Magus ante
Bosparan, magus in millenio secundo
Ein phänotypischer Vergleich
Teil IV
Wer also meinen Ausführungen so weit folgen konnte, dass er
die zuletzt aufgestellten Thesen das Verhältnis der Kräfte sowie deren Gleichgewicht
betreffend annehmen und verstehen konnte, der möge mich nun auch noch auf den letzten
Schritten meines Weges hin zur Weisheit begleiten:
Im nun folgenden Jahrtausend erlebte die Magie einige tief eingreifende Veränderungen,
die wohl auch manches Mal bis an die Grundsäulen ihrer selbst vordrangen, diese jedoch
nie wirklich zu stürzen im Stande waren; das Gleichgewicht blieb weiterhin erhalten, die
Art und Weise aber, wie Magie verstanden, begangen, ausgeübt oder auch geahndet wurde,
veränderte sich ständig. Nicht zuletzt durch das Wirken der Elfenvölker - und ich
wiederhole mich hier gerne - fanden die Magier dieses Jahrtausends ein vollkommen anderes
Verständnis von Magie, von Recht und Moral. Es entwickelte sich eine auf Moral und
Wertvorstellungen basierende Form der Magie, die durch und durch gut war. Natürlich
könnten nun einige Kritiker wohl mit Recht darauf hinweisen, dass es auch zu dieser Zeit
schwarzmagische Umtriebe, dämonische Präsenzen und so vieles mehr gab, doch mir liegt
daran, eine großflächige Bestandaufnahme zu machen, in welcher ich die wichtigsten
Entwicklungen nachzeichne, nämlich das Verständnis der Magie als eine gute, positive
Kraft, so belegt durch die Magica Moventia, die Magica Clarobservantia und besonders durch
die Magica Curativa.
Doch mag sich der geneigte Leser diese langwierige Entwicklung nicht als eine Übernahme,
ein Ersetzen der alten Formen der Magie, sondern als eine bereichernde Ergänzung zu den
zwei immer noch im Gleichgewicht bestehenden Säulen - Invocatio et Conjuratio -
vorstellen.
Diese hoffentlich verständlich skizzierte Entwicklung musste in einer Zeit der Harmonie
und des Friedens gipfeln, in einer Ära von über einem Jahrhundert, in der sich all die
verschiedenen Formen der Magie erstmals bewusst voneinander trennten und dabei doch in
einer aufgingen. Die Regierungszeit ROhals des Weisen war angebrochen.
Doch auch diese Zeit der Harmonie und Eintracht musste einmal enden, und ihr folgte eine
Zeit der Wirren und Unordnung, die wir heute die Magierkriege heißen. Etwas hatte sich
aber grundlegend geändert im Verständnis der Magier der Post-Rohal'schen Zeit. Eine zu
Beginn noch undefinierbare Veränderung hatte stattgefunden, welche auch im Nachhinein
betrachtet erst auf den zweiten Blick erkennbar ist: Der Zeitpunkt der Harmonie war
zugleich auch der Zeitpunkt der Erkenntnis über das Gleichgewicht der Säulen der Magie!
Und, wie so oft, brachte die Erkenntnis für den Menschen,
den Magier also in diesem Falle, mit sich, dass er sich seiner Fehlbarkeit, seiner
kurzweiligen Existenz und der Nichtigkeit seines Seins bewusst wurde. "Wer
erkennt, wird wissen. Wer wissend ist, wird danach handeln. Und erst wer nach seinem
Wissen handelt, wird weise genannt. Doch ist es auch so, dass, wer weise ist, für sein
Handeln verantwortlich ist."
Ab dieser Zeit war und ist es allen Magiern möglich, das von der Herrin HESinde
gefügte Gleichgewicht zu erkennen - ab dieser Zeit war und ist es aber auch die Pflicht
eines jeden erkennenden Magiers nach der Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts zu
streben. Jeder erkennende Magier ist in all seinen Worten und Taten verantwortlich vor den
Göttern, primo vor der Herrin HESinde.
So wie ein kleines Kind unbewusst zu schreien beginnt, sobald es Hunger hat, um zu
überleben, so wurde auch früher das Gleichgewicht nur unbewusst aufrecht erhalten. So
ein Mensch aber erwachsen wird, erkennt er seinen Hunger und die Notwendigkeit ihn zu
stillen, und so ist er selbst dafür verantwortlich sich um genügend Nahrung zu sorgen.
Ebenso ist also der um das Gleichgewicht wissende Magier nun dafür verantwortlich sich um
das Gleichgewicht im Sinne der Magie zu sorgen. Somit schließe ich, ist es auch möglich,
dass ein um seinen Hunger wissender Mensch sich nicht um dieses Bedürfnis kümmert und
also verhungert. Und so schließe ich weiters, ist es auch möglich, dass sich der
wissende Magier nicht um die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts kümmert und also das
Gleichgewicht erheblich gestört wird.
Der Zeitpunkt der Erkenntnis des Gleichgewichts geschieht in unserer Zeit für jeden
Magier individuell, im Idealfalle während seiner Ausbildung an einer Akademie oder bei
einem Lehrmeister. Es gibt (oder: sollte) eine Vielzahl von wissenden Magiern (geben). Man
stelle sich also vor, dass all diese Magier verantwortlich für die Aufrechterhaltung des
Gleichgewichts sind und es somit auch - je höher die Zahl der Wissenden - umso mehr ins
Wanken bringen können. Das ist wahre Weisheit, denn seht: Die Magier unserer Zeit haben
sich offensichtlich nicht um die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts gesorgt, so wie es
ihnen von HESinde aufgetragen wurde, denn wäre es sonst zu Derartigem
gekommen, was wir erleben mussten. Ich sage also: "Werdet wissend, um eure wahre
Aufgabe zu erkennen!" Und ich sage: "Werdet weise, um eure wahre
Aufgabe zu erfüllen!"
Großmeister Erilarion Androstaal von: Philipp Schumacher Erschienen in Opus no. 17 am 9.5.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Magus ante Bosparan, magus in millenio secundo - Teil III.
Leserbrief:
Ad Der Weg des Blutes - Eine Abhandlung über die Verbindung von Leben und Geist
Hochgeschätzter Meister Barius von Charypso,
Magister an der Academia Limbologica,Äußerst interessiert habe ich den
ersten Teil Eurer Abhandlung im XV.Opus gelesen. Ein sehr diffiziles und bisher nur wenig
erforschtes Gebiet, welchem Ihr Euch da widmet. Allein - bei aller Begeisterung - in Eurem
erstem Kapitel macht mich dann doch ein Punkt stutzig. Ihr führt das Entstehen von Leben
auf das wirken der drei Göttinen T SA, PERaine und HESinde
zurück. Als eine Art "Ausschlußkriterium" für die anderen der Zwölfe - bitte
erregt euch nicht ob dieses Ausdruckes; ich will Euch keinesfalls der Blasphemie
bezichtigen - benennt Ihr, daß ein Leben - insbesondere ein normales Leben - ohne diese
drei Gottheiten nicht möglich wäre. Soweit bin ich auch bereit Euch in Eurer
Argumentatio zu folgen.
Aber gerade der Begriff "normales Leben" , den
Ihr vielleicht ja sogar nur aus didaktischen Gründen gewählt habt, um das Wirken HESindes zu verdeutlichen war es, der mich stutzig machte.
Und so frage ich Euch:
Ist denn die Entstehung "normalen Lebens" ohne da Wirken der anderen Zwölf
möglich? Muß nicht zumindest P RAios auf
jeden Fall auch beteiligt sein, da er es ist der die Ordnung bringt? Ein normales Leben
ohne Ordnung? Man schaudert bei dem Gedanken an die Mißgeburten die ab und an geboren
werden. Und: Ist ein Leben ohne Tod und Schlaf normal? Bei PHEx mögt Ihr dann zurecht behaupten, daß sich die List des Menschen erst später
entwickelt, aber im Tierreich gibt es einige Spezies die ohne diese den ersten Tag nicht
überleben könnten.
Ihr merkt sicher worauf ich hinaus will: Leben ist eine Gabe der Götter!
Allerdings nicht die eines, zweier oder dreier sondern die der Zwölfe. Sie alle tragen
dazu bei - bei einem Individuum mehr der eine beim nächsten mehr die andere aber stets
muß ein göttlicher Funke von jedem der Zwölf in dem Neugeborenem sein.
Hochachtungsvoll,
Thundar Hurlemanoff
Absolvent der Academia Arcomagica Scholaque Puniensis
- zur Zeit auf Reisen -
Post bitte an: elementarist@geocities.com von: Florian Kreuzinger Erschienen in Opus no. 17 am 9.5.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Der Weg des Blutes.
Leserbrief:
Ad De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - Mein lieber Tundar Hurlemanoff...
Werter Collegus Ambrosius,
Zunächst ist es an mir, Euch zu gratulieren. Ihr seid ja, wie ich dem
letztem Opus entnehmen konnte, nun zum Lehrmeister an der Academia Limbologica berufen
worden. Ich wünsche Euch in diesem Amt, daß Ihr stets den nötigen Weitblick und
Scharfsinn unter Beweis stellt. Möge H ESindes
Licht Euch stets sicher leiten.
Etwas erstaunt bin ich ob Eurer Forderung nach Satisfactio: Es wäre mir
gänzlich neu, daß Ihr von Stande seid! Da ich aber nicht annehme, daß Ihr dies bisher
verschwiegen habt, weise ich Euch hiermit auf folgendes hin:
Zuvörderst habt Ihr - genausowenig wie ich - das Recht Satisfaktion zu
fordern (sofern Ihr nicht doch Euren Titel verschwiegen hättet - was aber zumindest
leichtes Befremden auslösen dürfte, da dieser dann ja auch nicht bei Eurer offiziellen
Berufung zum Lehrmeister erwähnt worden ist). Insofern wäre dies ein Verstoß gegen die
Gesetze - und das würde dann doch Eure Glaubwürdigkeit in Frage stellen. Räumt Ihr mir
schließlich nicht einmal das Recht ein, Gesetze und ihre Anwendung in Frage stellen zu
dürfen - was ich so ja nicht einmal getan habe. Ich hatte ja lediglich kritisiert, daß
man die Intention des Zaubernden bewerten sollte und nicht die Art wie er seine Thesen
wirkt.
Secundo stünde mir, soweit ich in diesen Belangen bewandert bin, dann wohl - da Ihr die
Forderung gesprochen habt - die Wahl der Waffen, des Ortes und der Zeit zu, was sicherlich
nicht in Eurem Sinne sein kann.
Des weiteren möchte ich Euch doch in Eurem Interesse von solchen
Kindereien dringend abraten - Ihr könntet am Ende dabei ernsthaften Schaden nehmen und
auch die Akademieleitung will sicher (wo Ihr doch gerade erst Euren Lehrstuhl angetreten
habt) nicht nach einem Stellvertreter suchen müssen, bis Ihr wieder genesen seid. Denn
eines darf ich Euch versichern: Ein Gegner im Kampfe ist keineswegs so geduldig wie das
Papier auf dem Ihr Eure Traktate zu schreiben gewohnt seid.
Euch zu liebe will ich mich diesmal noch nicht provoziert sehen und
verzichte auch großzügigerweise auf eine öffentliche Entschuldigung. Ich nehme diese
Forderung einfach als nicht gestellt an.
Auch unsere Disputatio scheint mir inzwischen mehr und mehr zur
Zeitverschwendung zu verkommen. Ihr weigert Euch Tatsachen anzuerkennen und verdreht meine
Aussagen wie es Euch gefällt. Im gleichem Jahr, in dem Kaiser Hal spurlos verschwand
wurden meine Gefährten und ich Opfer dieses "Zauberzwanges". Wir versuchten
Hilfe zu bekommen wo immer wir vorbeikamen. Weder eine mächtige Dienerin Sumus namens
Gala noch der Vorsteher des Tempels der H ESinde
zu Gareth vermochten uns zu erlösen. Ja, der höchste Diener der weisen Göttin zu
Gareth, Meister Yitskok. Sinngemäß sagte er zu mir, er selbst wüßte nur drei Personen,
die in der Lage wäre uns zu helfen. Das sei zu einem der Zauberer der die Thesis wirkte
selbst, wobei das fraglich sei, da es leichter wäre den Zwang zu werfen als ihn zu
brechen. Die zweite wäre eine ihm bekannte Magierin und diese sei - da sie oft unterwegs
wäre - auch für jene schlecht zu erreichen, die sie zu rufen verständen. Bis heute bin
ich davon überzeugt, daß er damals von der legendären Nahema sprach. Die dritte jedoch,
so führte er aus, sei allein die Göttin selbst. Er versprach uns sodann uns in seine
Gebete einzuschließen und wir zogen weiter. Am Ende waren es dann wirklich die Götter,
die uns vor der Erfüllung der Aufgabe bewahrten. Das gehört jedoch nicht hier her! Seit
dieser Zeit habe ich nie wieder einen wirkenden "Zauberzwang" erlebt. Zwar habe
ich mich geraume Zeit danach sehr dafür interessiert und auch einige Töchter Satuarias
dazu befragt, ja sogar Antworten erhalten, doch selbst zu versuchen, einen Zwang zu
brechen konnte ich allein aus Mangel an Opfern schon nicht. Sogenannte Flüche hingegen
habe ich bereits einige gebrochen - wenn auch bisher noch kein permanent wirkender
darunter war - und noch mehr in Anwendung gesehen. Vielleicht solltet Ihr, werter Collegus
Ambrosius, der staunenden Fachwelt Eure - sicherlich modifizierte - Thesis des BEHERRSCHUNGEN BRECHEN vorstellen; damit könntet Ihr dem "Zauberzwang" seinen Schrecken
nehmen! Allerdings solltet Ihr - zumal Eure Formel einige Nachteile beim brechen von
Flüchen zu bringen scheint - Euch eines Demonstrationsobjektes versichern. Es könnte
sonst sein, daß Euch so niemand Glauben schenken mag, obwohl Ihr ja anscheinend eine
große Kapazität auf diesem Gebiet zu sein scheint! Immerhin gelingt Euch, was dem
Hochgeweihten der Allwissenden Göttin nicht gelang.
Ich bin es ehrlich gesagt leid
auf solch lächerliche Wendungen einzugehen, die Ihr vollführt. Auf der einen Seite
schreibt Ihr, daß es "anerkannte und in Auszügen sicherlich hervorragende
bereits existente Werke" über dieses Themengebiet gibt, im nächstem Augenblick
jedoch sind "die dort präsentierten Wahrheiten unvollkommen und
anzweifelbar", einen Absatz oberhalb behauptet Ihr "innerhalb des weit
verbreiteten Aberglaubens Wahrheit von Fiktion" scheiden zu wollen; bei den
Werken die teilweise so hervorragend sind, wollt Ihr dies dann nicht - mit der lapidaren
Begründung: "Denken will ich lehren, nicht Gedachtes". Da bleibt nur
zu hoffen, daß ein anderer Euren Schülern zeigt, über Gedachtes nachzudenken, um so zu
den richtigen Gedanken zu kommen. Da macht sich doch der Mherwedbock zum Schäfer!
Ihr dreht und wendet Euch wie es Euch paßt! In einem Artikel schreit Ihr entrüstet auf,
wie ich es nur wagen könne Euch zu raten mit einem Menschen zu reden "der noch
niemals eine Bibliothek von innen gesehen haben mag, ja vielleicht nicht einmal die
Fähigkeit des Lesens sich anzueignen vermochte", jetzt hingegen schreibt Ihr "Ich
achte die sogenannten Kinder Satuarias durchaus". Abgesehen davon, daß es in
dem letztem Zitat entweder "die sogenannten Hexen" oder aber "die
sich selbst Kinder Satuarias nennen" heißen müßte, was ich übrigens
bedauerlich finde (haftet doch dem Wort Hexe ein abwertender, fast beleidigender
Beigeschmack an) ändert Ihr Eure Aussagen gerade so an, wie Ihr es momentan für richtig
haltet. Wie die Fahne, die immer mit dem Wind weht.
Leider aber - Euch mag es ja anstehen Eure Meinung zu ändern - verdreht
Ihr ebenso meine Aussagen. Ich habe niemals den Codex Albyricus in Frage
gestellt. Sobald auch nur zwei Menschen zusammenleben, benötigt man Regeln. Auch die
Gemeinschaft der Magiekundigen benötigt diese. Ich behaupte lediglich, daß es möglich
sein muß, diese Regelungen zu hinterfragen und - so nötig - zu kritisieren. Beides
erscheint mir nicht ein Verstoß gegen die Gesetze zu sein. Des weiteren habe ich all jene
Gesetze und Vorschriften kritisiert, die nicht die Intention - also das Ziel des Zaubers -
sondern die Ausübung der Thesis betreffen. Zudem habe ich dies weiter eingegrenzt, indem
ich ebenfalls klipp und klar sagte, daß innerhalb einer engeren Gemeinde weitere
Einschränkungen angebracht sein mögen und explizit die Gildenregeln als für
Gildenmagier obligat dargestellt. Ich habe nur die Anwendung der Vorschriften der Gilden
auf nicht Gildenzugehörige als meiner Ansicht nach falsch dargestellt. Innerhalb des
gültigen Rechtssystems gibt es bereits Ausnahmeregelungen wie zum Beispiel die für Elfen
gültigen Gesetze oder aber die Lex Zwergica. Allein im Bereich der Magie wird in der
Rechtsprechung das "anders sein" nicht nur einfach nicht berücksichtigt,
sondern sogar unter Strafe gestellt.
Immerhin - scheint mir - verinnerlicht Ihr wenigstens meine Ratschläge.
Noch vor einiger Zeit sah ich den Anlaß gegeben, Euch zu raten, Eure Studierstube einmal
zu verlassen ohne gleich in die nächste Kaschemme zu gehen und Euch in der Welt
umzusehen; schon greift Ihr meinen Vorschlag auf und ratet mir das Gleiche zu tun.
Ausgerechnet der Collegus sagt dies zu mir, der noch vor einigen Briefen nicht einmal mit
"Hexen" reden wollte. Werter Collegus: Nehmt doch bitte zur Kenntnis, daß ich
nicht nur bereits mit Hexen gesprochen habe, sondern auch zu Gast auf einem ihrer Feste
war. Ich denke doch, daß ich da um einiges mehr an praktischer Erfahrung aufbringen kann
als Ihr! Und wenn ich Euch dann in einem öffentlichem Brief zu verstehen gebe, daß die
Macht die ein Zirkel entfalten kann, wohl ähnlich steigt wie uns dies vom Unitatio her
bekannt ist, so könnt Ihr mir getrost glauben, daß ich es nicht nötig habe mein Wissen
rein aus "schlauen Büchern" zu gewinnen, geschweige denn mir einen Band
"Was glaubt das Volk" auf einem stillem Orte durchzulesen um dann solche Dinge
zu verbreiten. Auch mit Eurer flapsig hingeworfenen Aussage über Hexenkessel wäre ich an
Eurer Stelle vorsichtig. Diese Kessel sind in der Tat mächtige Artefakte - allerdings
gehören sie nicht einer einzelnen Hexe; sie werden vielmehr vom gesamten Zirkel
erschaffen und auch genützt. Eine wichtige Bedeutung scheint diesen Behältern vor allem
auf den halbjährlichen Treffen zuzukommen. Hier dienen sie wohl als notwendiger
Ritualgegenstand, wenn es darum geht die Flugfähigkeit der einzelnen Töchter Satuarias
sicherzustellen.
Ich verbleibe mit der Hoffnung, daß sich Eure geplante Beitragsreihe als
sachlicher und distanzierter erweist und die Substitutio des Wortes geplante
durch das Wort angedrohte nicht nötig ist.
Mit kollegialen Grüßen,
Thundar Hurlemanoff
Absolvent der Academia Arcomagica
Scholaque Arcania Puniensis
- zur Zeit auf Reisen -
Post bitte an: elementarist@geocities.com von: Florian Kreuzinger Erschienen in Opus no. 17 am 9.5.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - Mein lieber Thundar Hurlemanoff....
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Versuch einer gütlichen Einigung.
Versuch einer
gütlichen Einigung
Geschätzter Collegus Thundar Hurlemanoff, Aufgrund
meiner neuen Stellung an dieser Akademie ist es mir möglich, auf Euer Schreiben an dieser
Stelle direkt und ohne die in der Vergangenheit doch sehr lästigen und für den geneigten
Leser sicherlich auch recht verwirrenden, zeitlichen Verzögerungen einzugehen, und genau
dies habe ich nun vor.
Zu Beginn komme ich wohl nicht umhin, Euch für Eure Glückwünsche zu danken.
Zwar vermochten sie mich nicht wirklich zu berühren, doch achte ich diese Eure
freundliche Geste durchaus und werde versuchen, meine neuen Aufgaben zu allseitiger
Zufriedenheit und im Sinne der Göttin zu erfüllen.
Euer Hinweis bezüglich meiner Forderung nach Genugtuung im Falle einer Weigerung
Eurerseits, von der wiederholten Verunglimpfung meiner Person und meiner
wissenschaftlichen Erkenntnisse Abstand zu nehmen, beruht zwar auf einem ohne Zweifel von
mir verschuldeten Mißverständnis, zeigt in meinen Augen jedoch trotzdem oder gerade
deswegen sehr anschaulich, daß Ihr zum einen kein sehr ehrenhafter und zum anderen ein in
Eurer Argumentation durchaus kleinkarierter Mann seid. Ihr sprecht wahr, wenn Ihr mir
vorwerft, nicht von Stande zu sein. Doch obgleich ich auch keinen Adelstitel mein Eigen
nennen kann, so besitze ich doch genügend Ehre, um bei solch unverfrorenen
Anschuldigungen, wie Ihr sie mir gegenüber vorzubringen Euch erdreistet habt, in Rage zu
geraten. Ich gebe zu, mein Ruf nach Satisfaktion war ein Kind meiner Verzweiflung, denn
ich fühle mich mehr als machtlos im Angesicht solch ausgeprägter Ignoranz, wie ich sie
in Eurer Person ein ums andere Mal erneut anzutreffen gestraft bin. Auch verfüge ich
durchaus über ausreichende Größe, um meine Unkenntnis auf dem Gebiet der rechtlichen
Regelung in dieser Sache, besonders jedoch innerhalb der Grenzen des Alten Reiches, in dem
ich erst seit kurzem mich aufzuhalten das Vergnügen habe, eingestehen zu können. Weder
war es in meinem bisherigen Leben notwendig, sich mit dem Thema der Satisfaktion an sich
auseinanderzusetzen, noch kann ich von mir behaupten, mit sämtlichen regionalen
Regelungen und Gesetzen, die sich um diesen Begriff herum ranken, vertraut zu sein.
Begünstigt durch all diese Gründe habe ich mich, ich bekenne es frei heraus, von meinem
Ärger hinreißen lassen, meine Worte mit nachlässiger Sorgfalt zu wählen, wodurch dies
folgenschwere Mißverständnis zustande gekommen sein dürfte. Um es also noch einmal in
aller Klarheit zu betonen: Zu keiner Zeit habe ich mit dieser von mir ausgesprochenen
Drohung die rondrianische Auseinandersetzung oder damit vergleichbare Mittel der Magica
Combattiva gemeint, die Ihr allem Anschein nach aus meinen Worten gelesen haben müßt.
Der bloße Gedanke an ein derartiges Vorgehen meinerseits vermag mich selbst in dieser
durchaus wenig heiteren Stunde in eine überaus amüsierte Stimmung zu versetzen,
erblickte ich doch bereits das Licht des Herrn Praios zu einer Zeit, in der die
kaiserlichen Geschwister erst wenige Götterläufe lang den Thron sich teilten. Nein,
werter Collegus, um Leib und Leben ging es mir bei dieser Sache nicht. Ich verwendete den
besagten Begriff in einer vollkommen anderen Intention, nämlich in eben dieser, daß ich
diesen Streitfall zu einer Angelegenheit der Gildengerichtsbarkeit zu machen genötigt
wäre, wenn Ihr denn durchaus darauf beharren solltet, Eure Verleumdungen gegenüber
meiner Arbeit und meiner Person aufrecht zu erhalten. Ich mag mich nicht in allen
Bereichen der regionalen Rechtsprechung so gut auskennen, daß ich derlei
Mißverständnissen zu jeder Zeit vorzubeugen in der Lage wäre, jedoch kenne ich durchaus
meine persönlichen Rechte und weiß, daß ich mir Eure öffentlichen Anschuldigungen
nicht tatenlos bieten lassen muß. Was Ihr betreibt, werter Collegus, ist Rufmord. Ich
nenne es beim Namen. Und wenn Ihr nicht gewillt seid, Euren Fehler von Euch aus
einzuräumen und den Vorwurf der bewußten Falschaussage gegenüber meiner Person zurück
zu ziehen, so werde ich andere Wege beschreiten, um meinen guten Namen wieder
herzustellen, und daß ich dazu mehr als berechtigt bin, wißt Ihr so gut wie ich.
Um Euch Euren Fehler und die Unhaltbarkeit Eurer bisherigen Aussagen noch einmal
einsichtig zu machen, will ich im Folgenden noch einmal versuchen, Klarheit in den
Gegenstand unseres Disputes zu bringen:
Ein einziges Mal seid dem 'Zauberzwang' Ihr selbst zum Opfer gefallen. Weder wißt Ihr,
wer ihn auf Euch legte, noch wart Ihr auf magischem Wege in der Lage, Euch von dieser
Fessel Eures Geistes zu befreien oder besser befreien zu lassen. Ich gebe zu, es ist mir
nicht möglich, eine befriedigende Erklärung für die offensichtlich äußerst massiven
Schwierigkeiten beim Brechen dieses Zaubers zu finden, da es mir damals nicht vergönnt
war, mir persönlich ein Bild von Eurer Lage zu verschaffen. Zwar ist mir bekannt, daß
besagter Zauber in mindestens zwei verschiedenen Variationen vorzukommen scheint, von
denen die seltenere nach meinen bisherigen Erkenntnissen im Allgemeinen wohl zurecht als
quasi noch einmal so mächtig wie die bekanntere Thesis gelten darf, jedoch scheint mir
auch das für Euren konkreten Fall noch keine hinreichende Erklärung zu bieten. Es ist
durchaus verständlich, daß Euch diese Erfahrung besagtem Zauber gegenüber einen
beachtlichen Respekt eingeflößt hat. Doch ich kann Euch nur erneut ersuchen, Euch meinen
Erkenntnissen zu öffnen und nicht eine einmalige persönliche Erfahrung über die
wissenschaftlichen Studien eines anerkannten und durchaus kompetenten Collegus zu stellen.
Wer kann schon mit Sicherheit sagen, welcher Art und wessen
Ursprungs der Bann war, unter dem zu stehen Ihr unglücklicher Weise das Pech hattet? Doch
widerlegt die annähernde Unmöglichkeit der Aufhebung dieses Banns wirklich meine These,
daß ein von derselben Person gewirkter satuarischer Fluch ebenso schwer, im Falle einer
permanenten Wirkung jedoch noch schwerer zu brechen ist? Ich denke nicht. Daß Ihr selbst
schon in der Lage wart, mehrere solcher Flüche zu brechen, kann seine Begründung
entweder in der geringen Macht der Fluchwirkerin oder in Eurer eigenen Erfahrung haben.
Ich garantiere Euch jedoch, daß Ihr einen von der Verursacherin dieser Flüche gewirkten
'Zauberzwang' mit annähernd identischem Aufwand ebenfalls hättet brechen können, da der
für die Macht einer Verfluchung ausschlaggebende Teil des arkanen Musters identisch mit
der entsprechenden Komponente der Thesis des 'Zauberzwanges' ist. Hättet Ihr anders herum
jedoch versucht, eine Verfluchung aufzuheben, die von derselben Person, die auch Euren
Geist unter ihren Bann zu schlagen wußte, ausgesprochen wurde, Ihr hättet ebensowenig
Erfolg gehabt, wie der ehrbare Geweihte der Göttin, den um Rat zu fragen Euch damals die
letzte Rettung schien. Auch auf Eure weiteren Kritikpunkte will ich an dieser Stelle
ohne Umschweife und so kurz als möglich eingehen:
Wenn ich gewisse Teile der Fachliteratur, als in Auszügen hervorragend bewerte, so
heißt das nicht mehr, aber auch nicht weniger, als daß ich einiges davon für
ausgezeichnet, anderes jedoch für unvollkommen und wieder anderes gar für falsch halte.
Worin Ihr in dieser Aussage einen Widerspruch sehen wollt, vermag mir durchaus nicht klar
zu werden.
Des weiteren muß ich Euch eine ungenaue Lektüre meiner Artikel und den ebenso
unpräzisen Gebrauch von Zitaten vorwerfen, denn ich habe es niemals abgelehnt, mit einem
Vertreter der satuarischen Gemeinschaft zu reden, sondern lediglich meiner Überzeugung
Ausdruck verliehen, daß man mit ihnen nicht über magietheoretische Phänomene
diskutieren könne, da ihnen die Göttin die Fähigkeit zu geistig anspruchsvollen und in
einer der Sache angemessenen und würdigen Form geführten Diskussionen nun einmal leider
nicht gegeben hat. Als Menschen oder auch als personifizierte magische Phänomene achte
ich die sogenannten Kinder Satuarias durchaus und hatte auch schon intensiven verbalen
Kontakt mit einzelnen Vertretern dieser Gemeinschaft, wenngleich meine Erfahrungen auf
diesem Gebiet zugegebener Maßen nicht so weit reichen, daß ich mich zu einem ihrer Feste
hätte verschleppen lassen. Für magietheoretische Diskussionen halte ich sie jedoch für
vollkommen ungeeignet, was sie selbst eigenen Aussagen zufolge übrigens ähnlich sehen.
Auch hier vermag ich keinen inneren Widerspruch in meinen Worten zu erkennen.
Wie man jedoch die im Codex Albyricus aufgestellten Regeln hinterfragen kann,
ohne damit das Gesetzeswerk selbst in Frage zu stellen, wird wohl auf ewig Euer Geheimnis
bleiben. Eure weiteren Ausführungen bezüglich einer an der Intention des Zaubernden
ausgerichteten Bewertung seiner magischen Handlungen sei Euch hiermit belassen, wenngleich
ich persönlich die Auffassung vertrete, daß wer den Zweck will auch die Mittel wollen
muß, mit denen er diesen Zweck erreichen will. Und solche magischen Mittel als
rechtmäßig oder unrechtmäßig darzustellen, maße ich mir für meinen Teil nicht an,
sondern halte mich vielmehr an die derzeit gültigen Richtlinien von Gilde und Reich. Wenn
Ihr Eure persönliche Meinung über diese Regeln stellen und diese hinterfragen wollt, so
will ich Euch jedoch nicht abhalten, denn sofern Ihr bereit seid, die möglichen Folgen
eines solchen Verhaltens zu tragen, ist das allein Euer Problem.
Die beiden unbedeutenden Streitpunkte bezüglich der Steigerung der Macht eines
Hexenzirkels durch eine größere Anzahl von Mitgliedern sowie der Rolle des sogenannten
'Hexenkessels' erachte ich nicht als wirkliches Problem. Ich denke, hier läßt sich
zwischen uns durchaus eine Einigung erzielen. Mit dem 'Unitatio' scheint mir die
Machterweiterung der aus einem Zirkel heraus gewirkten, satuarischen Magie in der Tat zu
umschreiben zu sein. Solange Ihr keinerlei zahlenmythische Elemente wie die notwendige
Teilbarkeit der Mitgliederzahl durch 7 anführt, will ich Euch in diesem Punkt durchaus
recht geben. Die Rolle des Hexenkessels wird von Euch meiner Meinung nach zwar deutlich
überschätzt, jedoch mag er durchaus eine essentielle, mindestens jedoch eine
traditionelle Rolle bei der Herstellung der von Euch angesprochenen Flugsalbe spielen.
Auch in diesem Punkt sehe ich daher keinen weiteren Diskussionsbedarf.
Abschließend bleibt mir nur, einen erneuten Appell an Euch zu richten, Eure Kritik
sachlich und die Integrität meiner Person unangetastet zu belassen, wozu eine
öffentliche Entschuldigung Eurerseits mir zu diesem fortgeschrittenen Zeitpunkt unseres
Disputes als der einzig gangbare Weg erscheint. Es würde mich in der Tat betrüblich
stimmen, wenn es mir nicht gelänge, Euch zu einer gütlichen und beidseitig respektvollen
Lösung unseres Meinungskonfliktes zu überzeugen.
Mit kollegialen Grüßen,
Rukus Ambrosius, Magus von: Frank Brosow Erschienen in Opus no. 17 am 9.5.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Leserbrief: Ad De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Klageschrift des Magister Rukus Ambrosius versus Adeptus Thundar Hurlemanoff. |