Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

21. Travia im 54. Götterlauf nach Hal

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Inhalt dieser Opus-Compilation:

  1. MATERIALIA REVERSUM
  2. Bangen um die Thesis des Materialia Reversum
  3. SILENTIUM
  4. SILENTIUM
  5. SILENTIUM
  6. Übersiedlung der Bibliothek wirft neue Fragen auf
  7. Stille Halle, Dunkle Pforte
  8. Die Dunkle Pforte
  9. Die Pforte
  10. Die Pforte II
  11. Die Pforte III
  12. Die Pforte IV
  13. Die Pforte V
  14. Die Pforte VI
  15. Die Pforte VII

MATERIALIA REVERSUM
Innendrin sei außenrum

  Beim Studium einer Ausgabe der Encyclopaedia Magica aus dem Jahre 244 v.H. stieß ich auf eine hochinteressante Randnotiz eines unbekannten Magisters, welcher am abschließenden Blatt zur Magica Transformatorica auf einen bis dato unbekannten Cantus hinwies. Ich will einen Teil des Textes zitieren:

  "So denk ich, daß auch der MATERIALIA REVERSUM Erwähnung finden sollte, ein Spruch von ganz unglaublicher Wirkung, so vermag er alles in sich umzukehren, das nicht dem Lebenden angehört. Fragmente der Formel finden sich in den Werken des leider stets verkannten Magus ordinarius Eribash Arkunnza."

  Die einzigen Schriftstücke in unserer Bibliothek, als deren Autor Eribash Arkunnza genannt wurde, handelten von verschiedenen Versuchen zu elementaren Transformationen und enthielten nur folgende Aussage:

  "Transformatio musz ergo nicht stets zwischen den Elementhen geschehen, es kann in sich auch bewegt werden, ein Beyspiel liefert unz der Materia Reverce Cantus, bereits genüglich beschrieben..."

  Da das Schriftstück auf Seite 16 begann, wurde eine Suche nach den ersten fünfzehn Seiten gestartet, welche schließlich, trotz widriger Umstände, die uns unsere Bibliothek bescherte, als Lesezeichen und Notizblatt in einem Folianten entdeckt wurden. Das Traktat enthielt folgende Beschreibung:

  "MATERIALIA REVERSUM, Innendrin sei auszenrum. Der Cantus Reverce Materia, in nomen HESindae weytergegeben durch Gnaden Albridan von Schlangentodt. Wircke diesen Cantus indem Du Deyne Hände um das Objectum transformatio schlieszest und conzentriere Deinen Geyst ganz und gar auf die Structur des Objectums. Sodann sprich die Formel, während sich Deine Hände vom Objectum entfernen. Nun directiere Deynen Geyst auf die Oberfläche, welche nun langsam ins Innere des Objectums gezogen wird, während das Innerste an die Oberfläche dringt. Der Process mag viele Herzschläge lang dauern, doch wende Deyne Conzentration nie ab. Ist die Transformatio beendet und war die Allwissende mit Deynem Wirken einverstanden, so magst Du Deyne Augen schlieszen und den Geyst entspannen."

  Eine Thesis konnte nicht gefunden werden. In seinen weiteren Ausführungen spricht Magus ordinarius Eribash Arkunnza davon, dass ein schwerer Körper auch großen Kraftaufwand bedeute, da die Matrix über den ganzen Körper und vor allem in sein Inneres gewebt werden müsse. Die Wirkung des Zaubers ist anscheinend permanent und auch durch einen VERWANDLUNG BEENDEN nicht wieder rückgängig zu machen. Verweise auf andere Werke der Magie lassen uns jedoch in der Hoffnung verbleiben, doch noch eine ausformulierte Thesis zu finden.

  Meisterin Sheddja

von: Markus Penz
Erschienen in Opus no. 2 am 21.1.1999.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Bangen um die Thesis des Materialia Reversum.


Bangen um die Thesis des Materialia Reversum

Als ich vor ungefähr einer Woche meiner Kollega, Meisterin Sheddja, zusagte ihr beim Suchen der fehlenden Dokumente des im letzten Opus erwähnten Zaubers (Materialia Reversum - Innendrin sei Aussenrum) zu helfen, da wusste ich noch nicht mit welchen Strapazen dies verbunden ist.
An jenem Vormittag erteilte ich zwei Scolaren gerade Unterricht, als mich Meisterin Sheddja um meine Mithilfe bat. Da ich die zwei Neulinge sowieso in den Gebrauch und die Ordnung der Bibliothek einführen wollte, kam ich dieser Bitte natürlich gerne nach - denn ein Scolar hat sich um die Reinhaltung und Aufrechterhaltung der Ordnung der Bibliothek zu kümmern. (Ich will in diesem Zusammenhang auf die in der 2. Ausgabe des Opus erwähnten Zwölf Verhaltensgrundsätze der Scolaren an der Academia verweisen.)
So saßen Meisterin Sheddja und ich also in einem Studierkämmerchen mit Blick auf die Bibliothek beisammen und diskutierten eifrigst über unsere Vermutungen in Bezug auf die Thesis des Zaubers, welche ja irgendwo in der Bibliothek zu finden sein musste, während sich die zwei Scolaren einen Überblick über den Bestand der Bibliothek verschafften.
Es waren bereits einige Stunden vergangen, in denen die zwei Scolaren noch nicht fündig geworden waren, da betrat ein kurz vor dem Abschluss stehender Studioso die Bibliothek, setzte sich an einen Tisch und begann an seiner Abschrift des Hilffreychen Leytfaden des Wandernden Adepten weiterzuarbeiten (denn es ist Brauch, dass sich einjeder Adept seine eigene Ausgabe derjenigen Bücher kopiert, welche er mit auf den Weg bekommt). Meisterin Sheddja und ich sahen auf, der Studioso grüßte mit einem Kopfnicken und begann seine Arbeit. Ich war gerade dabei mit meinen Ausführungen fortzufahren, als mein Blick nochmals den Studioso streifte. Und bei Hesinde, was musste ich da sehen:
Er benutzte ein auf der Rückseite leeres Pergament als Lesezeichen. Sofort machte ich Meisterin Sheddja darauf aufmerksam, die aufstand, wohl um den Adepten zur eindringlichen Belehrung in das Kämmerchen zu holen. Meisterin Sheddja war gerade am Tisch angekommen und fasste den Adepten am Arm, als dieser durch ihre Berührung aufschreckte und aus Versehen das Tintenfässchen umwarf - wie sollte er Meisterin Sheddja auch kommen hören? Sogleich sprang er auf, nahm das Pergamentstück und wollte damit den Tintenfleck aufwischen.
Als er da das Pergamentstück hochhielt, erkannte ich mit Schreck das auf der Vorderseite des Pergaments Geschriebene: "Materiala Reversum" stand da in verzierten Lettern. Ich reagierte so schnell ich konnte, sprang auf und rief ihnen zu. Natürlich hatten mich die beiden nicht gehört - wie sollten sie auch - und so eilte ich zum Tisch, wild gestikulierend. Doch beide hatten mir jetzt den Rücken zugedreht und so kam ich nur noch rechtzeitig um das Schlimmste zu verhindern.
Ich riss das Pergament vom Tisch und damit aus dem Tintenfleck und wollte gerade zu einigen mahnenden Worten ansetzen, als mir in den Sinn kam, dass der Studioso meine Ermahnungen nicht verstehen würde.
Nachdem wir gemeinsam die Bibliothek verlassen hatten, konnte uns der völlig verblüffte Studioso den Aufbewahrungsort der restlichen Pergamentstücke nennen. Das in Tinte getauchte Stück wird zur Zeit noch von Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar mittels einer besonderen Methode bearbeitet, inwieweit man die Thesis des Zaubers aber noch abzuleiten vermag, wage ich zur Zeit nicht zu sagen.

Großmeister Erilarion Androstaal

von: Philipp Schumacher & Markus Penz
Erschienen in Opus no. 3 am 31.1.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu MATERIALIA REVERSUM.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: SILENTIUM.


SILENTIUM

Wie in der letzten Ausgabe des Opus berichtet wurde kam es in den Hallen der Bibliothek an der Akademia Limbologica zu einiger Verwirrung und beinahe wäre ein wohl wertvoller Schatz verloren gegangen. Der mit uns um die Thesis jenes wiederentdeckten Zaubers bangende Leser sei hiermit informiert, dass es Meister Achmed ibn Mhukkadin Ghunar in der letzten Woche gelungen ist das von Tinte durchnäßte Pergamentstück, welches Teile der Thesis des "Materialia Reversum" enthielt, in - Hesinde sei Dank! - vortrefflicher Form zu duplizieren. Die Tulamiden scheinen uns in diesen Bereichen der Alchimie um einiges voraus zu sein, denn Meister Achmed ibn Mhukkadin wandte hierzu eine Technik an, welche Meister Barius und mir selbst vollkommen fremd war. Wir möchten ihm hierfür unseren herzlichen Dank aussprechen, denn Meister Achmed ibn Mhukkadin befindet zur Zeit gerade in zähen Verhandlungen mit der Großen Grauen Gilde des Geistes, welcher unsere Akademie beizutreten gewillt ist. Die Verhandlungen stehen, so berichtete uns Meister Achmed, anscheinend kurz vor dem erfolgreichen Abschluss.
Doch nun kehren wir wieder zurück zu jenen verhängnisvollen Geschehnissen in den Hallen der Bibliothek unserer Akademie. Zwei Tage nach ebendiesen Vorfällen rief ich als Grossmeister der Akademie die übrigen Lehrmeister zu mir, um endlich etwas wider diesen inakzeptablen Zustand in der Bibliothek zu unternehmen. Während also Meister Achmed an der Kopie des Pergamentstückes werkte, saßen wir zusammen und berieten, was wohl zu tun sei.
Dazu sei dem Leser zu vorderst einmal mitgeteilt, um welche problematio es sich hierbei handelt. Nun ist es nämlich so, dass das Eingangsportal zu unseren Bibliotheksräumlichkeiten von in Arkanium gefassten Majuskeln umrahmt wird, welche folgende Inschrift zeigen: "SILENTIUM!" Eine durchaus sinnvolle Aufschrift für den Eingang einer Bibliothek, mag sich da der Leser denken, und zurecht, das ist es wohl, doch handelt es sich hierbei um ein Aeternom, also ein Artefakt, dessen Präservanz permanent zu sein scheint.
Man mag sich also selbst als Laie in Sachen Magie vorstellen, was dieser auf dem Artefakt liegende Zauber bewirkt (und wer die 3. Ausgabe des OPVS gelesen hat, dem mag nun einiges klarer werden). Man stelle sich also vor, in den Räumlichkeiten der Bibliothek herrscht immer vollkommene Stille, kein Laut - das sind ideale Studienbedingungen, so will es scheinen. Doch wie der Artikel in der 3. Ausgabe des OPVS wohl überzeugend zeigte, bringt eine derartige Einrichtung auch einige Nachteile mit sich. Ich mag jetzt nicht beginnen die vielen Unfälle der Vergangenheit aufzuzählen, es sei hier nur erwähnt, dass sich bereits ein Todesfall vor mehr als zwei Jahrhunderten in der Bibliothek ereignete.
Mögen auch die bisherigen Grossmeister davon berichten, dass es sich bei jenem objectum um ein uraltes Artefakt handelt, welches bereits vor der Zeit hier weilte, noch bevor unsere Akademie dies Gebäude bezog, so finde ich, ist es nun doch endlich an der Zeit dieses objectum zu entfernen oder besser noch seiner Wirkung zu berauben.
Womit sich jedoch sogleich das erste Problem ergibt, dass nämlich die Impensation bei der Erschaffung des Artefaktes gewaltig hoch gewesen sein muss und noch dazu eine ultima occasi geherrscht haben muss, was soviel heißt, dass der Einsatz an permanent verlorener Kraft immens war und günstige Bedingungen zum Zeitpunkt der Erschaffung geherrscht haben müssen. Dies wiederum ergibt einen extremen Aufwand an Kraft, um das Artefakt zu entzaubern, obwohl die Phonik sich ja bloß auf einen Spruch beläuft. Im Laufe unserer Diskussion wurden zahlreiche Anregungen und Vorschläge gemacht, jedoch eine brauchbare Lösung haben wir noch nicht gefunden. Wir erhoffen uns jedoch von einer näheren Analyse weitere Hinweise zur Lösung des Problems.

 

Grossmeister Erilarion Androstaal

von: Philipp Schumacher & Markus Penz
Erschienen in Opus no. 5 am 14.2.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Bangen um die Thesis des Materialia Reversum.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: SILENTIUM.


SILENTIUM
Fortsetzung

Noch bevor ich mit den Erläuterungen zur Analyse der Silentium-Majuskeln am Eingangsportal zur Bibliothek der Academia Limbologica fortfahre, möchte ich mich hiermit in aller Form bei meinem geschätzten Kollegen und Lehrmeister Achmed ibn Mhukkadin entschuldigen. Wie der aufmerksame Leser sicherlich noch weiß, erwähnte ich nämlich in meinem letzten Bericht die alchimistische Kunst der Tulamiden mit hochlobenden Worten. Wie mich jedoch Meister Achmed ibn Mhukkadin belehrte, unterscheiden sich diese wie viele andere Künste der Tulamiden von denen der Novadis. Nun meinte ich natürlich in jenem angesprochenen Falle die alchimistische Kunst unseres geschätzten Meisters Achmed ibn Mhukkadin, welcher sich ja mit Stolz zu den Novadis zählen darf. Man möge mir also meine Unachtsamkeit in diesem Punkte noch einmal vergeben.

Doch nun zu dem eigentlichen Bericht. Die genauere magische Analyse des Silentium-Artefaktes brachte die von uns bereits vermuteten Ergebnisse, welche ich hier noch einmal in Kurzform veröffentlichen will:

objectum aeternom
präservanz permanent
phonik silentium silentille, eventuell per infinitum  
impensation  enorm (ultima occasio)
origine unbekannt

Obwohl es uns das Naheliegendste erschien, habe ich die Anwendung eines DESTRUCTIBO ARCANITAS wohl doch bis auf weiteres ausgeschlossen. Der enorme Kraftaufwand stellte für mich eine zu große Gefahr bei diesem Unterfangen dar.

Es ist darüberhinaus nicht ausgeschlossen, dass sich noch weitere, ähnliche Artefakte in den Hallen der Bibliothek befinden. Bekannt ist uns ein in Arkanium gefasstes Siegel, welches eine Wand etwa in Augenhöhe ziert. Das kreisförmige Siegel hat einen Durchmesser von ca. zwei Spann und zeigt verschlungene Drakned-Glyphen, was das Wirken von drachischer Magie nahelegt. Allerdings konnten nur wenige Zeichen erkannt und entschlüsselt werden, da sie sich gegenseitig überlappen und ineinander verschlungen sind, wodurch sie ob der komplizierten Formen der Drakned-Glyphen völlig unkenntlich werden. So blieb uns die Wirkungsart dieses Artefaktes bisher verschlossen, nur eines konnte mit Sicherheit gesagt werden: Wie schon ein einfacher Odem zeigt, ist das Artefakt nicht aktiv. Da wir nichts über die Phonik wissen, haben wir von einer induzierten, magischen Aktivierung bisher abgesehen. Wie sich dieses und vielleicht noch andere vorhandene Artefakte aktivieren lassen, ist unbekannt, ebenso wie ihre Wirkungsweise.

Währenddessen suchen wir fieberhaft nach Möglichkeiten, das Wirken des Silentium zu beenden. Von einer einfachen physischen Beseitigung des Schriftzuges, wie von einem Magus und Abonnenten des Opus vorgeschlagen wurde, musste abgeraten werden, da es sich bei dem Torbogen um ein tragendes Mauerwerk handelt. Derzeit wird die Möglichkeit die ganze Bibliothek einfach zu übersiedeln noch vorgezogen, jedoch hoffen wir auf noch bessere Ideen aus Leserkreisen Der Difar für die Übermittlung wurde bereits conjuriert.

 

Grossmeister Erilarion Androstaal
und Meisterin Sheddja

von: Philipp Schumacher & Markus Penz
Erschienen in Opus no. 6 am 21.2.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu SILENTIUM.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: SILENTIUM.


SILENTIUM
Fortsetzung

Die Beratung über das weitere Vorgehen in Zusammenhang mit der Bibliothek, welche uns so viele Probleme bereitet, fand in der Nacht vom 26. zum 27. RONdra statt. Als der Rat der Akademie gerade über die zeitweise Übersiedlung des gesamten Bibliotheksbestandes abstimmen wollte, unterbrach uns das Geschrei von zwei Adepten, die anscheinend aus der Bibliothek gelaufen kamen, obwohl wir ein Betreten dieser bei einer Strafe von fünf Tagen Küchendienst verboten hatten.
Sofort begab man sich zum Portal der Bibliothek, um die unfolgsamen Adepten ob ihres Benehmens zu befragen. Diese stammelten nur zusammenhanglose Sätze, und so wollten wir dem Grund für die Aufregung auf die Spur gehen. "Flim-Flam-Funkel" waren die ersten Worte, die gesprochen wurden, bevor Grossmeister Erilarion Androstaal an der Spitze der Lehrerschaft das Portal durchschritt und im Dunkel des nächtlichen Bibliotheksgebäudes verschwand, um kurz darauf mit schreckensgeweiteten Augen wieder rückwärts aus dem Eingang zu stolpern. Des Grossmeisters magische Lichtquelle schien beim Durchschreiten des Portals vom Innenraum verschluckt worden zu sein und kein Schein drang mehr nach aussen.
Nun aber, da er wieder im Kreis der Lehrmeister stand, leuchtete die Lichkugel wie eh und je mit vertrautem bläulichem Schimmern. Meisterin Sheddja war die erste, die für das seltsame Geschehen eine plausible Erklärung fand: Es wirkte der druidische Cantus DUNKELHEIT!
Ein sofort gewirkter VERWANDLUNG BEENDEN stiess nicht nur auf den übermächtigen Widerstand des SILENTIUM, sondern auch auf einen zweiten, ebenso starken.
Aus den Berichten der zwei Adepten und eigenen Forschungen mittels OCULUS ASTRALIS ergab sich, dass ein umfallendes Bücherregal als Abraxas, also Auslöser für das Drakned-Siegel gedient haben musste, welches mit einer Form des DUNKELHEIT belegt war.
Dass durch das gleichzeitige Wirken eines SILENTIUM und einer DUNKELHEIT die Übersiedlung der magischen Werke in den grossen Lehrsaal unglaublich erschwert wurde, ist offensichtlich. Das weitere Vorgehen wird zur Stunde besprochen - die Bibliothek aber magisch versiegelt.

Meisterin Sheddja

von: Markus Penz
Erschienen in Opus no. 7 am 28.2.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu SILENTIUM.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Übersiedlung der Bibliothek wirft neue Fragen auf.


Übersiedlung der Bibliothek wirft neue Fragen auf

Mit Hilfe der Magier aus Olport, die letzte Woche in der Akademie eintrafen, konnte nach Invokation mehrer Luftdschinne die Übersiedlung der Bibliothek in Angriff genommen werden. Doch anstatt bestehende Probleme zu beseitigen wurden dadurch nur neue Fragen aufgeworfen...

Ich will das bisher Geschehene noch einmal kurz zusammenfassen: Als Ende PRAios dieses Götterlaufes Teile der Thesis des bisher als verloren geglaubten Cantus MATERIALIA REVERSUM in der Bibliothek gefunden, beinahe aber durch ein Missgeschick auch wieder vernichtet worden wären, wurde der Ruf nach einem Beenden des in der Bibliothek anscheinend seit jeher wirkenden SILENTIUM immer lauter. Unerlaubte Investigationen zweier Adepten erbrachten dann den Abraxas für ein zweites Artefakt, ein Siegel aus Drakned-Glyphen, und neben dem SILENTIUM nahm uns nun eine wirkende DUNKELHEIT einen weiteren Sinn.
Der nun völlig unzumutbare Zustand liess uns zu nur einem Entschluss kommen, da ein DESTRUCTIBO ob der hohen Impensation nicht anzuraten ist: die gesamte Übersiedlung des Bibliotheksbestandes per Luftdschinne. Als neuer Aufbewahrungsort der Folianten und Pergamente wurde der grosse Lehrsaal im PRAios des Akademiekomplexes vorbereitet, der niemals mehr zur Gänze genutzt wurde, ja werden konnte.

Die Invokation sechser Luftdschinne ergab eine für uns sehr zufriedenstellende Geschwindigkeit beim Umzug, und als sich die Elementarwesen mit einer Verneigung nach getaner Arbeit wieder verflüchtigten, glaubten wir schon, alle Probleme wären zumindest für absehbare Zeit gelöst. Dann machte uns Magister Uralf aus Olport allerdings auf den Umstand aufmerksam, dass von den sechs Dschinnen nur vier wieder aus dem Portal der Bibliothek gekommen waren. Auch war der Bibliotheksbestand bei einer eilig durchgeführten Überprüfung keineswegs als   vollständig zu bezeichnen. Einige wenige, aber umso wichtigere Werke der Dämonologie und Elementarbeschwörung fehlten.

Was mit den Dschinnen geschehen war, von denen durchaus erwartet werden konnte, dass sie der ihnen aufgetragenen Aufgabe gewissenhaft nachgehen, liegt im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln. Und ob ihr Verschwinden und das der Bücher mit den einstigen Geschehnissen in Bezug mit der Drachenstatuette oder mit dem Drakned-Siegel zusammenhängen, kann nur vermutet werden. Auffällig ist allerdings, dass alle verschwundenen Bücher in der Nähe eben jenes Siegels zu finden gewesen waren...

Meisterin Sheddja

von: Markus Penz
Erschienen in Opus no. 9 am 14.3.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu SILENTIUM.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Stille Halle, Dunkle Pforte.


Stille Halle, Dunkle Pforte

Bericht von Großmeister Erilarion Androstaal
Nun standen wir also versammelt vor dem Portal der Bibliothek, in Gedanken an die vorangegangenen Ereignisse versunken.
Als zu Ende des Mondes der RONdra in unserer Bibliothekshalle neben einem SILENTIUM durch ein Missgeschick auch ein Drakned-Siegel mit einem impensierten DUNKELHEIT ausgelöst wurde, blieb uns keine andere Wahl, als den gesamten Bibliotheksbestand in den großen Lehrsaal zu übersiedeln. Dabei entschwanden, wie in Opus Ausgabe IX berichtet, auch zwei mit der Umsiedlung beauftragte Dschinne - mitsamt wertvoller Werke der Dämonologie und Elementarbeschwörung. Nachdem Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar aus Punin zurückgekehrt war und Hochwürden Argelia von Kuslik unsere Akademie erreicht hatte, wurde im Akademierat die Entscheidung getroffen, eine Expedition in unsere eigene Bibliothek zu initiieren.
Die dafür nötigen Vorbereitungen waren schnell getroffen und nach einer Gebetsstunde zu unserer Herrin HESinde versammelte man sich am Eingangsportal der Bibliothek. Da unser aller Herr FIRun die Goldfelsen im letzten HESinde nicht mit Schnee bedeckt hatte, konnten wir leider kein die KRAFT mehrendes Elixier zu unserer Ausrüstung zählen. Doch beseelt von wahrlich novadischem Mut fasste Meister Achmed seinen Ebenholzstab fester und trat durch das Portal in die DUNKELHEIT.

Bericht von Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar
Ach wir Söhne der Geistlosigkeit, denn auch wenn es im 95. Gesetz heißt "Der Gottgefällige meidet jede Zauberei und Magie, denn sie ist Ihm zuwider", so war es hier wohl doch der rechte Weg, und man hätte ihn schon lange beschreiten sollen. Und diesen hatten die Vögel in ihrem Flug an diesem Morgen auch gewiesen. So sammelte ich meine Kraft und machte meinen Geist stark im Glauben. Alsdann sprach ich laut und deutlich die magischen Worte Al’Ushuhn magir, fahimi al’shafir - und die KRAFT ward mir offenbart. Und ich sah Linien, die sich leuchtend wohl entlang der Wände der Bibliothek zogen. So schritt ich diesen entlang, dicht gefolgt von den ehrenwerten collegi Erilarion und Sheddja, deren magische Aura ebenfalls rot wie die Abendsonne über Mherwed strahlte. Schon bald trennten uns nur wenige Schritte von dem gelblich gleißenden Drakned-Siegel, welches wohl verantwortlich für die Yämikah sein musste. Doch überrascht uns der Eine nicht täglich aufs Neue mit seinem Wirken? Da zeichnete sich der Umriss einer Öffnung im Boden in schwach-leuchtenden Linien vor dem Siegel ab. Langsam tasteten wir uns zu dieser Stelle vor. Doch als ich vorsichtig meinen Fuß zur Öffnung hinabsenkte, traf dieser unvermittelt auf Widerstand. Längeres Tasten zeigte uns, dass ein Regal umgestürzt war, wohl während sich diese Luke auftat. Doch auch dieses Hindernis konnte geschwind beseitigt werden und als ich den Absatz einer Treppe erfühlen konnte schöpfte ich, Rastullah sei gedankt, neuen Mut aus der unendlichen Quelle des Glaubens.

Bericht von Meisterin Sheddja
Schon vor dem Eindringen in die dunkle Bibliothek hatten wir vereinbart, bei besonderen Entdeckungen einen FLIM FLAM zu wirken, der trotz der DUNKELHEIT zumindest als Licht in der undurchdringlichen Schwärze erkennbar sein sollte. Und siehe! Im Dunkel flackerte urplötztlich eine bläuliche Flamme, die sich langsam und stufenweise abwärts bewegte. Kurz darauf spürte ich den Absatz einer Treppe unter meinen Sohlen, welcher zuvor wohl unter dem Regal versteckt war. Und dann, als ich zur Gänze unter dem Niveau der Bibliothek weilte, war es wie ein Rondrikan für meine Sinne. Schnaufen und Atmen, Licht und Schatten drang an meine Ohren und Augen und viel Zeit verging, ehe ich meine Umgebung auch nur bruchstückhaft wahrnehmen konnte. Vor mir zeichneten sich die Silouhetten von Meister Achmed und unserem Großmeister ab. Zwischen ihnen wurde eine gewaltige eiserne Türe unheimlich von blauem Feuer beleuchtet. Darauf waren Zeichen in Zhayad graviert, die von sich selbst aus in dämonischen Licht erstrahlten. Keiner der unsrigen fand zu diesem Zeitpunkt seine Sprache wieder - zu furchteinflößend ragte vor uns diese Pforte auf, die, so schien es, direkt in die Niederhöllen führen musste! Als wir allesamt den ersten Schrecken überwunden hatten, traten wir vorsichtig näher und sahen unter den Zhayad-Glyphen einen schmalen Spalt, vielleicht einen Halbspann hoch und nicht mehr als einen Finger breit. Und darunter war ein wohl ein Schritt langes Schwert, Spitze zum Boden, abgebildet. Dann erst begann ich die Zeichen zu entziffern und laut sprach ich sie aus: H - S - T. Meister Achmed drehte sich um, seine Finger in einem dämonenabwehrenden Handzeichen ineinander verschlungen, hinter welchen das blaue Feuer des FLIM FLAM noch bedrohlicher flammte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich den Namen des Schwarzgewandeten Rächers ausgerufen hatte und erst nach einigen Herzschlägen des Wartens wagte ich es, einen Atemzug zu tun. Doch in diesem Moment war es, als würde die Luft, die ich einsog, roten Rauch aus der schmalen Öffnung in der Türe ziehen, welcher sich zu Boden senkte und auf diesem, einer zähen Brühe gleich, uns entgegenkroch. Großmeister Erilarion fasste sich mit der Hand eiligst an die Schulter und Meister Achmed rief wutentbrannt die Worte "Ihr Kinder der Unverfrorenheit! Wie könnt ihr das Gleichgewicht beeinträchtigen? Rastullah stehe uns bei!" aus. Als dann jedoch nichts geschah, berieten wir uns kurz und beschlossen, weitere Schritte erst nach einer sorgfältigen Analyse des Gesehenen zu unternehmen. So schritten wir in Gedanken versunken die Stufen hinauf, nicht ohne einen misstrauischen Blick zurückzuwerfen, suchten uns den Weg durch die dunkle Bibliothek und ignorierten die aufgeregten Rufe und Fragen der Studiosi.

von: Philipp Schumacher & Markus Penz
Erschienen in Opus no. 14 am 18.4.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Übersiedlung der Bibliothek wirft neue Fragen auf.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Dunkle Pforte.


Die Dunkle Pforte
Weitere Erkenntnisse in Zusammenhang mit der Bibliothek

Mittlerweile dürfte auch der letzte Zweifler überzeugt, die letzte Fragende zum Schweigen gebracht worden sein. Zumindest waren sich alle Anwesenden einig, als es bei der letzten Sitzung des Akademierates darum ging, den Ursprung der dunklen Pforte im uns bisher verborgen gebliebenen Untergeschoß unserer Bibliothek zu klären (Der Opus berichtete in Ausgabe XIV - Stille Halle, Dunkle Pforte). Das Tor, welches Meisterin Sheddja, Meister Achmed und meine Wenigkeit am Ende der Treppen entdeckt hatten war definitiv dämonischen Ursprungs - und wir konnten uns alle recht gut vorstellen, in welche Domäne das dämonische Wirken fiel.
Und doch blieben noch einige Fragen ungeklärt, welche ich nun dem geneigten Leser zu erläutern versuche:
Da war ad primum einmal die Frage nach dem Kellergeschoß überhaupt, also wann es erbaut wurde, von wem und wie weit es sich erstreckt; auf Zweck und Ziel der unterderischen Bauten würden wir wahrscheinlich noch früh genug und wohl eher unfreiwillig stoßen. Die ersten Fragen ließen sich durch das zu Rate ziehen eines zwergischen Baumeisters aus Methumis klären, wenn dieser auch einige Zeit brauchte, bis er uns folgendes mitteilen konnte: Die Kelleranlagen unserer Akademie waren früher wohl das Fundament eines weitaus größeren Gebäudes, als es heute besteht. Was Väterchen Xendrasch allerdings mit "früher" meinte, das versetzte uns alle ins Staunen, denn er selbst konnte seine Stammbaum nicht so weit zurück verfolgen; er datierte die Erbauung des Kellergeschoßes auf "die Herrschaft des dreizehnmal verfluchten güldenen Gottdrachen". "Auf jeden Fall", so meinte er weiters, "sind Echsen am Bau beteiligt gewesen." Leider war es Väterchen Xendrasch nicht möglich, die Ausmaße des Kellergeschoßes genau zu bestimmen, doch er vermutete, dass - wie bereits oben erwähnt - das Fundament weitaus größer sei als die jetzige Akademie.
Ad secundum stellte sich uns die Frage nach der Beschaffenheit jener dunklen Pforte, welche mit dem Namen eines Niederen Dämonen aus der Domäne des Herren der Rache in Zhayad-Glyphen beschriftet war. Auch hier konnte uns Väterchen Xendrasch teilweise behilflich sein, denn er wusste zu sagen, dass jene Pforte erst im Nachhinein an eben dieser Stelle angebracht worden war. Was uns also noch zu tun blieb, war ein mühsames Durchsuchen all der Aufzeichnungen aus vergangener Zeit, welche den Umbau unseres Akademiegebäudes betrafen. Hochwürden Argelia schien selbst dabei auf HESindes Beistand vertrauen zu können und so hielten wir bereits nach drei Stunden anstrengender Suche im Chaos unserer Behilfs-Bibliothek das gesuchte Buch in Händen. Wie wir diesem entnehmen konnten, wurde das Portal während der Zeit der Magierkriege erbaut. Damals haben sich - so die schriftlichen Aufzeichnungen des damaligen Akademieleiters - einige schreckliche Vorfälle in der Räumlichkeiten der Bibliothek ereignet (von einem dieser Vorfälle wurde in Opus no. 6 - "Das Grauen in der Bibliothek" berichtet), sodass man sich gezwungen sah einige Artefakte und Bücher in periculo per academiam sicher zu verwahren. Wie wir weiters folgerten, wurde also diese Pforte zum Schutze der Akademie errichtet und der Zugang zu ihr offensichtlich zugemauert - der darüberliegende Raum allerdings weiterhin als Bibliothek genützt.
Diese Erkenntnisse brachten uns schon einen Schritt weiter, doch zufriedenstellend war das Ergebnis noch lange nicht. Und so richtete sich unsere dritte Frage auf das Schloss der Pforte, ergo also auf den schmalen Spalt in ihrer Mitte.

Hier ist eine kurze Anmerkung in puncto Zeitdauer unserer Forschungen notwendig, denn hatten wir bis jetzt all unsere Erkentnisse in etwa einer Woche erfahren, so sollte uns das nun Folgende weitaus länger beschäftigen. Während der gesamten Zeit, in welcher Meisterin Sheddja und Meister Achmed mit mir gemeinsam das Geheimnis der H-S-T Glyphen und des darunter liegenden schmalen Spaltes in der Pforte zu lüften versuchten, schien uns eine unsichtbare Macht daran hindern zu wollen. Und zu allem Überfluss verweigerte uns auch noch Meister Barius, welchen wir als Spezialisten für dämonische Angelegenheiten um Rat fragten, jedwede Hilfe. Er schien etwas zu wissen, was er uns - noch - nicht preisgeben will, und es brauchte einige zeitaufwendige Gespräche, um ihn zumindest von der Sinnhaftigkeit unserer Forschungen zu überzeugen.

Doch kehren wir zu der eigentlichen Fragestellung zurück: Wie hatten die Magi et Magae zur Zeit der Errichtung dieser Pforte dieselbe versiegelt und dadurch das dahinter Liegende vor unerwünschten Eindringlingen - und was fast noch wichtiger scheint - sich selbst vor dem, was sich jenseits der Pforte verbarg, geschützt? Nun, es musste sich wohl - wie bereits erwähnt - um eine dämonische Art der Sicherung handeln, welche jedoch selbst für Dämonologen ein beträchtliches Hindernis darstellen sollte. Es brauchte einige Zeit der Überlegung, etliche Diskussionen und zwei weitere magische Analysen der Pforte bis wir es endlich herausgefunden hatten. Es war ein raffiniertes System der Sicherung, welches nur wahrhaft machtvollen Magi et Magae erlauben sollte, die Pforte zu öffnen, auf dass sie genug KRAFT besaßen, das dahinter Liegende zu bewältigen. Man benötigt ein Paraphernalia, welches - sobald man es in den schmalen Spalt am unteren Teil der Pforte steckt - dieselbe zur Öffnung freigibt, wie wir vermuten. Und allem Anschein nach handelt es sich bei besagtem Paraphernalia - dies teilten uns wohl die drei H-S-T Glyphen und das Bild eines Schwertes mit - um das SCHWERT DES HESHTHOT.
Dem Leser sei noch berichtet, dass Meister Barius auf das Ergebnis unserer Forschungen einzig und alleine mit einem Kopfnicken und einem "So holt mich die Vergangenheit nun doch wieder ein." reagierte.
Möge HESinde uns Weisheit schenken!

 

Großmeister Erilarion Androstaal

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 18 am 16.5.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Stille Halle, Dunkle Pforte.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte.


ACADEMIA LIMBOLOGICA
Die Pforte

Beilage zu Opus no. 27, der 26. Firun 29 Hal.

Wer sich fragt, was rund um die Pforte unter der Bibliothek geschieht und warum der Prozess der zwei Magi Rukus Ambrosius und Thundar Hurlemanoff noch nicht begonnen wurde, der wird wohl Einsicht erlangen, wenn er hört, was in der Akademie geschehen ist... 

Die Sonne steht hoch über den Goldfelsen, spiegelt sich in den metallbeschlagenen Türmen der prächtigen, in tulamidischem Stil erbauten Akademie. Geschützt vor den kühlen Firunwinden wandert der Großmeister der Akademie durch den Säulengang.
"Ah, Meister Erilarion, gut das ich euch treffe!" Magister Thundar Hurlemanoff war eben dabei die Akademie nach einem gehaltenen Vortrag auf eigene Faust zu erkunden. "Ich hoffe ihr habt Gefallen an meiner Vorlesung gefunden? Ich habe mit Absicht dieses Thema, das mir sehr am Herzen liegt, gewählt. Man kann gar nicht zu gut vorbereitet sein, wenn es um die Bannung dämonischer Entitäten geht. Aber das war es nicht, worüber ich mich eigentlich mit euch unterhalten wollte. Ich wollte euch fragen, ob es vielleicht möglich wäre die ominöse Pforte, die sich in den Gewölben unter der Bibliothek befindet, in Augenschein zu nehmen. Ihr müßt meine Neugier entschuldigen, doch es wäre einfach unvorstellbar eure Akademie besucht zu haben, ohne das große Mysterium innerhalb der Mauern studiert zu haben; und vielleicht vermag ich es ja, euch bei der Auflösung des Mysteriums behilflich zu sein."
"Nun, in den Keller zieht es euch also..." Großmeister Erilarion Androstaal streicht sich nachdenklich über seinen Bart. "Tja, was soll ich sagen? Ihr seid weit herumgekommen und habt gewiss schon viel erlebt, doch seid gewarnt: Bevor sich Meister Barius nicht zu dem Ganzen geäußert hat, würde ich mich an eurer Stelle nicht noch einmal in diese finsteren und stillen Gewölbe wagen... Aber ich sehe schon, ihr habt eure Entscheidung wohl längst getroffen und habt gewisslich auch all die Risiken abgewogen - ich kann euch nur raten, zuvor noch einmal den Hesindeschrein aufzusuchen."
Etwas besorgt aber schließlich doch mit einem Lächeln sieht Großmeister Erilarion den Magus an.
"Aber natürlich, verehrter Erilarion, werde ich zuvor im Hesindetempel die Hilfe der Göttin erflehen - wie stets vor meinen Questen. Denn Ohne I
HRE Hilfe stünde ich heute nicht hier.
Doch um eines möchte ich Euch noch bitten: gebt mir einen Führer an die Seite, der mir den Weg zeigt - es scheint ja immer noch nicht ganz einfach zu sein, bis zur fraglichen Pforte zu gelangen. Ja, und noch etwas: Wenn es mir möglich erscheint die Pforte zu öffnen - ist mir der Versuch gestattet? Natürlich werde ich anschließend einen getreulichen Bericht ablegen - was auch immer geschieht."
"Ich werde das noch überdenken", antwortet der Großmeister.
Nach dem Gespräch mit Erilarion begibt sich Thundar stante pede zum Schrein der Göttin um sie um I
HREN Schutz, IHREN Beistand und die nötige Weisheit bei seinem Vorhaben zu bitten. Als Opfer verspricht er ein Buch über seine Erlebnisse anzufertigen und legt noch das Säckchen von Erilarion, die ihm erteile Kostenvergütung für die beschwerliche Reise, in die Opferschale. Anschließend meditiert er noch für knappe zwei Stunden.
Der Großmeister berät sich inzwischen kurz mit Sheddja, worauf diese Magus Thundar im Hesindeschrein aufsucht.
"Man bat mich, euch in die Bibliothek zu begleiten" sagt sie, als Thundar mit seinen Gebeten geendet hat. "Mittels eines O
CULUS kann man schwache Linien der Kraft in der Bibliothek erkennen und sich an ihnen orientieren. Auch ist die blaue Flamme eines FLIM FLAM als solche zu erkennen, wenn sie auch nichts zu beleuchten vermag. Die Pforte zu öffnen dürfte nicht nur ein schwieriges, sondern auch ein gefährliches Unterfangen sein. Wir bitten, die Pforte erst einer genauen Untersuchung zu unterziehen und dann alle weiteren Pläne dem Rat der Akademie zu erläutern, bevor sie umgesetzt werden. Wann wollt ihr euch in die Bibliothek begeben?"
Thundar sucht kurze Zeit nach den passenden Worten. "Welch Freude und welch Ehre: Das hübscheste Mitglied der Akademie will mich begleiten und führen! Ich danke euch vielmals." Sheddja ist zuerst erstaunt über dieses unerwartet geäußerte Kompliment, dann schleicht sich leichte Röte in ihre Züge. "Ich hatte es mir fast gedacht, dass ein sofortiger Öffnungsversuch nicht erwünscht ist, aber ich wollte die Frage nicht ungestellt lassen", fährt Thundar fort. "Nun, wenn ihr nichts dagegen habt, so würde ich gerne heute noch aufbrechen - wenn eure Pflichten es zulassen auch gerne gleich jetzt. Mehr als den Beistand der Göttin zu erflehen und meinen Rucksack mitzunehmen gedachte ich nicht an Vorbereitungen zu treffen, da ich ja ausgeruht bin. Also, lasst uns zur Tat schreiten!"
Thundar bietet Sheddja sodann seinen Arm an und verläßt den Hesindeschrein. Schon nach wenigen Herzschlägen hat er alles beisammen und Sheddja führt ihn zum Portal der Bibliothek... Sie spricht magische Worte und öffnet es, denn seit einem Vorfall mit zwei Studiosi ist die Bibliothek magisch versiegelt. Trotz strahlendem Sonnenschein herrscht darin nichts als Schwärze. Nach wenigen Augenblicken tritt Sheddja hinein, zuvor lächelt sie Thundar aber noch einmal zu und sagt: "Folgt einfach dem Licht und achtet auf euren Tritt" dann schreitet sie hinein... vor Thundar erhebt sich nun eine schwarze Wand, kein Laut dringt daraus hervor und nichts deutet darauf hin, dass dahinter nicht ein Abgrund, ein Dämonenpfuhl oder vielleicht Borons Hallen warten...
Gespannt lauschte Thundar eben noch Sheddjas Worten beim Öffnen des Portals und prägte sie sich ein. Als sie sich umdrehte und ihn anlächelte, wollte er noch erwidern: Ich werde mich einfach,... doch da war Sheddja schon in die Bibliothek getreten und Thundar beeilt sich hinterherzukommen. Die ersten paar Schritte in die Finsternis macht er möglichst schnell um Sheddja bald einzuholen. Es kostet ihn zwar einiges an Überwindung, doch Thundar verkneift sich den O
CULUS und konzentriert sich nur auf das fahle Flackern des Flim Flam vor ihm. Wenn etwas sein sollte wird er es so wohl rechtzeitig bemerken, denkt er sich. Schon oft hat er unter der Wirkung eines SILENTIUM gekämpft und gezaubert, aber in Kombination mit einer Dunkelheit...
Sobald er nahe genug heran ist, streckt er seinen Arm in Richtung des Lichts aus, tastet bis er Sheddjas Schulter gefunden hat und legt seine Hand locker darauf, was Sheddja unwillkürlich zusammenzucken lässt, schon setzt sie ihren Weg zwischen Regalen, die man sich nur in den Gedanken ausmalen kann, fort. Es geht zuerst entlang der rechten Wand, dann wird nach links abgebogen. Plötzlich stoßen Thundars langsam tastende Füße gegen einen Widerstand, vielleicht Holz... Sheddja aber setzt ihren Weg fort, so hebt auch Thundar sein Bein und schreitet über das doch recht niedrige Hindernis hinweg. Sheddjas Schulter senkt sich nun ruckartig immer weiter ab und Thundar stolperte fast über eine kleine Schwelle - der Beginn einer Treppe? Das muss der Weg zur Pforte sein! Steinerne und rutschige Treppen hinab tastet er seinen Weg hinter Sheddja her - als mit einem Aufblitzen alles Licht ist! Gleißendes blaues Leuchten erfüllte zuerst alles... Gänzlich ungewohnt ist nun das eigene Atmen, das Scharren der Schuhe und das gelegentliche Tropfen von den feuchten Wänden.

"ER HAT WAS?" hört man eine aufgeregte Stimme ausgehend vom Arbeitszimmer des Großmeisters quer durch die Gänge der Akademie hallen. Könnte man einen Blick in diesen Raum hinein werfen, so würde man einen greisen, weißbärtigen Magus in einer braunen, schlichten Robe und mit einem einfachen, schmucklosen Magierstab in der Hand wild gestikulierend vor dem an seinem wertvoll gearbeiteten Schreibpult sitzenden Großmeister auf und ab schreiten sehen. Der sicherlich annähernd 70 Götterläufe zählende Mann scheint vollkommen außer sich zu sein und ereifert sich offensichtlich mit hochtrabenden Worten und lauter, erregter Stimme über die gedankenlose Unverfrorenheit eines ihm allem Anschein nach wenig sympathischen Kollegen: "Diese pseudo-omnipotenten puniner Mäusebeschwörer haben wohl gar keinen letzten Rest an Ehrfurcht vor den Rätseln der Jahrhunderte mehr im Leibe! Was glaubt er denn, warum dieses Portal so sorgsam verschlossen wurde? Und jetzt will er es öffnen? Er allein? Ohne die geringsten Formen der antidämonologischen Absicherung? Er wird uns alle auf direktem Wege in die Niederhöllen befördern! Ich flehe euch an: Wir müssen zu ihnen! Diesem Wahnsinn muss einfach Einhalt geboten werden! Meisterin Sheddja ist in großer Gefahr! Und nicht nur sie! Dieser heißblütige junge Spund hat doch offensichtlich Flöhe unter der Robe! Am Anfang stehen für ihn weder Wort, noch Idee, noch gründliche Forschung, sondern allein die Tat! Damit wird er uns alle ins Unglück stürzen! Ich beschwöre euch im Namen der Zwölfe: Lasst uns ihn aufhalten, bevor es zu spät ist!"
Nach kurzer Unterredung, die jedoch dieses Mal ohne eingehendere Warnung vor den möglichen Gefahren verläuft, die mit der Pforte verbunden sind, begeben sich auch Rukus und Erilarion zum Eingangsportal der Bibliothek. Der Großmeister stimmt noch ein kurzes hesindegefälliges Loblied an. Als er dann die große Halle der Bibliothek betreten will, hört man eine laute, eindringliche Stimme durch den Arkadenhof klingen: "Tut es nicht! Ihr rennt in euer und unser aller Verderben!" Großmeister Erilarion scheint sich bereits auf den F
LIM FLAM zu konzentrieren, doch Rukus dreht sich nach dem hageren, großgewachsenen Mann um, der am anderen Ende des Flurs steht. Das schwarze, glatte Haar ist zerzaust, sein Spitzbart von grauen Strähnen durchzogen, seine ebenfalls schwarze und zerknitterte Robe ziert ein aufgesticktes Pentagramm. Aus unstet flackernden Augen sieht er zu den beiden Magiern herüber, das Gesicht ist blass - fast schon weiß. Für einen kurzen Augenblick treffen sich die seine und Rukus Blicke und des Fremden Augen funkeln voll Zorn. Großmeister Erilarion hat seinen Zauber beendet und bittet Rukus ohne weiteren Kommentar ihm zu folgen - er selbst verschwindet keinen Herzschlag später in der Dunkelheit. Während er das Eingangsportal zur Bibliothek durchschreitet kann er noch einmal die dröhnende Stimme hinter sich vernehmen, die ihn warnen will: "Ihr Narren, ihr wollt doch nicht etwa das Portal zu den Niederhöllen selbst..."

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 27 am 25.7.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Dunkle Pforte.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte II.


ACADEMIA LIMBOLOGICA
Die Pforte II

Beilage zu Opus no. 28, der 10. Tsa 29 Hal.

Wer sich fragt, was rund um die Pforte unter der Bibliothek geschieht und warum der Prozess der zwei Magi Rukus Ambrosius und Thundar Hurlemanoff noch nicht begonnen wurde, der wird wohl Einsicht erlangen, wenn er hört, was in der Akademie geschehen ist... 

"Ahh! Dieses grelle Licht!" Ein Laut der Überraschung entfährt Thundar als er plötzlich wieder sieht. In seinem Kopf ist für einen Moment nichts als dieses grelle Leuchten. Es überschwemmt ihn förmlich. Nach einiger Zeit vergeht dieser Zustand der temporären Blindheit und allmählich stellt sich das normale Sehen wieder ein - erst schemenhaft und dann kann er langsam auch wieder Farben erkennen. Er sieht Sheddja, die sich ebenfalls die Augen reibt und deren Schulter er nun nicht mehr gefasst hat, mit dem Flim Flam vor sich stehen... vor ihr das PORTAL! Und hinter ihnen eine Treppe die nach oben in die Schwärze führt...
Thundar kommt sofort der Artikel Stille Halle, Dunkle Pforte aus Opus no. 14 in den Sinn, in dem über die Pforte geschrieben steht:

Zwischen ihnen wurde eine gewaltige eiserne Türe unheimlich von blauem Feuer beleuchtet. Darauf waren Zeichen in Zhayad graviert, die von sich selbst aus in dämonischen Licht erstrahlten. Keiner der unsrigen fand zu diesem Zeitpunkt seine Sprache wieder - zu furchteinflößend ragte vor uns diese Pforte auf, die, so schien es, direkt in die Niederhöllen führen musste! Als wir allesamt den ersten Schrecken überwunden hatten, traten wir vorsichtig näher und sahen unter den Zhayad-Glyphen einen schmalen Spalt, vielleicht einen Halbspann hoch und nicht mehr als einen Finger breit. Und darunter war ein wohl ein Schritt langes Schwert, Spitze zum Boden, abgebildet. Dann erst begann ich die Zeichen zu entziffern und laut sprach ich sie aus: H - S - T. Meister Achmed drehte sich um, seine Finger in einem dämonenabwehrenden Handzeichen ineinander verschlungen, hinter welchen das blaue Feuer des FLIM FLAM noch bedrohlicher flammte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich den Namen des Schwarzgewandeten Rächers ausgerufen hatte und erst nach einigen Herzschlägen des Wartens wagte ich es, einen Atemzug zu tun. Doch in diesem Moment war es, als würde die Luft, die ich einsog, roten Rauch aus der schmalen Öffnung in der Türe ziehen, welcher sich zu Boden senkte und auf diesem, einer zähen Brühe gleich, uns entgegenkroch. Großmeister Erilarion fasste sich mit der Hand eiligst an die Schulter und Meister Achmed rief wutentbrannt die Worte "Ihr Kinder der Unverfrorenheit! Wie könnt ihr das Gleichgewicht beeinträchtigen? Rastullah stehe uns bei!" aus. Als dann jedoch nichts geschah, berieten wir uns kurz und beschlossen, weitere Schritte erst nach einer sorgfältigen Analyse des Gesehenen zu unternehmen.

Thundar sieht Sheddja an. Sie blickt fragend und zugleich auffordernd zurück. Er stellt zunächst einmal seinen Rucksack ab und fasst seinen Stab etwas fester. Danach blickt er sich noch einmal genau im gesamtem Raum um, ohne etwas zu berühren. Thundar beginnt an der Treppe und sucht dann die beiden Seitenwände und den Boden ab, wendet sich anschließend noch der Decke zu. Seine einzigen und fast geflüsterten Worte betreffen Sheddja, als er sie einmal höflich bittet, mit der bläulichen Flamme des Flim Flam an eine bestimmte Stelle an der Wand zu leuchten. Um die Decke besser in Augenschein zu nehmen, verwandelt er seinen Stab kurz in eine Fackel. Dabei achtet er auf das Tor. Anscheinend will er feststellen ob sich durch die aktive Anwendung von Magie direkt vor dem Tor an selbigem etwas verändert - nichts. Nachdem er den ganzen restlichen Raum untersucht hat, wendet er sich erneut dem Tor zu und inspiziert dieses. Nun dreht er sich wieder zur Treppe um und spricht mit gedämpfter Stimme "Odem Arkanum". Anscheinend hat er die längere Variante des Spruches gewählt. Ein kurzer Blick auf den Boden, einer zur Decke. Dann dreht er sich langsam um etwa 90 Grad nach links, dann wieder in die andere Richtung, bis er das Tor sehen kann. Nach dem Spruch meint er dann zu Sheddja: "Erstaunlich! Selbst Eurer Astralkörper spiegelt Euer Charisma wieder." Die Meisterin errötet leicht, Thundar fährt jedoch sofort fort: "Was meine Analyse sonst noch ergeben hat..."

Als er das erste Mal angerufen wird, erwidert Rukus den eindringlichen Blick des hageren Mannes recht unfreundlich und ungeduldig. Für so etwas meint er jetzt wirklich keine Zeit zu haben. Als Großmeister Erilarion vor ihm in der Finsternis verschwindet, ist er einen Moment lang unschlüssig. Leicht gekränkt durch die unterstellte Einfältigkeit, die ihm in dem zweiten Ausruf des 'Fremden' mitzuschwingen scheint, entgegnet er barsch: "Natürlich nicht! Eben das wollen wir ja verh...", dann ist er dem Großmeister auch schon in den dämonisch dunklen und geisterhaft stillen Raum gefolgt...
Erst nachdem er vor lauter Eifer beinahe mit dem ehrenwerten Akademieleiter zusammengestoßen wäre, erfasst ihn plötzlich der Worte Bedeutung. 'Das Portal zu den Niederhöllen selbst?' ruft er laut aus, doch es ist nicht der geringste Ton zu hören. Erschrocken wendet sich der greise Magus um, in offenkundiger Versuchung, doch mehr von dem allem Anschein nach deutlich besser informierten Collegus auf dem Gang zu erfahren.
Doch sobald er dem Hoffnung spendenden Licht des Großmeisters den Rücken zukehrt, hat er schlagartig die Orientierung verloren, denn um ihn herum zeigt sich nichts als verschlingende Schwärze und undurchdringliche Lautlosigkeit. Der Schreck, die Verwirrung und die daraus resultierende Ratlosigkeit lassen ihn taumeln und sich mit einer Hand auf der Höhe seines Herzens an die Brust fahren. So viel Aufregung ist nichts für einen Mann der Forschung seines fortgeschrittenen Alters. Beinahe panisch und heftig atmend blickt er sich um, macht einen Schritt bald hierhin bald dorthin, bis seine vor Angst geweiteten Augen endlich in einigen Schritt Entfernung das rettende Licht des Großmeisters auszumachen vermögen.
Einige Herzschläge lang nimmt er sich Zeit, um sich zu fassen und zu sammeln, dann schreitet er relativ selbstsicheren Schrittes auf die einzige Lichtquelle des Raumes zu. Ein Schmerzensschrei verhallt ungehört, als er sich das Knie an der Ecke eines offenkundig hölzernen Möbelstücks anschlägt. Humpelnd und in Schweiß gebadet erreicht er das Licht dann aber doch noch und greift hastig aber mit respektvoller Vorsicht nach dem Stoff der Robe seines Führers. Noch einmal gedenkt er ihn nicht zu verlieren...

"... ich kann wirklich keinerlei auffällige Dinge - außer dem Portal an sich erkennen. Die Wände weisen keinerlei magischen Foci auf. Das Tor selbst jedoch ist von einer starken magischen Aura umgeben, die von hinter dem Tor auszugehen scheint. Rund um die Öffnung, hinter dieser und entlang der Konturen des Schwertes konnte ich arkane Linien erkennen. Die Zhayadzeichen selbst weisen das typischen schwache Leuten auf. Alles in allem ein recht verwirrender Gesamteindruck. Verwirrend deshalb, da das grobe Netz der arkanen Linien sehr einfach wirkt - fast zu einfach! Hinter dem Portal scheinen sich auf jeden Fall enorme magische Gewalten zu manifestieren. Habt Ihr vielleicht eine Vorstellung aus welchem Material das Tor selbst gemacht sein könnte? Und WAS ist dahinter?"
"Wir wissen nicht sicher, welches Material es ist. Scheint jedoch ein ganz normales Metall zu sein, was es meiner Meinung aber nur vorgibt," antwortet Meisterin Sheddja mit einem forschenden Blick zum Portal.
Thundar beginnt dann mit Zauberkreide eine Schutzkreis zu zeichnen, der groß genug ist, dass Sheddja und er darin Platz finden und den Durchgang vom Portal zur Treppe fast blockiert. Sheddja tritt höflich zur Seite und beobachtet gelassen die Vorbereitungen. Direkt vor das Portal zeichnet Thundar ein Pentagramm wie man es sowohl zur Be- als auch zur Entschwörung von Dämonen verwenden kann. Die benötigten Kerzen holt er ebenfalls aus seinem Rucksack. Zu Sheddja gewandt meint er: "Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Keine Sorge - ich habe nicht vor gegen den Willen des Großmeisters eigenmächtig zu handeln."

Schon längere Zeit steht Meister Achmed im Säulengang vor der Bibliothek und beobachtet beinahe amüsiert das ungewohnte geschäftige Treiben an diesem Ort. Nicht lange ist es her, da haben sich Sheddja und Thundar aufgemacht, das Portal zu erreichen und jetzt scheint es so, als ob auch Rukus und Erilarion den gleichen Weg beschreiten würden. "Diese Unwissenden! Sie haben ja nicht gesehen, welche Macht dieses Portal verbirgt. Aber Rastullahs Wege sind unergründlich. Ich werde sie nicht abhalten von ihrem Weg." Plötzlich ertönt eine wohlvertraute Stimme am Eingang zur Säulenhalle: "Tut es nicht. Ihr rennt in euer und unser aller Verderben!" Meister Achmed braucht nicht erst nachzusehen, um zu wissen, wer hier versucht, in den Lauf des Schicksals einzugreifen. "Dieser Narr, er wird sie ja doch nicht davon abhalten können!" murmelt Achmed vor sich hin. "Ihr Narren!", Barius Stimme klingt so gefestigt wie schon lange nicht, "Ihr wollt doch nicht etwa das Portal zu den Niederhöllen selbst aufstoßen?!" Doch noch bevor er seine Warnung beendet, verschwinden Großmeister Erilarion und Rukus geleitet durch das dumpfe Licht eines Flim Flam in der Bibliothek. Als Meister Achmed hört, wie sich die Schritte von Meister Barius von Charypso nähern, tritt er aus dem Schatten der Säule heraus und vor den Collegus: "Lasst diese Narren, was geschehen muss wird auch geschehen. Selbst ihr könnt daran nichts ändern!" Barius erscheint vorerst ziemlich erschrocken, doch sofort nimmt er wieder seine kerzengerade Haltung ein: "Aber sie werden es zu öffnen suchen! Ich muss sie hindern, sonst sind sie, nein, sind wir alle verloren!" - "Zu hindern sind gerade eben sie hinein gegangen, Sheddja und Thundar aufzuhalten, das ist ihr Ziel. Hindert sie nicht daran, denn ich weiß nicht, wie das Portal auf die pure Anwesenheit von so viel geballter magischer Kraft reagiert!" Barius setzt noch einmal an zu sprechen, stockt dann aber und wendet sich seufzend von Achmed ab und verläßt gebückt den Ort des Geschehens. Achmed schaut ihm noch eine ganze Weile nach und lehnt sich danach mit verschränkten Armen an eine Säule und blickt in die dunklen Hallen der Bibliothek, wo er noch das schwache Glimmen des Flim Flam zu erahnen meint.

Als der greise Rukus endlich zu Großmeister Erilarion aufgeschlossen hat, schreitet dieser auf das fortgeschrittene Alter seines Collegus Rücksicht nehmend langsamer voran. Rukus spürt schließlich den Absatz der Treppe unter seinen zittrigen Füßen und stützt sich beim Hinabsteigen auf die Schulter des Großmeisters. In der Mitte der Treppe verweilt Erilarion für einen kurzen Moment und macht dann die letzten Schritte aus der Dunkelheit heraus...

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 28 am 8.8.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Pforte.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte III.


ACADEMIA LIMBOLOGICA
Die Pforte III
Beilage zu Opus no. 29, der 17. Tsa 29 Hal.

Wer sich fragt, was rund um die Pforte unter der Bibliothek geschieht und warum der Prozess der zwei Magi Rukus Ambrosius und Thundar Hurlemanoff noch nicht begonnen wurde, der wird wohl Einsicht erlangen, wenn er hört, was in der Akademie geschehen ist... 

Der Schutzkreis und das Pentagramm sind endlich fertig. Thundar setzt sich dem Portal zugewandt in den Schutzkreis und bittet Sheddja sich ebenfalls in den Kreis zu begeben. Er schlägt die Beine übereinander, lockert sein Schwert in der Scheide, legt den Stab quer über seine Oberschenkel und beginnt zu rezitieren: "ANALUES ARCANSTRUC..."
Plötzlich stößt Sheddja nur für Thundar hörbar einen schrillen Schrei aus, dreht sich ruckartig um und blickt gerade dem Großmeister entgegen, der mit geschlossenen Augen auf der untersten Stufe verharrt. Sheddja weicht etwas zurück, um den beiden Neuankömmlingen Platz zu machen und kann sich ein Lächeln beim Anblick der beiden Magier, die ihre Augen krampfhaft zusammenkneifen und nur langsam wieder ihre Umgebung wahrnehmen, nicht verhalten. Thundar ist ebenfalls erschrocken herumgefahren, hält seinen Stab zum Schlag erhoben und senkt ihn nur langsam wieder.
"Was verschafft uns die Ehre eures Besuches?" fragt Thundar grinsend, als Erilarion und Rukus wieder orientierter wirken.

"Bei Rasthullahs Daunenfedern! Daran könnte man sich ja direkt gewöhnen!" Achmed lehnt sich noch ein Stück weiter in den weichen Ledersessel zurück und legt seine Füße auf den Tisch vor ihm. Er lässt seinen Blick durch den Raum schweifen: "Jaja, unser Großmeister hat es sich hier schon recht nett eingerichtet. Nur ein bisschen kühl ist es. Hier ein paar Palmensträucher und da vielleicht eine Sitzecke mit echten Bobra´schen Polstern, dann könnte man hier schon leben. Überhaupt würde der ganzen Akademie ein wenig frischer tulamidischer Wind ganz gut tun."
Achmed erhebt sich langsam, wobei er, von ihm unbemerkt, ein paar Schriftrollen vom Schreibtisch des Großmeisters herunterwirft. Daraufhin macht er sich daran, den Bücherschrank einmal etwas genauer in Augenschein zu nehmen: "Bei Rastullahs Neun Frauen! Die Sphairologia und noch dazu eine Originalabschrift aus dem Tulamidya. Dieses Buch wird in unserer Bibliothek gar nicht aufgelistet!" Kurz wandert Achmeds rechte Hand zum Bücherkasten, hält dann aber inne und verschwindet wieder unter der weiten, mit tulamidischen Mustern bestickten Magierrobe. 
Achmed seufzt kurz auf, lässt sich dann wieder auf dem kostbaren Ledersessel des Großmeisters nieder und streckt seine Füße auf dem für einen Magier recht penibel aufgeräumten Schreibtisch aus.

"Dieser verdammte Ketzer! Genauso wenig Ahnung hat er wie all die anderen Stupidi in ihrem Wetteifer um das verfluchte Wissen der Verdammten. Muss sich der Mensch denn immer wieder in grenzenlose Gefahr begeben, nur um seinen unstillbaren Wissensdurst zu befriedigen? Ich habe gelernt! Warum ist es den anderen unmöglich, dies zu tun? Das Tor darf nicht geöffnet werden. Nicht jetzt. Und nicht so! Alles könnte sich dahinter verbergen! Auch ER! Vater, oder wie du dich nennen magst. Verdammtes Wesen! Dämon der Niederhöllen! Niemals wirst du dich meiner bemächtigen! Einmal habe ich dir entsagt. Dir und meinem verdammten Durst nach Wissen und Macht. Wieder werde ich es tun! Warte nur hinter diesem Tor auf mich. Ich werde zu verhindern wissen, dass du es durchschreitest! - Aber was, wenn nicht. Was, wenn mir die Göttin dieses Mal nicht in selber Weise beisteht? Was, wenn ich mich nicht beherrschen kann? Was, wenn sich SEIN Streben auf diese Welt zu kommen durch mich, durch meinen Körper, SEINEN Sohn, erfüllt? Warum hat ER SEINE ewige Suche nach mir noch immer nicht beendet? NEIN! Und diese Narren werde ich von ihrem Tun abhalten. Das schwöre ich bei meiner Mutter!"

Der alte Mann in seiner braunen, unscheinbaren Robe wirkt ausgesprochen wenig amüsiert über die sich ihm darbietende Situation. Der belustigte Gesichtsausdruck von Meisterin Sheddja scheint ihm recht unangenehm zu sein. Als er den prüfenden Blick seines jungen Collegus bemerkt, lässt er eilig den Saum der Robe des Großmeisters aus seinen Händen gleiten. Offensichtlich etwas zu spät, wie er aus dem Grinsen des Magiers herauszulesen meint. Verärgert und mit einem Anflug von Schamesröte im Gesicht schreitet er ächzenden Schrittes und schwer auf seinen Stab gestützt an dem Großmeister vorbei und baut sich zwischen dem Fremden und dem Portal auf. Missmutig funkelt er seinen puniner Collegus an. Auf die allem Anschein nach ironische Anrede antwortet er kauzig: "Ehre...?! Das hättet ihr wohl gern! Wisst ihr eigentlich, was ihr da gerade im Begriff..." Irritiert hält er inne. Unendlich langsam und mit vor Anspannung geweiteten Pupillen dreht er sich zu dem Portal um, das er im Grunde zuvor noch keines Blickes gewürdigt hatte... Das Portal aus uraltem dunklem Metall scheint Rukus förmlich böse anzufunkeln, der Schein des Flim Flam wirft unheimliche Schatten und unter den Zhayadrunen gähnt dieser dunkle, lichtverschlingende Spalt... Als wäre das noch nicht genug, nimmt das Schicksal diesen Moment zum Anlass, quälend langsam roten Dampf oder Rauch aus der Öffnung kriechen zu lassen, der zu Boden sinkt und die Füße der erschreckt Starrenden einhüllt, umwogt und sie umspielt...
Gerade will Thundar zu einer Erwiderung ansetzen - in etwa: Natürlich weiß ich was ich hier tue. Das was mir der Großmeister auch erlaubt hat, ich analysiere das Portal - als auch er den roten Rauch bemerkt. Thundar packt den Alten äußerst grob an seiner Kutte und reißt ihn nach hinten, aus dem Pentagramm heraus in den Schutzkreis hinein. Wobei ihm ein überraschtes "Hesinde!" entfährt. Er lässt den alten Collegus nicht sofort wieder los und schaut in Richtung Tor und versucht zu erkennen, woher der Rauch genau kommt... und er scheint zu lauschen - war da nicht ein Geräusch?

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 29 am 15.8.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Pforte II.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte IV.


ACADEMIA LIMBOLOGICA
Die Pforte IV
Beilage zu Opus no. 31, der 1. Phex 29 Hal.

Wer sich fragt, was rund um die Pforte unter der Bibliothek geschieht und warum der Prozess der zwei Magi Rukus Ambrosius und Thundar Hurlemanoff noch nicht begonnen wurde, der wird wohl Einsicht erlangen, wenn er hört, was in der Akademie geschehen ist... 

...Ein leises Tropfen... Der unheimliche Dampf wird leicht aufgewirbelt... immer mehr Tropfen regnen von oben herab. Die Anwesenden werden weder benetzt noch benässt... doch noch während alle zur Decke blicken, kommt einem mit einem unterdrückten Husten Sheddjas die Gewissheit: Die Luft wird knapp, kaum kann man noch atmen, sie wird dünner, scheint zu verschwinden und etwas Zähes, doch Flüssiges, sammelt sich am Boden vor dem Portal an, lässt den Dampf auf sich schwimmen und löscht zischend die Kerzen des Pentagramms. Doch keine Nässe. Und immer höher steigt die Flut, immer dichter regnet es von der Decke und immer weiter weichen alle Anwesenden nur mit größter Mühe angesichts des zähflüssigen Untergrundes zu den Stufen zurück, gierig nach Luft schnappend.

Unwissend um all die Vorgänge, die nur ein Stockwerk tiefer wohl geschehen mögen, schließt Achmed langsam seine Augen und denkt zurück an die schönen Zeiten in Rashdul, die Feste, die Musik und die wunderschönen Sharisad. Beinahe meint er schon das melodiöse Klingen ihrer Fußkettchen zu hören als ihn ein leises Räuspern aus den Träumen reißt. Er öffnet langsam sein rechtes Auge, um den Urheber dieser Geräusche auszumachen.
RUMS!
Im nächsten Augenblick fliegt Achmed Hals über Kopf nach hinten vom Sessel und landet unsanft auf der aranischen Säbelpflanze, die sich in hinteren Teil des Raumes breitgemacht hat. "Bei allen Kamelen! Das haut ja selbst den stärksten Novadi um!" Achmed macht sich daran, sich langsam wieder aufzurichten, ohne an den scharfen Eckkanten der Blätter anzukommen. Vor ihm steht mit erhobenen Kopf die Argelia von Kuslik, Geweihte der Hesinde, die sich, angesichts dieser Situation ihres Kollegen, ein kleines Grinsen nicht verkneifen kann. Doch kaum ist Achmed wieder auf den Beinen, setzt sie wieder ihre gestrenge Miene auf und blickt den Magus finster an: "Was, in aller Götter Namen, tut ihr hier?!" - "Nun, ich dachte jetzt, wo ja fast alle Wichtigeres zu tun haben, ich dachte, da könnte ich doch... ähm... Wollt ihr vielleicht auch ein bisschen Zithabar?" Argelia starrt ihren Kollegen jetzt noch strenger an und sagt dann mit fester Stimme: "Nun, wir werden sehen, was unser Großmeister dazu sagt." - "Nein!" Achmed springt zwischen Argelia und die Tür, der sie sich gerade zuwenden wollte. "Alles nur das nicht!" Argelia hält inne und fährt sich mit ihrer Hand an die Schläfe. Sie würde diese Situation gnadenlos ausnützen, das wusste Achmed. Aber lieber dem kranken Verstand einer Laienpredigerin ausgesetzt, als dem Zorn des Großmeisters. "Ich denke, es ist am besten, ihr besucht heute Abend MEINEN Gottesdienst. Ich erwarte euch." Mit diesen Worten entschwindet Argelia dem Blickfeld des verdutzten Achmed.

Verstört blickt Rukus angesichts der tropfenden Flüssigkeit zuerst zur Decke, dann zum Boden, wo er langsam den sorgsam gezeichneten Schutzkreis verlaufen sieht. Es ist schwer zu sagen, ob es der Schreck über die sich nun plötzlich überschlagenden Ereignisse ist, oder der tatsächliche Mangel an Atemluft, der Rukus sich mit der Hand zum Herzen fahren und auffällig nach Luft japsen lässt. Wie gebannt starrt der greise Magus auf den seltsamen Rauch, der nach wie vor aus dem riesigen Portal hervorquillt. Immer höher steigt der Flüssigkeitsspiegel indes an, doch der vollkommen verstörte Magier scheint außer Stande, sich aus eigener Kraft in Sicherheit zu bringen.
Wie Sheddjas des alten Magus' Probleme bemerkt, will sie sofort zu ihm eilen, hebt einen Fuß aus dem Nass und verzieht geekelt den Mund, als sich lange Fäden von der inzwischen wadentiefen Flüssigkeit zu ihrem leichtem Schuhwerk ziehen. Mit einem Pflopp gibt das zähe Zeug dann auch ihren anderen Fuß frei und sie kann Rukus an der Schulter stützen. Sofort beginnt sie ihn in Richtung Treppe zu ziehen: "Bei den Niederhöllen! Was ist das? Wir müssen raus!" schreit sie, denn das stetige Tropfen übertönt schon die meisten Geräusche. Nur sehr langsam und schwerfällig gelangt sie zu den ersten Stufen, keucht und jappst, bis sie dann erschöpft in der Mitte der Treppe zusammenbricht, sich auf den Stufen abstützt und erst einmal heftig schnaufend wieder ihre Kräfte sammelt. Inzwischen ist auch Rukus aus dem zähen Medium befreit, wurde durch den Sturz Sheddjas aber nicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Und hinter ihnen stehen die zwei Magier Erilarion und Thundar inzwischen fast hüfttief in honigartiger Flüssigkeit und schnappen heftig nach Luft.
Der inzwischen offensichtlich wieder zur Besinnung gekommene Rukus nützt die ihm auf diese Art zwangsverordnete Verschnaufpause, um sich nach eben jenen beiden anderen Magi umzusehen. Hustend und noch immer die linke Hand an die Brust gepresst blickt er gehetzt und unschlüssig zuerst auf den Großmeister, dann auf das Sicherheit verheißende obere Ende der Treppe und schließlich auf seinen puniner Collegus, der der unheilvollen Pforte noch immer am nächsten steht. Das lautstarke Tropfen und Plätschern übertönt das missmutige Gezeter des greisen Magiers, als sich dieser schließlich einen halbwegs sicheren Halt auf der Treppe sucht, sich mit der freien Hand einen verlässlichen Haltepunkt an der Wand ertastet und mit seinem Stab dreimal kräftig auf die steinernen Stufen pocht, bevor er ihn mit einer weit ausholenden Geste auf die Pforte richtet. Noch in der Bewegung scheint der Stab in sich flexibler und auch länger zu werden, bis schließlich das Ende eines ansehnlichen Seiles direkt an Großmeister Erilarion vorbei auf Thundar zugeschossen kommt...
Als Thundar bemerkt, dass Rukus sein Seil in seine Richtung befördert, packt er es mit der linken Hand und schlingt es mehrmals um sein Handgelenk und beginnt sich in Richtung Treppe vorzuarbeiten.
Sheddja hat sich inzwischen aufgerappelte und sieht sich mit angstgeweiteten Augen im beträchtlich überfluteten Raum um... klebrige Fäden des zähen Mediums, das bald den Raum zur Hälfte auffüllt, ziehen sich durch Gewand und Haare. Im bläulichen Zwielicht ist noch immer ein dichter Schauer von der Decke zu erkennen und man hat fast keine Möglichkeit mehr zu atmen. Als sich auch Thundar mit Rukus' Hilfe zur Stiege hingezogen hat bleibt nur noch der Großmeister zurück. "Erilarion!" ruft Sheddja, "Wir müssen raus!" dann formt sie die Hände vor ihrem Mund zu einem Trichter und schreit "Aeolitus!" - ein leichter Windhauch erfüllt den Raum und gibt einem wieder kurz die Gelegenheit einen normalen Atemzug zu tun. Tief holt der Grossmeister Luft, saugt den kurzen Windhauch förmlich in sich auf, der ihm da von der Treppe entgegenkommt, und macht sich dann auf den mühevollen Weg in Richtung Treppe. Doch schon bei den ersten Schritten merkt er, dass das Vorankommen in dieser zähen Flüssigkeit und noch dazu in seiner Magiergewandung nicht gerade schnell vonstatten geht. Der Raum hat sich inzwischen weiter angefüllt und Erilarion steckt nun bis über die Hüften in diesem verflüssigtem Etwas. Er hat seine Versuche vorwärts zu kommen nun vollends aufgegeben und ruft mit befehlsgewohnter Stimme zu Sheddja hinüber: "Holt mir den Dschinnenbeschwörer... ein Geist der Lüfte ist die einzige Möglichkeit! Und bringt mir sofort den Charypter aus seinem Zimmer hierher!" Nachfolgend ruft er noch einige Beschimpfungen - wohl offensichtlich Meister Barius von Charypso betreffend - die aber im Tropfen und Plätschern untergehen.
"Aber...", beginnt Sheddja kurz, dann dreht sie sich zu den Stufen um und eilt diese empor. Die Dunkelheit der darüber liegenden Bibliothek verschlingt sie und lässt die drei männlichen Collegi allein zurück.

Achmed ist gerade dabei, die Unordnung, die er in Erilarions Zimmer angerichtet hat, halbwegs wieder aufzuräumen, als ihn plötzlich ein kurzer, aber heftiger Schmerz durch den ganzen Körper fährt. Schon lange hatte er so etwas nicht mehr gespürt, doch er wusste, hier war etwas unaussprechlich Böses, etwas Dämonisches am Werk. Und seine Freunde waren in größter Gefahr. Sofort lässt er von seiner Arbeit ab und steckt seinen Kopf aus der Tür. Und wirklich, da hört er eine Stimme nach ihm rufen, keuchend, gepresst, aber klar verständlich. Es ist Sheddja, die da nach ihm ruft und sie klingt nervös, nahezu aufgeregt, obwohl sich Achmed nicht sicher ist, ob Sheddja dieses Gefühl überhaupt kennt, geschweige denn verspüren kann. Achmed packt seine weite Magierrobe mit beiden Händen, hetzt zur Stiege und mit eiligen Schritten diese hinab. Schnell wendet er sich im Säulengang der Bibliothek zu, als ihm schon die Druidin eiligen Schrittes und fest nach Luft schnappend entgegenkommt...
"Der Großmeister..." Sheddja jappst nach Luft "...beim Portal - ein mächtiger Cantus wie es scheint..., eine zähe Flüssigkeit und die Luft wird knapp. Ein Luftdschinn kann ihn retten!" Sheddja holt noch einmal tief Atem und die übliche Ruhe legt sich über ihre Züge. "Der Großmeister meinte auch, Meister Barius solle kommen... doch der Dschinn ist wichtiger. Ich hoffe es ist Zeit dazu - Die Magi Rukus und Thundar sind noch unten... sie können noch helfen..." Sheddja scheint zu erwarten, dass der novadische Magier sofort mit der Beschwörung beginnt, starrt nachdenklich ins Nichts und murmelt "...ich... Barius...", wendet sich ab und schreitet zu zwei Studiosi, die am Geländer des Säulengangs sitzen, mit aufgeschlagenen Folianten auf den Knien, und das Geschehen erstaunt beobachtet hatten. Sheddja spricht kurz zu ihnen und sie springen sofort mit bangen Gesichtern auf, legen die Bücher zur Seite und eilen in Richtung des Beschwörungsturms bzw. der Gemächer. Mit einigen mahnenden Worten, die niemand hört, hebt die Meisterin die Bücher vom Boden auf, klopft den Staub von den Einbänden und sieht zurück zu Achmed... erwartungsvoll.

Noch immer steigt die zähe Flüssigkeit höher und schiebt sich bereits die Treppe hinauf. Lange werden Rukus und Thundar dort oben wohl kaum mehr verweilen können. Wo nur dieser Dschinnenbeschwörer bleibt? Gerade noch könnt ihr den Kopf des Großmeisters aus der Flüssigkeit ragen sehen, das Seil hat er immer noch fest in beiden Händen, da schwappt plötzlich eine Welle über Großmeister Erilarion hinweg, für kurze Zeit ist rein gar nichts mehr von dem Akademieleiter zu sehen. Die Sekunden vergehen...
Das Seil! Er muss es losgelassen haben, denn es hängt jetzt schlaff in die Flüssigkeit hinein. Als Rukus daran zieht, kann er keinen Widerstand spüren. Der Großmeister bleibt verschwunden - und auch die zwei verbliebenen Magier sollten so schnell wie möglich hier raus!

Meister Achmed zieht eine Augenbraue hoch, verschränkt die Arme und sieht der Meisterin dabei zu, wie sie die Bücher aufhebt: "Wohl etwas unkonzentriert, liebste Meisterin. Ein Dschinn? Da sind Vorbereitungen vonnöten, ein langes Beschwörungsritual. Ist der Großmeister ernsthaft in Gefahr? Hat mich mein Gefühl nicht getäuscht?" - Sheddja dreht sich verwundert um, legt die Bücher wieder in den Staub und nickt kräftig "Bei Los und Sumu, ja! Wir müssen etwas tun! Ein Elementargeist! Ja, das meinte er." - "Bikull suruhr" antwortet Meister Achmed auf Tulamidya, streckt die Arme gen Himmel und spreizt die Finger fast unnatürlich weit. Sodann beginnt er auf tulamidisch den auch der Druidin wohlbekannten Spruch zu rezitieren, ruft die großen Winde der Meere und die Stürme über der Khom an...

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 31 am 29.8.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Pforte III.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte V.


ACADEMIA LIMBOLOGICA
Die Pforte V
Beilage zu Opus no. 35, der 29. Phex 29 Hal.

Noch sind die Rätsel um die Pforte unter der Bibliothek der Academia Limbologica nicht gelüftet. Die Ereignisse der letzten Zeit warfen ganz im Gegenteil neue auf und noch immer ahnt niemand, was wirklich vor sich geht...

Um das Gedächtnis wieder aufzufrischen:
Der Großmeister verschwand in den Fluten klebriger, zäher Flüssigkeit vor dem Portal, die Magi Thundar Hurlemanoff und Rukus Ambrosius konnten ihm bisher nicht helfen. Und vor der Bibliothek begann Meister Achmed einen Elementargeist der Lüfte herbeizurufen...

Das Seil! Er muss es losgelassen haben, denn es hängt jetzt schlaff in die Flüssigkeit hinein. Als Rukus daran zieht, kann er keinen Widerstand spüren. Der Großmeister bleibt verschwunden - und auch die zwei verbliebenen Magier sollten so schnell wie möglich hier raus! Doch Thundar fängt schon wieder an zu zeichnen.
Vor den Augen Rukus' entsteht ein Pentagramm in der zähen Oberfläche der Flüssigkeit, die fast den ganzen Raum vor dem Portal füllt und den zwei Magi darüber kaum noch Platz lässt. Die Einwände seiner Collegi wischt Thundar mit rüder Geste beiseite. Kaum ist er fertig, beginnt er den Cantus PENTAGRAMMA DRUDENFUSS zu rezitieren - schließlich handelt es sich bei jener den Raum immer weiter anfüllenden Flüssigkeit um eine höchstwahrscheinlich dämonische Präsenz!
Die Sekunden verrinnen...
Mit starrem Blick sieht Thundar auf das Pentagramm hinab, das langsam zerläuft. Kein Hauch rührte sich und durch das laute Plätschern hindurch ist auch nichts zu hören... außer... war da ein Schrei, ein Brüllen hinter dem Portal? Nein, Einbildung! entscheidet Thundar für sich und sieht sich hektisch um. Was jetzt? Wie kann man dem Großmeister helfen? Plötzlich bleibt Thundars Blick an seinen eigenen Händen hängen. Er dreht den Ring mit dem großem Rubin, den er an seiner Hand trägt, und rezitiert auf Alttulamidya:
"Kraft des Feuers steh mir bei!"
Plötzlich knistert und wabert die Luft vor den zwei verbliebenen Magi vor Hitze und Teile der Flüssigkeit werden aufgelöst und verflüchtigen sich. Eine Vertiefung entsteht im fast ganz gefüllten Raum und in ihr schwebt plötzlich eine mächtige Flamme... zwei Augen sind darin zu erkennen und mit der Zeit bilden sich Arme, ein Kopf und sogar Finger bis ins kleinste Detail... "Was ist dein Begehr Meister?" haucht der Dschinn und ein Schwall von Hitze fährt über die Magi hinweg, die hustend Atem schöpfen, den sie nur ungenügend erhalten. Doch Thundar fasst sich schnell und sagt:
"Schütze Erilarion, den Großmeister, der soeben vor unseren Augen hier versunken ist, um jeden Preis!" - "Dein Wunsch ist mir Befehl!" und mit ohrenbetäubendem Zischen verschwindet der Dschinn im zähen Medium, bringt es zum kochen und brodeln. Heiße Fontänen steigen auf, doch kein Dampf...
Thundar und Rukus werden von einem heißen Luftstrom nach hinten gedrängt, fast von den Beinen geholt und weichen nun ganz in die stille und dunkle Bibliothek - die letzten Stufen der Treppen hinauf - zurück... und hoffen darauf, der Dschinn möge Erilarion noch lebendig finden. Dann ebbt der plötzliche Sturm ab und nahe, ganz nahe, spüren die Magi elementare Hitze - als stünden die eigenen Roben in Flammen! Und als sie sich panisch umdrehen, unfähig etwas zu hören oder zu sehen, sticht ihnen auf einmal ein roter Blitz in die Augen, der ebenso schnell verschwunden ist, wie er aufgetaucht war.
Dunkelheit umhüllt die Magier, als sie hastig nach dem Ausgang der Bibliothek suchen. Immer wieder stoßen sie gegen Regale, die lautlos zu Boden poltern. Dann ertastet Rukus das Relief rund um das Portal... endlich werden sie wieder Praios Antlitz erblicken... doch schon wieder strömt Hitze auf sie zu, wird nahe des Ausgangs fast unerträglich. Als die Magi dennoch nach außen stürmen, werden sie fast wieder in die Dunkelheit zurückgeworfen. Um sie herum scheint Feuer zu sein, nichts als Hitze, Licht und Flammen. Panisch suchen die Magi Schutz an der Wand der Bibliothek und als sie nach mehrmaligem Blinzeln das Licht vom Schatten zu trennen vermögen, sehen sie eine Feuersäule, auf welcher der flammende Oberleib des Dschinns thront, welcher die Arme vor der Brust verschränkt hat und nun zu den Neuankömmlingen herabblickt. Als die Magi ihre Augen noch weiter zusammenkneifen vermeinen sie einen Schatten zu erkennen - einen Schatten inmitten des feurigen Dschinnenkörpers! Es ist der Großmeister, der seine Robe an sich gerafft hält! Und nebenan stehen Achmed und Sheddja, mit geschlossenen Augen und Falten auf der Stirn. Ihre Arme halten sie vor der Brust verkreuzt, die Finger weit gespreizt. Dann mit dem Ruf "Zarach ay Majj!" reißen beide die Arme weit ausgestreckt nach vorne, und aus der Luft materialisieren sich Wände... Wände aus Wasser! Sie bilden ein Kreuz dessen Mittelpunkt der Großmeister bildet und welches, auf den Feuerdschinn treffend, zischend verdampft. Dieser verzieht sein Flammengesicht, blickt gen Himmel und eine Stichflamme schießt hoch in den Himmel... doch er hält der Tortur stand und die Wände bleiben fern von ihm - und vom Großmeister. "Meister," haucht der Dschinn mit feurigem Odem und wendet sich an Thundar, "ist er sicher?"
Noch immer etwas geblendet und leicht verwirrt von der Hetzjagd durch die Bibliothek und der verzweifelten Suche nach dem Ausgang, dauert es erst einmal einige Zeit, bis Thundar die Frage versteht. Ein immer breiter werdendes, erleichtertes Grinsen verzieht sein Gesicht...
"Ja, er ist in Sicherheit! Dein Dienst ist erfüllt! Ich danke dir von ganzem Herzen für deine Hilfe, Dschinn."
Der Dschinn verneigt sich wortlos, wird unförmiger, kleiner und kleiner bis er nur mehr ein einzelnes Flämmchen ist, schwebt zur nächsten Fackel, die an der Wand hängt, und verschmilzt mit deren Flamme.
Sobald der Dschinn im Begriff ist, sich aufzulösen, drängt nach und nach das Wasser der elementaren Wände immer weiter auf den Großmeister zu. Dessen Kleidung ist mittlerweile durch das elementare Feuer stellenweise versengt und auch von der Stirn Erilarions tropft der Schweiß in kleinen Perlchen herab. Für kurze Zeit nur sieht man den Großmeister verwirrt in das lächelnde Gesicht Thundars blicken, dann jedoch stürzt das Wasser von allen Seiten über ihn herein. Noch ehe irgendeiner der Anwesenden reagieren kann, vernimmt man einen langgezogenen Schrei und Großmeister Erilarion wird aus dem Wasser heraus in Richtung der Gangwand geworfen, an die er schließlich - nach immerhin drei Schritt Flug - auch wie ein nasser Sack klatscht. Alle Herbeieilenden können nun sehen, wie der Großmeister vollkommen durchnässt und aus einer Platzwunde am Kopf blutend an die Mauer gelehnt daliegt, die Augen geschlossen.
Völlig außer Atem lehnt sich auch Rukus an die Wand neben dem Eingang zur Bibliothek und presst sich noch immer die Hand auf die Brust. Seine röchelnden Atemzüge werden von einem hellen Pfeifen begleitet, der Schweiß steht ihm auf der Stirn und sein Gesicht ist geprägt von der Anspannung und Angst der letzen Minuten. All das war wohl ein wenig zuviel Aufregung für einen gelehrten Mann seines fortgeschrittenen Alters. Als er den ersten Schrecken überwunden hat, reckt er schließlich die Hände samt Stab der Decke entgegen und ruft aus: "Gepriesen seiest du, Herrin Hesinde, dass du uns aus diesem brodelnden Chaos hast entkommen lassen!" Dann wendet er sich dem Großmeister zu und fragt verstört: "Was im Namen von Nandus und Hesinde war das?"
Gerade als Meisterin Sheddja zu einer Antwort ansetzen will, öffnen sich die Augen des Großmeisters; und während er einmal tief einatmet, tasten seine Finger nach der immer noch blutenden Wunde am Haupt. Euch allen wollen keine passenden Worte einfallen, doch dies ist auch gar nicht nötig, denn anscheinend hat der Großmeister ebendiese Worte schon parat. Mit donnernder Stimme, sodass es wohl ein jeder im Gebäude hören muss, spricht er: "Alle Niederhöllen über euch! Was geht hier vor?" Doch ohne eine Antwort abzuwarten, fährt er mit dröhnender Stimme fort: "Praiospotzblitz noch mal! Da entrinne ich nur knapp meinem Schicksal, komme nichts ahnend hier an und was geschieht?! Zuerst werde ich von einer Feuersbrunst umhüllt, welche mich - aus welchen Gründen auch immer - nicht wieder gehen lässt und mir ganz nebenbei meine Robe versengt...". Sein zornerfüllter Blick scheint während dieser Worte nach dem Urheber für diese 'Feuersbrunst' zu suchen, "...und dann - wohl zur Erhaltung des elementaren Gleichgewichts - werde ich von gewaltigen Wassermassen erfasst, die mich schließlich hierher verfrachten. Bin ich hier in die Niederhöllen geraten oder was?!" Wer nun glaubt, dass der lautstarke Redeschwall des Großmeisters ein Ende hätte, der irrt. Denn Erilarion erhebt sich, das Gesicht rot vor Zorn, und kommt auf Meisterin Sheddja und Meister Achmed zu. "Stupidi et Stulti! Ubi ibi sum? In nomine Hesindae, quod fecerunt?!" Eine kurze Verschnaufpause folgt, dann fährt er fort, diesmal allerdings mit etwas gedämpfterer Stimme: "Und jetzt geht mir aus dem Weg, ich kann euren Anblick nicht mehr ertra..." Mitten im Satz bricht Erilarion ab und eilt an den zwei Meistern vorbei den Gang entlang.
"Endlich eine vernünftige Person! Komm an meine Brust, Eborëus." Ohne dass ihr es gemerkt hättet, sind die zwei Adepti, die Meisterin Sheddja zu Meister Barius schickte, zurückgekehrt. Einen von ihnen - den mit Eborëus angesprochenen - schließt Großmeister Erilarion eben gerade in seine Arme, redet dann leise ein paar Worte mit ihm, bis er sich endgültig abwendet und hinter der nächsten Ecke - immer noch murrend und vor sich hin schimpfend - verschwindet.
Meister Achmed schaut angesichts der Beruhigung der Lage mit verduzter Miene dem Großmeister hinterher, der ihn soeben in einem Kauderwelsch aus Garethi und Bosparano beschimpft hatte. Oder war da nicht auch ein Hauch von Horati zu hören? "Erilarion-bil, al'Scheik, ihr habt Glück, dass ich euch aufgrund eurer bisherigen Taten, die ihr vollbracht habt, den Respekt entgegenbringe, der mich nun davon abhält, euren Kopf, der Dinge spricht einer Sindh gleich, von euren Schultern zu trennen. Aber hört ihr al'Hawa? Nehmt euch vor dem dritten Rastullahella in Acht, mein Silhamib!"
Nach diesen Worten, die für alle noch Anwesenden gut hörbar waren, zieht Achmed seinen Turban tiefer ins Gesicht und murmelt noch im Gehen: "Sobald der Mensch in Zorn gerät, gerät er in Irrtum!"
Nachdem der Großmeister schimpfend um die Ecke verschwunden ist, eilt Eborëus mit seinem jüngeren Kollegen stante pede auf Meisterin Sheddja zu um auch ihr Bericht zu erstatten: "Nun... werte Meisterin, ich habe getan, was Ihr mir aufgetragen habt und bin zum Gemach von Meister Barius geeilt um ihn über den akuten Vorfall in Kenntnis zu setzen. In seinem Gemach jedoch konnte ich ihn nicht auffinden und so eilte ich schnellen Schrittes zum Turm, um an der Labortür zu klopfen, jedoch auch dort öffnete er nicht. Selbst habe ich es nicht gewagt das Labor zu betreten, denn ihr wisst wie er reagiert, wenn er bei seinen... wie auch immer, wenn er gestört wird - und versteht das nicht falsch - ich will meine Finger noch behalten. Denn Gerüchten zufolge, die im Schlafsaal des Nachts, wenn wir die Schritte des Meisters im Gang pochen hören, erzählt werden, soll er nämlich einmal..." Der Studiosus setzt gerade an mit zögernd zitternder Stimme zu erzählen, als Sheddja mit einem Wink ihrer rechten Hand den Knaben unterbricht.
Thundar wirft Sheddja einen dankenden Blick zu ergreift daraufhin das Wort: "Wie bei allen Niederhöllen ist Erilarion da heraus gekommen - und dann auch noch vor uns?" Das Grinsen in Thundars Gesicht ist längst wie weggeblasen, als er zu Sheddja und Rukus gewendet diese Frage in den Raum stellt. "Aber", fährt er fort, "eigentlich ist dies momentan wohl eher nebensächlich - vordringlicher erscheint mir die Frage, was mit diesem Schleim und der Pforte im Moment geschieht. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen! Schließlich könnte es sich ja wirklich um ein Portal in die Niederhöllen handeln und die Manifestation dieser gallertartigen Masse lediglich der einer Entität der 7. Sphäre vorausgehen. Lasst uns also zuerst einige Vorsichtsmassnahmen vornehmen - das mindeste erscheint mir die Sicherung und Beobachtung des Durchgangs zur Bibliothek, vor dem wir uns gerade befinden. Zusätzlich würde ich empfehlen zwei Studiosi als Posten abzustellen, die etwaige Veränderungen sofort berichten. Anschliessend können wir ja - in der Hoffnung, dass sein Zorn verraucht ist - Erilarion fragen, wie er aus der Kammer entkommen konnte, ohne dass wir dies bemerkten. Was meint ihr dazu, werte Collegi?"
Sogleich setzt Meisterin Sheddja den Plan Thundars in die Tat um, indem sie sagt: "Der ehrenwerte Magus Thundar Hurlemanoff hat wohl recht, wenn er uns vor dem Portal warnt. So bleibt hier", sie blickt zu den zwei Adepten, "und bewacht die Bibliothek - und betretet sie unter keinen Umständen!" Dann tritt Sheddja zu Thundar und Rukus und fährt in wesentlich milderem Ton fort: "Ich verstehe die Ereignisse auch nicht vollkommen, zu verworren war die letzte Stunde. Doch mir schien, der Großmeister konnte sich mit einem Transversalis retten. Was ihn aber nicht davor bewahrte, von einem plötzlich aus der Dunkelheit erscheinenden Feuerdschinn eingehüllt zu werden... wir hatten Dschinne beauftragt den Bibliotheksbestand zu übersiedeln und einige verschwanden... aber das kann nicht möglich sein... Die Wasserwände schienen eine Lösung zu sein, deshalb..." Die letzten Worte sprach Sheddja mehr zu sich selbst, doch dann sieht sie zuerst Thundar, dann Rukus an. "Der Großmeister verlangte nach Meister Barius. Daran dachte er jetzt wohl nicht mehr. Dann schmunzelt Sheddja: "Wie ich unseren ehrenwerten Großmeister kenne, sitzt er schon in seiner Kammer über den Gesprächen Rohals des Weisen, seiner Meinung nach eine der besten Methoden sich zu entspannen. Die Adepten konnten den Meister aus Charypso nicht finden, doch er wird sich im Beschwörungsturm aufhalten. Sollen wir ihn vielleicht dort... aufsuchen?" Mit Verwunderung bemerken die zwei Magi, dass Sheddja etwas beunruhigt ist und die Entscheidung wohl ihnen überlassen will...
"Eine gute Idee, Meisterin Sheddja! Allen Anschein nach scheint Barius ja mehr zu wissen als er preisgibt", erwidert Thundar sogleich. Zu den Studiosi gewandt meint er noch: "Falls sich etwas verändern sollte, dann bringt euch auf jeden Fall in Sicherheit und sagt einem Magister bescheid - es ist nicht die Zeit für irgendwelche Heldentaten!"
Er blickt wiederum zu Meisterin Sheddja und Rukus: "Auf dem Weg zu Barius werde ich das Rätsel um den Dschinn des Feuers aufklären, wenn es euch recht ist."

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 35 am 26.9.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Pforte IV.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte VI.


ACADEMIA LIMBOLOGICA
Die Pforte VI
Beilage zu Opus no. 36, der 6. Peraine 29 Hal.

Noch sind die Rätsel um die Pforte unter der Bibliothek der Academia Limbologica nicht gelüftet. Die Ereignisse der letzten Zeit warfen ganz im Gegenteil neue auf und noch immer ahnt niemand, was wirklich vor sich geht...

Thundar Hurlemanoff blickt wiederum zu Meisterin Sheddja und Rukus: "Auf dem Weg zu Barius werde ich das Rätsel um den Dschinn des Feuers aufklären, wenn es euch recht ist."
Nachdem er ein zustimmendes Nicken der beiden erhalten hat, fährt Thundar fort: "Der Dschinn stammt von mir. Vor einiger Zeit hatten einige meiner Freunde und ich eine Queste in der Gor zu bestehen, bei der mir schmerzlich bewusst wurde, wie lange es in der Praxis dauert einen Dschinn zu beschwören. Dass dieser Zauber nicht so schnell gesprochen ist wie ein Fulminictus oder ähnliches war mir vorher zwar durchaus bewusst, doch wie lange es dauert, wenn keine Zeit bleibt, habe ich damals erst richtig bemerkt. Auf Grund dieser Erfahrung gab ich einen Ring in Auftrag - die Artefaktmagie war noch nie mein Spezialgebiet -, der es mir ermöglichen sollte eine Dschinni in ihm zu binden.
Genau diese gebundene Dschinni habe ich gerufen, als mein Pentagramma versagte und der Großmeister verloren schien. Nachdem diese Elementarwesen den Wunsch getreulich nach dem Wortlaut auszuführen pflegen - was bisweilen durchaus schelmische Ausmaße annehmen kann - und ich ihn bat den Großmeister Erilarion bis zum letzten zu beschützen... Nun, ich denke der Rest dürfte euch selbst klar sein."
Interessiert lauscht Sheddja diesem Bericht über den Dschinnenring, während die Gruppe über den Arkadengang zu den Treppen beim Portal des Grossen Hörsaals marschiert. Dort angekommen wendet sich Sheddja nach links, hebt ihr Kleid leicht an und steigt die Stufen empor. Oben angekommen will sie etwas entgegnen, wird aber von einer plötzlicher Selbstverwünschung Thundars gestoppt, die sie leicht lächelnd abwartet: "OH NEIN! ICH BIN DOCH WIRKLICH...". Ein Schwall von Selbstbezichtigungen, begleitet von einem Schlag mit der flachen Hand auf die eigene Stirn folgt. "Ich habe meinen Rucksack vor dieser verfluchten Pforte vergessen!" erklärt der Magus den ihn entgeistert anstarrenden Begleitern. "Lasst mich repetieren was sich darin befand: der Trank, die restlichen Kerzen und die Kreide und einige unwichtigere Utensilien wie Schreibzeug, Schnur, ... Oh nein, mein Tagebuch! Gut, dass ich erst vor einem Mond ein neues begonnen habe!" Den Rest des Weges setzt ein leise vor sich hin fluchender Magus fort - die Flüche sind jedoch nicht zu verstehen, und das ist auch besser so, denn wer bisweilen mit Thorwalern reist...
"Grämt euch nicht, werter Magus," entgegnet Sheddja, "wir finden sicher einen Ersatz für Eure Beschwörungsutensilien... und niemand ist da ein geeigneterer Ansprechpartner als Meister Barius." Daraufhin lacht Sheddja kurz und trocken auf, um sich sofort wieder umzuwenden und die kleine Galerie über dem mit Büchern gefüllten Hörsaal zu betreten. Die Tür zum sogenannten Abschwörungszimmer, welches vor dem eigentlichen Beschwörungsturm liegt, öffnet sie mit einem kräftigen Ruck. Sie eilt in die dunkle Kammer, deren einziges Fenster mit Brettern verbarrikadiert ist - nur einige wenige Strahlen des Praioslichts dringen durch Spalten herein und lassen die Linien eines am Boden gezeichneten Pentagramms in goldenem Licht erstrahlen. Sheddja geht fast auf den Zehenspitzen um das Pentagramm herum, die Worte "Auf dass Praios strahlender Finger das Dämonengezücht auf ewig banne" auf den Lippen. Vor Sheddja erhebt sich nun eine große Eisentüre, das einstige Schlüsselloch mit Metallplatten versiegelt. Doch als Sheddja die mächtige Eisenklinke drückt, gibt der alte Mechanismus nur ein Krächzen von sich - die Tür aber bleibt verschlossen. Mit ungläubigem Blick wendet sich Sheddja um... "Verschlossen? Es sollte noch einen Weg durch das Labor geben... folgt mir." Und schon zwängt sich die Meisterin am Pentagramm und den zwei umstehenden Magiern vorbei, eilt die Treppe hinab in den Arkadengang und betritt den überfüllten Vorlesungssaal, an dessen linkem Ende sich eine schmale Türe befindet. "Dies ist die Tür zum Labor des Meister Barius, von wo man über eine Treppe nach oben ebenfalls den Beschwörungsraum erreichen müsste..." Auffällig vorsichtig drückt sie die Klinke nieder und als diese mit einem Quietschen öffnet, schluckt Sheddja um hustend wieder auszuatmen, als ihr ein stechender Geruch entgegenschlägt...
Sofort als er den Geruch wahrnimmt entfährt Thundar ein: "Aeolitus Windgebraus!" In die verdutzten, von - durch den plötzlichen Windstoss - zerzausten Haaren umrahmten Gesichter seiner Begleiter blickend meint er dann etwas kleinlaut, dass die ganze Geschichte langsam aber sicher wohl etwas an seinen Nerven zehre und er deshalb wohl überreagiert habe. Er lässt Sheddja und Rukus - als vermutlich Ortskundige - den Vortritt.
Vorsichtig tritt Sheddja als erste mit vorgehaltener Hand in den dunklen Raum, der sich vor euch öffnet. Nur zwei Fackeln sind links und rechts von der Tür angebracht und erleuchten den Raum mit ihrem spärlichen, gelblich roten Licht. Das einzige Fenster zum Labor ist fest verschlossen und lässt nicht einen Strahl von Praios warmem Licht in das kalte Turmzimmer. Neben euch befindet sich ein hölzerner Schrank, überzogen von Spinnweben und gefüllt mit verschiedensten Büchern. In der Mitte des Raumes erheben sich zwei dunkle Tische über dem steinernen Boden. Auf dem einen liegt ein dickes Buch umgeben von einigen niedergebrannten Kerzen. Am anderen liegt etwas in der Dunkelheit des Raumes nicht völlig Erkennbares - verdeckt von einem Tuch. Direkt neben dem Tisch steht eine große Waage hinter der drei eiserne Stangen aus dem Boden ragen, auf denen die Teile eines Skeletts befestigt sind, ein Schädel aufgespießt auf die erste, ein skelettierter Oberkörper auf der zweiten und ein knöchernes Becken samt Beinen auf der dritten. Am anderen Ende des runden Zimmers erhebt sich ein großer offener Schrank, in dem verschiedenste Geräte, Messer, Sägen und Scheren hängen.
Langsam schreitet Sheddja weiter ins Innere des Zimmers, als sie merkt, dass ihre Füße mit jedem Schritt mehr und mehr am Boden festzukleben scheinen. Als Rukus Sheddjas Blick in Richtung des Bodens bemerkt, hebt er seinen Stab in die Höhe und plötzlich mit einem lauten Zischen sprühen helle Funken aus dessen Ende, die sich zu einer hellen Flamme formen. Mit einer eleganten Bewegung nähert Rukus sodann das Licht dem Boden nahe Sheddjas Beinen, um diesen mit der gelben Flamme zu erhellen. Doch kaum weicht die Dunkelheit vom steinernen Untergrund schreckt Rukus vor Ekel zurück, wobei der Stab zu Boden fällt und die Flamme erlischt. "Blut..." stottert der alte Mann, seine Hand auf das Herz gepresst "...der ganze Boden des Raumes - er ist bedeckt mit altem, geronnenem Blut!"
Unbeirrt durch den Aufschrei des Magus setzt Sheddja ihren Weg zum Tisch in der Mitte des Raumes fort, kommt davor zu stehen und reißt das Tuch, das darüber liegt, hinfort. Doch ein Blick auf das enthüllte Objekt genügt... "BORON STEH MIR BEI!" ruft sie laut, bevor ihre Hand das Tuch fallen lässt und sogleich den nach Luft haschenden Kopf zu stützen sucht... "Finster ist der Anblick des Todes für den, der ihn nicht kennt, nicht wahr? Was dachtet Ihr, würdet Ihr hier finden?... Meister Barius wird verärgert sein über eure Schnüffelei..." Als ihr euch alle erschrocken umdreht, seht ihr die Silhouette eines nicht allzu großen Mannes in der Tür zum Labor. Er tritt näher und ihr erkennt Colonileus, den Assistenten des dunklen Meisters mit ungepflegtem Bart und langen strähnigen schwarzen Haaren. An seinem Körper trägt er eine graue Robe und darüber einen blutverschmierten ledernen Schurz...

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 36 am 3.10.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Pforte V.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte VII.


ACADEMIA LIMBOLOGICA
Die Pforte VII
Beilage zu Opus no. 37, der 13. Peraine 29 Hal.

Noch sind die Rätsel um die Pforte unter der Bibliothek der Academia Limbologica nicht gelüftet. Die Ereignisse der letzten Zeit warfen ganz im Gegenteil neue auf und noch immer ahnt niemand, was wirklich vor sich geht...

Nachdem sich alle Anwesenden von ihrem ersten Schreck erholt und in der dunklen Gestalt im Türeingang den Assistenten des Meister Barius erkannt haben, kann man heraneilende Schritte vernehmen. Augenblicke später wird Colonileus beiseite geschoben und der Großmeister selbst betritt - allen Anwesenden ein strahlendes Lächeln zeigend - den Laborraum. Dann ändert sich sein Gesichtsausdruck schlagartig und er dreht sich zu dem Assistenten um: "Ich habe den Anblick des Todes oft genug erblickt... und überhaupt, in welchem Tonfall redest du denn mit Meisterin Sheddja?! Unser Anliegen als 'Schnüffelei' zu bezeichnen ist, gelinde gesagt, eine Frechheit!" Prüfend wandert sein Blick an dem Scolaren hinab und wiederum aufwärts, als er mit ehrfurchtgebietender Stimme meint: "Sobald das hier vorüber ist, meldest du dich bei mir, und dann machst du erst mal das Labor hier sauber... außerdem wird es Zeit für ein gepflegtes Äußeres..."
Noch ein abfälliger Blick und der Großmeister wendet sich wieder lächelnd an seine Collegi, scheinbar ist seine Aufregung von vorhin verschwunden: "Freunde, seht her!"
Bei diesen Worten holt Erilarion einen dicken Folianten hinter seinem Rücken hervor. "Als ich mich auf mein Gemach zurückgezogen hatte, da begann ich - wie meistens in solchen Situationen - in ebendiesem Buch zu blättern." Jetzt, wo er euch das Buch hinhält, könnt ihr auch den Titel erkennen: Es sind die 'Gespräche Rohals des Weisen'. "Und seht her, was ich gefunden habe..."
Damit drückt Erilarion dem ein wenig überrascht aussehenden Rukus den Folianten in die Hand. Der greise Magus hält den aufgeschlagenen Octavo eine Zeit lang in Händen, ehe er dann mit bedeutungsvoller Stimme zu rezitieren beginnt:

"Magister, quid est natura daimonii?
Coram id, quod cupidus te eripere. Coram etiam id, quod cupidus te fallere et decipere, cum solum oculo docto spectes. Omnino in occulto enim potentia, cuius scientia interdicta dat, nam nihil daimonii sentire est in opus eius."

"Hmm...", sinnt Rukus weiter nach. "Offensichtlich ist das, was dich vernichten will. Offensichtlich ist auch das, was dich täuschen und hintergehen will, so du es nur mit geschultem Auge betrachtest. Vollkommen im Verborgenen jedoch wirkt die Macht dessen, der verbotenes Wissen gibt, denn in seinem Wirken ist nichts Dämonisches zu erkennen..." Er legt den Folianten zur Seite und streicht sich nachdenklich durch den Bart. "In diesen Worten liegt fürwahr Gewicht. Doch wie passt dies alles zusammen?" Fragend blickt er zuerst den Großmeister, dann jeden der anderen Anwesenden an.
Meisterin Sheddja, seit dem Auftauchen des Großmeisters äußerlich wieder völlig ruhig, geht, während Rukus das Bosparano übersetzt, langsam in die Knie und hebt das Tuch, das sie zuvor fallen ließ, mit den Fingerspitzen wieder auf. Mit großer Sorgfalt breitet sie es wieder über den Körper auf dem Labortisch und dreht sich dann wieder zu den anderen um.
"Habt Dank, Großmeister, aber der Adept hat nicht unrecht. Ich sollte mich nicht in die Forschungen des ehrenwerten Meister Barius einmischen, verzeiht." Doch besonders ernst scheint sie ihre Entschuldigung nicht zu nehmen und ihr Gesicht verliert die strengen Züge erst, als sie ihren Blick vom Adepten Colonileus löst. "Wir sollten persönlich mit dem Meister aus Charypso sprechen, anstatt in seinem... Studierzimmer nach ihm zu suchen, wo... wo sich offensichtlich nichts Lebendiges finden lässt." Die Meisterin schaudert von ihren eigenen Worten und tritt dann wieder näher zur Türe, dem hellen Praioslicht, das den Vorlesungssaal erhellt, entgegen. Dann wendet sie sich wieder an Colonileus: "Wo ist dein Meister?"
"Nun, um ehrlich zu sein, werte Meisterin, ob der Klärung eben dieser Frage bin ich hier her gekommen. Ich wollte den Meister selbst vor einigen Minuten in seinem Gemach wegen einer Frage aufsuchen. Zu meiner Verwunderung, denn um diese Zeit erholt er sich meist von einer arbeitsamen Nacht, war er dort nicht aufzufinden. Darum habe ich angenommen, er würde sich hier aufhalten. Jedoch anstelle meines Meisters fand ich euch hier vor und diese Besucher. Wenn der Meister erfährt, dass ich zugelassen habe, dass ihr diesen Raum betretet, noch dazu in Begleitung von Fremden, wird er vor Wut toben. Dies ist sein Labor - dennoch verzeiht meinen etwas schroffen Ton. Jedoch würde mich nun selbst interessieren, was hier vor sich geht..."
Mit diesen Worten betritt der Studiosus den düsteren Raum und geht direkt auf den Tisch in dessen Mitte zu, um sodann das Tuch wieder zu entfernen. "Bei allen Göttern! Was hat er hier getan?" Mit offenem Mund betrachtet er eine auf dem Tisch liegende Leiche. Die Haut wurde an den meisten Stellen entfernt und Brust wie auch Bauchraum sind eröffnet. "Und dieser Gestank..." Schnell eilt Colonileus zum Wandschrank, um dort ein kleines Fläschchen zu holen. Er öffnet es und gießt eine seltsamriechende durchsichtige Flüssigkeit über den toten Körper. "So, das sollte ihn eine Weile frisch halten. Nun wollen wir mal sehen..." Er beginnt die aufgeschnittene Bauchwand wegzuklappen, um dann mit den Händen im eröffneten Raum herumzuwühlen...
"Magen, Omentum majus, Hepar... Lien... Ileum, Jejunum und Colon... hier scheint alles noch da zu sein... wollen wir uns mal die Brust zu Gemüte führen." Mit den Händen presst er die schon zersägten Rippen auseinander, befestigt sie mit zwei eisernen Haken und beginnt auch hier zu wühlen. "Die Lungen sind da, wurden jedoch von den Arteriae und Venae Pulmonales abgetrennt... aber... das Herz wurde entfernt...!" Er richtet sich wieder auf, wischt sich die Hände am ohnehin schon schmutzigen Schurz trocken und geht zum anderen Tisch, auf dem ein Buch aufgeschlagen daliegt. "Das Paraphernalium? Kapitel über Präparation des frischen Herzens..." Die ungläubige Stimme verstummt und tiefe Sorgenfalten beginnen das Gesicht des Scolaren zu überziehen... "Wie kann das sein? Was will der Meister mit einem menschlichen Herz... Er hat, seit ich hier studiere, noch keine Beschwörung vollzogen... lieber würde er sterben, als leichtfertig einen Dämon nach Dere zu invozieren... Er muss es sehr eilig gehabt haben, denn den Leichnam nach der Arbeit nicht einmal mit Phormalin zu beträufeln, sieht ihm nicht ähnlich!" Colonileus hebt des Kopf und wirft dem Großmeister einen mehr als besorgten Blick zu...

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 37 am 10.10.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Pforte VI.

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