Die 99
Gesetze
offenbart im Jahre 233 v.H. in Keft
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Von unserem hochgeschätzten Kollegen Meister
Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar haben wir viel vom Glauben der Novadis gelernt. Nun, so
denken wir, ist es an der Zeit, die elementarsten Glaubensgrundlagen des Wüstenvolkes
jedem zugänglich zu machen, da dieses Wissen noch nicht bis ins Mittelreich oder das
Liebliche Feld gedrungen ist.
- Der Gottgefällige zählt getreulich die Tage, damit er gewiss die sieben vom achten und
neunten zu trennen versteht.
- Der Gottgefällige schafft mit Fleiß an jedem der sieben Tage.
- Der Gottgefällige erinnert sich des großen Frevels am achten Tag. Zorn und Trauer
erfüllen ihn ganz und hindern ihn an Arbeit und Essen. Der Gottgefällige nimmt nur
Wasser, auch Wein, aber nur in Maßen, zu sich.
- Der Gottgefällige erinnert sich der großen Freude am neunten Tag. Er feiert ihn voll
stiller Zufriedenheit.
- Der Gottgefällige zählt nach dem neunten Tage wiederum den ersten und beginne dies am
Tag Seines Erscheinens. Er unterbricht es an nur fünf Tagen im Jahr, welches vierzig mal
neun plus fünf Tage zählt.
- Der Gottgefällige verspürt nach acht mal neun Tagen Seinen Atem und trachtet danach
Ihm nahe zu sein.
- Der Gottgefällige gedenkt nach weiteren acht mal neun all seinen Schwüren und Eiden.
Er legt besonderen Wert darauf sie in Ehren zu halten.
- Der Gottgefällige hemmt nach wiederum acht mal neun Tagen nicht seinen Zorn auf alle
Ungläubigen oder denjenigen, die seine Ehre verletzten oder Ihn frevelten.
- Der Gottgefällige ruht nach den nächsten acht mal neun Tagen von Sonnenauf- bis
Untergang und preist in der Stille und Ruhe Seine Gnade und Weisheit.
- Der Gottgefällige feiert nach weiteren acht mal neun Tagen, am Ende des Jahres, zu
Seinen Ehren und freut sich über all das Schöne in der Welt, die Er erschaffen hat.
- Der Gottgefällige läßt Seiner Schöpfung den nötigen Respekt zuteil werden.
- Der Gottgefällige hütet in Seinem Namen die gesamte Schöpfung, auf dass sie niemand
zerstört oder in ihrer Schönheit beeinträchtigt.
- Der Gottgefällige darf sich durch Seine Schöpfung nähren, jedoch nur mit Bedacht.
- Der Gottgefällige speist nichts, was mehr als sechs Beine hat.
- Der Gottgefällige speist nichts, was vier, fünf oder sechs Beine und auch Flügel hat.
- Der Gottgefällige speist nichts, was lange Ohren und eine Schuppenhaut trägt und im
Wasser lebt.
- Der Gottgefällige speist keine Nebelkrähe und keine Sandkrähe, auch die Rohrdommel
nicht, den Lämmer und den Bartgeier, die Fledermaus und den Sturzpelikan.
- Der Gottgefällige speist keine gefiederten Wesen, die gespaltene Hufe haben.
- Der Gottgefällige speist nicht vom eigenen Pferd, Kamel oder Maultier und nicht vom
Pferd oder einem anderen Reittier des Freundes oder Vaters.
- Der Gottgefällige speist nicht vom Maulwurf, auch nicht von der gelbpelzigen Art, die
im Khoram-Gebirge haust.
- Der Gottgefällige kleidet sich in weite und luftige Gewänder.
- Der Gottgefällige sieht zu, dass sein Gewand ihn vor Wind und Sand schützt.
- Der Gottgefällige lässt seinen Geist und seinen Körper nicht von der Last einer
schweren Rüstung verkommen.
- Der Gottgefällige speist nicht von Teller, Platte, Napf oder Schüssel, die ein
Ungläubiger berührt oder gar angefertigt hat.
- Der Gottgefällige wählt stets den Weg, der Ihm Wohlgefallen bereitet.
- Der Gottgefällige wählt stets das Wort, das Ihm Wohlgefallen bereitet.
- Der Gottgefällige zügelt seine Neugierde, wenn eine Gefahr offensichtlich ist.
- Der Gottgefällige ist sich stets der gefährlichen Versuchung durch Götzen und
Dämonen bewusst.
- Der Gottgefällige kriecht nicht vor Angst im Sand, wenn ihm Widernatürliches und
Unbekanntes widerfährt.
- Der Gottgefällige erahnt durch Seine Gunst im voraus, was ihm an Gefahren widerfährt.
- Der Gottgefällige ist im Kampfe stets schnell und wendig.
- Der Gottgefällige fühlt Seinen Hauch im Kampf und läßt sich von Seiner Hand führen.
- Der Gottgefällige folgt den Eingebungen, die Er ihm zukommen läßt.
von: Markus Penz Erschienen in Opus no. 7 am 28.2.1999.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die 99 Gesetze (2).
Leserbrief
Meine lieben Kollegen! Ich sehe mich
aus deutlichem Anlaß gezwungen meine Stimme hiererorts kundzutun!
Es wird wahrscheinlich keinem unserer collegi entgangen sein, wie die Zunft, der wir
angehören, in den letzten fünfzig Götterläufen in weiten Teilen des Mittelreiches
immer mehr in Verruf gerät.
Es wird berichtet, dass es in den letzten Wochen und Monaten in den Gegend um Beilunk
Ausschreitungen gegen die örtliche Akademie Schwert und Stab zu Beilunk
gekommen sein soll, wobei einer unserer Freunde und collegi von der Landbevölkerung zu
Tode gesteinigt worden sein soll.
Es hat in den letzten Jahren des öfteren derer Vorfälle gegeben, ich erinnere dabei
nur ungern an den schwarzen Tag von Punin, an dem gleich sechs Magier zu Tode gekommen
sind.
Für die meisten von euch dürfte das nichts Neues sein.
Aber ich führe dieses Unwohlsein der gemeinen Bevölkerung uns gegenüber auf die
Zügellosigkeit in ihren, aber auch in unseren Reihen zurück. Mit Schrecken ist auch zu
beobachten, wie die Adeligen in weiten Teilen des Landes immer mehr das arkane Talent
ihrer Nachkommen verstecken, um nicht eines Tages dem Zorn der Gemeinen ausgesetzt zu
sein.
Um diesem allgemeinen Umschwung entgegenzuwirken, müssen auch
wir - und ich richte mich hier ganz direkt an unsere etwas bequemeren collegi
zeigen, dass wir die Elite des Landes sind! Der gemeine Bauer hat keinen Respekt vor einem
dicken Trunkenen, in einer mit Pailletten und goldenen Sternen übersäten Robe, welcher
nach Wein stinkt.
Wir müssen uns wieder der alten Traditionen
und Vorsätze besinnen, nach denen unsere Vorfahren in den Mauern der Akademien lebten und
die großen arkanen Werke schrieben, die wir heute immer noch studieren, und die den
Grundstock unseres Wissens bilden.Vielleicht werden wir dann auch eines Tages wieder
solche Wunder vollbringen können, wie sie seinerzeit an vielen Orten von eben diesen
Großmeistern der arkanen Künste gewirkt wurden!
Manche unserer collegi werden nicht gewillt sein, ihre güldenen Roben und Truhen voll
Edelsteine aufzugeben! Solche collegi, die glauben, dass es vor dem Kamin gemütlicher ist
als ein Leben auf Wanderschaft um neues Wissen für die Akademien zu sammeln. Dies sollte
mit Disliberatio geahndet werden und demzufolge der Zugang zu allen Quellen des Wissens
bis zu ihrem Gesinnungswandel verwehrt bleiben.
Weiters werden wir gemeinsam daran gehen müssen, diese unsere collegi, die unseren Ruf
besonders schlecht gemacht haben und die sich den schwarzen Künsten verschrieben haben,
zu verfolgen und ihrer gerechten Strafe, der Expurgico, anheimfallen zu lassen.
Wenn wir uns dann auf solche Art von den Ketten, die uns am Boden der Unvernunft und
Zügellosigkeit festhalten, befreit haben, können wir daran gehen, unsere wahre Stärke
zu präsentieren und in die Hallen des Fortschritts, der Macht und des uneingeschränkten
Wissens einzuschreiten.
Das Volk muß wieder sehen können, dass wir uns zum Wohle des Reiches einsetzen, und
dass die schwarzen Schafe unserer Zunft von uns selber ihrer gerechten Strafe zugeführt
werden.
Alrik Fuchsfell
Magister an der Akademie zu Rommilys von: Markus Penz Erschienen in Opus no. 7 am 28.2.1999.
SILENTIUM
Fortsetzung
Die Beratung über das weitere Vorgehen in Zusammenhang mit
der Bibliothek, welche uns so viele Probleme bereitet, fand in der Nacht vom 26. zum 27. RONdra
statt. Als der Rat der Akademie gerade über die zeitweise Übersiedlung des gesamten
Bibliotheksbestandes abstimmen wollte, unterbrach uns das Geschrei von zwei Adepten, die
anscheinend aus der Bibliothek gelaufen kamen, obwohl wir ein Betreten dieser bei einer
Strafe von fünf Tagen Küchendienst verboten hatten.
Sofort begab man sich zum Portal der Bibliothek, um die unfolgsamen Adepten ob ihres
Benehmens zu befragen. Diese stammelten nur zusammenhanglose Sätze, und so wollten wir
dem Grund für die Aufregung auf die Spur gehen. "Flim-Flam-Funkel"
waren die ersten Worte, die gesprochen wurden, bevor Grossmeister Erilarion Androstaal an
der Spitze der Lehrerschaft das Portal durchschritt und im Dunkel des nächtlichen
Bibliotheksgebäudes verschwand, um kurz darauf mit schreckensgeweiteten Augen wieder
rückwärts aus dem Eingang zu stolpern. Des Grossmeisters magische Lichtquelle schien
beim Durchschreiten des Portals vom Innenraum verschluckt worden zu sein und kein Schein
drang mehr nach aussen.
Nun aber, da er wieder im Kreis der Lehrmeister stand,
leuchtete die Lichkugel wie eh und je mit vertrautem bläulichem Schimmern. Meisterin
Sheddja war die erste, die für das seltsame Geschehen eine plausible Erklärung fand: Es
wirkte der druidische Cantus DUNKELHEIT!
Ein sofort gewirkter VERWANDLUNG BEENDEN stiess nicht nur
auf den übermächtigen Widerstand des SILENTIUM, sondern auch auf einen
zweiten, ebenso starken.
Aus den Berichten der zwei Adepten und eigenen Forschungen mittels OCULUS ASTRALIS
ergab sich, dass ein umfallendes Bücherregal als Abraxas, also Auslöser für das
Drakned-Siegel gedient haben musste, welches mit einer Form des DUNKELHEIT
belegt war.
Dass durch das gleichzeitige Wirken eines SILENTIUM und einer DUNKELHEIT
die Übersiedlung der magischen Werke in den grossen Lehrsaal unglaublich erschwert wurde,
ist offensichtlich. Das weitere Vorgehen wird zur Stunde besprochen - die Bibliothek aber
magisch versiegelt. Meisterin Sheddja von: Markus Penz Erschienen in Opus no. 7 am 28.2.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu SILENTIUM.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Übersiedlung der Bibliothek wirft neue Fragen auf.
Vom
Feenhut
»Als die Wurzelmaenner aus dem
Feenreich herueberkamen, da war Nacht und es war bitter kalt. Daher nahmen sie sich Huete,
Maentel und Laternen mit. Als aber der Greyff den Himmel erklomm, da wurde es warm und
licht und die Wurzelmaenner freuten sich und warfen Maentel, Huete und Laternen fort. Aber
nichts aus den Feenlanden ist bar Zauberei, so auch diese Dinge nicht. So wurden die
Laternen zu Leuchtkaefern und die Maentel zu Schmetterlingen. Doch die Huete waren naß
und schwer vom Regen und flogen nicht davon, sondern fielen zu Boden. Dort schlugen sie
Wurzeln und wurden zu dem Pilz, den man heute als Feenhut kennt.«
- aus Druidenkraut & Hexenwurz, Punin, ca. 70 v.H.
Nun mag diese Mär glauben wer will, unbestritten ist jedoch, dass von
Zeit zu Zeit immer wieder Gerüchte auftauchen, welche die Existenz einer solchen Pflanze
zumindest nahelegen. Vor allem die Diener Sumus aber auch manche Töchter Satuarias hört
man manchmal über einen Pilz reden, welcher in den meisten Fällen und bei richtiger
Anwendung die Wirkung eines alchimistischen Gebräues anzuheben vermag.
Kaum kann ich mir dies vorstellen, noch
möchte ich mich in dererlei Aussagen auf eine der Töchter Satuarias verlassen, doch
gerade neulich hörte ich wieder einmal eine von ihnen über einen solchen Pilz reden.
Besagte Dame weilte vor ungefähr einer Woche in unserer Akademie und teilte mir mit, wo
man diesen Pilz finden könnte. Nun, daraufhin habe ich das Büchlein "Druidenkraut
& Hexenwurz" zur Hand genommen und habe eben jenen oben zitierten Bericht
gefunden.
Nun sollte man jedoch erwähnen, dass dieser Bericht alleine in die Ausgabe von 70. v.H.
Eingang fand, die Autoren späterer Ausgaben strichen diesen Bericht fürderhin aus dem
Werk.
Nächste Woche erreicht eine Gruppe Magier aus der Halle des Windes zu Olport unsere
Akademie und ich hoffe doch von ihnen nähere Auskünfte über diesen seltsamen Pilz zu
bekommen, denn hoch im Norden sollen ja die Magier gleich neben den Hexen und Druiden
leben und gemeinsam zaubern. Nun, man wird sehen...
Grossmeister Erilarion Androstaal von: Philipp Schumacher Erschienen in Opus no. 7 am 28.2.1999.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Delegation aus Olport eingetroffen!. |