ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
27. Tsa im 32. Götterlauf nach Hal
CLXVII. Ausgabe


Mada - Götterkind oder Dämon?

von Magus Rashid El Dschafar, Spektabilitas des Allumfassenden Arkanen Instituts für Forschung und Entwicklung

Diese Frage beschäftigte mich seit einigen Monden. Um den Ursprung der KRAFT zu ergründen, begann ich, die Parallelen verschiedener madabezogener Mythologien zu analysieren. Dabei stellte ich fest, dass die Figur der Mada meist einen gewissen "bösen" Aspekt aufweist, ähnlich wie der Halbgott Levthan. Bei ihm wird nach wie vor darüber gestritten, ob seine Loyalität der fünften oder der siebten Sphäre gilt, bei Mada jedoch stellt sich diese Frage niemand.
In der nivesischen Mythologie erschlägt Mada aus Neid und Eifersucht die goldfelligen Welpen der Gottwölfin Liska und beschwört so den Zorn der Götter auf ihr Volk herab. Allein hier spiegeln sich in seinen (Mada ist in dieser Überlieferung männlich, vgl. De mytho variabile magiculturæ) Motiven Eigenschaften, die allgemein dem Erzdämon Tasfarelel zugeschrieben werden und deshalb auf eine heptasphärische Beeinflussung Madas hindeuten.
Die zwölfgöttliche Lehre besagt, dass Mada die Menschen dauerten, da sie ihr Schicksal nicht selbst in die Hand nehmen konnten, weshalb sie sich selbst opferte und die Sphären durchstieß, um den Sterblichen den Zugang zu astralen Kräften zu ermöglichen. Dies war nicht nur ein Verstoß gegen das Mysterium von Kha, folglich eine Auflehnung gegen die Götter, sondern bedingte auch die Zerstörung der elementaren Zitadelle der Kraft und somit die Vernichtung des dazugehörigen Elementarherren. Kann dies im Interesse eines Gottes liegen?
Fragen wir uns also: Wer hatte einen Nutzen aus Madas Frevel? Natürlich die Bewohner der dritten Sphäre, die jetzt erst die Kraft nutzen konnten. Doch gibt es noch eine zweite Partei, die aus dieser Tat sogar noch mehr Nutzen zog, nämlich die Heerscharen der siebenten Sphäre! Denn bis dahin war es nur einer verschwindend geringen Anzahl der ihren möglich, ihr von Los geschaffenes Gefängnis zu verlassen. Immer schon konnten die Dämonen die Geister der Sterblichen mit ihren Einflüsterungen vergiften, doch taten sich ihnen nun durch Madas Frevel neue Wege auf. Man konnte ihnen die Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche versprechen, und alles, was sie dafür tun mussten, wäre eine astrale Manipulation hier, oder eine bestimmte Formung der Kraft dort, und schon war ein Tor zu den Niederhöllen geöffnet. Heißt es nicht, die ersten Ausformungen gezielter Kraftmanipulationen seien Beschwörungen jenseitiger Entitäten gewesen?
In den Annalen des Götteralters steht geschrieben, Hesinde habe die Sterblichen gelehrt, die Kraft zu nutzen. Doch zu welchem Zweck? Vielleicht nur, um den Schaden zu begrenzen. Immerhin war auch Hesinde mit der Vereinbarung des Mysteriums von Kha einverstanden, und somit dagegen, drittsphärigen Kreaturen die Astralkraft nutzbar zu machen. Warum also hätte sie sie nun lehren sollen, eben diese Kraft in geordnete Bahnen zu lenken? Denn etwas das existiert, von dem aber niemand weiß, wie man es gebraucht, ist ungefährlich. Haben sich aber die Dämonen auf oben genannte Weise Zutritt zu unserer Sphäre verschafft, musste ein Weg gefunden werden, ihnen auch hier Einhalt zu gebieten. Nun wurden die Drittsphärigen also wieder mit den Wissen einer höheren Wesenheit ausgestattet, doch zu einem gänzlich anderen Zweck.
Unterlag Mada also ebenfalls dämonischen Einflüsterungen, wie ihr Vetter Levthan? Schloss sie in ihrer Verzweiflung, dass die Götter ihr Vorhaben nicht unterstützen wollten, einen Pakt mit den Dämonen, um genug Kraft aufbringen zu können, die Sphären zu durchstoßen? Oder ist sie selbst gar eine mächtige Dämonin, die zwischen den Sphären wandeln kann?
Es gibt noch mehr Hinweise: Mada ist das einzige Gestirn, das es wagt und es auch schafft, Praios zu verdunkeln. Wer sonst außer einem Dämon könnte es wagen in derart unverfrorener Weise gegen den Götterfürsten aufzubegehren? Außerdem findet sich in den Trollzacker Manuskripten eine Sage über die Entstehung der Lykantropie, die hier als Madas Geschenk dargestellt wird. Wer jedoch einmal einem Werwolf gegenüber gestanden hat, erkennt sofort, dass dieses "Göttergeschenk" viel eher fluchhaften Charakters ist. Und allein ihre Bestrafung – ewige Gefangenschaft am Firmament – zeigt, dass Mada keine gewöhnliche Halbgöttin sein kann. Immer wieder gab es in der Geschichte Götter oder Gottgleiche, die über die Stränge schlugen, doch eine solch harte Bestrafung wurde nur zweien zuteil: Mada und dem Namenlosen. Und so wie auch der Dreizehnte immer noch seinen Einfluss auf Dere ausübt, so tut dies auch die Mondin:
Dass die Kraft des Madamals auf das astrale Gefüge der Welt einwirkt, ist ja hinlänglich bekannt. Zaubertränke sind tunlichst bei Mondlicht zu brauen, die Mondphasen beeinflussen in hohem Maße die allgemeine und Hohe Alchimie, gewisse Rituale sind überhaupt nur bei Neu- oder Vollmond durchzuführen, und die Tatsache, dass es bei Vollmond wesentlich leichter ist, einem Dämon den Weg nach Dere zu öffnen, spricht Bände. Aber auch auf nichtmagische Vorgänge übt die Bahn dieses Gestirns ihren Einfluss aus. So ließ ich mir zum Beispiel von glaubwürdigen Fachleuten bestätigen, dass Pilze tatsächlich nur bei zunehmendem Madamal sprießen (es handelt sich hier NICHT um Volksglauben, sondern um wissenschaftlich fundierte Informationen). Auch zwergische Kristallzüchter bestätigen die wachstumsbeeinflussende Wirkung der Madaphasen. In den Tagen vor und nach Vollmond sind bei vielen Menschen ungewöhnliche Aggressionszustände festzustellen, und das nicht nur bei den Frauen, die meist zu eben jener Zeit ihre Monatsblutung erleben. Aggressivität und Blut – Aspekte, die meist mit dämonischem Wirken in Verbindung gebracht werden. Außerdem sei hier noch der Geisteszustand der Mondsüchtigkeit genannt, der Schläfer dazu bringt, umherzuwandeln und verschiedene Dinge zu tun, an die sie danach keine Erinnerung mehr haben. Manche sind in solch einem Zustand schon ungewollt zu Mördern geworden! So mächtig ist Mada gar, dass selbst Efferd ihr nichts entgegensetzen kann, wenn sie den Lauf der Gezeiten bestimmt. Wer den Mond genau beobachtet, kann in klaren Nächten auch Zeichnungen und Muster auf der Scheibe erkennen, mancher schwört gar, magische Zeichen wie beispielsweise Zhayad-Buchstaben erkannt zu haben, und hin und wieder nimmt das Gestirn selbst blutrote Farbe an.
Jeder mag für sich selbst herausfinden, ob Mada mit ihrer Freveltat wirklich nur das Wohl der Sterblichen im Sinne hatte. Wer weiß, vielleicht stand sie aber auch unter dämonischem Einfluss. Oder sie war selbst eine Dämonin. Vielleicht gar Shaz-man-yat, die man auch als Madaraestra kennt?

?


Aufnahme neuer Eleven an der Hohen Akademie des Lebens zu Baburin

Hiermit sei bekannt gegeben, dass an der Hohen Akademie der Verwendung arkaner Künste und der Ausübung magischer Lebensweise zur Meisterung des Lebens im diesseitigen Sein zu Baburin nun zu Beginn des neuen Lehrjahres neue Eleven aufgenommen werden.
Alle Interessierten wenden sich mit Ihrer Bewerbung bitte direkt an Seine Spektabilität Mentenoch Sura Kodem, der sich über die Formel budick@uni-duesseldorf.de alsbald erreichen lässt.

?


Brief der Tsaja von Selem

Als Fortsetzung zu Die Psychologie des Chimärs II.

Es fällt mir schwer diesen Brief zu schreiben und ich erbitte manche Unzulänglichkeit zu entschuldigen.
Die Ausbildung im Lesen und Schreiben welche mir mein Vater Gorgonius geben wollte konnte er leider nicht zu Ende bringen.
Wie sie sich wohl erinnern können, hatten Freunde meines Vaters ein Mischwesen zwischen Mensch und Bär in unser Haus gebracht. Mein Vater behielt das Wesen, mehr aus Forschungsdrang denn aus Mitleid,  in unserem Haus.
Ich jedoch empfand traviagefälliges Mitleid für das Wesen, welches mir gar so elend und harmlos vorkam.
Oh ihr 12e, hätte ich doch meinen Vater nicht dazu gedrängt das Monster freizulassen. Anfangs hätte man denken können, es würde uns seine Freiheit danken, denn es machte keinerlei Unannehmlichkeiten und lernte fleißig.
Mein Vater schöpfte immer mehr Vertrauen, ließ das Wesen auch nachts alleine im Garten. Natürlich musste ich mir bald komische Blicke der anderen Mädchen auf dem Markt gefallen lassen, aber insgesamt ging es uns gut.
Dann jedoch kam dieser verhängnisvolle Tag. Ich war im Tsatempel und verbrachte dort mehr Zeit als eigentlich angedacht, da ich mit einigen Freundinnen in ein Gedicht vertieft war. Als ich dann nahe der Geisterstunde nach Hause lief, regnete es in Strömen und ein ungutes Gefühl breitete sich rasch in mir aus. Als ich dann an das Tor pochte öffnete mir niemand. Ich versuchte durch die Fenster einen Blick zu erhaschen und bemerkte, dass kein Licht war. Dies war hochgradig ungewöhnlich, denn mein Vater pflegte gewöhnlich bis kurz vor Aufgang der Praiosscheibe zu studieren und dann lange zu schlafen. So stieg ich an den Ranken hoch auf den Balkon, da im 2. Stock nur Ölpapier die Fenster ausfüllte. Im Hause angekommen erschreckte mich die Stille. Nicht das es bei uns sonst sehr laut war, aber die es gibt eine Stille die mehr ist als das Fehlen von Geräuschen, das wurde mir in dieser Nacht klar.
Langsam ging ich runter ins Erdgeschoss und da lag mein Vater. Der Kerzenständer war ihm aus der Hand gefallen und ausgegangen.
Sein Kopf war eingerahmt von einer Lache Blut. Gerade versucht das Unbegreifliche zu begreifen, da schreckte mich ein Geräusch hoch. Dort stand das Monster, welches ich einmal fast Bruder nannte. Wie toll schmierte es sich das Blut an seinen Händen immer wieder ins Gesicht und brüllte jenseits jeder Menschlichkeit. Mit dem Mut einer Tochter wollte ich mich mit dem Kerzenständer auf ihn stürzen, doch mit einer einzigen kraftvollen Bewegung schleuderte es mich zur Seite. Als ich wieder zu mir kam war es ein Morgen der noch mehr Nachtgrau als Sonnenrot aufwies. So schnell wie mein benommener Zustand es mir erlaubte rannte ich zum Büro des Büttels - ein herzensguter Mann, welcher sich um alles kümmerte. Auf sein Anraten setzte ich auch 50 Dukaten aus der Hinterlassenschaft meines Vater auf die Ergreifung des Untieres aus. Wer es findet, soll es erschlagen oder es lassen - mir ist es gleich. Nur warne ich euch davor, euch jemals auf sein unschuldiges Erscheinen einzulassen.
Wenn die Forschungen meines Vaters eines ergeben haben, dann dass der Geist der Chimären den Niederhöllen verfallen ist. Für kurze Zeit mag sich das Gute in ihnen regen aber das kann immer eine List sein, drum gehet am besten nie darauf ein.
Mein Vater hatte mir einmal erklärt, die Chimärenkörper wurden sich mischen wie Flüssigkeiten. Ist es nicht so, dass ein Gift immer auch die andere Flüssigkeit giftig macht, egal ob es sich um Wasser, Milch oder Wein handelt?
Drum erschlagt die Chimären, wo ihr sie seht, denn Tsas Segen liegt nicht über ihnen.

Mit dieser Bitte möchte ich Abschied nehmen von meinem Retter aus der Niederhölle der Warunkei, meinen Vater und Mentor und, für viele, von einem großen Wissenschaftler und Vordenker. Leb wohl Vater Gorgonius, möge Hesinde dir manche deiner Kühnheiten verzeihen und dich in ihrem Labyrinth aufnehmen, möge dein Wissensdrang dort mehr belohnt werden als hier auf der Erde.

Deine Tochter Tsaja, die ihren 16 Geburtstag morgen alleine feiern muss.

?

In dieser Ausgabe

Impressum

Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
* Markus Penz
25.8.2002

Eigene Artikel sind sehr willkommen!
* eigenen Artikel übermitteln...
& Das Archiv des Opus, Opus-Archiv des Curriculum Salamandris
$ Stichwortsuche auf der Opus-Seite

Spielerverein der Freunde
des Gepflegten Rollenspiels

Österreich