Inhalt dieser Opus-Compilation:
- Ay Yinnah tulamidya
- Ay Sidjäddah ay Hawa - Vom Fliegenden Teppich
- Tulamidya 1
- Tulamidya 2
- Tulamidya 3
- Tulamidya 4
- Ay al'magia tulamidya - Von der Zauberkunst der Tulamiden
- Ay al'magia tulamidya - Von der Zauberkunst der Tulamiden - II
Ay Yinnah tulamidya
(von den tulamidischen Zaubersprüchen)
Die Magie ist im Land der ersten Sonne eng mit
der Kultur und Tradition verwoben und sie unterscheidet sich in vielem von der
güldenländischen Zauberei. Im Folgenden wurden die vor allem bei den Tulamiden bekannten
Zauberformeln in der Form niedergelegt, wie sie an den Akademien der Emirate und Sultanate
gelehrt wird.
Es sollte aber nicht vergessen werden, dass man sich auch an vielen dieser Akademien der
güldenländischen, oder besser gesagt bosperanischen, Zauberweise verschrieben hat, und
dass Sprüche, welche dieser Richtung angerechnet werden können, auch in ihrer
ursprünglichen Bosperano-Reimform an die Scolaren weitergegeben werden.Dem Werk
vorangehen soll ein Abschnitt über die Sprechweise und Aussprache der Yinnah tulamidya.
Trotz großer regionaler Unterschiede bei den Dialekten des Tulamidya hat sich bei den
Zauberformeln doch meist eine einheitliche Aussprache durchgesetzt, welche sich aus dem
Urtulamidya ableitet und daher auch für Tulamiden von einem Hauch des Mystischen und
Rätselhaften umweht wird. Doch kann die Grundstruktur der Formeln als sehr einfach und
profan bezeichnet werden. Stets ist die der tulamidischen Sprache eigene Melodik und
Ausdrucksstärke im Vordergrund, was durch den Umstand betont wird, dass tulamidische
Zauberer beim wirken ihrer Zauber eine Art Sprechgesang praktizieren. Manchmal ist neben
einer sehr kurzen und prägnanten Formel auch eine lange und ausführliche Form des
Zaubers bekannt, welche allerdings vielerorts in Vergessenheit geraten sind und nur bei
besonderen Gelegenheiten, wie umfassenden Ritualen und Beschwörungen, Anwendung finden.
Hier einige Richtlinien bei der Aussprache des Tulamidya allgemein, wobei zu beachten
ist, dass jeder Stamm und jedes Emirat seinen eigenen Dialekt hat:
h ist nach Vokalen und am Wortanfang immer
hörbar und wird tief aus dem Rachen gesprochen
ch wird ebenfalls in der Kehle gesprochen
z ist ein stimmhaftes s, wie im garethischen
"Sonne", aber noch mehr gesummt
sh ist sch, ebenfalls stimmhaft
dj ist dsch, aber stimmhafter (auch viel im
Dialekt der Maraskaner enthalten)
gh und kh
wird weich ausgesprochen und leicht gehaucht
mh und dh
ist ein m bzw. d das leicht nachgehaucht wird
c ist wie ein k
y ist ein i aber mit leichtem Hang zum j
q ein k mit Hang zum g (weiter vorne gesprochen),
im Wort Waqqif wird aus dem qq ein kw
Doppelvokale (zu den Vokalen zählt auch j und y) werden immer getrennt
gesprochen.
Ganz im Gegensatz zu den kurzen Sprüchen stehen die kalligraphisch sehr
komplizierten Niederschriften von Zauberformeln. Dies ist eine Kunst, der nahezu jeder
tulamidische Magier viel Zeit und Hingabe widmet, die jedoch nur wenige Meister in
Perfektion beherrschen, und die für fast alle tulamidischen Magier ein unverzichtbarer
Bestandteil der magischen Tradition ist.
Einige Begriffe aus dem tulamidischen magiohermetischen Vokabular:
Magier |
|
maga (m und f) |
Magie |
|
magia |
Magierstab |
|
Dschad alMaga |
Akademie |
|
Mahad, Medresa |
Magierakademie |
|
Mahad alMagar |
fliegender Teppich |
|
Sidjäddah ay Hawa |
Zauber(spruch) |
|
Yinnah (von Yinäh = Gesang) |
Die Rechte Hand |
|
Aljamin |
Die Linke Hand |
|
Aljasar |
Artefakt |
|
fawähkeh almagir
(wörtl.: Frucht der Magie) |
Dämon |
|
Ifriit |
Die Yinnah tulamidya:
APPLICATUS
Chädjib iladasah ay YinnahARCANOVI
Zallir fa'wähkeh al'magir
Dschad wa chähtim almaga
AURIS NASUS
Nachira ushuhn, dinehn, munchra
Mä-fahim alTulachim
CALDOFRIGO
Fih Djalihd, fih Charr!
DESINTEGRATUS
Zadh Maksurah!
DELICIOSO
Il-akl kähn mumtäz
DESTRUCTIBO
Maksur kuhn issir
Fawähkeh al'magir
IMPERAVI
Akuhn alSheik-ak
Tikuhn az-näwshik
MEMORABIA FALSIFIR
Chet alTulachim nachir
MUTABILI
Chett onchar yr nudjum sabhar
Shariit alZhallach Shimar!
OCULUS ASTRALIS
AlUshuhn magir
Fahimi alshafir
PENTAGRAMMA
Nudjum chasmar
Ifriit säfarit SCHLEIER DER UNWISSENHEIT
Qimäsh almä-Dallish
SCHWARZ UND ROT
Aswad aw Achmar
Fih Chatar!
UNBERÜHRT VON SATINAV
Nähm alwaqt
Hädih aw mäht
VOGELZWITSCHERN
Shefteli akuhn maa musiqa
WEIHRAUCH, ROSE
Bharaht aw Azila
Hawa alChubb
WIDERWILLE UNGEMACH
Shäihir dschiddan bidochna
Mä-bitukuhn alYeshinna
Die Hexalogie der Elementaren Geschoße:
Luft |
|
Zadh Hawa!
(hawa = leichter Wind, Luft
element.) |
Eis |
|
Zadh Djalihd!
(djalihd = Eis, Eis
element.) |
Feuer |
|
Zadh Charr!
(charr = Hitze, Feuer
element.) |
Wasser |
|
Zadh Majj!
(majj = Wasser, Wasser
element.) |
Erz |
|
Zadh Ramlih!
(ramlih = (Wüsten-)Sand,
Erz element.) |
Humus |
|
Zadh Zumuh!
(zumuh = Sumu, Humus
element.) |
von: Markus Penz Erschienen in Opus no. 19 am 23.5.1999.
Ay Sidjäddah ay Hawa
Vom Fliegenden Teppich
Die Kunde vom wunderlichen Fluggerät halten viele außerhalb des Landes der ersten
Sonne für die Hirngespinste tulamidischer Märchenerzähler und Jahrmarktpropheten. Ich
machte mich auf den Weg, mehr über die Kunst zu erfahren, welche den geknüpften Garn zu
einem magischen Artefakt höchster Vollkommenheit machen soll.
Mein geistiger Führer durch die Geheimnisse der tulamidischen Städte war der ehrenwerte
Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar, der mich erst durch seine glaubhaften Berichte zu
genaueren Nachforschungen antrieb.
Um auf Berichte über sogenannte fliegende Teppiche zu stoßen, musste nicht lange gesucht
und geforscht werden, denn es ist wahrlich jedes tulamidische Märchen voll davon. Und
auch wenn diese gewisslich mit zum Höchsten in der Kunst der Unterhaltung zählen,
können sie doch kaum als Grundlage für ernsthafte Forschungen dienen. Trotzdem helfen
sie einem, die richtige Spur zu finden.
So wurde laut einem alten Märchenbuch aus Rashdul ein solches magisches Artefakt einst
einem Prinzen geschenkt, der nur damit seine Geliebte am Hof von Thalusa besuchen konnte,
dessen Mauern vom egoistischen und grausamen Vater der Prinzessin unter schwere Bewachung
gestellt wurden. Des Nachts drang der unerschrockene Prinz in die Gemäuer des
thalusianischen Palastes ein und entführte seine Liebste zu einem abenteuerlichen Flug
über die große Wüste Khom. Als der Vater das Verschwinden bemerkte, trug er seinem
gewissenlosen Hofmagicus auf, die beiden zu finden und zu ihm zu bringen. Auch der Magus
verfügte über eines der magischen Fluggeräte und geschwind flog er über die Unauer
Berge hinweg um die Flüchtigen zu finden. Diese hatten sich unter einer Palme an einer
Oase eingefunden um diese Nacht der Herrin Rahja zu weihen. Eng umschlungen und nichts von
der Gefahr ahnend lagen sie auf dem Teppich, der ihnen ein wohlfeiler Liegeplatz war. Als
der Magier sie erspähte erfasste ihn Neid ob der schönen Prinzessin, die ihm versprochen
war, und Hass gegenüber dem noch glückseligen Prinzen keimte in ihm. So wirkte er einen
mächtigen Zauber, welcher den Teppich der beiden gegen dessen Willen aufsteigen ließ,
und der den Prinzen dann über dem kleinen Wüstensee abwarf. Doch die Geister der Lüfte
waren dem lieblichen Paar wohlgesonnen, und so entwich dem von einem ehrlichen Knüpfer
gefertigten Teppich des Magiers ein Luftdschinn, der in den See tauchte und dem Prinzen
Luft zum Atmen gab, so dass dieser sich ans Ufer retten konnte. Der Teppich des Magiers
unterschied sich aber plötzlich nicht von einem gewöhnlichen und der boshafte Scherge
fiel in den See und ertrank jämmerlich.
Auch wenn uns diese Geschichte keine hieb- und stichfesten Tatsachen liefert, so führt
sie doch zu einem möglichen Cantus effectionis, welcher in einem solchen
Artefakt wirkt. Es wird von einem Dschinn gesprochen, der, so mag man deuten, im Teppich
gebunden ist und sich in diesem Märchen von ihm löst, als er das Unrecht bemerkt.
Letzterer Teil kann dabei wohl getrost als romantischer Unfug abgetan werden. Um zu sehen,
ob denn nun wirklich die Bindung eines Elementarwesens vorliegt, hilft es vielleicht den
Fertigungsprozess eines fliegenden Teppichs zu studieren, was sich aber bei den Göttern
nicht einfach gestaltet.
Die Suche nach einer der wenigen Familien, die nach uralter Tradition die Kunst des
Knüpfens von fliegenden Teppichen beherrscht, scheint nahezu unmöglich. Viel leichter
findet man da einen der Händler der wertvollen Ware. Meister Achmed führte mich wieder einmal auf die Spur eines
solchen, leider aber war der durchtriebene Mann ein Schwindler. Nach der unfreiwilligen
Schließung von Freundschaft wusste er mir aber von einem wahren Händler zu berichten,
den er selbst vor vielen Jahren gekannt hat. Dessen Geschäft in Fasar fand ich jedoch
leer und ohne eine Menschenseele vor. In der Werkstätte konnte ich jedoch nahe einem
großen und leider komplett verfallenen Knüpfrahmen noch Reste von feinem Garn finden.
Dieser war von hesindigoblauer Farbe oder gar metallisch schimmernd. Später stellte sich
heraus, dass diese metallischen Fäden aus einer Arkanium-Legierung bestehen - ein
möglicher Hinweis auf die Unterschiede zwischen gewöhnlichem Tulamidenteppich und dem
fliegenden. Doch reicht ein magischer Garn und ein vielleicht zauberkräftiges Muster
dazu aus, einen Dschinn zu beschwören, zu binden und gefügig zu machen? Wie wurde der Abraxas,
das auslösende Zauberwort, festgesetzt? Allem Anschein nach sind die Knüpfer, welche die
Kunst beherrschen und von denen ich nie einen gefunden hatte, nicht magiebegabt und doch
konnten sie Artefakte herstellen.
In der Bibliothek der Zauberschule des Kalifen von Mherwed schließlich stieß ich auf
einen weiteren Fingerzeig. Einlass wurde mir nur Dank eines Empfehlungsschreibens von
Meister Achmed gewährt, doch auch so stand ich unter ständiger Aufsicht und mir wurde
nur Einblick in sehr wenige, eher harmlose Werke gewährt. PHEx aber war
mir hold, denn fündig wurde ich dann in einem wahrlich harmlosen Folianten, den ich
eigentlich nur zur Erbauung studieren wollte. Es war ein Band tulamidischer Lieder,
größtenteils alte Überlieferungen der Reisbauern, Glasbläser und Teppichknüpfer.
So lautete der Refrain eines in teilweise Alttulamidya niedergelegten Liedes, das seinem
Inhalt zufolge von manchen Knüpfern bei der Arbeit gesungen wurde:
Zaliri
fah'wahkeh al'yinäh
Dschaddj wa chahtem alhawa
Man vergleiche dies mit der tulamidischen Zauberformel des ARCANOVI:
Zallir fa'wähkeh al'magir
Dschad wa chähtim almaga
Die Worte für magisch magir
und Magier maga wurden hierbei durch die
Begriffe Gesang yinäh und Wind hawa ersetzt. Zudem steht hawa
auch für das Element der Luft und findet sich auch in der tulamidischen Bezeichnung für
einen fliegenden Teppich Sidjäddah ay Hawa
wieder. Im Lied enthalten sind auch Strophen über Geister, welche im Tulamidischen oft
mit Dschinnen gleichgesetzt werden.
Noch lange ist das Rätsel um die fliegenden Teppiche nicht geklärt, es
fehlt an weiteren, konkreten Anhaltspunkten.Es ist auch nicht bekannt, ob diese Artefakte
noch immer hergestellt werden, doch man erzählt sich, dass einige Familien dieses
Geheimnis noch immer bewahren und für die Fertigstellung eines Sidjäddah ay Hawa genau ein
Menschenleben erforderlich ist. In einem anderen tulamidischen Märchen, das die
Geschichte eines armen jungen Teppichknüpfers erzählt (wobei nur einige wenige Indizien
für einen Schöpfer eines fliegenden Teppichs sprechen, allerdings erscheint auch ein
Dschinn in dieser Erzählung), wird davon berichtet, dass der nunmehr alte Mann nach der
Vollendung seines Lebenswerkes dermaßen glücklich über diesen Umstand war, dass er sich
schon nach dem letzten Knoten auf Golgaris Schwingen wiederfand. Der Mann konnte seinen
Traum vom Reichtum nach dem Verkauf des edlen Stückes nie in die Tat umsetzen...
Meisterin Sheddja von: Markus Penz Erschienen in Opus no. 23 am 20.6.1999.
Tulamidya
Stolz präsentieren wir hier zum ersten Male eine komplette Abhandlung über
die tulamidische Sprache, erstellt nicht von den Magistern der Limbologica
sondern von namhaften Meistern der Sprachen und Schriften. Aufgrund des
Umfangs wird dies über mehrere Ausgaben verteilt geschehen. Welcher
Mittelreicher oder Bornländer aber meint, nach der Lektüre des Tulamidya
mächtig zu sein, wird allerdings enttäuscht werden. So gibt dieses Werk
nie die ganze Vielfalt und Fülle des Tulamidya wieder, bietet wohl aber
einen Überblick über die wichtigsten Regeln und Wörter. So jemand eine
Ungereimtheit oder einen Missstand in diesem Dokument aufdeckt, möge er es
doch bitte der Redaktion des Opus mitteilen, auf dass wir es korrigieren
können.
So wollen wir gleich beginnen:
Zur Grammatik
Die Grammatik ist in den einzelnen Sprachen der tulamidischen Sprachfamilie sehr verschieden. So kennt z.B. das Ruuz der Maraskaner vier Geschlechter (männlich, weiblich, sowohl-als-auch, sächlich), während die meisten anderen sich mit zweien (männlich, weiblich) begnügen und im Aran-Tulamidya fast gar nicht zwischen männlichen und weiblichen Wörtern unterschieden wird. Die Novadis der Khomwüste haben ein ziemlich kompliziertes System zum Steigern und zur Bildung der Mehrzahl (Z.B.: kebîr=groß, akbar=größer; foggara=Kanal, feggagir=Kanäle). Hier sind einige Regeln, mit denen man sich in Mhanadistan und Aranien im allgemeinen verständlich machen kann. Dies ist allerdings eine stark vereinfachte Grammatik für Mittelländer; das "echte" Tulamidya, besonders, wenn man alle Dialekte einbezieht, kann davon stark abweichen und hält viele Ausnahmen bereit, wie man an der Wörterliste unten auch schon sehen kann.
Die Hauptwörter (Substantiva):
Zur Bildung der Mehrzahl wird -im oder -nim an das Wort angehängt (ein(e) foggara, mehrere foggaranim). Wer es etwas komplizierter mag, verwendet für männliche Wörter/Wesen die Mehrzahlendung -ân oder -ûn, für weibliche -ât. Wörter, die weibliche Wesen bezeichnen, sind weiblich; solche, die männliche Wesen bezeichnen, männlich. Von den übrigen Wörtern sind diejenigen weiblich, die mit a, ä oder e enden. Von Berufsbezeichnungen für Männer
kann man durch Anhängen von -a, -e, -i oder -ä eine weibliche Form bilden (z.B. Emir=Graf,
Emira=Gräfin, agha=Hauptmann, aghahi=Hauptfrau). Der bestimmte Artikel (der, die, das, des,...) ist für alle Geschlechter und Fälle al oder el und wird nicht verändert (Ali al´kebîr = Ali der Große, Eshila al´jamilha = Eshila die Schöne, Al´Mada = [Land] des Mondes). In einigen Dialekten wird der Artikel dennoch verändert, nämlich das -l gegen den ersten Laut des folgenden Wortes ausgetauscht, wenn dieses mit d, n, r, s,
sh, t oder z beginnt (Marwan esh´shahîn = Marwan der Falke, Kazan ar´rashid = Kazan der Gerechte). Es gibt keine unbestimmten
Artikel (ein, eine) im Tulamidya. Beispiel: muwalla kebîr = ein großer Hengst; al´muwalla al´kebîr = der große Hengst.
Die Fürwörter (Pronomina):
am = ich, mein/meine, mir, mich
ak = du, dein/deine, dir, dich
i (in einigen Dialekten û) = er/sie/es, sein/seine/ihr/ihre, ihm/ihr, ihn/sie
na = wir, unser/unsere, uns, uns
kum = ihr, euer/eure, euch, euch
hum = sie, ihr/ihre, ihnen, sie
Um den Besitz anzuzeigen, werden diese Wörter an das Objekt (den Besitz) angehängt. Dabei kann, wie auch in anderen Fällen, wo zwei Vokale aufeinander folgen, nötigenfalls noch ein h eingefügt werden. Beispiele:
saba=Tochter, sabât=Töchter, sabaham=meine Tochter, sabahak=deine Tochter,
sabahi=seine/ihre Tochter,... sabâtam=meine Töchter,... sabâtna=unsere Töchter;
Khadil Okharim sidjäddahi ay hawa = Khadil Okharims fliegender Teppich (sidjäddah = Teppich).
Die Tätigkeitswörter (Verba):
Für die Tätigkeit steht die Endung -r oder -ir (foggarar=graben); für die/den Tätige/n -d oder -id
(sharisar=tanzen, sharisad=Tänzerin; haimamur=erzählen, haimamud=Geschichtenerzähler). Entsprechend werden mit -i oder -id Herkunftsbezeichnungen gebildet
(Tulamid=Nachkomme Tulams, Fasari=Einwohner Fasars).
Das Konjugieren: Konjugiert wird durch Anhängen der Pronomina an das Verb anstelle der Verbendung -r. Beispiel: châhar
= werden: châham = ich werde, châhak = du wirst, châhi (châhû) = er/sie/es wird, châhna = wir werden, châhkum = ihr werdet, châh´hum = sie werden.
Es gibt kein Verb "sein" in der Gegenwart im Tulamidya. Beispiele: am Ben Novad = ich bin ein
Novadi; Alrik yeshinnah = Alrik ist tapfer. Man beachte den feinen Unterschied: muwalla kebîr = ein großer Hengst; al´muwalla kebîr = der Hengst ist groß; al´muwalla al´kebîr = der große Hengst. Alrik al´yeshinnah = Alrik der Tapfere.
Die Zukunft (Futur) bildet man mit châhar=werden und der Grundform (dem Infinitiv) des Verbs. Beispiel: Alrik châhi shatar jajin = Alrik wird Wein trinken. Die Vergangenheit bildet man genauso mit dem Verb jenar = gewesen sein, getan haben. Beispiele: jenam neweshtar kitâb = ich schrieb ein Buch; y´ach
es-skunk, la jenak hammamir = du Bruder eines Stinktiers, du hast nicht gebadet.
Die Befehlsform (Imperativ): Vor das Verb mit der passenden Endung setzt man die Vorsilbe
"pash". Diese drückt aus, dass es sich um einen Befehl handelt. Beispiele:
Pash-chordakum! = Eßt!; Pash-zabânak! = Sprich! Dies ist ein grober Befehl im
Kommandoton. Es gibt andere Konstruktionen für höfliche Aufforderungen und Bitten, die jedoch für diese Kurzgrammatik zu kompliziert sind.
Die Eigenschaftswörter (Adjektive):
Adjektive können wie die Verben von Substantiven abgeleitet werden; die gebräuchlichste Endung dafür ist -ch
(bzw -ach oder -ech). Steigern kann man mit -tar und -tarîn (kebîr, kebîrtar, kebîrtarîn = groß, größer, am größten). Die männliche Form endet auf Konsonant, die weibliche auf a (selten ä oder e).
wird fortgesetzt... von: Stephanie von Ribbeck, Markus Penz et al Erschienen in Opus no. 46 am 19.12.1999.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Tulamidya 2.
Tulamidya
II
Im ersten Teil wurden die Grundzüge der tulamidischen Grammatik behandelt,
nun soll das Tulamidya dem interessierten Leser in allerlei anderen Belangen
nähergebracht werden.
So wollen wir nun fortsetzen:
nützliche kleine Wörter
bei=wê, da/dort = hunäk, etwas/wenig = kalil, für=ul, hin=ye, hinter=wâra , in=dare, mit=bî, mit Hilfe von = be, möglich=mumkin, nah=karib, neben=batha, nicht=la, oder=wälla, oh(Anrede)=ya, ohne/außer=illâ, über=hala/aley, und=wa, unter=zîre, viel=zyâd, von/aus=ay, warum=leyh, was=kyâ, wenn=inn, wer=min, wie=kîf, wieviel=kam, wo=fên, woher=ayfên, wohin=yefên
wichtige Verba
achämir = wollen, verlangen; arifir = wissen, können (im Sinne von "wissen, wie man etwas macht"); bâyer=sollen; chordar=essen; djinenir=können; jenar = getan haben, gewesen sein (Vergangenheit); châhar = werden, beabsichtigen (Zukunft); shatar=trinken; hajar = haben, besitzen; zabânir=sprechen
Zahlen und zählen
Manch einer mag es nicht glauben wollen, aber die Tulamiden waren und sind
die Meister der Mathematik. 130 v. Hal erst anerkannten kusliker und
festumer Gelehrte die Zahl Null und übernahmen das tulamidische
Zahlensystem anstatt des bosparanischen.
0 sefra
1 wâhida, wâhda
2 ithna
3 thâla
4 arbaha, arbha
5 pandja
6 sitta
7 hafta
8 thama
9 tisa
10 ashra
11 wâhida´ashra, wâhidahashra
12 ithna´ashra, ithnahashra
...
20 ithnadah
21 wâhida-ithnadah
...
30 thâladah
...
100 saw
...
111 saw wa wâhida´ashra
...
200 ithnasaw
201 ithnasaw wa wâhida
...
1000 miya
...
1000000 mîlyun (wahrlich, wer kann sich eine größere Zahl vorstellen?)
al´wâhida = der/die erste
Schrift
Das Tulamidya hat eine eigene Schrift, oder vielmehr mehrere. Gegenwärtig wird Tulamidya sowohl von Novadis als auch von zwölfgöttergläubigen Tulamiden in den "19 geheiligten Glyphen von
Unau" geschrieben ("tisa´ashra unavich"). Diese Schrift besteht nur aus Zeichen für die Konsonanten und ist daher ziemlich schwer zu lesen, insbesondere für Mittelländer. Bis vor etwa 200 Jahren wurde Tulamidya in der klassischen tulamidischen Schrift devamhanadiya mit 56 Zeichen (Konsonanten, Vokale, Betonungs- und Satzzeichen) geschrieben, die heute weitgehend aus der Mode ist und nur noch von Gelehrten und Traditionalisten sowie gelegentlich zum Schreiben von Fremdwörtern und ausländischen Namen verwendet wird. In der Frühzeit der tulamidischen Kultur war für die urtulamidische Sprache
(mhanahzabân) eine komplizierte Silbenschrift mit etwa dreihundert Zeichen in Gebrauch, die angneweshta (= Schrift nach zwergischer Art), die die frühen Tulamiden von der zwergischen Angram-Schrift abgeleitet hatten, als die Brillantzwerge im Rashtulswall lebten. Diese Sprache und Schrift beherrschen seit dem Untergang des Diamantenen Sultanats nur noch sehr wenige Gelehrte, vor allem Magier und
Phexgeweihte.
wird fortgesetzt... von: Stephanie von Ribbeck, Markus Penz et al Erschienen in Opus no. 47 am 26.12.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Tulamidya 1.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Tulamidya 3.
Tulamidya
III
In ersten beiden Teil wurde das Tulamidya in recht allgemeiner Form
behandelt, nun folgen allerlei Beispiele sowie tulamidische Namen und
Bezeichnungen.
So wollen wir nun fortsetzen:
Sätze und Wendungen
Hier einige kleine Beispiele, was man mit der obigen Grammatik bilden kann:
Racheschwüre: Châham chordar qalbak! = Ich werde dein Herz essen! Châham shatar zudamak! = Ich werde dein Blut trinken!
Châham kârdar benihak! = Ich werde deine Söhne schlachten! Châham hadijer chisanak qäbih ye kälbûn! = Ich werde dein hässliches Pferd den Hunden vorwerfen!
Et´tamurûn (/Al kälbûn) châhum (/bâyehum) chordar ushûnak (/kêvâtak) = Die Raben (/Hunde) werden (/sollen) deine Augen (/Eingeweide) fressen!
Châhna ishabar sunyatkum! = Wir werden eure Töchter rauben/schänden!
Beschimpfungen und Flüche: Ya kälb, ya kälb chârahû, wa jamâlak qäbihtar ak! = Du Hund, du Hundekot, und dein Kamel ist noch
hässlicher als du! Bâyak tarmudrach tisa darbahach tisa lailât! = Du sollst neun mal neun Nächte [=Tage] verflucht sein!
Schmeicheleien: Ya zahra ay Wadi Dschennah, ya azila dare Rahjastan, ya jamiltarînä al´jamilhât, ya Shanja al´peshmachim yezemina! = Oh Blume vom Tale Dschennah, oh Rose in Rahjas Garten, oh Schönste der Schönen, oh liebliche Pfirsichprinzessin!
Ya Emir djiin ay shamälistan, men-fadlek (/marhaba), ... = Oh mächtiger Fürst aus den Nordlanden, verzeiht bitte (/seid willkommen),...
Buchtitel: Kalif Chamallah kalimâtû = Die Kaisersprüche Chamallahs;
Mudarris Faruk al´hakîm kitâbi zayîr al´urwarim = Magister Faruks kleine Kräuterkunde
spezielle Personennamen berühmter und weniger berühmter
Persönlichkeiten: Kasim Bey al´ankhra ay Amhallassih esh-sharqich ben Alrik ben Surkan abd-Rastullah = Baron Kasim "der Löwe" von Ost-Amhallassih, Sohn des Alrik und Enkel Surkans des Frommen;
Dâneshdjû Ali ay Khunchom, tâjed bî al´iksirim, urwarim wa fa'wähkehim al'magir = Adeptus Ali von Khunchom, Großhändler mit Elixieren, Kräutern und Artefakten;
Nurhan, Chadim al´jamâlid az´zawshahû al´ithna = Nurhan, die Nebenfrau von Chadim dem Kameltreiber; oder auch für Helden, wobei auch Nordaventurier schöne tulamidische Namen abbekommen können:
Swafsbold abd al´arraq = Swafsbold der Säufer; Harika al´ahmara, la mumkin ashtâjir i, men-fadlek = Harika die Rot[haarig]e "nein Ihr könnt sie leider nicht kaufen"
Floskeln für die Fremde: Zabânak Tulamidya? = Sprichst du [auch: sprecht Ihr] Tulamidya?
Men-fadlek, ya sayid, la zabânam Garethi. = Verzeihung, mein Herr, ich spreche kein Garethi.
Achämak ashtâjir sidjäddah jamil, ya effendi? Arzintarîn? El´Kalif la hajahû sidjäddah jamiltarîn!
= Schöner Teppich gefällig, Hoheit? Ganz billig? Der Kalif hat keinen schöneren!
Namen der Tulamiden
Tulamiden tragen normalerweise keine Familiennamen. An den Eigennamen hängt man den Namen des Vaters
("Ibn"="Sohn des..." bei Tulamiden, "Ben"="Sohn des..." bei
Novadis; "Saba" oder "-suni" oder "-sunya"="Tochter des ..." bei beiden), eventuell auch eines berühmten Lehrers, dessen Schüler man war ("Sal" = "Schüler des..."), oder noch seltener den des Ortes, aus dem man kommt
("ay" oder "ai" = "aus/von").
Mit der Silbe al oder el werden Ehrentitel gebildet. Beispiele: Alrik el-Kebîr Ben Shabob ist Alrik der Große, Sohn des
Shabob, ein Novadi; Alrik al-Fessir Ibn Phecadir ist Alrik der Listige, Sohn des
Phecadir, ein (zwölfgöttergläubiger) Tulamide; Aischa Saba Sahil oder Aischa Sahilsunya ist
Aischa, Tochter des Sahil.
Frauennamen
Abrizah, Adamantua, Aischa, Aishulibeth, Alhina, Alhrika, Almandina, Amineh, Amsha, Ananda, Arika, Arykan, Ashaybith, Ayla, Ayrina, Ayshal, Azila, Azina, Baklawa, Belima, Belizeth, Beychaliban, Birshen, Chalibah, Chizuran, Delilah, Demeya, Dhanya, Dilhabeth, Damila, Dunja, Elissa, Eshila, Ezribeth, Emeralde, Emiramis, Esmalda, Fadime, Fahimja, Fatimeh, Fayrishe, Ferushan, Halima, Hani, Hanneh, Harani, Harira, Harissa, Hatun, Heyeshan, Hidaybeth, Himilke, Isebel, Isha, Izmaban, Jamilha, Jushibi, Josmabith, Karhima, Kerime, Kemillja, Kulan, Laila, Machmunia, Masala, Meriban, Milhibeth, Mirhiban, Mirshan, Nahema, Nasrô, Nassiban, Nazmeya, Nedime, Neraida, Nesliha, Ninsun, Nurhan, Oyan, Oymira, Onchabeth, Palmeya, Perishan, Perizel, Ranchel, Raukhshanna, Renahban, Riftah, Rushan, Sajida, Salambua, Sarjaban, Sefirah, Selime, Semirhija, Shahane, Shalima, Shanya, Shenny, Sherizeth, Sheydan, Shila, Shuhelya, Shulam, Sulibeth, Tanaquil, Tansu, Tazirat, Tigalit, Tulameth, Tulmyrja, Yashima, Yasineh, Yeroshebel, Yezemin, Zechiban, Zulhamin
Männernamen
Abdul, Abu, Achasja, Achmad, Achtev, Adherbal, Adhrak, Adnan, Ahiram, Ajvar, Alev, Ali, Aliah, Alrik, Amchur, Amir, Aram, Assaf, Aytan, Aziru, Azrubal, Benayman, Boshmun, Budun, Chadim, Chalik, Chalom, Chanan, Charef, Cherek, Dajin, Deniz, Devlech, Dilhaban, Dschadir, Dschafar, Dschelef, Dscherid, Dunchaban, Enmerkar, Erkhaban, Eslam, Fadlan, Faizal, Faramud, Faruk, Feruzef, Ftaihif, Feyhach, Gaftar, Ghantabir, Gulussa, Gulshev, Habled, Hadjin, Haimamud, Hairan, Hamar, Hamed, Hamil, Hamilkar, Haran, Harun, Haschnabah, Hasdrubal, Hasrabal, Hilal, Hiram, Ismet, Itobaal, Jachman, Jalif, Jassafer, Jedrech, Jehu, Jikhbar, Jinnghis, Kasim, Kazan, Kashban, Khabla, Khalid, Khenubaal, Karmal, Khorim, Khusrau, Maharbal, Mahmud, Marwan, Melekh, Melahath, Mezzek, Mhanach, Mhukkadin, Miraj, Muammar, Mustafa, Nareb, Nasreddin, Nazir, Nabahath, Neriman, Nezahet, Omar, Omjaid, Pakhizal, Perhiman, Phecadir, Rafid, Rafim, Rahjiv, Rashim, Rashman, Rastafan, Rechan, Reshef, Rezzan, Rhayad, Ruban, Rohal, Ruchan, Sahil, Said, Saiman, Sanshied, Sedef, Selim, Selo, Seyshabad, Sfenaj, Shabob, Shafir, Sulman, Surkan, Tabbuleh, Tadjin, Tamerlan, Tanrek, Temudjinn, Temyr, Tulachim, Tulef, Tuleyman, Ukhraban, Umran, Yakuban, Yali, Yehimilk, Yelmiz, Yussuf, Zachan, Zachaban, Zahir, Zaqarbal, Zelhiman, Zuhal, Zulhamid
Ortsnamen
Tulamidische Ortsnamen werden meist aus o.a. Eigennamen (vorzugsweise den Männernamen), oder aus den
in der folgenden Ausgabe aufgeführten Namen von Tieren und Pflanzen, mit den folgenden geographischen Bezeichnungen
zusammengesetzt: Bir (Brunnen/Wasserstelle/Quell), Dar/Duar/Dur (Haus/Lagerplatz/Dorf), Djer (Gipfel), Dschebel (Berg), Funduq (Festung), Medina/Medin-et (Stadt), Mina (Hafen), Qariya (Dorf), Tell (Schutthügel/Ruinenstadt), Wadi (Tal), Waha (Oase). Oder man hängt eine der Endungen -(a)bad, -pur(am) oder -nagar an einen Namen. Also z.B. Amirabad, Medin-et Alrik, Bir
Ankhra.
wird fortgesetzt... von: Stephanie von Ribbeck, Markus Penz et al Erschienen in Opus no. 48 am 2.1.2000 als Reaktion oder Fortsetzung zu Tulamidya 2.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Tulamidya 4.
Tulamidya
IV
Unsere Folge über die Sprache im Land der Ersten Sonne wollen wir mit einer
Auswahl an Fachvokabular und typischen tulamidischen Redewendungen
abschließen. Besuchern der Limbologica steht ein zusammenfassendes
Exemplar, dem zudem ein Wörterbuch Tulamidya-Garethi beiliegt, in der Bibliothek
zur Verfügung.
Magie-Fachvokabular
Adeptus |
Dâneshdjû |
Akademie, Schule |
ma'had, medresa |
Artefakt |
fa'wähkeh al'magir |
Dämon |
ifriit (ifri=dämonisch, ifriqis=Dämonologe, sultan al´ifriitim=Erzdämon) |
Druide, Geode |
mudradahr |
die Elemente |
Luft=hawa, Eis=djalihd, Feuer=charr, Wasser=mayy, Erz=ramlih, Humus (Sumu)=zumuh |
Elementargeist |
djinn |
Elf |
Feytan, Ghâbadjinn (von ghâba=Wald) |
(Blüten-) Fee |
zahranida |
fliegender Teppich |
sidjäddah ay hawa |
Geist |
nur |
die Gilden |
die rechte Hand (weiß) = al'jamin, die linke Hand (schwarz) = al'jasar, der Weg beider Hände (grau) = al´wasath |
Gildensiegel |
tughra al´ma´had (von tughra = Unterschrift) |
Hexe |
uchtwahzihda (wahzihdar=fliegen) (chasunya = Katzentochter / Schöne der Nacht, hiradsuni = Schlangentochter / Schwester des Wissens oder habibachaz = Echsenfreundin (sehr abfällig), karansuni = Tochter der Reise / aus der fahrenden Gemeinschaft, krividsuni = Krötentochter / Tochter der Erde, tamursunya = Rabentochter / Seherin von Heute und Morgen (auch ein Beiname Marbos), buhfasuni = Eulentochter / verschwiegene Schwester) |
die Kraft, Astralenergie |
ashtarra |
Kobold |
hiyanid |
Limbus |
Äthrastan |
Magie (Spruchmagie) |
magia |
Magier/in |
maga (m und f) |
Magierakademie |
ma'had al'magar |
Magierstab |
dschad al'maga |
Magister |
Mudarris |
Niederhöllen |
dscheyyhennach |
Ritualmagie |
mudra |
Schamane |
mudranid |
Scharlatan |
babur |
Schelm |
sedef |
Schüler (Eleve, Studiosus, Scholar) |
tâlib (f tâliba, Mz m tâlibân,
Mz f tâlibât) |
Schutzzeichen/Amulett |
amul |
Spektabilität |
Âmûzgâr |
Zauber(spruch) |
yinnah (von yinäh = Gesang) |
zaubern |
magir (Zaubersprüche sprechen); mudrar (Rituale ausführen) |
Ay yinnah tulamidya
Die tulamidischen Zaubersprüche wurden zwar schon einmal im Opus
publiziert, sollen der Vollständigkeit halber aber hier noch einmal
aufgeführt werden.
APPLICATUS: Chädjib il'adasah ay Yinnah; ARCANOVI: Zallir fa'wähkeh al'magir, Dschad wa chähtim al'maga; AURIS NASUS: Nachira ushuhn, dinehn, munchra, Mä-fahim al'Tulachim; CALDOFRIGO: Fih Djalihd, fih Charr!; DESINTEGRATUS: Zadh Maksurah!; DELICIOSO: Il-akl kähn mum'täz; DESTRUCTIBO: Maksur kuhn issir, Fa'wähkeh al'magir; IMPERAVI: Akuhn al'Sheik-ak, Tikuhn az-näwshik; MEMORABIA FALSIFIR: Chet al'Tulachim nachir; MUTABILI: Chett onchar yr ashtranim sabhar, Shariit al'Zhallach Shimar!; OCULUS ASTRALIS: Al'Ushuhn magir, Fahimi al'shafir; PENTAGRAMMA: Ashtranim chasmar, Ifriit säfarit; SCHLEIER DER UNWISSENHEIT: Qimäsh al'mä-Dallish; SCHWARZ UND ROT: Aswad aw Achmar, Fih Chatar!; UNBERÜHRT VON SATINAV: Nähm al'waqt, Hädih aw mäht; VOGELZWITSCHERN: Shefteli a'kuhn ma'a musiqa; WEIHRAUCH, ROSE: Bharaht aw Azila, Hawa al'Chubb; WIDERWILLE UNGEMACH: Shäihir dschiddan bidochna, Mä-bitukuhn al'Yeshinna
Redewendungen, Ausrufe und Kraftausdrücke
abu´l kachlaq |
- "Vater des Ungeziefers", etwa: Dreckschwein, gebräuchliches Schimpfwort städtischer Tulamiden für Ferkinas, Novadis und Nordaventurier |
As-salâmu rastuleikum! |
- "Rastullah schenke dir Frieden!" (Begrüßung bei den Novadis); Antwort: Wa rastuleikum us-salâm! (= "Und Rastullahs Frieden auch mit dir!") |
Ayâl! |
- Alarm! |
Bêhi! |
- Ausgezeichnet!, Sehr gut!, Bravo! |
ben buqal |
- "Sohn des Gewürzbaums"; Benbukkel=Zimt; Zimtstengel (leichte Beleidigung) |
ben Fuldigor |
- Angeber (vgl. Garethi: "Du hältst dich wohl für Fuldigor?") [Fuldigor ist ein alter Drache.] |
ben kälb |
- Hundesohn (schwere Beleidigung) |
ben sona |
- Hurensohn (sehr schwere Beleidigung) |
Chal´Awalla! |
- "Erhabene Stute" = Rahja; Ausruf des Erstaunens und der Bewunderung |
Châra! |
- "Scheiße!" |
[Tû y´] en el-sams la laisa! |
- [Steck es dir dorthin], wo die Sonne nicht scheint! |
En´najda! |
- Zu Hilfe! |
Et-tar aley kum! |
- Die Blutrache über euch! |
Fadl es´Sâraq! |
- ("Gnade des Diebischen"=Phex) Ausruf, etwa: "Unglaublich!", oder auch: "Frechheit!" |
Gharbistani, Garib |
- Güldenländer, Barbar |
Ismî... |
- "Mein Name ist..." (Ismî Achmed. = Mein Name ist Achmed.) |
Kîf-ash emestân? |
- Wer seid ihr? |
Kyâ bîtar? |
- Was wollt ihr? |
lä |
- nein |
La´ana buraz! |
- "Verdammter Dreck!" (Ausruf des Ärgers) |
Marhaba! |
- Willkommen! |
Men-fadlek! |
- "Entschuldigung!", "Verzeihung!" |
Mîn hunäk? |
- "Wer ist da?" |
na´am |
- ja |
Pash-najachakum! |
- "Ergebt euch!" |
Salâm! |
- Friede; "Sei gegrüßt!" (maha as-salâma = Gute Reise!, Auf Wiedersehen!) |
Schaddai |
- Feigling (Ya Schaddai! = Du Feigling!) (von Schaddai al-Schichem, einem erfolglosen Feldherrn) |
sherazadja dai al'mandas |
- sinngemäß etwa: "Schön wie der Lotos" |
Shokran! |
- "Danke!" |
tafadal |
- bitte; bittesehr |
Wê Rastullah mhirbânû! |
- "Bei Rastullahs Lockenpracht!" |
ya |
- oh (Anrede) (z.B.: "Ya Effendi" = "Oh euer Hoheit"; aber auch: "Y´ach es-skunk!" = "Du Bruder eines Stinktiers!") |
Yallah! |
- anfeuernder Zuruf, etwa "los" oder "vorwärts" |
Yallah barra! |
- "Los, verschwindet!", "Los, weg hier!", "Macht, daß ihr wegkommt!" |
Yukassar yadaika! |
- "Deine Hände mögen zerbrechen!" (typischer Ausruf des Ärgers über jemanden) |
Ende. von: Stephanie von Ribbeck, Markus Penz et al Erschienen in Opus no. 49 am 9.1.2000 als Reaktion oder Fortsetzung zu Tulamidya 3.
Ay al'magia tulamidya
Von der Zauberkunst der Tulamiden
Ein Tractatus von
Reiju Windfeder
Halle der Geistreisen zu Belhanka
Ma'had al'wasath pandjashtra wa sittashtra
wa haftashtra wa sahibir a'nurrim da'Rashdul
z.Z. Magus extraordinarius im
Seminar der elfischen Verständigung zu Donnerbach
Vorbemerkung
Geschätzte Collegae,
Es ist schon einige Zeit vergangen, seit ich die Freude hatte, im Opus die Zeilen eines namentlich kurioserweise nicht genannten Collegen zu lesen, welche sich unter dem Titel
Ay yinnahi tulamidya vornehmlich mit der Sprache der Tulamiden
beschäftigten - doch ebenso auch eine hesindegefällige Übersetzung einiger der den Gildenzauberern gemeinsamen Formulae lieferten. Diese knappen und inspirierenden Ausführungen haben mich selbst dazu angeregt, meine vielfältigen Erfahrungen aus langen Jahren der Wanderschaft im Land der ersten Sonne ebenfalls einmal für die geneigte Leserschaft des Opus zusammenzufassen. Der vorliegende
Tractatus will an das Werk des unbekannten Collegen anknüpfen (aus dem hier und da in den fließenden Überlegungen meiner eigenen Feder gar der eine oder andere Halbsatz übernommen sein mag) und in größerem Detail darüber hinausführen, vor allem aber eine Diskussion darüber unter den Collegae provozieren,
wie genau sich die Formen der Zauberkunst güldenländisch-bosparanischen Ursprungs von der ehrwürdigen tulamidischen Tradition
unterscheiden.
Meine Ausführungen werden dicht gehalten sein und hier und dort nur Andeutungen meiner eigenen Interpretation der
magia tulamidya enthalten - ich hoffe auf Nachfragen und Ergänzungen! In diesem Sinne:
Möge die Junge Göttin den wachsenden Baum eures Geistes zahlreiche Frucht tragen lassen!
Möge die Allwissende Herrin euch mit der Weisheit segnen, nur die reifen Früchte zu ernten!
Einleitung
Magie und Kultur lassen sich im Land der ersten Sonne nicht voneinander trennen, denn als wohl die älteste menschliche Zivilisation unseres Kontinents praktizieren die Söhne und Töchter Tulams die Kunst des Zauberns - die
domesticatio astraler Kraft - schon länger, als es schriftliche Zeugnisse gibt, die davon künden. Es liegt daher auf der Hand,
dass die magia tulamidya sich in vielen Aspekten erheblich von der güldenländisch-bosparanischen Zauberei unterscheidet. Zaubern ist nicht gleich Zaubern, weder im Vergleich verschiedener kultureller Traditionen, noch
innerhalb dieser spezifischen Umgangsweisen mit Magie - und also innerhalb der tulamidischen
Tradition genauso wenig, wie innerhalb anderer menschlicher (und ich wage zu sagen:
elfischer, zwergischer, echsischer,...) Traditionen.
Dabei gilt es noch ein grundsätzliches Phänomen der menschlichen Zauberkunst zu beachten: Menschen vermögen es nun einmal nicht, wie die Elfen der Wälder, wie Elementare und Dämonen, welche sich in größerer 'Einheit' mit dem astralen Geflecht des Sphärenbaus befinden, einfach 'die Kraft fließen' zu lassen, in ihr und mit ihr zu leben. Um Madas Frevel als Geschenk annehmen zu können - id
est: um zaubern zu können -, brauchen sie eine Form, eine Matrix, eine sprachliche,
schriftliche oder materielle Komponente - oder zumindest erhebliche Konzentration. Das Fließenlassen der Magie
muss mit und in diesen Formen erlernt werden, es müssen in langen Jahren der Ausbildung 'Kanäle' geschaffen werden, die den astralen
Fluss aufnehmen und lenken können. Die tulamidischen
magarim, wie sie sich selbst voller Stolz nennen, haben in einem Jahrtausende währenden
Verfeinerungsprozess zwei dieser 'Kanäle', dieser Ausdrucksformen, perfektioniert:
Der sprachliche Ausdruck (al'magir) ist mit einigen wichtigen Unterschieden ähnlich dem, wie er auch in der bosparanischen Magie kultiviert wird, während der schriftliche Ausdruck
(al'mantrar) bei den Tulamiden anscheinend urtümlich-echsische Wurzeln zu haben scheint (was allerdings selbst die ehrwürdigen Theoretiker in Rashdul mir gegenüber vehement bestritten…), aber natürlich auch von der bosparanisch-puniner Matrizentheorie
beeinflusst wurde. Diese beiden beiden Formen sollen im Folgenden genauer betrachtet werden.
Doch wie sich das eigentliche Zaubern von Region zu Region und von Kultur zu Kultur
unterscheidet, so variieren auch die Traditionen der Überlieferung, der Lehre und der Diskussion
innerhalb der zaubernden Gemeinschaft. Der anschließende Blick soll also den ma'hadim
al'magar, den Zauberschulen und Magierakademien in ihrer sie verbindenden Tradition und ihren sie trennenden Besonderheiten gelten.
Al'magir - yinäh al'yinnahi
Erinnert sei zunächst an die knappe Einführung unseres unbekannten Collegen: Trotz großer
regionaler Unterschiede zwischen den Dialekten des Tulamidya hat sich bei den Zauberformeln doch meist eine einheitliche Aussprache durchgesetzt, welche sich aus dem
mhanahzabân, der 'ehrwürdigen Sprache' des Urtulamidya, ableitet und daher auch für Tulamiden von einem Hauch des
Mystischen und Rätselhaften umweht wird.
Das tulamidische Wort für 'Zauberspruch' lautet yinnah und leitet sich von
yinäh, 'Gesang', ab. Dies zeigt schon das für Zauberer der bosparanischen Tradition eindrücklichste Charaktermerkmal
tulamidischer Zauberkunst auf, denn die magarim praktizieren beim Wirken ihrer Sprüche eine Art Sprechgesang, bei dem die Melodik, die
Ausdrucksstärke und die ganze 'Ehrwürdigkeit' des
mhanahzabân zur Geltung kommen. Die Kunst der singenden 'Rezitation', des 'Zaubersingens' (was vielleicht bessere Übersetzungen für
yinnah sind) zu beherrschen ist für jeden tulamidischen Magier Teil seiner Traditionszugehörigkeit und sie
lässt sich über verschiedene 'Stufen' oder 'Ränge' zu einer
beeindruckenden Perfektion bringen.
Anmerkung 1: Diese Perfektion ist heute wohl am besten in den großen tulamidischen Märchen
nachzuvollziehen, die von tagelangen Gesangsduellen zwischen Zauberern berichten, bei denen sich die
widerstreitenden Melodien in sphärische Dimensionen erheben und welterschütternde Wirkung erreichen konnten…! Auch von dem großen Bastrabun erzählt man,
dass seine mächtigste Waffe gegen die Echsen ein gewaltiges Zauberlied war, mit dem er die 'Vielgeschuppten' (die vermutlich nicht 'singen' konnten) zurückdrängen konnte und das noch heute an der Banngrenze des südlichen Sumpfes zum äonenlangen Schutz erklingt… Was davon allerdings akademischer Evidenz entspricht, will ich zu sagen mir nicht
anmaßen.
Diese Erzählungen und auch das meiste Wissen alter Zaubermächte, die nach dem Niedergang des Diamantenen Sultanats vor der Vergessenheit
bewahrt werden konnten, deuten auf die große Macht dieser langen und komplizierten Zaubersänge hin, welche offenbar keine Verbindungen zu den
partim bekannten Zauberliedern der nordischen Elfen aufweisen - viel eher zu gewissen primitiv-schamanischen Praktiken. Heute findet dieses alte Wissen nur noch seltene Anwendung in großen Ritualen und Beschwörungen, und so verwundert es nicht,
dass vor allem die Pentagramm-Akademie zu Rashdul das größte Wissen über diese Kunst hütet und auch die besten 'Zaubersänger' ausbildet.
Die heute zumeist übliche Form der yinnahi ist ein wesentlich kürzerer melodischer Spruch oder kurzer Gesang, der schon viel eher vergleichbar mit einer bosparanischen Formel ist, jedoch immer noch den typischen Charakter des Urtulamidya aufweist. Dabei wird allerdings an den weniger traditionell-tulamidischen Akademien zu Fasar (und in letzter Zeit auch in
Khunchom, später noch Details zu den Schulen), die stärker von nordaventurischer
Zauberkunst beeinflusst werden, durchaus auch die bosparanische Zauberweise, i.e. die kurze und prägnante Reimformel, gelehrt.
Al'mantrar - magiyeneweshta
Wiederum im Kontrast zu den kurzen yinnahi stehen die kalligraphisch sehr komplizierten
Niederschriften von Zauberformeln und -liedern, die im Tulamidya mantrarim (Sg.:
mantra) genannt werden. Das Verfertigen dieser Niederschriften ist eine Kunst, der jeder tulamidische Magier viel Zeit und Hingabe widmet, die jedoch nur wenige Meister in Perfektion beherrschen - zufürderst wage ich da
Âmûzgâr Khadil Okharim zu nennen, der für seine ausgesprochen virtuose und originelle
Linienführung bekannt ist. Die Tradition des
mantrar ist uralt und eng verbunden mit der prächtigen
tulamidischen Ornamentalistik, so dass sich für den Kundigen überall in der tulamidischen Welt eine Vielzahl von
bedeutungstragenden Symbolismen offenbart, welche nur zu häufig auch (pseudo-)magische
Wirkungen assoziieren.
Die ornamentalistische Tradition im Allgemeinen und die magische Kalligraphie der
magarim im Speziellen ist trotz oberflächlicher Gemeinsamkeiten sehr verschieden von den komplexen
Matrixsystemen der bosparanischen Magier, obwohl es in den vergangenen tausend Jahren sicherlich auch rege gegenseitige Beeinflussung gegeben hat. Doch
deuten einige Besonderheiten in den magischen Eigenschaften der
mantrarim tatsächlich darauf hin, dass sie ursprünglich von altechsischer Glyphenmagie abgeleitet wurden! Diese Glyphenmagie (die wohl auch vor den Magierkriegen in der bosparanischen Tradition gewisse Anwendung fand, seitdem jedoch vergessen ist), soll hier in einem kleinen Exkurs näher erläutert werden:
Anmerkung 2: Ich stütze mich da i.W. auf die
Informationen einer gewissen Maga Tirun Taniquetil
Meduir, die offenbar schon vor Jahrzehnten in Mirham mit Convocatus Primus Salpikon Savertin, sowie
geraume Zeit in Fasar und Selem mit dem im Tulamidenlande weit bekannten und berüchtigten Magus Liscom von Fasar zu echsischer Magie geforscht hat. Die bedauerliche Frau hat - so wurde mir von meinen vermittelnden Freunden in Fasar mitgeteilt - auf
einer Expedition ins nördliche Regengebirge unter
Mûdarris Liscom ihren Verstand verloren und scheint sich seitdem für eine echsiche Schildkrötengottheit (ausgesprochen harmloser Art, wie ich mich
überzeugen konnte!) zu halten. Nichtsdestotrotz gilt sie unter den
magarim als die linguistische Autorität für die sprachlichen Wurzeln des Zelemja und alles, was mit den offenbar partim zauberkräftigen Glyphen von
Yash'Hualay zu tun hat…
In einigen Teilen Selems (und vor allem in den gefährlichen Sümpfen östlich der Stadt) finden sich heute noch Ruinen aus der Zeit vor dem Ereignis, welches vor zweitausend Jahren die frevelhafte Pracht der Stadt für immer zerstörte. An einigen Mauern und Torbögen dieser alten Paläste lassen sich noch die Spuren alter Schutz- und Bannmagie finden, die offenbar durch mächtige halbmaterielle Komponenten - magische Glyphen - örtlich fixiert und über äußerst lange Zeiträume wirksam gemacht wurde. Diese Glyphen sind in einer speziellen Form des Zelemja repräsentiert, die noch große
Ähnlichkeit zu jener Urform der Schriftsprache hat, welche dereinst bosparanische Forscher von einer
Steleninschrift aus den Überresten von Yash'Hualay rekonstruiert haben: einer uralten Echsenstadt, die von den Tulamiden zu Zeiten ihrer kulturellen
Ausbreitung zerstört wurde und auf deren Fundamenten die spätere Hauptstadt des Diamantenen Sultanats
errichtet wurde:
Khunchom...
Die moderne Forschung auf dem Gebiet der Magica Saurologica (besonders gestützt auch durch die neuen drakospezifischen Erkenntnisse aus dem Konzil der Elemente im
Raschtulswall) ist weit genug entwickelt, um feststellen zu können, dass
solche Glyphenmagie wohl alltägliches Werkzeug der alten Echsenzauberer gewesen ist und
dass das Machtpotential solcherart gebundener und fixierter Magie gewiss wesentlich größer war, als heute
vorstellbar.
Es scheint ebenfalls gesichert zu sein, dass die tulamidische Kunst des mantrar Erbe eben dieser echsischen Magieform ist und tatsächlich soll es auch heute noch eine handvoll mächtiger
magarim geben, die einen Teil der alten Macht dieser 'glyphischen' Form zu rekonstruieren im Stande waren: der vom Lehramt ausgeschlossene (und seit etwa 16 Hal als verschwunden gemeldete) bekennende
Borbaradianer Liscom von Fasar galt schon in jungen Jahren als Experte für die Yash'Hualay-Urform des Zelemja sowie für 'angewandte' Echsenmagie, und sollte sein
Nachlass je gefunden werden, so würde man sicherlich einige beeindruckende
Anwendungen der mantrarim in alt-echsischer Glyphenvariation untersuchen können...
Anmerkung 3: Bei all dem soll natürlich nicht gesagt werden, die verehrten Collegae im Tulamidenlande hätten ihre Zaubertechniken allesamt von den
seltsamen Echsenzauberern übernommen - mitnichten! Unsere Mutmaßungen erstrecken sich allein über die
Ursprünge einer großen Tradition, die sich über Tausende von Jahren durchaus eigenständig entwickelt hat. So hat die ehrwürdige Kunst des
mantrar sicherlich nicht mehr viel gemein mit den (ja auch durchaus nicht gut bekannten) Zauberkünsten der alten
Echsenvölker - umso mehr
muss diese Kunst als Besonderheit und einzigartige Errungenschaft der Magie im Land der ersten Sonne verstanden werden!
Ein aktuelleres und allgemeiner verständliches Beispiel für das mantrar ist die überaus
variantenreiche Zaubertechnik des APPLICATUS, der ja nicht zufällig in der Perle des Mhanadi
rekonstruiert wurde! Verwiesen sei hier vor allem auf den
Hesinde-Spiegel, in welchem sich ausgezeichnete Artikel zu eben jenem Thema finden (im
Archiv des Curriculum Salamandris einzusehen)! Wir stehen gerade erst davor, die wahren Tiefen dieser
Tradition aus den Trümmern der Magierkriege und des Diamantenen Sultanates zu rekonstruieren und ich bin gespannt auf die Ergebnisse der nächsten
Jahre…!
Kalimânim al'magar
Obwohl die kleine Sprachenkunde meines Collegen ja schon einen guten Überblick über das Vokabular der
magarim gegeben hat, möchte ich an dieser Stelle eine erinnernde und ergänzende Liste von Begriffen zusammenstellen, die in der
magia tulamidya gebräuchlich sind.
die Kraft, Astralenergie |
ashtarra |
(Spruch-)Magie |
magia |
Ritualmagie |
mudra |
Zauberspruch |
yinnah (von yinäh = Gesang),
mantra (komplizierte Formel, Spruchmatrix) |
zaubern |
magir (Zaubersprüche sprechen), mudrar (Rituale ausführen),
mantrar (Formeln niederschreiben) |
Pentagramm |
pandjashtra |
Hexagramm |
sittashtra |
Heptagramm |
haftashtra |
Zahlenmagie/ -mystik, Mathematik |
kababyloth (von ka'abu byloth = des ewigen Vaters Wacht) |
zauberkräftige Glyphe |
mantramul |
Schutzzeichen, Amulett |
amul (auch: Rätsel, geheimes / magisches Zeichen) |
Artefakt |
fa'wähkeh al'magir = Frucht der Magie, Thaumatursom (der Bosparano-Begriff hat sich auch im Tulamidenlande eingebürgert) |
fliegender Teppich |
sidjäddah ay hawa |
Wort, Sprichwort, Ausspruch |
kalima |
ewig, Ewigkeit |
kâ, ka, kha (auch: Ei; urtümliches echsisches Symbol für das Ewige!) |
'das Unvergängliche' von Kha ([echsische] Gottheit), Porzellan |
khaolin |
|
tulamidische Magiergemeinschaft |
al'magarim |
Akademie
Schule
Zirkel |
ma'had
medresa
shabath |
Magierakademie |
ma'had al'magar |
die rechte Hand
die linke Hand
beide Hände |
al'jamin
al'jasar
al'wasath |
Gildensiegel |
tughra al'ma'had (von tughra = Unterschrift) |
Zauberstab |
dschad al'magar |
Spektabilität |
Âmûzgâr, -a |
Magister, Magistra |
Mudarris, Mudarra |
Magier(in) |
maga |
Adeptus, Adepta |
Dâneshdjû, Dâneshdja |
Schüler (Eleve, Novize, Studiosus) |
Tâlib (f. Tâliba, pl.m. Tâlibân, pl.f.
Tâlibât; Anrede: Sal) |
Lehrer |
ustâd (Anrede: Sahib) |
|
Spezialgebiet |
tariqa al'magar |
Contraria |
meist abschätzig: al'ishab al'magia = Räuber der Magie, unter Spezialisten:
al'pandjashtra = das Pentagramm |
Controllaria |
tariqa al'hawshal = Weg des Geistes (auch Illusion) |
Invocatio |
tariqa al'nusirr = Weg des Verborgenen (wörtl.: des Geistergeheimnisses) oder
tariqa al'sheftelinur = Weg des Geistertanzes (Dämonologie = ifriqar, Elementarismus =
kahdiyarr, aber diese Unterscheidung ist eher unüblich!) |
Movimenta |
tariqa al'hawadjinn = Weg des Luftdschinns ('Weg' hier nicht im philosophischen Sinne) |
Curativa |
al'qard = Gabe, Geschenk, aber auch: Kredit |
Clarobservantia |
al'ushûn magir = Das magische Auge (keine eigene
tariqa, da unentbehrliches Werkzeug für alle Zauberer) |
Phantasmagorica |
tariqa al'hawshal = Weg des Geistes (auch Beherrschung) |
Destructiva |
al'charr = das Feuer (im Prinzip lässt
sich jedes Wort mit zerstörerischem Aspekt als Bezeichnung für Kampfmagie verwenden; oft wird dann noch ein
-magir oder -yinnah angehängt) |
Communicatia |
Abunuryinäh = Gesang der Ahnengeister (außer bei einigen Anhängern der
tariqa al'hawshal eher abschätzig betrachtet, weil zu ähnlich den völkisch-
schamanisch- abergläubischen Anrufungen der Ahnen) |
Mutanda |
al'zumuhsarr hiräy = Das sich wandelnde Leben (hat aufgrund des tulamidisch-historischen Hintergrundes - großer Schwarm und Zauberer wie Abu Terfas - zumeist einen deutlichen Anklang an Chimärologie!) |
Transformatorica |
tariqa al'ramlih = Weg des Erzes (hierzu zählen auch die Objektzauber anderer Gebiete, wie
DESTRUCTIBO, MATERIALIA, OBJECTUM
STUMM, u.a.) |
|
Element(e) |
kahdîyar, -im (diyy = Zusammensetzung) |
Luft
Eis
Feuer
Wasser
Erz (Wüstensand)
Humus |
hawa
djalihd
charr
mayy
ramlih
zumuh |
Elementargeist |
djinn, z.B. hawadjinn = Luftdschinn |
Limbus |
Äthrastan |
Dämon |
ifriit |
Erzdämon |
sultan al'ifriitim |
dämonisch |
ifri |
Dämonologe |
ifriqis |
Niederhöllen |
dscheyyhennach |
Geist |
nur (auch = Ahngeist, Heiliger), jhirun (= unsichtbarer Tod; Alptraum, Nachtmar, auch der Name einer waffenlosen Kampftechnik) |
|
Druide |
mudradahr |
Schamane |
mudradin |
Elf |
Feytan, Ghâbadjinn (ghâba = Wald) |
(Blüten-)Fee |
zahranida |
Hexe |
uchtwahzihda (wahzidar = fliegen)
[chasunya = Katzentochter, hiradsuni = Schlangentochter,
habibachaz
= Echsenfreundin (sehr abfällig), krividsuni = Krötentochter,
tamursunya = Rabentochter (auch ein Beiname Marbos), buhfasuni = Eulentochter] |
Kobold |
hiyanid (hiyar = lachen) |
Schelm |
sedef |
Scharlatan |
babur |
von: Tyll Zybura Erschienen in Opus no. 68 am 21.5.2000.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Ay al'magia tulamidya - Von der Zauberkunst der Tulamiden - II.
Ay al'magia tulamidya
Von der Zauberkunst der Tulamiden
Ein Tractatus von
Reiju Windfeder
Halle der Geistreisen zu Belhanka
Ma'had al'wasath pandjashtra wa sittashtra
wa haftashtra wa sahibir a'nurrim da'Rashdul
z.Z. Magus extraordinarius im
Seminar der elfischen Verständigung zu Donnerbach
Ay al'ma'hadim al'magar
So, wie die uralte Magie der Tulamiden sich in vielen Aspekten von dem magischen Erbe der Güldenländer unterscheidet, so unterscheiden sich auch die Formen der Lehre und des Austausches von Wissen. Obwohl auch die tulamidische Tradition schon immer Akademien und Schulen ebenso wie private Lehrmeister kannte, sind diese Stätten der Lehre und Forschung doch erheblich anders
strukturiert, als die Institutionen des Neuen und des Alten Reiches.
Hintergrund - Ay al'medresa
Eine tulamidische medresa (als üblicher Sammelbegriff für Schulen, Akademien und Zirkel) -
unabhängig davon, welche Art von Wissen oder Fähigkeiten sie vermittelt: sei es eine Schule des
Rote-und-Weiße-Kamele-Spiels in Rashdul, das Medizinische Seminar (maristan) zu Mherwed, eine der kleinen Schwesternschaften von Khunchomer
Anstandsdamen oder eben eine der verschiedenen Zauberschulen des Tulamidenlandes - beinhaltet immer auch eine bestimmte Denkrichtung, eine 'Philosophie' (um den Bosparano-Begriff zu
verwenden). Diese Denkrichtungen werden 'Wege' (tariqanim) genannt und sie haben oft eine
jahrtausendealte Tradition. Allgemein mag man sagen: Je älter eine tariqa ist, desto respektabler und ehrwürdiger ist die Gemeinschaft, die sich ihr verschrieben hat.
Das Wort tariqa ist sehr alt, in den uralten Erzählungen von den Anfängen der Beni Tulam, die von den Kämpfen gegen mächtige Echsen in den Urwäldern südlich des
Raschtulswalls berichten, heißen jene Helden Irtariqim, die sich auf den
gefahrvollen und oft todbringenden (Tod = îrr) Weg in die 'grüne Hölle' des Dschungels wagten um den Kampf mit den 'Starräugigen' zu suchen. In der beginnenden Zivilisation schließlich meinte
tariqa das normale bäuerliche Leben in Gehorsam gegenüber dem jeweiligen Herrscher, doch schon vor der Pracht und Weisheit des Diamantenen Sultanats wurde das Wort dann zum Inbegriff des 'geistigen Weges' der Gelehrten und Zauberer. Die Wüstenstämme der Novadis wiederum bezeichnen den instinktiven Weg eines Kamels zur unsichtbaren Wasserstelle als
tariqa, während ihre Mawdliyat mit dem Wort ihren eigenen Lebensweg in Annäherung an den einen Gott beschreiben.
Anhand dieser vielfachen Bezüge wird deutlich, dass dieser 'Weg' einer jeden gelehrten
Gemeinschaft keineswegs bloß eine bestimmte Meinung oder theoretische Position widerspiegelt, sondern
dass er vielmehr durchaus existentielle Bedeutung hat: Die tariqa gibt dem Leben und Handeln eines Menschen Sinn und Richtung, denn jeder Weg hat auch ein Ziel.
Anmerkung 4: Interessant ist dabei, dass das Wort medresa verwandt mit dem Verb
madrar ist, welches eigentlich 'wandern', 'streunen', aber auch 'Zeit vertun' bedeutet, wobei die tulamidischen Gelehrten freilich lieber auf die Verbindung zum
mûdrash - der ehrwürdigen Tradition - oder zur ma'rifa - dem
'wahrhaften Wissen' - verweisen…
Es ist dabei außerordentlich bezeichnend, dass es im Tulamidya kein eigentliches Wort für dieses Ziel gibt, denn die tulamidische Philosophie pflegt seit ihrer
fruchtbringendsten Zeit im Diamantenen Sultanat eine ausgeprägte Abscheu gegen allen
Dogmatismus und anmaßenden Wahrheitsanspruch. (Auch der bei den Möchtegern-Gelehrten und Stutzern im Alten und Neuen Reich seit Rohals Zeiten immer wieder gerne zitierte Ausspruch "Der Weg ist das Ziel…" entstammt ursprünglich der tulamidischen Weisheitsliteratur.) Dies heißt aber durchaus nicht,
dass die tulamidische Gelehrsamkeit in ihrer zelebrierten Liberalität grundsätzlich zu übertriebenem Liberalismus geworden wäre - nein, die Vorstellung des 'Weges' integriert ja gerade eine zeitliche
Dimension des 'vor' und 'hinter' dem Wandernden liegenden 'Wegstücks': Alles Fortschreiten auf dem Weg kann nach tulamidischem Geist nur durch ständiges Sich-bewusst-sein des bereits bewältigten Stücks geschehen.
Mûdrash ist das tulamidische Wort für 'Tradition', und es ist kein Zufall,
dass dasselbe Wort auch die feine, aus vielen miteinander verbundenen
Gliedern bestehende Schmuckkette aus Silber bezeichnet. Die tariqa kann es grundsätzlich nicht ohne
mûdrash geben, dies erklärt auch den tulamidischen Charakterzug des 'liberalen Traditionalismus' und auch die erstaunliche Kontinuität vieler
medresanim, die über etliche Jahrhunderte hinweg ihre Lehre gleichzeitig bewahren und fortentwickeln.
Diese Entwicklung, das Wandeln, Fortschreiten, in der tariqa ist in der Praxis ein betont
dialektischer Prozess - im Gegensatz zu den novadischen Mawdliyat und vielen einzelgängerischen Forschern des Nordens bedeutet es für die allermeisten
tulamidischen Gelehrten schlechte Manieren und ungebührliches Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, sich von der kollektiven Wissenschaft abzugrenzen.
Anmerkung 5: Natürlich idealisiert diese Aussage; auch unter den tulamidischen Zauberern gibt es viele zurückgezogene Forscher, doch genießen diese nicht so hohen Respekt in ihrer Zunft und eine derart
romantisierte Außenseiterrolle in den Legenden des Volkes, wie sie z.B. im Lieblichen Feld und im
Norden Aventuriens auffällt.
Die uralten tulamidischen Lehrsysteme beruhen deshalb auf einem durch detaillierte Regeln
definierten Verhältnis zwischen Lehrer (ustâd, Anrede: Sahib) und Schüler
(tâlib, Anrede: Sal). Der Lehrer wird in diesem Verhältnis als derjenige verstanden, der in der
tariqa schon weit gelangt ist, der den Schüler mit der mûdrash verbindet und es ihm erst ermöglicht, auf seinem Weg voranzukommen. Dies ist ein weiterer Grund dafür,
dass 'einzelgängerisches Gelehrtentum' im Tulamidya ein Oxymoron ist: Gelehrsamkeit kann es gar nicht geben ohne Lehrer!
Dabei erhält die eigentliche Lehre eine (für den Nordländer) eigentümliche, ja fast widersprüchliche, Spannung aufrecht: Auf der einen Seite wird in einer
medresa absolute Lehrerautorität zelebriert, die tâlibân praktizieren
bewusste Unterwerfung unter die Weisheit des ustâd, sie sind zwingend auf ihn angewiesen um in der rechten
tariqa zu wandeln. Diese Art der Lehre ist sehr persönlich, Schüler und Lehrer bemühen sich, ein tiefes Verständnis voneinander zu erlangen - nicht selten kommt es vor,
dass die Bande, die hierdurch geknüpft werden, stärker sind als Familien- oder Stammesbande. Die übliche Form des Zwiegesprächs zwischen
ustâd und tâlib (es können auch mehrere tâlibân/tâlibât sein) besteht dabei aus einem stark ritualisierten Frage-und-Antwort-Wechsel:
Ya Sahib zabâna… (Oh Meister, sage uns…), Ya Salinam selihum (Höret denn, oh meine Schüler…).
Anmerkung 6: Am ausgeprägtesten findet sich diese Form heute noch in der religiösen Lehrpraxis der rastullahgläubigen
Novadis.
Dem gegenüber steht nun eine ebenfalls ritualisierte Form des Streitgesprächs, das in seiner
gemeinsam inszenierten Expressivität, Lautstärke, Freigeistigkeit und Tiefsinnigkeit ein überaus
beeindruckendes Schauspiel sein kann. Bei dieser sogenannten yinähama'rifa (etwa: 'Sang des
wahrhaften Wissens') sind die Diskussionspartner grundsätzlich gleichberechtigt, hier gelten alle Worte (die im Rahmen der rituellen Regeln liegen) als 'heilig' und sogar das Kind, das den Meister unterbricht, wird hier sehr ernst genommen!
Anmerkung 7: 'Heilig' in einem allgemeinen Sinn, der je nach grundsätzlicher Richtung der
medresa konkretisiert wird. In den religiösen Lehrtraditionen der zwölfgöttlichen Klöster und Tempel (die Mawdliyat verbieten die
yinähama'rifa als zu 'ungebührlich wild') werden hier natürlich die jeweiligen Gottheiten zu 'Paten der Worte' und 'Hütern der Zungen' bestellt, in Magierakademien ist der 'Sang' meist
hesindegeheiligt, in eher magierphilosophischen Kreisen wird sich traditionell auf das Heiligtum von Kha berufen, in den berühmten medizinisch-philosophischen
Schulen von Mherwed und Rashdul ist es wiederum Tradition, eine Vielzahl von minderen Heilungs- und
Ahnengeistern anzurufen, und auch die Borbaradianer haben ja ihren Meister…
Diese Form der 'gelebten Dialektik' ist integraler Bestandteil aller tulamidischen Gelehrsamkeit - auf ihr basiert ein jahrtausendealter philosophischer Reichtum, aus dem jeder auch nur wenig gebildete Tulamide jeder Generation schöpfen und auf den er sich berufen kann…
Hintergrund - Ay al'tariqanim
al'magar
Die vorangegangenen Ausführungen haben versucht, tulamidische Lehre und Umgang mit Wissen allgemein darzustellen. Nun soll ein genauerer Blick auf die
tariqanim und den mûdrash der magischen Tradition im Tulamidenland geworfen
werden.
Die Einteilung der Magie in unterschiedliche Gebiete hat es auch in der ur-tulamidischen
Zauberkunst gegeben und vielleicht wurde sie in ihren Feinheiten sogar von den frühen güldenländisch-aventurischen Zauberern übernommen. Doch seit die
Academia Arcomagica derart maßgebende Bedeutung für die nordische Gildenmagie gewann, haben sich wieder erhebliche Unterschiede in der Auffassung der magischen Kunst und ihrer
Teilgebiete herauskristallisiert. Für die magarim im Land der ersten Sonne ist jedes Spezialgebiet eine
tariqa, i.e. es ist verbunden mit einer Denkrichtung, einer Philosophie, einer Weltanschauung - und bedingt dadurch einen entsprechenden Lebenswandel.
Die Teilgebiete der Magie repräsentieren jeweils ein Stück Welt und der Zauberer, der sich
spezialisiert, wählt einen Weg, wie er dieser Welt begegnet. Deshalb äußert sich Zauberkunst im Handeln,
deshalb wird Magie nur sehr selten um ihrer selbst willen betrieben - Metamagie und Magietheorie, so abstrakt und losgelöst von Welt, wie sie z.B. in Punin betrieben wird, sind der tulamidischen
Gelehrsamkeit eher fremd.
Es kann auf diesem Hintergrund nicht überraschen, dass jene beiden Gebiete der Zauberei, welche seit Urzeiten die tulamidische Magie bestimmen, die Magica Transformatorica und die Magica
Invocatio sind. Beide Gebiete repräsentieren grundlegende Konstanten der menschlichen Begegnung mit 'Welt':
Anmerkung 8: Der aus dem Bosparano abgeleitete Begriff 'Realität' ist hier ungenügend, doch die
tulamidisch-philosophische Auffassung von der Gesamtheit alles Seienden verdiente ein ganz eigenes Essay, so
dass dies hier nicht weiter vertieft werden soll.
Al'tariqa al'ramlih ('der Weg des Erzes') reflektiert innerhalb des magischen Bezugssystems die Fähigkeit und Notwendigkeit des Menschen, seine Umwelt zu formen, Werkzeuge und
Kunstgegenstände zu erschaffen, Gegebenheiten zu verändern, Material nutzbar zu machen und Dinge zu
beherrschen.
Die Kunst der Beschwörung trägt im Tulamidya den sehr alten Namen tariqa al'nusirr 'Weg des Verborgenen' (wörtlich: 'Weg des
Geistergeheimnisses') oder auch tariqa al'sheftelinur 'Weg des Geistertanzes' - diese Bezeichnungen (die sicherlich auch auf uralte schamanische Traditionen zurückverweisen) zeigen auf,
dass das zweite Hauptgebiet tulamidischer Magie die Begegnung des Menschen mit dem 'Übersinnlichen', 'Überdinglichen'
reflektiert, oder vielmehr: der 'Weg des Verborgenen' gibt Wissen und Fähigkeiten an die Hand, mit einem Teil von Welt zu kommunizieren und zu
interagieren, auch ihn in gewissem Maße nutzbringend zu beeinflussen, welcher von fundamental 'anderen' Wesen und Gewalten beherrscht wird.
Anmerkung 9: So z.B., wie der Sandsturm die Wüste und der Flächenbrand die Steppe beherrscht, aber auch wie die Berge und Seen, die Wälder und Sümpfe von Geistern bewohnt werden, und wie die Seelen der verstorbenen Ahnen über den Häusern ihrer
Nachkommen wachen… Darüber hinaus sind natürlich seit Urzeiten auch jene dämonischen Entitäten bekannt, die das Chaos repräsentieren, die Wider-Ordnung des Seienden, die scheinbar das Schlechte im Menschen zu beherrschen vermögen und ihm nur zu Üblem
nutzen können.
Interessant ist, dass die heute übliche Trennung von Invocationes Elementharii und Invocationes
Daimoniae sich philosophisch erst vor etwa tausend Jahren durchgesetzt zu haben scheint - vielleicht sogar rein bosparanischen Ursprungs ist!
Die Zentren dieser beiden tariqanim liegen natürlich in den altehrwürdigen
ma'hadim zu Rashdul und Khunchom und obwohl beide Schulen auch viele Teile des jeweils anderen Weges lehren, sind die beiden Akademien als philosophische Schulen bedauerlicherweise Opfer ihrer über die
Jahrhunderte kumulierten Spezialisierung geworden, so dass heute nicht mehr allzu viel Austausch zwischen 'dem Pentagramm'
(al'pandjashtra) und 'dem Drachenei' (al'kâ'drakor) stattfindet.
Es gibt jedoch noch eine dritte magische tariqa, die zwar nicht ganz so angesehen, aber
gewiss nicht minder traditionell-tulamidisch ist: die tariqa al'hawshal ('Weg des Geistes'), deren
mûdrash immerhin bis auf den alt-tulamidischen Weisen und Zauberer Rashman Ali zurückreicht. Diese
Richtung beschäftigt sich vornehmlich mit dem menschlichen Geist, seiner Wahrnehmung, seiner
Beeinflussung und Täuschung und hat - wer hätte das gedacht - ihren uralten Hauptsitz in der
Ma'had Al'Achami dar Fasar. Es ist einigermaßen bezeichnend, dass das Zentrum dieser
tariqa nicht innerhalb der tulamidischen Kernzivilisation liegt, denn es herrscht wenig Liebe zwischen den Wegen des Erzes und des Verborgenen, die sich als Erben der wahrhaften tulamidischen Tradition des
Diamantenen Sultanats verstehen und gegenseitig respektieren, und der tariqa
al'hawshal, die wohl schon seit Urzeiten eine eher individualistische, freigeistige und (vielleicht ironischerweise) traditionskritische Philosophie vertritt und die den anderen Schulen schon häufiger in der Geschichte schlicht Irrelevanz für die eigentlich wichtigen Fragen des
philosophischen Woher? und Wohin? der Menschen vorgeworfen hat...
Anmerkung 10: Es kann dabei nicht bestritten werden, dass die Anhänger dieses Weges häufig eine
gewisse Vorliebe für die dunkleren Geheimnisse der Beschwörungskunst an den Tag legen - genauso
wenig, wie man verneinen kann, dass die Al'Achami über vierhundert Jahre lang deutlich mit borbaradianischen Theorien sympathisierte (was sich aber natürlich mit dem Amtsantritt Seiner Spektabilität Thomeg
Atherion und dem Verschwinden des Magisters Liscom drastisch geändert hat...).
Allerdings sollten diese Differenzen nicht überbewertet werden, denn letztlich verstehen alle drei
medresanim sehr gut, dass jede von ihnen ihren wertvollen Beitrag zur allumfassenden
tariqa al'magar leistet. So entsteht gewissermaßen ein Gleichgewicht zwischen drei Auffassungen von Welt und Magie und da die Tulamiden grundsätzlich ein stolzes Volk sind, und da die
magarim besonders stolz auf ihre (gemeinsame) uralte Tradition sind, scheint auch keine wirkliche Gefahr zu bestehen,
dass dieses Gleichgewicht ernsthaft gestört werden könnte.
Ay al'ma'hadim al'magar
Im Folgenden seien die magischen Akademien und Schulen des Tulamidenlandes nach Reputation und
Einfluss innerhalb Mhanadistans absteigend geordnet und kurz in ihren Besonderheiten erläutert. Insgesamt ist zu beachten,
dass Tulamidistan (ähnlich wie das sogenannte Liebliche Feld) auf einer relativ kleinen geographischen Fläche eine große Anzahl von
Magierakademien besitzt. Dazu kommen nicht wenige kleinere Gemeinschaften von Zauberkundigen (z.B. der ODL zu
Anchopal) und einzelne mächtige Zauberer (am bekanntesten: Abu Terfas, Sultan
Hasrabal, Liscom von Fasar), was bedeutet, dass die magarim im Land der Tulamiden eine erheblich größere Präsenz als in den meisten anderen Ländern Aventuriens haben. Dazu kommt eine sehr alte magische Kultur, was auch bedeutet,
dass alle Tulamiden mit der Möglichkeit der Muße und der Bildung selbstverständlich über die
tariqanim al'magar Bescheid wissen und wahrscheinlich sogar (über Hofzauberer und magiebegabte Freunde, etc.) halbwegs auf dem Laufenden über zeitgenössische Diskussionen sind.
Der zentrale Punkt ist dabei eben, dass die tulamidisch-magische Wissenschaft traditionell einen existentiellen philosophischen Anspruch hat, der natürlich auch für die gebildeten Laien Bedeutung haben will/kann/sollte. Auch wenn die einzelnen Akademien für sich nur in sehr relativem Maße diesem Anspruch gerecht werden, ist doch das Netz des Wissens, der Kommunikation und der Tradition dicht genug, um ein kulturelles
Bewusstsein für philosophische, spirituelle und eben auch 'magische' Fragen lebendig und wach zu erhalten.
Ma'had al'wasath al'kâ'drakor ay Yash'Hualay dar Khunchom
Drachenei-Akademie zu Khunchom
Das Zentrum der tariqa al'ramlih hat sich insbesondere dem Gebiet der praktischen Thaumaturgie verschrieben, dessen aventurienweit anerkannte Autorität,
Âmûzgâr Khadil Okharim, auch als begnadeter Redner jedoch zweitklassiger Philosoph gilt. Böse Zungen behaupten, eher diese Mischung als seine fachliche Kompetenz sei der Grund für die erfolgreiche Außenpolitik Seiner Spektabiliät, die dem
Kâ'drakor in den letzten Jahrzehnten nicht unerheblichen Einfluss bei den
Gharbistanim (respektive: in Punin) gesichert hat. Nicht zuletzt auch aufgrund der Lehrphilosophie Khadil Okharims gelten die Khunchomer mittlerweile insgesamt als handfeste Praktiker, während sie als Theoretiker ob ihres sehr naiven Blicks auf die unbelebte und
vermeintlich-unbelebte 'objektive' Welt von den Rashdulern und Fasarern eher belächelt werden. Sie zeichnen sich aber besonders durch großen
Einfallsreichtum in der variantenreichen Anwendung ihrer Kenntnisse aus.
Ma'had al'wasath pandjashtra wa sittashtra wa haftashtra wa sahibir a'nurrim da'Rashdul
Pentagramm-Akademie zu Rashdul
So weltoffen und neugierig die Drachenei-Akademie erscheint, so weltfremd und abweisend mutet das Zentrum der
tariqa al'nusirr an. Die Zauberer, die in den torlosen Mauern des Pandjashtra leben und Magie treiben, widmen sich ihrem
geheimnisvollen 'Weg' so ganz und gar, dass sie anderen Dingen kaum Aufmerksamkeit schenken. Abgesehen davon,
dass das gewaltige pentagonische Akademiegebäude das größte der Stadt ist, bekommen die
Rashdulim daher so gut wie nichts von den mönchshaften Beschwörern mit. Philosophisch Bedeutsames passiert hier z.Z. vor allem intern, denn seit einigen Jahren schwelt ein garstiger Streit zwischen den Dämonologen und den
Elementaristen der Schule um die Vorherrschaft innerhalb der tariqa, und es mag sein,
dass eine große Spaltung, eine 'Gabelung des Weges', kurz bevorsteht.
Anmerkung 11: Ich habe selbst am Pandjashtra einige Zeit Forschung betrieben und gelehrt (zu einigen speziellen aëritisch-elementaren
Canti) und habe die Konflikte der beiden Fakultäten aus nächster Nähe beobachten können - eine Erfahrung, um die mich keiner der geschätzten Collegae beneiden sollte…
Âmûzgâra Belizeth Dschelefsunni (die an der dämonologischen Fakultät lehrt) ist gefürchtet und bewundert von ihren Collegae in ganz
Mhanadistan, während außerhalb der Tulamidenlande kaum ein Magier ihren Namen kennt. Entgegen der scheinbaren Isolation der
pandjashtranim besitzt die Spektabilität aber ein geradezu unheimliches
Wissen über das politische Geschehen in Mhanadistan und darüber hinaus, sie scheint es zudem geradezu zu genießen, beständig denunzierende Gerüchte über die an diesem Geschehen beteiligten Personen in die Welt zu setzen - kein Wunder,
dass sie unter den magarim (außerhalb Rashduls wohlgemerkt...!) nur noch mit dem Beinamen
ibliqis, 'Spinne', genannt wird.
Ma'had al'jasar Al'Achami hawshaltarra dar Fasar
Al-Achami-Akademie der geistigen Kraft zu Fasar
Auch von der Al'Achami, der Hauptvertreterin der tariqa
al'hawshal, dringen z.Z. nur wenig Neuigkeiten ins restliche Mhanadistan - von Neuem und Altem Reich ganz zu schweigen. In diesen Zeiten des wiedererstakten Borbaradianertums
(damnus, damnus, damnus) möchte man sich wohl nicht allzulaut bemerkbar machen, so zumindest kursiert die Häme in Rashdul und
Khunchom. Einzig Âmûzgâr Thomeg Atherion scheint eine erstaunliche
Omnipräsenz an den Tag zu legen, wenn es Gelegenheit gibt, gegen die borbaradianim aktiv zu werden - an seiner eigenen Akademie kann man ihn
dagegen nur selten antreffen…
Shabath al'wasath harun'jarim aniil Fasar
Bannakademie zu Fasar
Die nur knappe hundert Jahre junge Bannakademie ist vielleicht die unbekannteste Magierschule
Aventuriens. Selbst die meisten magarim würden ihr Siegel nicht ohne weiteres erkennen und der
derzeitige Âmûzgâr Sarim al Jabar versteht es meisterhaft, diese Situation beizubehalten. Man könnte die
Harun'jarim, wie die Bannmagier sich nennen und was etwa so viel heißen mag wie 'Wächter', wohl
durchaus dem Fasarer Weg des Geistes zuordnen, allein: sie selbst haben sich während hundert Jahren nicht bemüht, irgendwem irgendeine Definition ihres eigenen Weges zu liefern und scheinen auch
weiterhin keinerlei Interesse am Austausch mit anderen medresanim zu haben. Alles, was man also weiß, ist,
dass die Harun'jarim exzellent in der praktisch-exorzistischen Kunst ausgebildet werden und
dass sie daneben noch die Möglichkeit haben, ein beliebiges Spezialgebiet bei einem der aus ganz
Aventurien stammenden Mudarrisim zu studieren. Dies alles ist schon ungewöhnlich für tulamidische Maßstäbe, doch darüber hinaus scheinen die
Bannmagier nur für das Ziel ausgebildet zu werden, schließlich als Leibmagier in den Dienst eines der
'Erhabenen' von Fasar oder einer anderen reichen Händlerfamilie Mhanadistans zu treten, oder als
Lehrmeister von magiebegabten Zöglingen an den Hof eines Fürsten geholt zu werden. Würde man das Netz dieser vor allem weltlichen Beziehungen und Verbindungen einmal nachzeichnen (wie ich einst die Frechheit besaß, es zu tun - dazu jedoch hier keinesfalls mehr
Details...), wäre das Ergebnis 'wahrscheinlich' ein beängstigend großes Einflusspotential der Schule - doch da der
Shabath harun'jarim kein offensichtliches politisches oder
ideologisches Ziel hat, ist diese Information nicht allzu nützlich...
Medresa al'wasath rastullahbastra al'magia wa Kalifâ dar Mherwed
Zauberschule des Kalifen zu Mherwed
Die jüngste der aventurischen Magierakademien ist ein überaus interessantes Projekt, welches sicherlich in der Zukunft nicht nur für das Kalifat Bedeutung haben wird:
Âmûzgâr Mawdli Mherech ben Tuleyman ist absolut kein Fanatiker, sondern ein einflußreicher Weiser des Rastullahglaubens und ein überaus gebildeter Magier zudem, der angeblich schon in Thorwal mit Aleya
Ambareth, in Gareth mit dem Boten des Lichts und in Mirham mit Salpikon
Savertin disputiert hat. Mawdli Mherechs Lebenswerk gilt - dies hat er mir gegenüber selbst gesagt - der Aufgabe, vier Wege zusammenzuführen, wie sie seiner Meinung nach zusammengehören: die drei großen tulamidischen
tariqanim al'magar und den einen heiligen Weg der Mawdliyat, welcher als Weg der Wege alle anderen zum Ziel, zur ewigen
Wahrheit, führen kann! Zu diesem Zweck hat er in langen Jahren neun der weisesten Zauberer des
Kalifats (jeweils zwei aus Khunchom und Rashdul, jeweils einen von der Al'Achami und der
Bannakademie (!), dazu, ihn selbst eingeschlossen, drei Unabhängige) um sich geschart, die nun mit größtem gottgefälligem Eifer am gemeinsamen Werk arbeiten. Die kleinen Schülerjahrgänge werden nach strengsten Kriterien handverlesen, damit sie die schwierige Gratwanderung 'zwischen' den
Wegen und auf dem einen wahren Weg mit fester Seele und scharfem Verstand meistern können. Es spricht alles dafür,
dass unter solchen Bedingungen wohl die frischesten philosophischen Diskussionen und Denkansätze der kommenden Jahrzehnte
vornehmlich aus Mherwed kommen werden und ich freue mich schon sehr darauf, mit den jungen Collegae ins hesindegefällige Gespräch zu kommen!
von: Tyll Zybura Erschienen in Opus no. 69 am 28.5.2000 als Reaktion oder Fortsetzung zu Ay al'magia tulamidya - Von der Zauberkunst der Tulamiden.
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