Der Weg des Blutes
Eine Abhandlung über die Verbindung von Leben und
Geist
von
Meister Barius von Charypso, Magister der Academia Limbologica
Balsam Salabunde, die gesamte
Magica Curativa, eine Kunst,
verbreitet und geachtet im gesamten Weltenrund, die Macht eines jeden
Magus, die verbotenen Pforten des
Lebens zu öffnen, aber auch die wohl schwärzeste Spielart der
geistigen Künste, die Magie des
Blutes - all diese Wege der Magie haben eines gemeinsam: Sie
vereinigen die Macht des Geistes mit der Kraft des Lebens bzw. überwinden
deren unüberwindbare Grenzen.
Die eine Form der Magie wird nun schon solange praktiziert, wie die andere
gefürchtet ist, und doch konnte mir bis heute noch niemand erklären, und
ich habe viele Diskurse geführt - mit vielen - wie es möglich ist, diese
Schranken zu öffnen, worin diese Schranken bestehen, ja was „astrale
Energie“ und „Kraft des Lebens“ überhaupt sind. Daher habe ich mich
selbst aufgemacht dies zu ergründen, auch wenn ich fürchte, dass für
einen Sterblichen dies gar nicht zu ergründen ist.
Das erste
Kapitel erschien in Opus no. 15.
Ad
Secundum - 2. Kapitel
Blut ist Leben - Der Vampir
Nachdem nun im ersten Kapitel die
Erschaffung des Lebens und die Verbindung der genannten drei göttlichen
Gaben, Körper - Leben - Geist, geklärt wurden, bleibt dennoch eine sehr
wichtige Frage zu klären: Wo im
Menschen ist nun, rein anatomisch, die Lebensenergie zu finden?
Mit dieser Frage nun beschäftige ich mich schon seit meiner
Studienzeit an der Anatomischen Fakultät zu Havena. Dort schon ist mir
aufgefallen, dass Menschen, die schweren Verletzungen erlegen waren, meist
starben, nachdem, oder besser weil sie sehr viel Blut verloren hatten.
Durch diese Erkenntnisse kam ich das erste Mal vor vielen Jahren zu einem
Schluss, der mir noch oft zum Verhängnis werden sollte: Das
Blut ist das Medium, in dem die Lebensenergie durch den menschlichen Körper
strömt. Von dieser Theorie wurde nun mein gesamtes restliches Leben
geprägt. Ob ihr wurde ich über alle Maßen gelobt, verspottet, gehasst,
der Hexerei bezichtigt, zum Tode verurteilt, beinahe hingerichtet und
schlussendlich kam ich wegen ihr nach Charypso - als Gefangener. Diese
gesamte Geschichte wird bald ebenfalls mit allen Einzelheiten im Opus zu
lesen sein.
Dort nun, in Charypso, konnte
ich diese Theorie endgültig festigen: Als Medicus im Feldlazarett während
eines Sklavenaufstandes konnte ich viele Leben retten, da ich begann das
Blut derer, die unheilbar verletzt waren und sowieso bald gestorben wären,
auf andere zu transfundieren, die nur an einem schweren Blutverlust
litten. Binnen kürzester Zeit schon begannen sich diese zu erholen und
konnten trotz ihrer schweren Verletzungen zu 90 Prozent wieder in den
Kampf geschickt werden. Das Rohr, das ich für die Transfusion benutzte,
musste ich an beiden Enden zur Einführung in die Arme der Verletzten
zuspitzen und mit einer aus einer Pflanze extrahierten Flüssigkeit, dem -
wie ich es nenne - Heparin, bestreichen, um das transfundierte Blut vor
der Gerinnung zu bewahren.
Der unwissende Medicus hüte sich jedoch dies mir nachzumachen! Denn viel
komplizierter ist dieser Vorgang, als er scheint zu sein! Denn
bewahrheitet hat sich, was schon lange gelehrt und doch sehr umstritten
ist: Nicht alle Menschen haben das selbe Blut! Wage es nie das Blut eines
Sklaven, eines niederen Bürgers oder gar eines Mohas mit dem eines weißen
Adeligen zu vermischen. Das Blut agglutiert stante pede im Körper des
Empfängers! Nur Menschen gleichen Standes und Volkes dürfen ihr Blut
vermischen.
Dies jedoch war nicht die einzige Erkenntnis, die meine Theorie der
Bedeutung des Blutes bestärkte. In Charypso habe ich mich ausführlich
mit den Vampiren beschäftigt. Sie scheinen Geschöpfe zu sein, die zwar
die Gabe des Verstandes nicht aber TSA’s Gabe des
Lebens erhalten haben. Sie müssen ebenfalls das Blut der Menschen in sich
aufnehmen, um so die Gabe des Lebens zu ersetzen. Das Leben muss also im
Blut zu finden sein.
Eine andere Frage ist jedoch: Warum gibt ihnen HESinde
ihre Gabe, wo sie weiss, dass TSA die ihre schon
verweigert hat? Dies bringt mich zum Schluss, dass selbst solch verfluchte
Geschöpfe im Gleichgewicht der Welt nötig und gewollt sind.
Umzubringen ist der Vampir
nun natürlich nur, wenn man das zerstört, das er zur Extraktion des
Lebens aus dem Blut nötig hat: Das Herz.
Meister
Barius von: Daniel Junker Erschienen in Opus no. 27 am 25.7.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Der Weg des Blutes.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Der Weg des Blutes - Teil III.
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