Ad
Anmerkungen zu Lingualdiskrepanzen et De Daimonibus
im Opus
no. 87
Werter Seth Anast,
Ich kam bei Euren Anmerkungen zum Artikel des Großmeister Erilarion
Androstaal nur bis zum ersten Absatz, als mir klar wurde, dass es dringend an der Zeit
ist, mit einigen überholten, leider weit verbreiten Vorstellungen aufzuräumen.
Natürlich habt Ihr völlig recht, wenn Ihr sagt, dass in einem Kloster
der Heiligen Noiona "Mitleid und Toleranz" mehr als nur angebracht sind.
Doch so frage ich Euch: Gilt dies nicht für jeden kranken Menschen, ja sogar jedes kranke
Lebewesen? Ja, ich gehe sogar noch weiter: Gilt dies nicht auch für jedes tote Lebewesen?
(Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich beziehe ich mich hier nicht auf solche
Unwesen wie Chimären oder ähnliches die Schönheit der Schöpfung minderndes
"Leben".)
Nun, es stellt sich die Frage, was also soll man tun? Darf man forschen?
Darf man untersuchen? Darf man die Anatomie studieren? Darf man die Ergebnisse
veröffentlichen? Ihr sagt nein!
Nun, denkt Ihr, Ihr wäret in der Lage ein gebrochenes Bein zu behandeln,
wenn es nicht vor Euch Forscher gegeben hätte, die an ihren Patienten probiert hätten?
Versucht hätten? Ja, mit Sicherheit sogar teilweise durch ihre - nach den heutigen
Erkenntnisse der Wissenschaft - falschen Behandlungsmethoden unabsichtlich den Tod oder
die Verstümmelung desjenigen, den sie retten wollten, verursacht haben? Erst muss man
wissen, was pathologisch verändert ist (Knochenbruch), dann wie es physiologisch wäre (anatomisch
korrekte Stellung), und sodann, was zu tun ist um einen der Physiologie möglichst nahen
Zustand wiederherzustellen (schienen und ruhigstellen). Als Heilkundiger der Wunden kann
man im Schlaf die richtigen Handgriffe und weiß genau, welches Kraut gegen Schmerzen
hilft und wie viel man davon geben darf. Aber WISST ihr z.B. auch, was Ihr tun müsst,
wenn ihr einen Patienten mit Zorganpocken behandelt? Nein, Ihr versucht! Mit mehr oder
weniger großem Erfolg! Ihr versucht also ihm zu helfen so gut Ihr es vermögt, aber
könnt Ihr sicher sein, dass Eure Behandlung nicht in 100 Jahren als völlig falsch
angesehen wird? Nein. Dennoch sind die Erfahrungen, die wir jetzt sammeln, wichtig -
vielleicht gelingt es ja einem zukünftigem Gelehrtem anhand unserer Aufzeichnungen ein
Behandlungskonzept zu entwickeln. Selbiges gilt naturgemäß auch für die Heilung geistig
kranker Menschen.
Natürlich - und es schmerzt fast dies überhaupt erwähnen zu müssen -
darf man nicht "5 Bauern opfern um 95 zu erlösen". Stets hat man sich
bei seinen Versuchen und Beobachtungen zu versichern, dass dem Untersuchtem kein
unnötiges Unheil widerfährt und seine Heilung dadurch nicht behindert wird. Wenn ein
solch ehrenvoller Mann wie Großmeister Erilarion Androstaal über Erfahrungen aus einer
Zeit berichtet, in der er in einem Kloster der heiligen Noiona Kranke beobachtete - glaubt
ihr da im Ernst er könnte dadurch den Heilungserfolg gefährden?
Ich bin überzeugt davon, dass ein jeder
sofort des Klosters verwiesen worden wäre, der nicht nur als nicht nützlich, sondern
sogar als schädlich für das Wohl der Kranken anzusehen ist. Wenn es hier also einen
Ignoranten oder Verkenner der Tatsachen geben dürfte (- und es gibt einen, darin bin ich
mir nach der Lektüre Eures Artikels mehr als sicher! -) dann sicher nicht Großmeister
Erilarion Androstaal!
Eigentlich wollte ich hier schließen, doch sei mir noch die eine oder
andere Bemerkung gestattet:
Ihr bezweifelt, dass die Gabe der Sprache eine Gabe der Göttin HESinde
ist.
Euer Argument war: "warum gibt uns dann HESinde die
Möglichkeit mit unserer Sprache ihre und der anderen Götter Widersacher,..., zu
rufen".
Warum meint Ihr denn haben uns die Götter den freien Willen gegeben? Den Verstand? Die
Möglichkeit zu zweifeln? Die Möglichkeit in die Irre zu gehen? Oder meint Ihr etwa gar,
dass der Mensch und alle anderen Wesen nicht von Los auch so geschaffen sein könnten,
dass sie treue Diener ohne Willen sind? Diener, die niemals zweifeln? Diener, die wissen
was richtig ist? Diener, die nicht wissen können, was sie nicht wissen sollen? Meint ihr
etwa gar, dass dies alles nicht der Wille und das Wirken der Zwölfe ist? Meint ihr etwa
die Götter hätten einen Fehler begangen? Ich sage Euch: NEIN! Es ist IHR Wille, dass die
Kulturschaffenden frei entscheiden können, was richtig und was falsch ist. Und es ist IHR
Wille, dass sie das auch ausdrücken können! Wie wir die Gaben der Zwölf verwenden, ob
für oder gegen (Verdammt seien jene, die dies tun) die Weltordnung bleibt jedem selbst
überlassen.
Abschließend sei mir noch ein kurzer Kommentar zu Euren Bemerkungen zu "De
Daimonibus" gestattet: Eure Ausführungen gehen zwar in die grundsätzlich
richtige Richtung, jedoch solltet Ihr Euch in Zukunft vielleicht auf einem etwas
anspruchsvollerem Niveau bewegen. Solch eine Qualität würde ich von einem Studiosus im
Fünftem Jahr erwarten, und diesen würde ich rügen die Erwiderungen auf den betreffenden
Artikel nicht berücksichtigt zu haben. Des weiteren wäre es erfreulich, wenn Ihr in
Zukunft auch Eure Profession angeben würdet, damit man ersehen kann, aus welchem
Erfahrungs- und Wissensschatz ihr schöpfen könnt - schließlich möchte man als
Antwortender ja nicht für den anderen unverständlich argumentieren.
Mit freundlichen Grüßen,
Magus Thundar Hurlemanoff
Absolvent der Academia Arcomagica
Scholaque Arcania Puniensis
- zur Zeit auf Reisen -
von: Florian Kreuzinger Erschienen in Opus no. 88 am 24.12.2000 als Reaktion oder Fortsetzung zu Anmerkungen zu: Lingualdiskrepanzen et De Daimonibus .
|
|