Aus dem Königreich der
Tiere
erzählt von Colverus vom Berge, Bänkelsänger aus dem
Lieblichen Felde
„Nun, ich will euch heute eine Geschichte erzählen, die
uns tief in den Wald führt, eine Geschichte von der kleinen
Koschammerprinzessin und ihrem schweren Leben. Nun, wollt ihr sie hören?
Die Geschichte stammt von unserem Bruderreich, dem wir uns doch so
vertraut fühlen, sie kommt aus dem bunten Mittelreich, besser noch, direkt
aus der ‚Kaiser’stadt Gareth, dort, wo sogar schon die höchsten Regenten
wunderbare Geschichten erzählen, die die Mittelreicher nur nicht verstehen
und wir können uns köstlich darüber amüsieren...
Nun, hört mir zu: “
Mit einem Anschlag auf der Laute beginnt der Bänkelsänger sein halb
gesungenes, halb gesprochenes Werk:
„Es war vor nicht all zu langer Zeit, da stand der Mensch für Krieg
bereit, gegen stehend Tote und Dämon, ging man mit dem Schwerte schon! -
Nur im Wald nah Gareth, da herrschte Ruhe! Der König, ein stolzer Adler,
und seine Gattin, eine Habichtsdame, hatten Zwillinge geboren, die kleine
Koschammerprinzessin und ihre Schwester. ‚Wie lieblich sie sind’ meinten
viele der Waldtiere, ‚die eine wie der Vater und die andere eher wie die
Mutter’ hörte man auch viele sagen. Und nicht ein halbes Jahr ward
verstrichen, da wurden die Kleinen flügge und begannen, ihre ersten
Balgereien in der Luft. Doch auch die Tiere hatten Krieg, er begann zwar
spät, doch dafür umso heftiger. Also scharte der Adler alle Tiere um sich,
die kämpfen konnten, und gemeinsam zogen sie aus, um die grausamen
schwarzen Schattentiere, die den Wald bedrohten, dahin zu metzeln. So wäre
das keine schlechte Idee des Adlers gewesen, vielleicht sogar eine Idee
aus einem Muss, jedoch starb der arme Adler und der Thron war leer. Sofort
sagte die Habichtsdame ‚Nein, ich bin nicht eure Königin, ich will euch
regieren, solange bis meine Tochter euch eine Anführerin sein will!’ Und
so regierte die Habichtsdame und die kleine Koschammerprinzessin und ihre
Schwester wurden älter und als die Zeit gekommen war, rief die
Habichtsdame laut ‚Meine Tochter wird euch nun regieren, Stück für Stück
des Waldes wird sie zu ehren beginnen und bald wird sie über alles
herrschen!’ und als das geschehen war, als die kleine Koschammerprinzessin
Herrscherin aller Teile des Waldes war, da wurde sie und ihre Schwester
nie mehr gesehen, und so setze sich doch die Habichtsdame auf den Thron,
irgendwie schwerfälliger als sonst, hatte sie doch irgendwie einen dicken
Bauch in letzter Zeit...“ von: Philipp Radi Erschienen in Opus no. 141 am 3.2.2002.
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