Durische Postille

Auf dem Schlachtfeld Umbra-Zars
22. Woche des 3. Jahres

Großinquisitor Luciferian von Lichterberg marschierte mit einem Trupp seiner Prätorianer über das Schlachtfeld. Dort wo vor wenigen Stunden noch der hastig errichtete Wall stand, lagen nur noch lose zahlreiche Steine herum, zersprengt durch die unmenschliche Kraft der Chetonhorden. Dort wo eben noch die größte Schlacht tobte, die Durien wohl je gesehen hatte, war nun diese eigene Ruhe eingekehrt, wie sie nur der Schauplatz eines frischen Kampfes von sich zu geben vermag. Der Großinquisitor hatte seinen Truppen den Befehl gegeben, die Gefallenen der freien Völker Duriens vom Schlachtfeld zu bergen und nach etwaigen Überlebenden unter all den zerschundenen Leibern Ausschau zu halten.

Da ertönte plötzlich der Ruf:
"GIJAAAAAK PIES!"

Luciferian wusste aus den wenigen Wochen, die er hier Seite an Seite mit den orkischen Kriegern verbracht hatte, was dieser Schlachtruf zu bedeuten hatte.

"Sammeln, sofort alle sammeln!" trug es nun seine Stimme über die Ebene.
"Bleibt standhaft, Männer! Noch einmal! Unser Glaube ist unser Schild! Solange wir atmen, stehen wir. Solange wir stehen, kämpfen wir. Solange wir kämpfen, triumphieren wir! Wir sind überall dort wo es Licht gibt. Und wo es keines gibt..."

"...DA TRAGEN WIR ES HIN!" erschallte es aus tausenden imperialen Kehlen.

Äternisches Imperium


"Bis hierher sollen sie kommen, und nicht weiter!"
22. Woche des 3. Jahres

Hauptmann Cyfranc vom II. Armeekorps 'Südstern', als die ersten Chetonskreaturen vom Schlachtfeld durch das Portal nach Laurandarel eindrangen.

Ilbeoria


Der Morgen graut über Umbra-Zar
21. Woche des 3. Jahres

Der Morgen graute über Umbra-Zar, es würde ein weiterer verregneter Tag werden, an dem kein Sonnenstrahl die dicke Wolkendecke durchdringen würde. Erschöpft von den anstrengenden Befestigungsarbeiten der letzten Wochen standen die Verteidiger des Chetonswalls in den vom Schlamm einheitlich grauen Mänteln auf ihren Posten und blickten bang in Richtung Südosten, woher bereits das Heulen der wilden Jagd des Chetons zu hören war. Nur noch knapp eine Stunde, um Gebete zu sprechen, Abschied zu nehmen, seine Gedanken in Ordnung zu bringen.

So hatte sich Klein-Belrik das nicht vorgestellt. Da würde man Teil der vielleicht größten Schlacht dieses Zeitalters werden, und anstatt blinkender Rüstungen, stolz angetretener Garden in perfekter Haltung, Glanz und Glorie, stand er, grau in grau, inmitten eines Haufens unrasierter Bewaffneter, die durchnässt gen Südosten starrten, bereit, diese seltsamen blauen Tore hinter ihnen mit ihrem Leben zu verteidigen. Oder nicht?

Da trat ein Elf in schwarzer Kleidung auf die Mauer. Er hatte ihn schon gesehen, der General der Wüstenelfen. Ein rechter Leuteschinder, aber wo immer er in den letzten Wochen aufgetaucht war, hatte der Bau des Walls bald erstaunliche Fortschritte gemacht. Sein goldenes Szepter hatte er auch wieder dabei.

Das Grüppchen Wüstenelfen, welches den General begleitete, stimmte einen seltsamen Gesang an, der ein bisschen wie das Heulen des Windes klang, nein, das Heulen des Windes war? Jedenfalls schien es so, als würden sie die Winde mit ihrer Melodie beeinflussen, und als der General seine Rede begann, waren seine Worte deutlich über das gesamte Schlachtfeld hinweg von allen Anwesenden zu vernehmen.

„Ein schwarzer Pfeil wurde abgeschossen. Ein schwarzer Pfeil, der sein Ziel nicht verfehlen wird, ein Schwarzer Pfeil, der dem Herz des Lebens selbst gilt. Wenn er trifft, wird das Herz des Lebens aufhören zu schlagen, und Durien wird sterben.

Doch dieser Pfeil kann abgefangen werden. Durch einen Wall, das Cheton aufzuhalten, einen Wall, das Leben zu schützen. Und nicht einen, nein, gleich drei Wälle haben wir in den letzten Wochen hier errichtet. Und nur einer davon muss halten, einer reicht aus, den Weg des Pfeils zu beenden.

Ich sehe einen Wall aus Stein, einen Graben, eine mächtige Mauer, errichtet aus dem Schweiß und den Mühen der Kämpfer der freien Völker Duriens. Die Steine in Umbra-Zar sind alt. Dieser Wall ist die mächtigste Verteidigungsanlage ganz Duriens.

Doch noch weit mächtiger als diese gewaltige Anlage ist der zweite Wall. Ich sehe einen Wall aus Schwertern und Speeren, einen Wall aus Pfeilen und Lanzen, einen Wall aus Schild und Wehr. Einen Wall aus gestählten Körpern und starken Armen, die bereit stehen, der wütenden Kraft des Chetons entgegenzutreten.

Und doch ist der dritte Wall der mächtigste von allen. Ich sehe einen Wall aus Willen und Zuversicht, einen Wall aus Opferbereitschaft und Kampfeslust. Keinen Fingerbreit Boden werden wir aufgeben, keinen Schritt zurückweichen von unserer Position.

Hinter uns befinden sich die Tore, welche direkt zum Herz des Lebens führen, vor uns der Schwarze Pfeil des Chetons. Mit unseren eigenen Herzen werden wir das Herz des Lebens schützen. Stehen und kämpfen, stehen und sterben, damit es weiterhin eine Heimat, ein Durien, gibt, in das man heimkehren kann.“

Die Winde über Umbra-Zar hatten ein Loch in die Wolkendecke gerissen, und die Morgensonne warf ihre Strahlen über das durchweichte Schlachtfeld. Der Kristall im Szepter des Generals brach das Licht in alle Farben des Regenbogens und erstrahlte gleich einem Leuchtfeuer über dem mächtigen Chetonswall. Ein Funken der Hoffnung wurde in die Brust aller Zeugen dieses Auftrittes gelegt, welcher die Herzen erwärmte und die versammelten Kämpfer mit Zuversicht erfüllte.

„Für Durien, Für die Heimat, Für das Leben!“

Môr'Kishai Tho'delka


Bei einem Krug pylischen Weines
20. Woche des 3. Jahres

Werter Roder Waldbrand, ein Wort im Vertrauen.

Wir dachten, dass die Völker ein Einsehen hätten. Wir dachten, dass sie es honorierten, gäben wir euch eure Heimat wieder.

Dennoch wurde uns der Neuanfang nicht gewährt, ob zu recht oder nicht, ist da zweitrangig. Doch euer Schicksal ist eng mit dem Unseren verbunden.

Wir haben nichts mehr zu verlieren, im Norden marschieren Tausende der Mor Kishai ein, der Imperator steht bereit, die Zwerge.

Wir wenden uns also gen Süden. Ihr habt eingeworfen, dass ihr euch es nicht leisten könnt, im Norden blind zu sein. Ich sage euch, dass ihr uns, nachdem wir euch eure Heimat wiedergaben, nicht erneut zum Feinde haben wollt und gut daran tätet, unseren Wünschen diesbezüglich nachzukommen. Wir wollen euch nichts Böses. Doch da die Völker unseren Untergang beschlossen haben, haben wir beschlossen, dass wir nicht alleine bluten werden.

Entscheidet euch also. Ihr könnt blind bestehen bleiben oder sehend mit uns in den Untergang schreiten. Wir bestehen auf Spähposten in euren Gebieten und verweigern euch dasselbe Recht.

Tavernengespräch im "Stinkenden Ochsen zur Maienzeit"

Karmanthi


Das Lied vom Prinzen Sinthoras
19. Woche des 3. Jahres

Der Auftritt von Lil'zoe's Windsängern in den Sturmhöhen war im dritten Jahre der neuen Zeitrechnung bereits als "Neujahrskonzert" in die Geschichtsbücher eingegangen. Obwohl nur ein kleiner Auftritt mit der Unterstützung einer unglaublich talentierten, leider mittlerweile wieder aufgelösten, Schlagzeugtruppe der Vorx, waren die "Vibes" dieses legendären Auftrittes in ganz Durien spürbar gewesen.

Nicht einmal ein halbes Jahr später sollte es San'dya Delka Lil'zoe gelingen, mit ihrer Ballade vom "Armen Prinzen Sinthoras" einen Gassenhauer zu kreieren, der von den Docks Burumars über die Kneipen Conjahas bis zu den Lagerhäusern Fahermads immer wieder gerne gesungen wurde. Überhaupt die Zeilen "Nicht mit mir", "So wirds gemacht", und natürlich das "So ein Dreck" wurden nach dem siebten Bier mit besonderer Inbrunst intoniert (=gegrölt).

Einst lebte ein Prinz
in Kaniwor
Der Nordwind, der blies,
der Prinz, der fror.


Entfesselt die Horden,
in Raylethnor,
die Völker zu morden,
Cheton brach hervor.


Das Cheton? Die Freien?
Mit wem soll ich stehn?
Die Kräfte zu leihen,
danach zu vergehn?

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NICHT MIT MIR.
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Die Truppen verstecken,
das Cheton lasst ziehn,
Die Freien verrecken,
der Sieger ich bin.

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SO WIRD’S GEMACHT
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Er setzt nun verwegen
Aufs falsche Pferd,
denn seine Strategen,
die sind nichts wert.

Das Szepter der Freiheit,
ein mächtiger Wall,
fünf Völker besiegeln
des Chetons Fall.

Am Bündnis der Freien,
zerbricht das Cheton
Für karmanthische Pläne
Bleibt nur Spott und Hohn.

Er setzte verwegen
Aufs falsche Pferd,
denn seine Strategen,
die waren nichts wert.

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SO EIN DRECK
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Das Cheton geschlagen,
der Schild ihm entrissen,
die Kalphagoriten,
ham ausgeschissen.

(Gerücht)