Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Kaiserwahl zu Kadenz
11. Woche des 2. Jahres

Bekanntmachungen des Bundes der Winganer betreffend die Kaiserwahl zu Kadenz:

Der Bund der Winganer entsendet zur Wahl den ehrenwerten Ritter Olaf zu
Edenbronn. Er wird unsere Interessen vertreten.
Im Vorgriff auf eventuelle Anfragen :
Aufgrund der militärisch angespannten Lage bitte ich alle Anreisenden, vor
der Durchreise durch unsere Marken eine Genehmigung bei den Grenzstellen
einzuholen.
Eine Genehmigung für das Reich Sûl wird aufgrund des Kriegszustandes
verwehrt. Eine Teilnahme an der Kaiserwahl ist auch durch Veröffentlichung im Nuntius möglich, so dass diese Entscheidung keine Beeinträchtigung des Reiches Sûl darstellen wird.

gezeichnet
Herzog Ivo von Wingan


Bund der Winganer


Meduccum gefallen
11. Woche des 2. Jahres

Hadraca eine der ersten Hydren die sich in den Dienst der Bruderschaft stellten ist in der 11. Woche des 2. Jahres verstorben nachdem mehrere hundert Kämpfer verbissen auf sie einschlugen. Dank des Opfers konnten viele treue Einwohner in sicherer Provinzen des Reiches fliehen. Zu gegebener Zeit werden würdige Begräbnis Festivitäten stattfinden.

Imperium der Bruderschaft


"Für die Familien und die Lieben!"
10. Woche des 2. Jahres

Die Truppen waren unruhig geworden. Die Finten der Kriegerkaste hatten zwar den ersehnten Erfolg gebracht, doch drückte die Untätigkeit auf die Moral der Mannen.
Die Truppen des Maharka Jemul waren ein Geschenk der vielarmigen Götter und des Nozdormu gewesen, der die Seinen in diesem entscheidenden Kampf zu unterstützen suchte. Freudig war die erste Armee des gleissenden Lichtes empfangen, und farbenprächtige Paradeuniformen getragen worden, diesen Tag des Zusammenschlusses des Lichtes zu feiern. Den Göttern und Nozdormu war gehuldigt worden.
Nun aber war Angst in die Glieder der tapferen Streiter gefahren. Über dem Lande Terrenor hatte sich ein stetes Gewitter geformt, dass mit Blitzen und Donner von Unheil kündete. Die Magi und Priester hatten sich daran gemacht die Zukunft aus diesen ungewöhnlichen Gegebenheiten vorher zu sagen. Ihr Ergebnis war von Verderbnis geprägt.

Ungläubig starrt der Heerführer, Vashdrababur, Kind der Kriegerkaste von Gerodia auf die unwirklichen Zeichen vor ihm. Das Pergament fühlt sich rauh an. Beinahe überwältigt ihn die Nachricht, die die Magi Arcanars aus diesen Symbolen erfahren konnten. Die Schwärze der Ohnmacht wird aber von seinem Willen zurückgedrängt. Nun gilt es stark zu bleiben. Langsam erhebt er sein Haupt. Seine Hand faßt einen Becher, der noch unberührt ist. Ein tiefer Schluck leert ihn. Stille erfüllt das Zelt."Bringt mir meine Rüstung, geweiht dem Licht und dem Nozdormu, der uns einst erleuchtet hat. Lasst die Mannen Arcanars antreten. Sendet einen Boten zu dem Heerführer der ersten Armee des gleissenden Lichtes, und berichtet ihm von den neuem Wissen." Ein Untergebener, ein Paria der unteren Kasten, nickt. Weit beugt er sich vor, berührt die Stirn mit seiner Hand und danach die Brust."Erfolg und Ehre mit Euch, edler Vashdrababur." Schellen Schrittes verlässt er das Zelt.
Als das Tuch wieder zurückfällt, und den Eingang schließt, wendet sich Vashdrababur zu seinen Brüdern. Sein Blick ist leer, von Angst erfüllt. Bedächtig schreitet er auf sie zu. Sein rechter Armee erhebt sich, sucht sie zu berühren. Sie greifen, alle drei, gemeinsam nach der Hand des Ältesten. Die Berührung, die Wärme, das Leben gibt ihnen Kraft."Meine Brüder. Ich bitte euch in dieser dunklen Stunde, nur um eines: Spart euer Leben, reitet nach Miris, nehmt meine Frau und meine Kinder und bringt sie nach Arcanar. Betet dort für mich, das die zwölfarmige Göttin des Todes mir die Ehre zu Teil werden lässt, als eines eurer Kinder wiedergeboren zu werden. Nozdormu wird mein Leben in das ewige Rad führen um von ihr beurteilt zu werden. Nehmt mein Vermögen und verteilt es unter den Armen. Sagt jedem, dies sei das Geld, das ein Mann verschenkt, der für die Freiheit und sein Volk gekämpft hat und gestorben ist. Sie sollen sich an mich erinnern. Sie sollen mir folgen. Es ist besser alles zu verschenken, sein Leben zu verlieren, als sich dem Bösen Untertan zu machen." Keine Antwort folgt. Seine Brüder beugen sich dem Wunsch, nicken kurz, und wenden ab. Jeder Blick wäre nur noch mehr Belastung.
Beim Verlassen des Zeltes ignorieren sie die Gesichter der Krieger Gerodias, grüssen nicht, verbschieden nicht. Jedes Gesicht der Totgeweihten wäre nur noch mehr Belastung. Innerlich jedoch fühlen sie die Last, die ihr Bruder auf sie übertragen hat. Der Schmerz und der Tod dieser aller Männer werden sie mit sich nehmen. Sie werden ihre Sorgen, ihre Furcht bis zu ihrem Tode fühlen. Dies ist das größte Opfer, das man von einem Krieger erwarten kann.
Vashdrababur hat gewartet. Seine Brüder haben das Lager verlassen. Er lauscht den Stimmen der Kommandanten, die seine Armee zusammen rufen. Der Ruf von bereits Toten. Wieder bricht die Last der Verantwortung über ihn herein.
Er findet sich bewußtlos am Boden seines Zeltes wieder, der Becher neben sich am Boden. Vashdrababur muß hinaus, seinen Mannen ein Vorbild sein. Er ignoriert den Drang weg zu rennen, die rasende Angst in seiner Brust. Zitternd tritt er hinaus. Die Sonne schmerzt in seinen Augen. Er winkt dem Paria ab ihm nicht die Rüstung zu bringen. Trauer. Er bricht wieder zusammen. In der Ferne seiner Wahrnehmung hört er ein Raunen, das durch seine Armee geht. Wieso zeigt er diese Schwäche? Wurde er nicht vom Anbeginn seines Lebens auf diesen Moment vorbereitet? Er spürt die Hand eines seiner Diner auf seiner Schulter. Blinzelnd blickt er nach oben. Er sieht das Gesicht des jungen Mannes, beinahe noch ein Kind. Eine Krone aus Licht umspielt sein knabenhaftes Gesicht. Vashdrababur spürt die Stärke wieder. Sein Ziel gibt ihm Kraft, sein Kampf ist richtig.
Er springt auf. Alle Schwäche von sich fallen gelassen zerreißt er sein Hemd. Die Wut über die Freveler aus Terrenor, die Bedrohung seines Volkes, scheint ihn wachsen zu lassen. Klar erkennt er die verängstigten Krieger und Kriegerinnen. Mit nackter Brust schreitet er an seiner Armee vorbei, baut sich vor ihr auf. Mit Wut entbrannter Stimme brüllt er, so dass jeder ihn vernehmen kann:
"Kinder Arcanars. Ich stehe heute vor euch, ohne Rüstung, ohne Rang. Meine Haupt erhoben. Meine Faust bereit zum Schlag. Ich bin kein Held, noch ein Gott, aber ein Mann der an die Freiheit glaubt. Ich glaube daran, dass das Gute unser Weg ist. Ich glaube daran, dass unser Tod nicht umsonst sein wird. Keine Freiheit ohne Kampf, keine Freude ohne Leid. Wir werden den Kampf für unser Volk schlagen, wir werden die Leiden für unsere Familien ertragen. Und wenn ihr sterbend am Boden liegt sollen eure letzten Gedanken bei euren Lieben sein, die ihr in euren kommenden Leben wieder sehen werdet, und denen ihr viel Leiden erspart habt. Für Arcanar, für unser Volk!"
Tosender Jubel erschallt, die Angst ist verblasst. Zuversicht hat die Herzen der Kämpfer erfüllt. Ihr Tod ist gewiß. Ein neues Leben auch.

Reich Arcanar


Nachricht des Todes
10. Woche des 2. Jahres

Langsam schreitet eine finstere Gestalt durch eine noch dunklere Halle, die so groß ist, dass man ihre Wände nicht erkennen kann, da sie im Dunklen liegen. Selten konnte man Karyganon, den Kriegsherrn Terrenors mit solch besorgter jedoch auch düsterer Miene erblicken. Unendlich viele Gedanken scheinen im Geist des gefürchtetsten Großmagiers des Imperiums miteinander zu ringen. Schliesslich kommt der in schwarze Roben gehüllte Magus ans Ende der gewaltigen Säulenhalle und durchschreitet einen Torbogen hinter dem ein langer weiter Gang beginnt. Als er durch den Gang schreitet sieht er neben sich etliche Statuen alter Herrscher, die dort in Nischen stehen und auf die Vorbeigehenden herabblicken, als würden sie noch immer über diesen Ort wachen. Schließlich kommt der Nekromant an einem weiteren Bogen an, in den nun jedoch ein massives silbernes Tor eingelassen ist. Vorsichtig berührt er das Tor und wie von Zauberhand schwingen die beiden Flügel nach innen auf. In dem Augenblick, da das Tor sich öffnet strahlt ihm helles Licht entgegen und Karyganon betritt einen sich vor ihm öffnenden, weiten Garten. Der Garten ist umgeben von offenen Säulengängen und erfüllt von Rosen, die in den verschiedensten Farben blühen. Große Hecken, zu anmutigen Gestalten und Tieren geschnitten, stehen im Garten und in der Mitte befindet sich ein Springbrunnen aus dem klares Wasser fließt. Überall im Garten erkennt man leicht bekleidete Frauen und Männer, die sich zärtlich küssen, miteinander eine Schale des frischen Wassers oder eines süßen Weines genießen oder sich gar dort auf freiem Felde nebst all den anderen lieben.
Unbeirrt schreitet der Nekromant weiter voran. Als er schließlich den Garten durchquert hat öffnet sich am anderen Ende ein großer Raum, nein ein riesiger Saal direkt in den Garten. Andächtig betritt Karyganon den Saal in dem links und rechts an den Wänden Soldaten in strahlenden Rüstungen stehen. Hocherhobenen Hauptes schreitet der Großmagier nun zwischen diesen hindurch und nähert sich schließlich dem Absatz einer kleinen Treppe, die hinauf auf ein marmornes Plateau führt. Dort steht ein riesiger steinerner Thron auf dem ein großgewachsener Mann sitzt. Jedes Mal wieder wenn er den Herrscher erblickt, ist Karyganon über den Anblick des Kaisers erstaunt. Er ist ein junger Mann von beraubender Schönheit. Schwarzes langes Haar fällt wallend auf seine königlichen Schultern und umgibt ein so ebenmäßiges Antlitz wie man es gar unter Elfen selten sieht. Auf dem Haupt des jungen Herrschers erstrahlt eine diamantene zierliche Krone. Seine Augen strahlen in smaragdenem Grün und sein Gesicht zeigt ein freundliches Lächeln.
Langsam lässt sich Karyganon auf seine Knie hernieder und huldigt so dem Herrn der Welt bis schließlich dessen seidene Stimme im gesamten Saal wie die Melodie eines Elfenchores erklingt: „Wir grüßen Euch alter Freund und bewundern Eure schnelle Rückkehr. Großes ist daran zu geschehen Karyganon, Ewiges. Ich habe gesehen wie die Prophezeihungen sich erfüllen und ich fühle die Ankunft der Zukunft im Ende der Zeit. Ich sehe sie Karyganon, glaub mir sie ist nah und ihre Stimme wird bald über die Gefielde Terras schweben um die ersehnte Ordnung und Freiheit den Geschöpfen dieser Welt zu bringen.
Doch nun mein lieber Freund, berichte. Ist das Problem beseitigt, damit wir uns endlich wieder unserer ewigen Bestimmung widmen können? Vieles steht an getan zu werden, ein neuer Bund muss geschmiedet werden und ein alter erneuert.“
Immer noch ist der Blick Karyganons auf den Boden gerichtet, als er nach Sekunden die wie Stunden vergehen, sein Haupt erhebt und wohl zum ersten Mal seit er existiert mit gebrochener Stimme zu sprechen beginnt.
„Ich bringe schlechte Nachrichten oh Herrscher der Welt. Die Feinde haben Euren wohlerdachten Plan im letzten Augenblick, wie es scheint durchschaut und konnten sich Ihrer Bestimmung entziehen. Der Feind hat den Angriff abgebrochen und erschien nicht wie erwartet in Maenia, wo wir ihm auflauerten.“
Ungläubig blickt der Imperator von seinem Thron herab, als er erneut spricht: „Dies ist völlig unmöglich. Mein Plan war bereits vor Ewigkeiten erdacht und unfehlbar. Nichts hätte die Feinde vor ihrer Befreiung durch den Tod noch erretten können. Was erzählt Ihr mir?“
Wieder senkt Karyganon sein Haupt und nur noch ein Hauch seiner eigenen Stimme ist im Saal zu vernehmen: „Ein Bote des Reiches der Vox Reginae konnte sich in Limes Occidar vor den Augen des Mechanicus und seiner Wächter verbergen und hat den Hinterhalt erblickt und uns alle verraten.“

Stille erfüllt mit einem Mal den gesamten Raum, Stille die so schwer ist, dass Karyganon fühlt wie sie dabei ist seinen alten Körper zu erdrücken. Als er aufsieht blickt er in das Antlitz Saruls. Starr blickt der Herrscher auf ihn. Keine Gefühlsregung, kein Zorn keine Wut ist zu erkennen, doch die Augen des Imperators erstrahlen in einem kalten Licht, das Karyganon im Innersten seines Wesens erschaudern lässt. Jegliche Farbe weicht mit einem Male aus dem Thronsaal, sowie aus dem Garten. All die Rosen im Garten sind plötzlich verschwunden. Nur verdorrte, abgestorbene Dornenhecken sind an ihrer statt zu sehen und die jungen hübschen Menschen die sich zwischen ihnen liebten erscheinen nur noch als schreckenserregende Gestalten aus Haut und Knochen, Tote, die statt den Frieden des Todes zu genießen in steter Unruhe sind und sich gegenseitig mit ihren halbzerfallenen Gliedern über die verwesenden Gesichter streichen. Nur der Herrscher erstrahlt noch in der selben Schönheit und Pracht wie zuvor, ja mehr noch hebt er sich jetzt ab, da alles andere in eine Welt der Scheußlichkeit getaucht ist.
Als er zu sprechen beginnt hat seine Stimme nichts feengleiches mehr an sich. Wie Donner erhallt sie im Saal, wie tausend Nadeln die in den Geist Karyganons gestoßen werden dringt sie von allen Seiten auf ihn ein. Der Saal und der ganze Palast erzittern durch die Gewalt und die Stärke der göttlichen Stimme, und jedes andere Wesen als Karyganon wäre wohl durch ihre unbändige Wucht auf der Stelle in Stücke gerissen worden.

„Wie kannst du es wagen mir diese Nachricht zu bringen? Wie kannst du versagen in einem Plan, den das Schicksal selbst mir offenbart hat und den meine unendliche Weisheit dazu erkoren hat real zu werden?
Wie können diese sterblichen Narren es wagen sich meiner Macht, meiner Weisheit und meiner Bestimmung zu entziehen? Wie können sie es wagen die Güte des Todes zu verneinen und sich meinen Plänen zu widersetzen? Wissen sie nicht, dass sie nur durch meine Gnade existieren? Nur durch meine Macht das Leben führen, das ich so verabscheue?
So ei es denn! Wenn sie nicht erkennen, dass ich die Wahrheit und das Licht bin, wenn sie nicht sehen, dass ich die Schönheit und die Schöpfung bin, so sollen sie vergehen und nicht mehr sein. Vernichte sie Karyganon, vernichte sie alle. Ziehe nach Gerodia, und verkünde meinen Willen und meine Macht. Nimm dir eine Armee, wie sie die Welt noch nie gesehen hat und führe alle Fratres des Ordens mit dir auf dass sie Gerodia in einen Ort des Todes verwandeln, auf dass nie wieder auch nur eine Blume erblüht auf dem Land, das mich verraten hat. Kein Mann, keine Frau, kein Kind darf überleben. Ich will, dass noch bevor dieser Mond verstreicht, der Widerstand gebrochen ist.
Was den Mechanikus betrifft, so war dies sein letztes Versagen. Ich werde nicht zulassen, dass er mich noch einmal enttäuscht. Ich werde ein Exempel statuieren, das ihn lehrt was es heißt mich zu enttäuschen. Sein Volk soll bluten für sein Versagen Karyganon, so wie noch nie ein Volk geblutet hat. Nur so wird er seine Schuld an mir begleichen können.
Denn so ergeht mein göttliches Geheiß: Von nun an wird er Männer aus all seinen Provinzen nach Terrenor entsenden bis deren Zahl Tausend ist, auf dass diese vor meinem Palast meiner unendlichen Göttlichkeit geopfert werden. Im Blut von Tausend Seelen, wird er sich reinwaschen von seiner Schuld an Terrenor. Dann und erst dann soll ihm sein Fehl vergeben sein. Es wird die größte Opfergabe sein, die jemals einem Gott gegeben wurde und der Tag an dem dies geschieht soll als Tag des Todes in die Geschichtsbücher eingehen. Und die Armeen Terrenors werden stärker sein denn je zuvor.“

Noch minutenlang schwingen die Wände der Hallen bis die Stimme Saruls endlich verklingt. Dann kehrt wieder Licht und Farbe in den Garten zurück.
Als Karyganon zum Imperator blickt, hat dieser sich wieder auf seinen Thron gesetzt und lächelt freundlich und sanft, während seine ewigen Augen bis in die Unendlichkeit zu blicken scheinen.


Totenreich von Terrenor


Die Chronik des gefallenen Schattens (III):
10. Woche des 2. Jahres

Lange verweilte Maorol vor dem Podest und ueberdachte die Worte aus dem Buch. Schlieszlich kam er zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich in ein Labyrinth kommen wuerde. Und auch der Dolch wuerde wohl noch eine Bedeutung haben...
So griff er vorsichtig nach der silbernen Waffe um sie genau zu betrachten. Dann nahm er seinen Elbenumhang und begann ihn aufzutrennen und den so gewonnenen Faden um den Griff des Dolches zu wickeln.
Als er damit fertig war, befestigte er das lose Ende des Fadens an dem Podest und wandte sich den beiden Torboegen zu. Fuer welchen er sich wohl entscheiden sollte? Er war ein Geschoepf der Nacht, durchtrieben, intrigant, lautlos und toedlich. Doch auf was er sich da eingelassen hatte koennte seine Faehigkeiten bei Weitem ueberschreiten.
In Ermangelung einer Alternative liesz er den Zufall (oder das Schicksal) ueber seinen Weg entscheiden. Er nahm eine der schlanken, silbrigen Mondmuenzen des Reiches... auf einer Seite das atemberaubende Antlitz seiner Herrin (er fasste wieder Mut bei ihrem Anblick) und auf der anderen, das Wappen des Reiches.
Dann warf er die Muenze in die Luft und liesz sie auf den Boden fallen. Wuerde es das Wappen sein, so wandte er sich dem rechten Torbogen zu, andernfalls dem linken...
Es schien Ewigkeiten zu dauern bis die Muenze herniederfiel. Dann jedoch kam sie schlieszlich am Boden auf und blieb mit der Seite nach oben liegen, die das Antlitz der Herrin der Shadarishbanru zeigte. Der Elf hob die Muenze wieder auf, sah sich nochmals um und ging dann, trotz einiger Zweifel, zum linken Torbogen und durchschritt diesen. Wieder kam er in einen finsteren Gang. Langsam tastete er sich vorwaerts, immer darauf vorbereitet, dass etwas unerwartetes geschehen koennte, stieg er die Stufen einer kleinen Treppe empor und setzte sodann seinen duesteren Weg fort. Schlieszlich jedoch endete der Gang und erneut oeffnete sich ein, dem letzten beinahe identischer, runder Raum vor den Augen des Shirashal. Diesmal jedoch befanden sich am anderen Ende des Raumes drei Torboegen. In der Mitte stand wieder ein steinernes Podest, jedoch war es diesmal leer. Eingraviert in den Stein des Podestes war zu lesen:

Der Preis der Erkenntnis ist das, das selbst der reichste Mensch nicht zahlen kann.

Nachdem der junge Shadar lange vor dem Podest in der zweiten Halle gestanden und ausgiebig die drei Torboegen so wie die Inschrift betrachtet hatte, begann er sich wieder zu bewegen. Nein, ohne Hilfe wuerde er das Geheimnis der Bibliothek nie ergruenden. Doch er musste...
Ohne schon aufzugeben trat er einstweilen den Rueckzug an. Sorgfaeltig wickelte er die Schnur wieder auf den Dolch. In der ersten Halle angekommen entfernte er die Schnur vom Dolch, steckte sie weg, und legte den Dolch wieder in seine urspruengliche Position auf das Podest. Dann wollte er die Halle in der Richtung, aus der er zu Beginn gekommen war verlassen, um erneut den Bibliothekar aufzusuchen. Dieser musste mehr wissen...
Erschrocken stellte er fest, dass sich das riesige Tor, das zurueckfuehrte, verschlossen hatte. Aengstlich ging der Krieger wieder zurueck zum Podest, in der Hoffnung dass es irgendetwas geben musste, das ihm weiterhelfen wuerde. Angst strebte in ihm hoch, denn immer mehr kam ihm die Erkenntnis, dass er aus diesem Labyrinth nicht mehr entkommen wuerde. Da sah er einen faden Blut an seiner Hand. Ein kleiner Schnitt war an seinem Finger. Er fragte sich woher dieser kam, da entdeckte er, wie auch Blut an der Klinge des Dolches haftete. Er musste sich beim Ablegen des Dolches unbemerkt geschnitten haben. Als er genauer auf den Dolch schaute fiel ihm noch etwas auf: Der Elf war sich sicher den Dolch gerade auf das Podest gelegt zu haben, eben so wie er im Orginal dort gelegen hatte, doch nun zeigte die blutbetraeufelte Klinge des Dolches in Richtung des linken Tores, aus dem er vor wenigen Minuten gekommen war...
Veraengstigt und erwartungsvoll zugleich, nahm Maorol den Dolch zu sich. Den Faden band er an das Podest und dann schritt er erneut durch den linken Torbogen. In der zweiten Halle angekommen, legte er den Dolch vor sich auf den Boden.
Er wartete doch der Dolch ruehrte sich nicht. Jedoch fiel dem Shadar auf, dass das Blut an der Klinge bereits eingetrocknet war...
Ohne zu zoegern hob Maorol den Dolch auf, zog sich die Klinge mit einer schnellen Bewegung ueber die linke Handflaeche...
Als er seine Handflaeche beruehrte durchfuhr ihn diesmal, ganz im Gegensatz zum ersten Gebrauch ein starker Schmerz, der ueber den ganzen Arm bis in den Ruecken zog. Mit erstaunten Augen sah Maorol, wie uebermaeszig viel Blut durch die, an sich kleine Wunde trat. Es war ganz so als wuerde der Dolch das Blut von selbst anziehen. In kuerzester Zeit faerbte sich die Klinge tiefrot, nicht nur an der Oberflaeche sondern scheinbar durch und durch.
Als Maorol sie nun auf das Podest legte, drehte sie sich sofort nach rechts und wiesz auf den rechten Ausgang. Erstaunt sah der Shirashal wie der Dolch im selben Moment da er sich drehte, seine rote Farbe verlor und wieder im urspruenglichen Silber erstrahlte.
Nachdenklich durchschritt Maorol den rechten Torbogen, nur um wieder in eine Halle mit Podest zu gelange. Diesmal gab es zwei Ausgaenge und keine Inschrift war zu entdecken. Zum ersten Mal bemerkte Maorol, wie erschoepft und ausgelaugt er sich fuehlte. Es musste an diesem Dolch liegen. Da er Angst hatte, eine erneute Anwendung des Dolches in seinem Zustand nicht zu verkraften, begab er sich, mit Blick auf die beiden Torboegen und dem Podest im Ruecken, im Schneidersitz auf den Boden. Er schloss seine Augen und liesz seinen Geist schweifem. Um dieses Abenteuer zu ueberstehen musste er erst neue Kraefte sammeln... und wenn er Glueck hatte, erreichte ihn vielleicht eine Vision seiner Herrin, die ihm sagen wuerde, welcher der rechte Weg war...

Fyr Ashmor


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