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Der Schwarze Limbus    

28. Efferd im 54. Götterlauf nach Hal

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Der Allaventurische Beschwörungskonvent zu Brabak

Theoretische Betrachtung Elementarer und Dämonischer Komponenten in der Chimärologie

von Meisterin Sheddja, Academia Limbologica

Geschätzte Collegae, Novizen und Scolaren, ich möchte in meinem Vortrag auf ein recht spezielles Thema der Magica Conjuratio et Invocatio eingehen: die Chimärologie. Wie allgemein bekannt sein dürfte, ist der Cantus Mutabili Hybridil die Basis der klassischen Chimärologie und ein jeder Magus hat wohl schon von ihm gehört und gelesen, jedoch lassen sich die Meister dieser Formel an einer Hand abzählen, wenn sie überhaupt noch über Dere wandeln. Dies soll uns jedoch nicht davon abhalten, einige interessante, rein theoretische Gedanken anzustellen.
Ich will kurz zusammenfassen, was allgemein über den Cantus, der besser als Ritual bezeichnet werden sollte, bekannt ist:
Es handelt sich um eine dämonische Beschwörung, die der Domäne Asfaloths zugeordnet scheint. In einem Ritual, welches eine ganze Nacht und ausgesprochen viel arkane Kraft in Anspruch nimmt, werden dabei zwei oder mehrere Lebewesen zu einer Kreatur verschmolzen, welche nach den Wünschen des Beschwörers die Eigenschaften der Ursprungswesen kombiniert. Die bekanntesten Beispiele sind wohl die Harpye und der Mantikor. Allgemein wird die Chimärologie als Lästerung der Zwölfe und speziell der Jungen Göttin angesehen.
Doch sollte man beachten, dass der Mutabili Hybridil der einzige Cantus der Daimonologica ist, welcher auf durchaus sumugesegnete Ritualkomponenten beruht. Gemeint sind natürlich die Ursprungswesen, welche nicht als Paraphernalia, sondern als wesentlicher Ritualbestandteil dienen. Da nun ein jedes Wesen der Dritten Sphäre körperlich dem Leib der Sumu entspringt, insbesondere den Elementen Humus und Wasser, will ich folgendes postulieren: In einer Chimäre werden dämonische und elementare Komponenten vermengt und es entsteht nicht allein ein Hybride mehrerer Lebewesen an sich, sondern auch einer der Urkräfte! Ich will an zwei Beispielen versuchen zu ergründen, welcher Art diese Hybridisation ist:
Die Harpyen sind widernatürliche Vogelgestalten mit dem Torso und Gesicht einer Frau. Es scheint als gesichert, dass sie über eine gewisse Intelligenz verfügen, welche von der menschlichen Komponente herstammen mag. Hierbei ist also eine weitere Urkraft, die des Los, miteingebunden. Jedoch ist ihr Geisteszustand sehr labil und wirr, weshalb ich meinen würde, der wache Geist des Menschen wurde durch dämonische Geistesschärfe und Irrsinn ersetzt. Doch wird berichtet, dass die Harpyen über Fortpflanzungsfähigkeit verfügen, was bei den wenigsten Chimären der Fall ist. Bedeutet dies, Tsa habe sie letztendlich doch gesegnet? Oder ist die Fortpflanzung dämonischer Art, was jedoch einen erheblichen Einfluss Asfaloths auf unsere Sphäre implizieren würde?
Ich hatte das Glück, eine weitere Chimäre studieren zu können, die über göttergefällige Attribute wie Loyalität und Treue verfügt. Es handelt sich dabei anscheinend um eine Kombination aus einem schwarzen Dschungellöwen und einer Fledermaus, welche dem Wesen Flugfähigkeit verleiht. Eventuell gibt es auch eine menschliche Komponente, welche für den wachen Verstand der Kreatur verantwortlich ist. Diese ist ihrem Meister bedingungslos ergeben und scheint niemals von dämonischem Willen besessen zu sein, sondern stets nur vom Willen ihres Meisters. 
Was ich damit aussagen will ist, dass Chimären nicht zwingend von bösartiger, dämonischer Natur sein müssen, sondern zuweilen auch die elementare Komponente überwiegen und das erzeugte Leben so auch der Tsa gefällig sein kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich den Cantus Mutabili Hybridil befürworte. Ich halte es für einen glücklichen Umstand, dass er wenig verbreitet ist und von den wenigen kundigen Meistern streng gehütet wird, denn eine geschaffene Kreatur ist stets so verdorben wie ihr Schöpfer und in den falschen Händen könnten durch den Cantus furchtbare Verbrechen an Sumu begangen werden!

Ich will noch eine ganz andere Ausprägung der Chimärologie ansprechen, welche den meisten Anwesenden wohl völlig neu sein dürfte. Mein Wissen beschränkt sich jedoch auf einige spärliche Schriftstücke und Berichte sowie auf eine kurze Forschungsreise, so dass es wohl als reine Gedankenspielerei anzusehen ist, der ich mich aber gerne hingeben will - ich hoffe die werten Magister sind gewillt, mir zu folgen.
Ich wurde zum ersten mal darauf aufmerksam, als ich Berichte über druidische Magie studierte. Ich stieß in einer Schrift des Praiosgeweihten Ayersdahm von Greifenfurth dabei auf folgenden Satz - ich zitiere: "Frevel! Diez lästerlich Ritual der hirnloszen Druyden ist kein Deut beszer als die verfluchten schwarzhen Machenschaften der Chimaerologen. Solch Beleydigung der Götter ist zu unterbindigen!" Ich ging der Ursache für die Verärgerung des Geweihten nach und erfuhr, dass er vor seiner Rückkehr nach Greifenfurth in einem kleinen Weiler tief im Steineichenwald gelebt hatte. Ich stieß sowohl in den ausgedehnten Steineichenwäldern als auch weiter entfernt im Kosch auf Gerüchte, die sich überraschend glichen: Im Wald war ein Baum zu finden, dessen Wuchs kräftig und jung ist, dessen gewaltige und ehrfurchtgebietende Ausmaße jedoch auf ein hohes Alter schließen lassen. Dieser Umstand allein war kaum genug, um mich an Frevel denken zu lassen, doch gab es anscheinend noch viel auffälligere Pflanzen: Ein Nadelbaum, an dem Obst wuchs; Sträucher, auf denen Beeren und Blätter verschiedener Gattungen zugleich wuchsen, und Blumen in den wunderlichsten Farben. Stets waren diese Pflanzen an schwer zugänglichen Stellen tief im Wald verborgen und insgesamt wurde von nicht mehr als zehn berichtet, doch als ich eine mit eigenen Augen erblickte, kam mir der Gedanke, es könnte sich um ein dem Mutabili verwandtes Ritual handeln. Und wahrlich stieß ich in einer anonymen Schrift auf die knappe Erwähnung eines druidischen Rituals, welches der unbekannte Schreiber als "Unycorpa" bezeichnet. Nur erschien es zu diesem Zeitpunkt seltsam, dass nie jemand daran gedacht hatte, Pflanzen mit Hilfe des Mutabili zu vereinen, doch entweder war dies gar nicht möglich oder es lohnte den Aufwand nicht. Die neu erschaffene Pflanze scheint im Gegensatz zu den Chimären des Mutablili jedoch aus rein elementaren Komponenten zu bestehen. Ob das Ritual auch mit Tieren vollziehbar ist, bleibt im Verborgenen, ebenso die Hintergründe der Beschwörer und ihre Identität...

Vortrag von Meisterin Sheddja auf dem Allaventurischen Beschwörungskonvent zu Brabak, 2./3. Efferd 31 Hal.

von: Markus Penz
Erschienen in Opus no. 102 am 1.4.2001.

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