ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
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Über den besseren Krieger...

Zweiter Teil der Reihe von Auszügen aus dem Tagebuch des Kriegers Reochaid Ynlais.

Seit dem allerersten Tag an der Akademie, vom ersten Stockfechten bis zum letzten Schwertkampf mit echten Waffen, entwickelte sich eine Fehde zwischen mir und einem jungen Krieger namens Stipen. Er kam aus gutem Hause, sein Vater war sogar ein Baron, und er hatte es sich von Anfang an zum Ziel gesetzt der Beste unseres Jahrganges zu sein. Wir lieferten uns unzählige Duelle und niemals war es so, dass einer von uns beiden die Oberhand gewinnen konnte. Es gab Tage, an denen verlor ich einen Kampf, und andere, an denen gewann ich gegen ihn. In manchen unserer Kämpfe floss viel - zuviel - Blut und etliche Bösartigkeiten, die wir gegeneinander planten, gingen entschieden zu weit. Schließlich, gegen Ende unserer Ausbildung, als wir beide erkannten, dass dieser Streit zu einer Entscheidung gebracht werden musste, trat der junge Adelige an unseren Schwertmeister heran und fragte ihn: 
"Wer von uns beiden kann das Schwert besser führen?"
"Geh vor das Tor zu dem Fels. Dort nimm einen richtig großen Stein und beschimpfe ihn", entgegnete der Schwertmeister.
"Warum sollte ich das tun? Der Stein wird mir nicht antworten", empörte sich der junge Adelige.
"Dann greif ihn mit dem Schwert an", forderte ihn der Schwertmeister auf.
"Mein Schwert wird zerbrechen", sagte er. "Doch ich habe euch nicht danach gefragt. Ich will wissen, wer von uns beiden das Schwert am besten führt."
"Der Beste ist der, der hart ist wie ein Stein", antwortete der Schwertmeister. "Ohne die Klinge zu ziehen, gelingt es ihm zu beweisen, dass niemand ihn besiegen kann."

aus dem Tagebuch von Reochaid Ynlais

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 143 am 24.2.2002 als Reaktion oder Fortsetzung zu Über das Wachstum von Bäumen und Kriegern....
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Über die Angst und die Liebe zum Leben....


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