Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

28. Ingerimm im 54. Götterlauf nach Hal

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Worte des Abschieds

Lange mussten wir mit uns selbst hadern, ehe wir den Entschluss fassten, das ehrgeizige Projekt Opus veritatis scientiæque nach mehr als vier Jahren und 176 Ausgaben nun doch zu beenden. Erst mit dem Beginn dieses neuen Jahres waren wir noch voll der Hoffnung und planten dieses magiohermetische Blatt mit neuer Konzeption wieder aufleben lassen, doch blieb uns dieser Erfolg versagt. Doch worin ist die Causa für das Verblassen dieser einst so stolzen, gelehrten Postille zu suchen? Ich will nicht behaupten, die Wahrheit zu kennen, doch vermeine ich, das Problem in den Studierzimmern der Adepten und Studiosi der magischen Künste finden zu können.

Man mag meinen die Schrecken des Krieges gegen Borbarad und seine Schergen seien längst ausgestanden, was folgte seien doch kleine Übel gemessen am Leid, das in jenen Jahren ganz Aventurien heimsuchte. Die Magi, die in diesen Tagen allerorts gegen die Dämonenbrut fochten, Helden ohne Zweifel, konnten zu ihren Akademien und Bibliotheken zurückkehren und die magischen Wissenschaften weiter vorantreiben. Inmitten dieses kontinentalen Aufatmens war es auch, dass der Opus ins Leben gerufen wurde, eine Möglichkeit für die Gelehrten allerorts, sich auszutauschen und ihre Meinung und Erfahrung kundzutun. Und diese Gelegenheit wurde auch lebhaft genutzt, selten gab es zuvor dermaßen rege Disputationen und ständig neue Forschungsberichte aus allen Bereichen der Wissenschaften, nicht allein der magischen. Doch langsam kroch ein lethargischer Dämon in das Fundament des Opus, die Leserschaft, die ja wesentlich zu dessen Inhalt beitrug.

Dies führt uns nun erneut in diese Studierzimmer, wo einst die genialsten Artikel und Essays das Licht der Welt erblickten und die Herrin Hesinde ehrten. Haben jene Magi, deren wichtigste Waffe damals der Federkiel gewesen war, diesen gegen Schwert und Stab eingetauscht, um nun gegen die Heptarchen erneut ins Feld zu ziehen? Der Götter Segen mit jenen, die das taten, doch kann dies wahrlich der Grund für die schwindende Forschung und Lehre sein? Oder ist der Grund dafür, Hesinde behüte, dass die schwarze Magie der Heptarchen selbst nun viele Adepten lockt und in ihren Bann schlägt? Nein, ich vermute viel eher, die Hand, die den Federkiel führte, ist schwer geworden. Das Zeitalter der größten Helden ist wohl vorbei und nur der Einfältige zählt zu diesen Helden einzig die, die mit dem Schwerte Ruhm errangen.

Und nun blicken wir oft zurück zu mächtigen Horas-Kaisern, Magiermogulen und Erzmagiern des Heldenzeitalters und fragen uns, wohin deren Wissen entschwunden ist. Dass wir jedoch selbst neues Wissen entdecken und nutzen können, sehen nur wenige als primäres Ziel. Das Paradigma heißt Altes bewahren, nicht Neues erfinden, doch ist dies nicht der Gedanke, der dem Opus innewohnt.

Doch sollen meine Worte des Abschieds durchaus optimistischerer Natur sein, denn dass der Funke des Forschungsdrangs erneut aufflammt, ist schließlich durchaus möglich. Die Academia Limbologica soll weiterhin ein Hort der Forschung und hesindianischen Lehre sein und wenn die Zeit reif ist, mag auch der Opus wieder zu neuem Leben erweckt werden. So verabschiede ich mich bis auf weiteres von Euch, liebe Leser, und bedanke mich für die Aufmerksamkeit über vier Jahre hinweg und jede Zeile, die Ihr zum Opus beigetragen habt.

Möge Hesinde über Euch wachen.
für die Redaktion,
Meisterin Sheddja

von: Markus Penz
Erschienen in Opus no. 177 am 12.3.2003.

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