Der Namenlose
Die fünf Tage zwischen dem alten und dem neuen Jahr, die Tage des Namenlosen, sind für jeden Aventurier - sieht man einmal von
Schwarzmagiern, Nekromanten und Anhängern des verfluchten Gottes ab - eine unheilvolle
und verwunschene Zeit, bezeichnet sie doch das schändliche Wirken des Namenlosen, der das göttliche Gefüge der 12 x 30 Tage stört und eine Spanne der Dunkelheit von 5 Tagen für sich und seine üble Gefolgschaft beansprucht.
Während die Rechtgläubigen die fünf verfluchten Tage keinem Namen nennen, wissen die Anbeter des dunklen Gottes sie durchaus zu bezeichnen. In den lästerlichen Schriften ihres Glaubens nämlich heißt es, das jeder einzelne Tag des Jahres einem Dämon der Unterwelt gehört und nach ihm benannt ist.
Beginnend mit dem ersten Tag des Jahres, an dem der schwächste dieser Dämonen herrscht, nimmt die Kraft des jeweiligen Tagesherrschers stetig zu. Die mächtigsten sind die fünf Dämonen, welche die Tage des Namenlosen regieren. Die Namen der Dämonen laute:
Isyahadin (der 1. Tag), Aphestadil (der 2. Tag), Rahastes (der 3. Tag),
Madaraestra (der 4. Tag) und schließlich Shihayazad (der 5. Tag).
Anders als man denken könnte sind diese Dämonen nicht dem Namenlosen untertan,
wohl aber finden beide recht oft gefallen am Treiben des anderen, und so mag es dem Recht- wie dem Irrgläubigen so erscheinen, als könne der Namenlose über die finstere Brut der jenseitigen Sphären nach seinem Willen verfügen.
Laut alter Überlieferung heißt es, dass der Namenlose sich in der Zeit zwischen den Jahren aus dem Schlaf erhebe, in dem
ihn seine göttlichen Geschwister während der vergangenen zwölf Monde gebannt haben, und ungehindert und
frei mit seinen Kreaturen auf Seelenfang geht. Wenn sich aber einmal genug Seelen dem Namenlosen
anvertraut haben, so ist die Zeit seiner Herrschaft über Dere gekommen.
Die Zwölfe sind während der fünf Namenlosen Tage geschwächt in Erinnerung an das zähe, kräfteraubende Ringen mit ihrem Widersacher. Es liegt in dieser Zeit allein bei den
Gläubigen sich und ganz Aventurien Kraft ihres Glaubens vor dem Griff des dunklen Gottes zu schützen.
Ebenso wie der Namenlose aber während seines Schlafes bedingt in die Geschicke der Menschen eingreifen kann, sind auch die Götter natürlich nicht vollkommen machtlos in dieser Zeit, doch ihre Kraft
ist stark eingeschränkt. Erstaunlicherweise sind es nicht nur die Rechtgläubigen, die nach dem Gebot ihrer Götter keinen Namen für den Unheilvollen Gott haben. Auch die Anbeter der dunklen Gottheit wissen ihn
nicht zu benennen, es sei denn als "Herrscher der Herrscher", "der wahre Herr",
"allmächtiger Herr", "Beherrscher der Welt", etc. Zwar trägt der Namenlose einen Namen, ebenso wie die Zwölfgötter, doch dieser gibt ihn nicht preis: große Macht steckt in dem Namen einer jeden Wesenheit, sei
sie göttlich, dämonisch, oder menschlich, sei sie Tier, Pflanze oder Element. Die man die
Zwölfe nennt, sie haben nichts zu fürchten und können ihren Namen wohl nennen. Jener aber, der ohne Namen ist, er umgibt sich mit Trug, Verrat und Tücke. So wagt er es nicht seinen Namen zu nennen, auch nicht jenen, die sich ihm zu Füßen werfen, weiß er doch auf was für trügerischen Grunde ihre Ehrerbietung gebaut ist. Nur einem einzigen Menschen auf Deres weitem Felde teilt er sich mit, das ist der oberste der
Oberen seiner Diener, der, dessen Geist und Leib ihm ganz und gar gehören, jener, der sein Seelenheil für immer verloren
hat ist der Wegbereiter des Herrn der Herren oder auch des einzigen Herren, wie seine
Gläubigen sagen. Das ist sein oberster Priester. Dieser nun wird als einziger den Namen seiner Gottheit
erfahren auf das er den dunklen Gott leibhaftig anzurufen versteht und ihm den Weg in die Gefilde der Menschen weisen kann, so die Zeit gekommen ist.
Die namenlosen Priester, die Geweihten seiner Kirche, haben sich zudem einer
geheimen Ordnung unterworfen, die etwa mit den Einweihungsgraden einer
liebfeldschen Loge vergleichbar ist. Jedoch konnte nur die Bezeichnung des
Geweihten 4. Grades in Erfahrung gebracht werden: Sephirim Isyahadan.
Die verderbte Anhängerschaft des Namenlosen vermag es auch, frevelhafte
"Wunder" zu wirken. Hier sind uns die Namen zweier überliefert: Schwindende Zauberkraft und
Namenloser Zweifel. Doch die genauen Auswirkungen sind unbekannt, wie
so vieles andere auch, denn die Anhängerschaft des Namenlosen hält sich im
Verborgenen um dem gerechten Zorn der Rechtgläubigen zu entkommen.
Magister Morion Garlech von Silas
"Der, der niederkniet wird auferstehen!
Denn herrschen wird nur er und töricht die, die sich im widersetzen!" Erschienen in Opus no. 66 am 7.5.2000 als Reaktion oder Fortsetzung zu Sehet, namenloses Grauen und Verblendung!.
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