Anmerkungen zum Opus veritatis scientiæque
Ausgabe
Nr. 77
Lingualdiskrepanzen et De Daimonibus
Am Anfang möchte ich sagen, dass es mir nicht von HESinde beschienen ist 9 oder 7 Sprachen zu sprechen und zu verstehen,
jedoch möchte ich mich hier zu einigen Sätzen, die Großmeister Erilarion Androstaal
hier von sich gibt, Stellung nehmen. In dem Absatz Grundlagen schreibt er ziemlich am
Ende folgenden Satz:
Auch konnte ich während mehrerer Studien in einem Kloster der Heiligen Noiona
feststellen, dass die von HESinde verlassenen Geister immer auch
einen Teil ihres Sprechvermögens verlieren, manchmal nur insofern, als dass sie
vollkommen sinnlose Äußerungen von sich geben, in besonders schweren Fällen jedoch
scheinen diese Verrückten sogar ihre gesamte Sprechfähigkeit einzubüßen. Wie schon
zuvor ist die Parallele zwischen Denken und Sprechen festzuhalten.
Die große Frage, die sich mir hier stellte und auch weiterhin stellt, ist folgende:
Bürgt es sich für eine Person vom Rang eines Großmeisters, solche Äußerungen über
den Zustand von Kranken und/oder von der Allwissenden Göttin HESinde
Verlassene zu äußern?
Sind in so einem Kloster der Heiligen Noiona nicht eher Mitleid und Toleranz die
gefragteren Charaktereigenschaften als herausragender Forschungsdrang und hemmungslose
Arroganz?
Im 2. Satz beschreibt er dann die Parallele zwischen Denken und Sprechen! Doch wer sagt
denn, das diese armen Menschen dort nicht mehr vernünftig denken, wenn sie auch nicht
sprechen können? Würde der werte Großmeister auch einen Magister, der seine Zunge
verloren hat, als einen von HESinde verlassenen armen Verrückten
bezeichnen, oder bezieht sich das lediglich auf die Leute von gewöhnlichem Stand?
Ich denke, dass der Großmeister in solchen Dingen entweder ein Ignorant oder ein
Verkenner der Tatsachen ist. Hierbei möchte ich betonen, dass ich seine arkanen Werke und
Tätigkeiten nicht in Frage stelle, doch denke ich er sollte sich einmal etwas mehr mit
dem beschäftigen, was sich außerhalb der 4 Wände seines Studierzimmers oder der
Akademie befindet. Willkommen im wahren Leben, werter Herr Magister!
Die nächste, recht merkwürdige Aussage finden wir im Kapitel Tertio: Struktur. Dort
schreibt der Großmeister:
...denn schließlich handelt es sich - zumindest bei allen menschlichen Sprachen - um
eine Gabe HESindes, und was man auf einen gemeinsamen Ursprung
zurückführen vermag, das besitzt auch ebensolche Gemeinsamkeiten.
Ich möchte einmal auf diese Aussage eingehen, was es bedeutet, wenn es sich bei allen
menschlichen Sprachen um eine Gabe HESindes handelt. Was ich hierbei
nicht verstehe ist folgendes:
Wenn es sich wirklich so verhält, warum gibt uns dann HESinde die
Möglichkeit mit unserer Sprache ihre und der anderen Götter Widersacher, hoch seien die
12e gepriesen, zu rufen? Wenn diese Aussage zutreffen würde, warum nimmt HESinde
dann nicht solche Worte, wie z. B. die WAHREN NAMEN der Dämonen und Erzdämonen aus
unserem Gedächtnis? Beim besten Willen kann ich diese Aussage nicht gutheißen,
geschweige denn tolerieren! Da kann ich eigentlich nur mit dem Kopf schütteln und
abschließend schreiben:
Werter Herr Magister magnus! Mit diesem Satz habt ihr ihn gleichzeitig auch widerlegt!
Die letzte Stelle in diesem Werk, auf die ich näher eingehen möchte, ist nur eine
kleine, in der der werte Magister behauptet:
Die primäre Funktion von Sprache liegt nicht in der Kommunikation, sondern im Ausdruck
von Gedanken.
Nun, ich weiß nicht, wie Ihr das seht, werter Leser, doch liegt die Funktion der
Sprache nicht doch in der Kommunikation? Und ist die Kommunikation nicht eine Form des
Ausdrucks und Austausches der Gedanken? Ich möchte gar nicht mehr zu diesem Thema
schreiben, sondern bitte Euch, werten Leser, bildet Euch Eure eigene Meinung.
Als nächstes möchte ich auf den nächsten Artikel eingehen, der in diesem Opus
geschrieben steht.
DE DAIMONIBUS
Bei diesem Artikel sind mir mehrere Fehler ins Auge gefallen. Am Anfang möchte ich mit
der Aussage in AD TERTIUM: VON DER MACHT DER GÖTTER UND DÄMONEN beginnen.
Dort steht: Somit muss man folgern, dass Dämonen und Götter an Macht nicht
ebenbürtig, sondern die Dämonen den Göttern überlegen...
Diese Aussage des Anonymus, der laut meinen Nachforschungen Paktierer und Geweihter des
Namenlosen ist, erscheint mir voller Widersprüchlichkeiten:
1. Wie kommt er zu dieser Folgerung oder dieser Meinung?
2. Setzt sich die Macht der Götter nicht aus der Zahl ihrer Anhänger zusammen?
3. Wie ist an dieser Stelle die Position des Dämonensultans?
4. Wieso sind die Götter unterlegen, wenn sie doch eine Überzahl der Dämonen und ihrer
Kreaturen abhalten? Nun werde ich auf diese Fragen etwas näher eingehen.
1. Wie kommt er zu dieser Folgerung oder dieser Meinung?
Es ist mir nicht bekannt, dass an irgendeiner Gildenakademie, noch von irgendwelchen
anderen Vertretern der arkan begabten Zunft, diese Meinung oder Aussage vertreten oder
gelehrt wird. Außerdem würde das gewöhnliche Volk, zu dem ich mich selber auch zählen
möchte, niemals solche frevelhaften Überlegungen anstellen. Somit bleibt für mich
lediglich die Schlussfolgerung, dass dieser (verachtens-)werte Anonymus entweder an einer
akuten Dementia neuralus (Verdummung) oder an einer cerebral, permanenten Finsternis
(sprich geistiger Umnachtung) leidet. Eine andere und dritte Möglichkeit ist natürlich
diese: Der Namenlose, dessen Glauben oder Irrglauben er ja offensichtlich anhängt,
verwirrt seinen Geist und kontrolliert sein Reden, Handeln und Denken. Was immer es auch
sein mag, vielleicht bringt ihm ja ein Aufenthalt in einem Kloster der Heiligen Noiona zur
Einsicht und Vernunft. Jedenfalls scheint mir dies so ungefähr der einzige Ort zu sein,
wo er einigermaßen sicher vor dem Zorn der Götter oder der Dämonen zu sein scheint.
2. Setzt sich die Macht der Götter nicht aus der Zahl der Anhänger zusammen?
Wie im weiteren Verlauf des Tractates geschrieben steht, soll die Macht der Götter von
der Anzahl ihrer Anhänger abhängen. Ich wage nun zu behaupten, das die 12e mehr
Anhänger besitzen als ihre Gegenspieler. Einige werden jetzt vielleicht anführen, dass
alle, die in den schwarzen Landen leben als Anhänger der Dämonen gelten, doch lieber
Leser, was meint ihr: Sind diese Leute den Dämonen und /oder den Heptarchen für ihr
Leben, oder sollte ich sagen Unleben, dankbar?
Ich denke, dass viele von Euch, liebe Leser, meine Ansicht teilen, dass durchaus einige
dabei sein dürften, die sich nach einem normalen Leben oder nach einem normalen Sterben,
mit dem damit verbundenen Ritt auf GOlgaris Schwingen und dem
Eintritt in BORons gesegnete Hallen sehnen.
3. Wie ist die Stellung des Dämonensultans?
Anonymus geht hier nur auf die Dämonen ein, doch den Dämonensultan lässt er hier
vollkommen außer Acht.
Warum?
Hat er etwa Angst vor dem Sultan oder weiß er, dass es den Sultan überhaupt nicht gibt.
Wie man sieht, lässt diese Aussage Platz für einige Vermutungen, doch ich denke, diese
Frage wird uns Anonymus auch nicht beantworten können.
4. Wieso sind die Götter unterlegen, wenn sie doch eine Überzahl von Dämonen und
ihren Dienern von unserer Welt abhalten können?
Also, wenn ich mich recht an meine großen Kriege und Schlachten erinnere, dann wurde
es immer noch in den höchsten Tönen gelobt, wenn sich eine Unterzahl einer Übermacht
von Feinden erwehren konnte. Außerdem scheint es dann ja wohl eher anders herum, denn, so
wie erzählt wurde von der 2. Dämonenschlacht, sollen dort 4 Götter herabgestiegen sein
um 4 Erzdämonen, zwar mit Mühe, aber ohne sichtliche Anstrengung von Dere gefegt haben.
Und nun, Anonymus, wer ist denn hier nun der große Verlierer? Die Götter oder die
Dämonen?
Als letztes möchte ich nun auf den Satz im Abschnitt Conclusio eingehen, der besagt:
Da Götter und Dämonen ihrem Wesen nach ähnlich, die Dämonen den Göttern jedoch
superior und beschwörbar, so lässt sich schließen, dass die beschworenen Götter
vielleicht von größerer Macht sind als die Zwölfgötter.
Ich glaube kaum, dass die Erzdämonen beschwörbar sind. Ihre Diener sind beschwörbar,
das ja, doch dass die Dämonen beschwörbar sind, halte ich für einen Irrglauben. Es mag
wohl sein, dass sich bei einer fehlerhaften Beschwörung ein Erzdämon auf Dere
manifestiert, doch halte ich sie nicht für beschwörbar. Sollte ich mit dieser
Einschätzung falsch liegen, bitte ich darum mich eines Besseren zu belehren.
Seth Anast
Erschienen in Opus no. 87 am 17.12.2000 als Reaktion oder Fortsetzung zu Lingualdiskrepanzen.
Zu diesem Artikel erschienen folgende Reaktionen oder Fortsetzungen: Ad Anmerkungen zu Lingualdiskrepanzen et De Daimonibus, Ad Anmerkungen zu Lingualdiskrepanzen et De Daimonibus, Commentariolus zu De Daimonibus. |