Mada - Götterkind oder
Dämon?
von Magus Rashid El Dschafar, Spektabilitas des
Allumfassenden Arkanen Instituts für Forschung und Entwicklung
Diese Frage beschäftigte mich seit einigen Monden. Um den
Ursprung der KRAFT zu ergründen, begann ich, die
Parallelen verschiedener madabezogener Mythologien zu analysieren. Dabei
stellte ich fest, dass die Figur der Mada meist einen gewissen "bösen"
Aspekt aufweist, ähnlich wie der Halbgott Levthan. Bei ihm wird nach wie
vor darüber gestritten, ob seine Loyalität der fünften oder der siebten
Sphäre gilt, bei Mada jedoch stellt sich diese Frage niemand.
In der nivesischen Mythologie erschlägt Mada aus Neid und Eifersucht die
goldfelligen Welpen der Gottwölfin Liska und beschwört so den Zorn der
Götter auf ihr Volk herab. Allein hier spiegeln sich in seinen (Mada ist
in dieser Überlieferung männlich, vgl.
De
mytho variabile magiculturæ) Motiven Eigenschaften, die allgemein
dem Erzdämon Tasfarelel zugeschrieben werden und deshalb auf eine
heptasphärische Beeinflussung Madas hindeuten.
Die zwölfgöttliche Lehre besagt, dass Mada die Menschen dauerten, da sie
ihr Schicksal nicht selbst in die Hand nehmen konnten, weshalb sie sich
selbst opferte und die Sphären durchstieß, um den Sterblichen den Zugang
zu astralen Kräften zu ermöglichen. Dies war nicht nur ein Verstoß gegen
das Mysterium von Kha, folglich eine Auflehnung gegen die Götter, sondern
bedingte auch die Zerstörung der elementaren Zitadelle der Kraft und somit
die Vernichtung des dazugehörigen Elementarherren. Kann dies im Interesse
eines Gottes liegen?
Fragen wir uns also: Wer hatte einen Nutzen aus Madas Frevel? Natürlich
die Bewohner der dritten Sphäre, die jetzt erst die Kraft nutzen konnten.
Doch gibt es noch eine zweite Partei, die aus dieser Tat sogar noch mehr
Nutzen zog, nämlich die Heerscharen der siebenten Sphäre! Denn bis dahin
war es nur einer verschwindend geringen Anzahl der ihren möglich, ihr von
Los geschaffenes Gefängnis zu verlassen. Immer schon konnten die Dämonen
die Geister der Sterblichen mit ihren Einflüsterungen vergiften, doch
taten sich ihnen nun durch Madas Frevel neue Wege auf. Man konnte ihnen
die Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche versprechen, und alles, was sie
dafür tun mussten, wäre eine astrale Manipulation hier, oder eine
bestimmte Formung der Kraft dort, und schon war ein Tor zu den
Niederhöllen geöffnet. Heißt es nicht, die ersten Ausformungen gezielter
Kraftmanipulationen seien Beschwörungen jenseitiger Entitäten gewesen?
In den Annalen des Götteralters steht geschrieben, Hesinde habe die
Sterblichen gelehrt, die Kraft zu nutzen. Doch zu welchem Zweck?
Vielleicht nur, um den Schaden zu begrenzen. Immerhin war auch Hesinde mit
der Vereinbarung des Mysteriums von Kha einverstanden, und somit dagegen,
drittsphärigen Kreaturen die Astralkraft nutzbar zu machen. Warum also
hätte sie sie nun lehren sollen, eben diese Kraft in geordnete Bahnen zu
lenken? Denn etwas das existiert, von dem aber niemand weiß, wie man es
gebraucht, ist ungefährlich. Haben sich aber die Dämonen auf oben genannte
Weise Zutritt zu unserer Sphäre verschafft, musste ein Weg gefunden
werden, ihnen auch hier Einhalt zu gebieten. Nun wurden die Drittsphärigen
also wieder mit den Wissen einer höheren Wesenheit ausgestattet, doch zu
einem gänzlich anderen Zweck.
Unterlag Mada also ebenfalls dämonischen Einflüsterungen, wie ihr Vetter
Levthan? Schloss sie in ihrer Verzweiflung, dass die Götter ihr Vorhaben
nicht unterstützen wollten, einen Pakt mit den Dämonen, um genug Kraft
aufbringen zu können, die Sphären zu durchstoßen? Oder ist sie selbst gar
eine mächtige Dämonin, die zwischen den Sphären wandeln kann?
Es gibt noch mehr Hinweise: Mada ist das einzige Gestirn, das es wagt und
es auch schafft, Praios zu verdunkeln. Wer sonst außer einem Dämon könnte
es wagen in derart unverfrorener Weise gegen den Götterfürsten
aufzubegehren? Außerdem findet sich in den Trollzacker Manuskripten eine
Sage über die Entstehung der Lykantropie, die hier als Madas Geschenk
dargestellt wird. Wer jedoch einmal einem Werwolf gegenüber gestanden hat,
erkennt sofort, dass dieses "Göttergeschenk" viel eher fluchhaften
Charakters ist. Und allein ihre Bestrafung – ewige Gefangenschaft am
Firmament – zeigt, dass Mada keine gewöhnliche Halbgöttin sein kann. Immer
wieder gab es in der Geschichte Götter oder Gottgleiche, die über die
Stränge schlugen, doch eine solch harte Bestrafung wurde nur zweien
zuteil: Mada und dem Namenlosen. Und so wie auch der Dreizehnte immer noch
seinen Einfluss auf Dere ausübt, so tut dies auch die Mondin:
Dass die Kraft des Madamals auf das astrale Gefüge der Welt einwirkt, ist
ja hinlänglich bekannt. Zaubertränke sind tunlichst bei Mondlicht zu
brauen, die Mondphasen beeinflussen in hohem Maße die allgemeine und Hohe
Alchimie, gewisse Rituale sind überhaupt nur bei Neu- oder Vollmond
durchzuführen, und die Tatsache, dass es bei Vollmond wesentlich leichter
ist, einem Dämon den Weg nach Dere zu öffnen, spricht Bände. Aber auch auf
nichtmagische Vorgänge übt die Bahn dieses Gestirns ihren Einfluss aus. So
ließ ich mir zum Beispiel von glaubwürdigen Fachleuten bestätigen, dass
Pilze tatsächlich nur bei zunehmendem Madamal sprießen (es handelt sich
hier NICHT um Volksglauben, sondern um wissenschaftlich fundierte
Informationen). Auch zwergische Kristallzüchter bestätigen die
wachstumsbeeinflussende Wirkung der Madaphasen. In den Tagen vor und nach
Vollmond sind bei vielen Menschen ungewöhnliche Aggressionszustände
festzustellen, und das nicht nur bei den Frauen, die meist zu eben jener
Zeit ihre Monatsblutung erleben. Aggressivität und Blut – Aspekte, die
meist mit dämonischem Wirken in Verbindung gebracht werden. Außerdem sei
hier noch der Geisteszustand der Mondsüchtigkeit genannt, der Schläfer
dazu bringt, umherzuwandeln und verschiedene Dinge zu tun, an die sie
danach keine Erinnerung mehr haben. Manche sind in solch einem Zustand
schon ungewollt zu Mördern geworden! So mächtig ist Mada gar, dass selbst
Efferd ihr nichts entgegensetzen kann, wenn sie den Lauf der Gezeiten
bestimmt. Wer den Mond genau beobachtet, kann in klaren Nächten auch
Zeichnungen und Muster auf der Scheibe erkennen, mancher schwört gar,
magische Zeichen wie beispielsweise Zhayad-Buchstaben erkannt zu haben,
und hin und wieder nimmt das Gestirn selbst blutrote Farbe an.
Jeder mag für sich selbst herausfinden, ob Mada mit ihrer Freveltat
wirklich nur das Wohl der Sterblichen im Sinne hatte. Wer weiß, vielleicht
stand sie aber auch unter dämonischem Einfluss. Oder sie war selbst eine
Dämonin. Vielleicht gar Shaz-man-yat, die man auch als Madaraestra kennt?
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Aufnahme neuer Eleven an der Hohen Akademie des Lebens zu
Baburin
Hiermit sei bekannt gegeben, dass an der Hohen Akademie der
Verwendung
arkaner Künste und der Ausübung magischer Lebensweise zur Meisterung des
Lebens im diesseitigen Sein zu Baburin nun zu Beginn des neuen
Lehrjahres neue Eleven aufgenommen werden.
Alle Interessierten wenden sich mit Ihrer Bewerbung bitte direkt an
Seine Spektabilität Mentenoch Sura Kodem, der sich über die Formel
budick@uni-duesseldorf.de alsbald erreichen
lässt.
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Brief der Tsaja von Selem
Als Fortsetzung zu
Die
Psychologie des Chimärs II.
Es fällt mir schwer diesen Brief zu schreiben und ich
erbitte manche Unzulänglichkeit zu entschuldigen.
Die Ausbildung im Lesen und Schreiben welche mir mein Vater Gorgonius
geben wollte konnte er leider nicht zu Ende bringen.
Wie sie sich wohl erinnern können, hatten Freunde meines Vaters ein
Mischwesen zwischen Mensch und Bär in unser Haus gebracht. Mein Vater
behielt das Wesen, mehr aus Forschungsdrang denn aus Mitleid, in
unserem Haus.
Ich jedoch empfand traviagefälliges Mitleid für das Wesen, welches mir gar
so elend und harmlos vorkam.
Oh ihr 12e, hätte ich doch meinen Vater nicht dazu gedrängt das Monster
freizulassen. Anfangs hätte man denken können, es würde uns seine Freiheit
danken, denn es machte keinerlei Unannehmlichkeiten und lernte fleißig.
Mein Vater schöpfte immer mehr Vertrauen, ließ das Wesen auch nachts
alleine im Garten. Natürlich musste ich mir bald komische Blicke der
anderen Mädchen auf dem Markt gefallen lassen, aber insgesamt ging es uns
gut.
Dann jedoch kam dieser verhängnisvolle Tag. Ich war im Tsatempel und
verbrachte dort mehr Zeit als eigentlich angedacht, da ich mit einigen
Freundinnen in ein Gedicht vertieft war. Als ich dann nahe der
Geisterstunde nach Hause lief, regnete es in Strömen und ein ungutes
Gefühl breitete sich rasch in mir aus. Als ich dann an das Tor pochte
öffnete mir niemand. Ich versuchte durch die Fenster einen Blick zu
erhaschen und bemerkte, dass kein Licht war. Dies war hochgradig
ungewöhnlich, denn mein Vater pflegte gewöhnlich bis kurz vor Aufgang der
Praiosscheibe zu studieren und dann lange zu schlafen. So stieg ich an den
Ranken hoch auf den Balkon, da im 2. Stock nur Ölpapier die Fenster
ausfüllte. Im Hause angekommen erschreckte mich die Stille. Nicht das es
bei uns sonst sehr laut war, aber die es gibt eine Stille die mehr ist als
das Fehlen von Geräuschen, das wurde mir in dieser Nacht klar.
Langsam ging ich runter ins Erdgeschoss und da lag mein Vater. Der
Kerzenständer war ihm aus der Hand gefallen und ausgegangen.
Sein Kopf war eingerahmt von einer Lache Blut. Gerade versucht das
Unbegreifliche zu begreifen, da schreckte mich ein Geräusch hoch. Dort
stand das Monster, welches ich einmal fast Bruder nannte. Wie toll
schmierte es sich das Blut an seinen Händen immer wieder ins Gesicht und
brüllte jenseits jeder Menschlichkeit. Mit dem Mut einer Tochter wollte
ich mich mit dem Kerzenständer auf ihn stürzen, doch mit einer einzigen
kraftvollen Bewegung schleuderte es mich zur Seite. Als ich wieder zu mir
kam war es ein Morgen der noch mehr Nachtgrau als Sonnenrot aufwies. So
schnell wie mein benommener Zustand es mir erlaubte rannte ich zum Büro
des Büttels - ein herzensguter Mann, welcher sich um alles kümmerte. Auf
sein Anraten setzte ich auch 50 Dukaten aus der Hinterlassenschaft meines
Vater auf die Ergreifung des Untieres aus. Wer es findet, soll es
erschlagen oder es lassen - mir ist es gleich. Nur warne ich euch davor,
euch jemals auf sein unschuldiges Erscheinen einzulassen.
Wenn die Forschungen meines Vaters eines ergeben haben, dann dass der
Geist der Chimären den Niederhöllen verfallen ist. Für kurze Zeit mag sich
das Gute in ihnen regen aber das kann immer eine List sein, drum gehet am
besten nie darauf ein.
Mein Vater hatte mir einmal erklärt, die Chimärenkörper wurden sich
mischen wie Flüssigkeiten. Ist es nicht so, dass ein Gift immer auch die
andere Flüssigkeit giftig macht, egal ob es sich um Wasser, Milch oder
Wein handelt?
Drum erschlagt die Chimären, wo ihr sie seht, denn Tsas Segen liegt nicht
über ihnen.
Mit dieser Bitte möchte ich Abschied nehmen von meinem
Retter aus der Niederhölle der Warunkei, meinen Vater und Mentor und, für
viele, von einem großen Wissenschaftler und Vordenker. Leb wohl Vater
Gorgonius, möge Hesinde dir manche deiner Kühnheiten verzeihen und dich in
ihrem Labyrinth aufnehmen, möge dein Wissensdrang dort mehr belohnt werden
als hier auf der Erde.
Deine Tochter Tsaja, die ihren 16 Geburtstag morgen
alleine feiern muss.
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In dieser Ausgabe
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