Die Gabe die Zeichen der Zeit zu
erkennen, die Weisheit sie richtig zu deuten und der Mut zu handeln
Geneigte Leserschaft des Opus veritatis scientiæque, liebe Freunde der
magischen Künste!
Wie euch allen ohnehin bekannt sein dürfte, wurde schon vor einiger Zeit
von der Großen Grauen Gilde des Geistes zu Punin (und auch gleichzeitig zu Mirham wie zu
Gareth) der Beschluss gefasst die limbologischen und sphärologischen Zauber einem Bann zu
unterwerfen. Namentlich betrifft dieses Verbot den AUGE DES LIMBUS sowie den PLANASTRALE,
zwei unserer wichtigsten Haussprüche, sowohl was die Lehrtätigkeit als auch die
Forschung der Academia Limbologica belangt. Manch Leser wird zu den Gefahren, welche bei
der Anwendung dieser Zauber sowie bei Limbusreisen generell vermehrt auftreten können,
wohl bereits seine eigenen, oft schmerzvollen Erfahrungen gemacht haben - und mag daher
auch diesem alle drei Gilden einigenden Verbot positiv gegenüberstehen - und doch ändert
dies nichts daran, dass damit allen Bemühungen der letzten Jahre unsererseits um die
Erforschung des Limbus und der Sphären der Todesstoss versetzt wurde.
Die erst mühevoll in den letzten Jahren aufgebauten guten Beziehungen zu Punin und zur
Grauen Gilde, welcher wir uns verpflichtet fühlen, wurden damit nicht bloß auf den
Nullstand zurückversetzt, nein, durch das sehr rüde - ja in manchen Belangen gar an das
Vorgehen einiger gewissen-, weil gedankenloser Magier der Rechten Hand, bzw. an das
Vorgehen einiger fanatischer Weißmagier erinnernde - Vorgehen in Punin wurde unserem
Spezialgebiet, unseren lebenslangen Forschungen, ergo unserer gesamten Akademie, eine
prinzipielle Absage erteilt. Wie schon erwähnt, mag man zur Sinnhaftigkeit des
Anwendungsverbotes der genannten Zauber stehen, wie man will, doch kann es nicht angehen,
dass man den Adepten, welche im Besitz dieser formulae sind, gar eine magische ultimo
correctio, also eine Löschung des Wissens, vorschreibt.
Das Vorgehen der Puniner entspricht - gelinde gesagt - in diesem Fall dem eines
betrunkenen Thorwalers - aber eines solchen, der gar nicht mehr weiß, wo sich der Boden
befindet, an dem er sich festhalten könnte...
Doch all diese Zeilen sind vergeblich geschrieben, und noch dazu scheinen
sie keinen der zuständigen Entscheidungsträger in der Grauen Gilde zu interessieren,
werden sie doch auch nichts an dem ändern, was von den Hohen Herren zu Punin beschlossen
wurde. Also bleibt mir als Großmeister und damit Spektabilität dieses altehrwürdigen
Gemäuers nichts anderes zu tun, als den Beschluss hinzunehmen. Gemeinsam müssen nun die
Magister der Academia Limbologica beraten, wie es denn weitergehen soll mit dem Lehrplan
der Akademie, mit ihrer Struktur etc. All dies wird große Veränderungen mit sich ziehen,
will man nicht jeglichen Kontakt zur Grauen Gilde aufgeben und als Außenseiter und nicht
anerkanntes Institut im Abseits verweilen - wovon ich dringend abrate!
Gefordert sind also nun alle Jungen, zur Veränderung Willigen und Fähigen! Denn mir
persönlich, mir als Magier, als Forscher und Wissenschaftler, mir bleibt sehr wohl eine
andere Wahl als den Entschluss hinzunehmen:
Deshalb werde ich mit Anfang des nächsten Jahreslaufes mein Amt als Großmeister dieser
Akademie unwiderruflich zurücklegen. Ich habe mein Lebenswerk, ja mein ganzes Leben, der
Erforschung des Limbus und der Sphären gewidmet - wenn dies der Dank dafür sein soll, so
lehne ich freudig ab und widme meine spärlich bemessene und verbliebene Zeit anderen
Gestaden. Den Jungen gehört die Zukunft - und ich denke sie werden sich um die
Neuorientierung der Academia Limbologica verdient machen. Deshalb rufe ich die geneigte
Leserschaft auf sich an der Akademie zu melden und ihr Wissen miteinfließen zu lassen in
die kommende Neustrukturierung, zumal auch der Posten des Akademieleiters noch nicht
nachbesetzt ist.
PHExens, HESindes und NAndus Segen mit euch allen, auf dass ihr die Gabe besitzen möget die
Zeichen der Zeit zu erkennen, die Weisheit sie richtig zu deuten und den Mut zu handeln!
Großmeister Erilarion Androstaal
von: Philipp Schumacher Erschienen in Opus no. 90 am 7.1.2001.
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