihrer Zukunft. Eure Kinder und eure Kindeskinder werden keine Zukunft mehr kennen, wenn ihr weiter Holz nehmt. Sie werden allein verbranntes Land und Asche erblicken und die Weltenseele wird verdorren. So dies geschieht wird es kein Morgen mehr geben. Die Felder werden verschluckt werden, das Gras unter euren Rindern verdorren, die Flüsse versiegen, ihr werden hungern und dürsten und Durien wird in sich selbst vergehen.
Bedenket der Wälder!
So ihr aufrechter Gesinnung seit und eine Welt für kommende Generationen sichern wollt, so gibt es nur eine Möglichkeit: pflanzet für jeden Baum zwei neue Schößlinge!
So wird die Macht der Weltenseele wachsen. Die Völker werden gedeien und aus den neuen Morgen wird ein neuer Tag werden. Die Städte werden wachsen, Getreide wird sprießen und die Völker werden an Macht und Stärke gewinnen.
Bedenket der Wälder!
So ihr keine Schößlinge habt oder keine Wälder pflanzen wollt, so entbietet euch die Herrin Rubinia Seelensang als Hüterin der Wälder Duriens euren Gruß. Um die Einheit der Weltenseele zu wahren werden die Forstwächter des Bundes gegen die Spende von einem Goldstück 10 Rechtschritt natürlich bewachsenen Elbenwaldes für euch bewirtschaften und bepflanzen. Dafür erhaltet ihr eine Plakette, die euren Einsatz für die Weltenseele belegt und die Aufrichtigkeit eurer Seele bezeugt.
gegeben durch das hohe Paar Rubinia Sternensang und Vorel vom Sonnenhain in der 5. Woche des 1. Jahres nach dem Erwachen
Aethoralyel Fen’Andor
Inquisitionaler Erlass 5. Woche des 1. Jahres Die I. Inquistionskammer des Äternischen Imperiums tut hiermit Kund:
Auf Äternischem Grund und Besitze dürfen sich von diesem Tage an ausschließlich Personen lichter Gesinnung aufhalten.
Orken als Ausgeburt tiefst finsterer Unseelen, kleinwüchsiges Zwergenvolk als lichtscheues Gesindel sowie elfischen Hexenwesen wird unverzüglich die gnadenvolle Erlösung durch den Tod zuteil.
Allen anderen Fremdlingen wird ein fairer Inquisitionsprozess gewährt, in dem ihre Seele auf Spuren von finsteren Schatten geprüft wird.
Erlassen durch
Großinquisitor Luciferian von Lichterberg
in der 5. Woche des 1. Jahres
zu Burg Sonnstrahl zu Koruntien
Äternisches Imperium
Äternisches Imperium
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