Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

28. Efferd im 54. Götterlauf nach Hal

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Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XX.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über die gelebte Ethik

Meister, sagt, was können wir tun, um die Ethik der Menschen zu fördern?

Ein ethisches Leben führen ist schwierig, doch noch schwieriger ist, es anderen nicht aufzuzwingen. Gebt jedem die Möglichkeit, an euren ethischen Erkenntnissen teilzuhaben, doch nicht durch Belehrung, sondern durch euer ethisches Vorbild. Ethische Überzeugungen sind vielschichtig; zwar müssen sie auch gelehrt, doch vor allem müssen sie vorgelebt werden. Ihr philosophiert nicht, um zu erfahren, was ethische Wahrhaftigkeit sei, sondern um ethische Menschen zu werden. Weil Ethik jedoch kein Privileg sein soll, darf Philosophie nicht schwer sein, denn sonst ist etwas faul bei dem, der sie vertritt. Es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor, doch viele Vorträge hintereinander heißt, in einem Fort säen, so dass nichts wachsen kann. Aus Wissen allein entstehen weder gesellschaftliche Moral, noch ethische Überzeugungen. Darum sollt ihr eure Ethik nicht nur lehren, sondern vor allem leben!

Über die Versuchung zur Resignation

Meister, sagt, wie bleiben wir stark, wenn wir sehen, dass unser ethisches Streben folgenlos bleibt?

Euer ethisches Handeln soll stets auf Erfolg ausgerichtet, nicht jedoch auf ihn angewiesen sein. Wo Kraft ist, ist Wirkung von Kraft. Kein Sonnenstrahl geht verloren. So der Erfolg in der Ethik einmal auszubleiben scheint, gibt es viele Dinge, die euch helfen mögen, den richtigen aber schweren Weg bis zu Ende durchzustehen. Die wichtigsten sind die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen. Bewahrt euch daher eure Ideale, denn es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern. Darum, solange ihr atmet, sollt ihr auch hoffen. Haltet euch jeden Tag eine halbe Stunde für eure Sorgen frei, und in dieser Zeit macht ein Nickerchen. Und lernt die Dinge nur mit genau der Ernsthaftigkeit zu betrachten, die sie verdienen. Darüber hinaus mag auch die Kunst euch Trost in schweren Zeiten sein. Der Poet versteht die Natur für gewöhnlich besser als der wissenschaftliche Kopf, und die Poesie heilt ebenso oft wie wirkungsvoll die Wunden, die der Verstand geschlagen hat.

Über die Kritik

Meister, sagt, wie sollen wir mit Menschen umgehen, die eure Lehre kritisieren?

Gedanken springen wie Flöhe von einem zum anderen, doch sie beißen nicht jeden. Ich bin dankbar für die schärfste Kritik, so sie nur sachlich bleibt, jedoch meinen unsere Gegner oft, uns bereits zu widerlegen, wenn sie ihre Meinung wiederholen und auf die unsrige nicht achten. Verlangt nicht, dass der Kleinbürger seine Moral aufgibt, doch besteht darauf, dass er euch die eure lässt, denn Toleranz ist gut, aber nicht gegenüber Intoleranten. Dem Schlechten missfallen heißt, gelobt zu werden, und es gibt eben Leute, die solange den Kopf über der Suppe schütteln, bis ein Haar hinein fällt. Die Menschen lieben es, wenn jemand frisch heraus sagt, was er denkt, doch nur, wenn er dasselbe denkt wie sie. Ideen sind wie Kinder: die eigenen liebt man am meisten. Darum grämt euch nicht über die, die eure Überzeugungen nicht teilen, sondern erfreut euch derer, die ihr zur wahrhaften Ethik habt führen können!

Über die Nachwelt

Meister, sagt, so viel habt ihr uns gelehrt über das rechte Leben, und vielen Generationen noch werden eure Lehren guten Dienst erweisen; doch gibt es eine Botschaft, die der Nachwelt zu hinterlassen ihr vielleicht gedenkt, um sie zu einem Leben in größerer ethischer Vollkommenheit anzuleiten, als es unserer Zeit bisher vergönnt war?

Liebe Nachwelt!
Wenn ihr nicht gerechter, friedlicher und überhaupt vernünftiger sein werdet, als wir es sind, beziehungsweise gewesen sind, so sollen euch die Gehörnten holen!

Erschienen in Opus no. 121 am 16.9.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XIX.).

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